

Magischer Sex beginnt im Kopf – und im Körper
Sex ist mehr als ein körperlicher Akt: er ist ein Spiegel unserer Beziehung zu uns selbst, zu unserem Körper und zu unserem Gegenüber. In einer Welt, die Leistung, Schnelligkeit und Perfektion idealisiert, kann es eine echte Herausforderung sein, Intimität als etwas Natürliches, Heilsames und Lustvolles zu erleben. Doch genau hier setzt die Arbeit von Sidney Gesina an: Die ehemalige Schauspielerin und heutige Orgasmic Coach hilft Frauen, ihre Sinnlichkeit neu zu entdecken, Scham abzulegen und den eigenen Körper wieder als Quelle von Lebenslust zu begreifen.
Warum Langsamkeit der Schlüssel ist
Einer der zentralen Impulse: Langsamkeit. Magischer Sex, so Sidney, sei weniger eine Frage der Technik, sondern vielmehr der Präsenz. Durch das bewusste Tempo-Reduzieren – ob beim Solosex oder in der Partnerschaft – werde das Spüren wieder möglich. „Langsamkeit intensiviert die Wahrnehmung – und das macht den Sex magisch“, so ihre Erfahrung.
Hauthunger: Das unterschätzte Bedürfnis
Unsere Haut ist ein Sinnesorgan mit echten Bedürfnissen. Sidney beschreibt den „Hauthunger“ als ein weitverbreitetes, aber kaum beachtetes Phänomen: Berührungsmangel kann psychische wie körperliche Folgen haben – von Schlafproblemen bis Einsamkeit. Ihr Appell: „Schmeiß das Handy und den Schlafanzug aus dem Schlafzimmer.“ Nähe braucht Raum.
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Tantra, Love-Touch & Seelenblick
In ihrem „Orgasmic Touch“-Ritual verbindet Sidney tantrische Körperarbeit mit emotionaler Selbstfindung. Ein zentrales Element ist dabei der sogenannte Seelenblick – minutenlanger Augenkontakt ohne Worte. Für viele eine ungewohnte, aber zutiefst verbindende Erfahrung, die Vertrauen und emotionale Tiefe aufbaut. Wer sich dafür noch nicht bereit fühlt, kann mit der sanfteren Love-Touch-Massage beginnen – ein Zwischenritual für mehr Körperbewusstsein ohne Intimkontakt.
Orgasmuslücke: Wenn Frauen weniger kommen
Ein bemerkenswerter Punkt des Gesprächs: die sogenannte Orgasm Gap zwischen heterosexuellen Männern (95 %) und Frauen (nur 65 %). Eine der Hauptursachen laut Sidney: Zeit. Während männliche Sexualität oft wie ein Feuer schnell entflammt, funktioniert weibliche Lust wie Wasser – sie braucht mehr Zeit zum Aufheizen, bleibt dafür aber länger. Ein einfaches, aber wirkungsvolles Bild, das für viele Paare ein echter Gamechanger sein kann.
Selbstliebe als sexuelle Revolution
Ein wiederkehrendes Motiv des Gesprächs: die Macht der Selbstliebe. Viele Frauen, so Sidney, hätten ihren eigenen Intimbereich noch nie angesehen oder bewusst berührt. Der Weg zu erfüllter Sexualität beginne deshalb oft mit achtsamer Selbstexploration – ganz ohne Leistungsdruck. „Dein Körper ist Tempel und Vergnügungspark zugleich.“
Fazit: Mehr Lust, mehr Leben
Sexualität ist ein Spiegel unserer Lebendigkeit. Wer seine eigene Sinnlichkeit entdeckt – ob alleine oder mit Partner – aktiviert nicht nur neue Lustquellen, sondern fördert auch Gesundheit, Selbstbewusstsein und Resilienz. Für Sidney Gesina ist klar: „Wenn Frauen ihre Lust leben, verändern sie die Gesellschaft.“ Ein Satz, den man sich merken sollte.
Take-Aways für ein lustvolleres Leben
- Langsamkeit als Lustverstärker: Präsenz statt Performance.
- Hauthunger stillen: Berührung ist ein Grundbedürfnis.
- Tantra neu gedacht: Intimität beginnt mit Verbindung – nicht mit Technik.
- Selbstliebe kultivieren: Der Weg zur sexuellen Erfüllung beginnt bei dir selbst.
- Kommunikation hilft: Wünsche dürfen – und sollten – liebevoll ausgesprochen werden.
- Beckenboden trainieren: Für mehr Lust und stärkere Orgasmen.
- Sex ist lernbar: Guter Sex ist kein Zufallsprodukt, sondern ein Entwicklungsweg.
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Sidney Gersina – Orgasmic Coach & Wegbereiterin weiblicher Sinnlichkeit
Sidney Gersina begleitet Frauen auf einer transformierenden Reise zu mehr Selbstliebe, Körperbewusstsein und gelebter Sinnlichkeit. Als ehemalige Schauspielerin kennt sie die Kraft von Ausdruck und Präsenz – heute nutzt sie diese Erfahrung, um Frauen darin zu bestärken, Scham loszulassen, ihre innere Wahrheit zu spüren und den eigenen Körper als Quelle tiefer Lebensfreude neu zu entdecken. In ihrer Arbeit als Orgasmic Coach schafft sie Räume, in denen weibliche Lust wieder einen natürlichen Platz im Alltag findet – achtsam, ganzheitlich und frei von Tabus.
[Nils Behrens] (0:00 - 0:49)
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[Sidney Gersina] (0:51 - 1:15)
Magischer Sex hat weniger vielleicht mit Technik zu tun, das ist vor allem, ich glaube, eine Einstellungssache. Und ja, auch das Thema Langsamkeit. Also ich habe das Gefühl, Langsamkeit ist der Schlüssel für intensivere Wahrnehmung und auch für intensiveren Sex.
Das heißt, da einfach auch ein bisschen das Tempo rausnehmen, macht den Sex auf jeden Fall magisch.
[Nils Behrens] (1:15 - 2:11)
Herzlich Willkommen zu HEALTHWISE, dem Gesundheitspodcast präsentiert von Sunday Natural. Ich bin Nils Behrens und in diesem Podcast erkunden wir gemeinsam, was es bedeutet, gesund zu sein. Wir tauchen ein in Themen wie Medizin, Bewegung, Ernährung und emotionale Gesundheit.
Immer mit einem weisen Blick auf das, was uns wirklich gut tut. Sexualität ist weit mehr als nur eine körperliche Akt, sie ist ein Spiegel unserer Beziehung zu uns selbst und anderen. Doch in einer Welt voller Leistungsdruck und Tabus fällt es vielen schwer, ihre eigene Lust frei und unbeschwert zu erleben.
Sydney Gersiner ist Expertin für Orgasmic Coaching und begleitet Menschen dabei, ihre Sinnlichkeit und Sexualität auf einer tiefen, authentischen Ebene neu zu entdecken. Mit ihrer Arbeit verbindet sie körperliche Ansätze wie Tantra-Massage und Beckenbodenübung mit emotionalen und mentaler Selbstfindung. Als ehemalige Schauspielerin bringt sie zudem eine besondere Sensibilität für Menschen und Geschichten sowie Emotionen mit, die ihre Arbeit bereichern.
Deswegen sage ich herzlich Willkommen, Sydney Gersiner.
[Sidney Gersina] (2:11 - 2:13)
Hallo, freut mich da zu sein.
[Nils Behrens] (2:13 - 2:16)
So, Sydney, wie sieht denn für dich der perfekte Sonntag aus?
[Sidney Gersina] (2:17 - 2:38)
Ich habe totales Glück, weil meine Kinder sind beide leidenschaftliche Langschläfer. Das heißt, der Sonntagmorgen gehört nur mir alleine, was ich ganz, ganz toll finde. Und ja, ich muss schon ehrlich sein, dass für einen perfekten Sonntag bei mir auf jeden Fall Sex dazugehört.
Egal, ob Solo-Sex.
[Nils Behrens] (2:38 - 2:39)
Eine überraschende Antwort.
[Sidney Gersina] (2:40 - 2:53)
Egal, ob Solo-Sex oder mit einem Partner, weil ich einfach das Gefühl habe, naja, dann startet sozusagen der Tag schon mit einer sehr guten Laune. Und das ist wie so ein Energie-Kick, also besser als ein Espresso für mich.
[Nils Behrens] (2:54 - 3:00)
Damit sind wir ja direkt im Thema. Wie bist du dazu gekommen, quasi als Orgasmik-Coach zu arbeiten? Gab es so einen Schlüsselmoment für dich?
[Sidney Gersina] (3:01 - 5:05)
Ich würde sogar sagen, es gab bei mir zwei große, wichtige Schlüsselerlebnisse. Also unter anderem war ich als Kind wahnsinnig schüchtern und habe auch total unter meiner Schüchternheit gelitten. Weil wenn man sehr, sehr schüchtern und sehr still ist, dann wird natürlich auch gerne mal über die eigenen Grenzen getrampelt.
Und war damals immer ein totaler Bewunderung für all diese starken und selbstbewussten Mädchen um mich rum. Und das hat sich erst geändert durch unser aller sexuelles Erwachen, würde ich sagen. Weil ab dem Zeitpunkt wurden all diese selbstbewussten Mädchen plötzlich fast schon unsicher, unsicher ihren Körper gegenüber unsicher den körperlichen Empfindungen.
Und bei mir war es das ganze Gegenteil. Also ich hatte das Gefühl, ich bin da so unbeeinflusst, mit so einem schönen Blick immer auf meinen eigenen Körper und meine eigene Lust groß geworden. Und es hat einfach die Scham und die Angst gefehlt und bei mir war es nur pure Neugier und ein total erhabenes Gefühl von was ich Unglaubliches selbst in mir auslösen kann.
Also ich hatte richtig das Gefühl, dass nach meinem ersten Orgasmus, das klingt jetzt kitschig, die Farben intensiver aussahen, das Essen intensiver schmecken konnte. Also ich hatte so das Gefühl, dass als mein Körper gelernt hat, orgiastisch zu sein, dass ich überhaupt, wie so als hätte ich plötzlich das komplette Spektrum meiner Sinne und deren Fähigkeit plötzlich in der Hand und habe auch durch dieses sexuelle Erwecken überhaupt so ein Selbstbewusstsein aufgebaut, eine Stimme gefunden, überhaupt sozusagen auch so einen Raum einnehmen können. Und naja, wie das Leben so spielt, kann man natürlich auch Dinge, die man schon gewonnen hat, auch wieder verlieren.
Das passiert ganz oft nach.
[Nils Behrens] (5:05 - 5:14)
Das wollte ich gerade nachfragen, weil letztendlich ist es ja so, also das klingt alles wirklich sehr schön und ich weiß nicht, ob es jeder so intensiv behandeln würde, wie du es jetzt so sagst. Nichtsdestotrotz, das macht dich jetzt ja noch nicht zum Coach.
[Sidney Gersina] (5:14 - 6:13)
Nein, natürlich nicht. Das war sozusagen nur das erste Erwecken, zu merken, was das für eine Kraft hat. Wie gesagt, auch dieses Gefühl, was ich da hatte, das kann man eben leicht verlieren nach traumatischen Erlebnissen, wenn wahnsinnig übermäßiger Stress, überhaupt eine Art von Überforderung stattfindet, auch bei ungesunden Beziehungsdynamiken, aber auch bei so Sachen wie Schwangerschaft und Geburten.
Und ich hatte einfach einen Punkt in meinem Leben erreicht, wo ich das Gefühl hatte, ich hatte erstens das Gefühl, all das auf mich eingeprasselt ist und habe dadurch die Verbindung zu mir und meinem Körper wirklich verloren. Und zwar so sehr, dass ich irgendwann im eigenen Spiegelbild mich selber einfach nicht mehr erkannt habe. Also ich hatte das Gefühl, dass ich mein eigenes Feuer, mein eigenes Leuchten, meinen Hunger, nicht nur meinen sexuellen Hunger, sondern auch meinen Hunger aufs Leben verloren hatte.
[Nils Behrens] (6:13 - 6:15)
Gab es dafür einen Ausschlüsser?
[Sidney Gersina] (6:16 - 8:15)
Ja, wie gesagt, ich würde sagen, all die Punkte, die ich angesprochen habe, Die Summe von allem? Genau, es war, glaube ich, wahrscheinlich die Summe von allem Möglichen. Und ich habe damals mir therapeutische Hilfe geholt, was mir total gut geholfen hat natürlich, aber ich habe trotzdem gemerkt, dass diese traumatischen Erlebnisse auch einfach in meinem Körper feststecken, so in gefühlt jeder Zelle.
Und das ist ja auch so, dass bei bestimmten Erlebnissen, die wir nicht aktiv verarbeiten können, der Körper in eine Art Freeze-Modus geht und diese überschüssige Energie sozusagen in unserer Muskulatur und unserem Gewebe abgespeichert wird. Und das natürlich ganz besonders intensiv im Becken, weil wir im Becken auch ganz viel innere, tiefe Muskulatur haben, zum Beispiel den Beckenboden. Und deshalb ist es einfach gerne ein Speicherplatz für unterdrückte Emotionen und eben Traumata.
Und ich habe damals einfach angefangen, mich selbst zu berühren. Jeden Tag und zwar sehr, sehr liebevoll und sehr, sehr achtsam. Erstmal natürlich den ganzen Körper und irgendwann auch meinen Intimbereich.
Und habe einfach gemerkt durch diese, ich würde schon sagen, Körpereigentherapie-Form, die ich da genutzt habe, hat sich das einfach Stück für Stück verändert. Also ich habe gemerkt, dass mein Körper immer weicher wurde. Ich habe gemerkt, dass sich die Berührungen immer mehr auch schön angefühlt haben.
Ich habe immer mehr gemerkt, dass ich auch wieder sensibel wurde und wieder diesen Zugang auch zu meiner Lust gefunden habe. Und naja, irgendwann stand ich wieder vor dem Spiegel, habe mich angeguckt und habe nur gedacht, holy shit, also ich hatte das Gefühl, ich habe es geschafft, mir mein eigenes Feuer, mir mein eigenes Leuchten und wieder diese Lust und diesen Hunger aufs Leben zurückzuholen.
[Nils Behrens] (8:16 - 8:21)
Würdest du auch behaupten, dass das eine Art, ich sage mal, etwas mit der Selbstliebe auch so zu tun hat?
[Sidney Gersina] (8:21 - 8:56)
Auf jeden Fall. Ich hatte richtig das Gefühl, dass die körperliche Selbstliebe meine seelische Selbstliebe wie mitwachsen lässt. Also dass sich das beides total beeinflusst hat.
Und habe einfach an dem Punkt gedacht, also nicht nur, für mich hat sich das angefühlt fast schon wie so eine Wiedergeburt in meine Sinnlichkeit und auch so in meine Lebendigkeit. Und da habe ich einfach gedacht, oh mein Gott, also wenn sowas möglich ist, wenn ich sowas Tolles kann oder der Mensch sowas Tolles kann, dann muss ich doch diese Botschaft in die Welt raustragen und auch Frauen auf diesem Weg unterstützen und begleiten.
[Nils Behrens] (8:56 - 9:10)
Okay, und dafür hast du dann eine entsprechende Ausbildung gemacht und verstehst dich jetzt, also nennst dich ja selbst ein Orgasmi-Coaching. Was würdest du sagen unterscheidet es von anderen Formen der Sexualberatung?
[Sidney Gersina] (9:11 - 10:16)
Also ich würde sagen, es ist vielleicht auch so ein bisschen der Schwerpunkt aufs Positive. Also nicht nur Problembehandlung, sondern der Fokus auf die Lusterfahrung und auch auf die Steigerung der sexuellen Erfahrung. Und natürlich hat es auch ganz viele Aspekte wie klassische Sexualberatung.
Also es geht natürlich auch bei mir ganz viel um Aufklärung. Aufklärung überhaupt über Sex, Aufklärung über Mann und Frau, Aufklärung über Mythen, über Glaubenssätze. Aber da Sex eben auch wirklich was Körperliches ist, arbeite ich auch wahnsinnig viel mit dem Körper.
Also egal ob das Atemübungen, Achtsamkeitstraining, Beckenbodentraining oder eben die sinnliche Massage ist. Weil ich auch das Gefühl habe, dass wenn wir es schaffen in beide Richtungen zu arbeiten, also mit dem Körper, das beeinflusst auch unseren Geist und unsere Seele und auch wenn wir von innen arbeiten, beeinflusst das unseren Körper. Und somit hat man natürlich die schönsten und schnellsten und stärksten Ergebnisse.
[Nils Behrens] (10:16 - 10:33)
Ich verstehe. Dann lass uns doch da gleich mal drauf eingehen, bevor wir auf diese Mythen und Missverständnis, weil da möchte ich auch gleich nochmal mit dir drüber sprechen. Aber wir haben im Vorgespräch, hattest du mir so ein bisschen erzählt, das Thema Hauthunger.
Das ist ja, also wahrscheinlich kann man sich schon vorstellen, was damit gemeint ist, aber magst du es trotzdem für unsere HörerInnen mal ein bisschen erklären, was du damit meinst?
[Sidney Gersina] (10:34 - 10:47)
Ja, sehr gerne. Ich liebe das Wort Hauthunger und ich habe das Gefühl, dass unsere gesamte Gesellschaft wirklich unter einem Berührungsmangel leidet, was auch wirklich dramatische Folgen für uns hat.
[Nils Behrens] (10:47 - 10:59)
Es ist ja wirklich auch interessant, wenn man sich überlegt, das ist der einzige Sinn, der nicht überlastet ist. Also von unseren fünf Sinnen, sage ich mal so, jeder von unseren Sinnen ist eigentlich komplett überlastet, nur der Tastsinn sozusagen nicht.
[Sidney Gersina] (10:59 - 11:40)
Ja, und wir wissen ja von Babys zum Beispiel, dass Babys ja sogar sterben, wenn sie nicht genug Berührung bekommen. Also wir sind schon etwas robuster, wir sterben nicht, sondern wir werden einfach krank. Und ich habe schon das Gefühl, das hat bestimmt auch mit der technischen Entwicklung zu tun, weil wir einfach immer mehr Zeit auch mit Bildschirm verbringen und deshalb automatisch weniger Zeit in wirklichem Kontakt und Austausch haben.
Also ich würde sagen, mein allererster Tipp an die Zuschauer draußen wäre vielleicht, sich einen Wecker zu kaufen und alle technischen Geräte aus dem Schlafzimmer rauszuschmeißen und vielleicht sogar zusätzlich noch den Schlafanzug wegzuschmeißen.
[Nils Behrens] (11:41 - 11:43)
Okay, den Schlafanzug wegzuschmeißen.
[Sidney Gersina] (11:43 - 12:08)
Und dieser Hauthunger, der beschreibt einfach, also die Haut ist ja ein lebendiges Organ, was nicht einfach nur Schutzhülle ist, sondern hat eben auch starke Bedürfnisse, so wie wir auch Nahrung brauchen, braucht unsere Haut halt auch einfach zarte, liebevolle Berührung und hungert eben da richtig danach, wenn es nicht genug davon bekommt.
[Nils Behrens] (12:08 - 12:49)
Ja, dieses Kuschelhormon Oxytocin wird eben halt nicht ausgeschüttet. Und das ist eben halt das, was, glaube ich, sehr viele Leute insbesondere auch in der Corona-Zeit wahrscheinlich dann auch sehr stark gemerkt haben, als dann einfach wirklich jegliche Art von körperlicher Nähe dann gefehlt hat und deswegen, ja, 100 Prozent. Deswegen hast du ja auch einen Teil deiner Therapie, nicht zwingend, glaube ich, aber zumindest zum Teil setzt du es eben halt auch ein, dass du eben halt diese sogenannte Tantra-Massage machst.
Ich muss da ganz ehrlich sagen, ich habe das von mal früh gehört, ich verbinde das so ein bisschen mit so einer Hippie-Zeit, ich weiß gar nicht, ob das so richtig verortet ist oder nicht, aber deswegen klär uns doch mal bitte auf, wie läuft denn so eine klassische Tantra-Massage ab?
[Sidney Gersina] (12:49 - 15:53)
Ich erzähle dir am besten, wie eine Orgasmic-Touch-Massage abläuft, weil das ist sozusagen mein ganz eigenes Ritual der Tantra-Massage. Und das fängt schon mal an mit einem Vorgespräch, wo man überhaupt nicht nur sozusagen so ein bisschen seine Aufregung abschütteln kann, sondern man auch so ein bisschen ein Gefühl bekommt für seinen Jetzt-Zustand. Wie ist denn meine Beziehung gerade zu meinem Körper, zu meinem Partner?
Was habe ich für unerfüllte Sehnsüchte? Wo habe ich vielleicht Burkladen? Was habe ich vielleicht für traumatische Erlebnisse erlebt, die ich noch sozusagen in meinen Zellen fest gespeichert habe?
Und danach sozusagen wird dann das Ritual eingeleitet. Ich fange immer an mit einer Atemmeditation, weil ich das Gefühl habe, das zentriert uns einfach am allerstärksten sozusagen im Hier und Jetzt und gibt auch, glaube ich, den Klientinnen so ein bisschen das Gefühl von den Stress und Sorgen auch so ein bisschen ausatmen und weglassen. Danach geht sozusagen weiter zur, ich würde es vielleicht nennen, eine Art Sensibilisierungsarbeit.
Das heißt, ich benutze verschiedene Materialien wie Seide, Federn, Fell, um die Hautrezeptoren sozusagen aufzuwecken und zu sensibilisieren. Und dann geht es weiter in das Massageritual. Und das Massageritual unterscheidet sich eben von einer klassischen Massage, weil es nicht einfach nur um Entspannung zum Beispiel geht, sondern, na ja, vielleicht überhaupt ein paar Sätze zum Tantra, um das besser zu verstehen.
Also Tantra ist ja eine philosophische Strömung. Und diese Strömung hat im Zentrum die liebevolle und achtsame Wahrnehmung unserer Umgebung, der Menschen, die uns begegnen und uns selbst. Das heißt auf körperlicher Ebene eben mit all unseren Narben, mit all unseren Falten, Dehnungsstreifen und auch vielleicht allen Dingen, die uns einzigartig machen und natürlich auch ein bisschen unsere Geschichte erzählen.
Deshalb wird bei der Tantra-Massage eben der ganze Körper berührt, auch die Lustorgane, um eben auch diese positive Botschaft dem Körper zu geben und nicht irgendwas auszusparen und zu sagen, das ist eklig, das wird nicht berührt, sondern ich sehe und berühre dich. Und zwar alles in totaler Liebe. Und auf seelischer Ebene bedeutet das eben, sich auch selbst anzunehmen, auch mit allem, was dazu gehört.
Also mit seiner Freude, mit seiner Neugier, mit seiner Liebe, aber auch mit den Blockaden, mit den Ängsten, mit dem kleinen und großen Traum und eben auch die Zelebrierung der sexuellen Lust. Und das heißt, es ist einfach nochmal ein anderes Erlebnis und holt vielleicht auch überhaupt dich so ganz ab.
[Nils Behrens] (15:53 - 16:11)
Das klingt jetzt für mich aber schon insofern, also wenn du sagst, die komplette sexuelle Lust, aber es ist tatsächlich ja ein einseitiger Prozess, wenn man es in Anführungsstrichen so sehen will. Also du bist sozusagen die, die dafür sorgt sozusagen, aber also nicht andersrum.
[Sidney Gersina] (16:11 - 16:40)
Genau, was für Frauen manchmal ganz schwer ist, weil es eben das erste Mal auch in sinnlicher Berührung einfach nur ums Annehmen geht. Also ich habe bei Frauen ganz oft das Gefühl, dass sie am Anfang immer das Gefühl haben, es ist wie Sex, es ist eine Art Tanz und es ist ein Geben und Nehmen und dann muss man eben liebevoll immer wieder sagen, nein, darum geht es gar nicht, es geht wirklich nur um dich und auch immer um Heilungsprozesse und vor allem um auch die Erweckung und die Steigerung der sexuellen Lust.
[Nils Behrens] (16:40 - 16:44)
Bei der Tantra-Massage selbst machst du auch in erster Linie nur Frauen.
[Sidney Gersina] (16:44 - 17:35)
Genau, ich würde auch gerne noch etwas ergänzen und zwar gibt es ja auch genug Frauen, die sich noch nicht mutig oder vielleicht auch noch nicht mutig genug fühlen, um so eine Erfahrung wie eine Tantra-Massage zu machen, dass ich auch eine Art Zwischenmassage-Ritual aufgebaut habe, die ich die Love-Touch-Massage nenne, die sozusagen alle möglichen spannenden, tollen Anteile der tantrischen Massage beinhaltet, aber ohne alles zu berühren. Also dass auch Leute, die das sozusagen für sich erfahren möchten, aber vielleicht in der Zwischenstufe oder vielleicht auch gar nicht so im Ganzen, die können dann auch zu mir kommen und diese Form der Erfahrung machen.
[Nils Behrens] (17:37 - 17:41)
Und dann hast du mir was in dem Zusammenhang erzählt mit dem Seelenblick.
[Sidney Gersina] (17:42 - 18:41)
Nach dem Vorgespräch und nach der Atemmeditation arbeite ich mit einer Art Seelenblick. Und das ist eine tantrische Übung, wo man sich wirklich minutenlang gegenüber sitzt und sich nur in die Augen guckt, ohne zu kommunizieren. Und da passieren einfach ganz abgefahrene Sachen.
Also man hat wirklich das Gefühl von einer richtigen Begegnung. Man hat das Gefühl, dass man sich auch ein Stück weit vielleicht sogar noch besser kennenlernt. Das kann man sogar auch mit Menschen machen, die man gut kennt.
Und vor allem hat man das Gefühl, dass man das ganze Wesen sieht. Das heißt auch die Anteile, die wir sozusagen verstecken oder vielleicht auch selber gar nicht spüren. Und das ist einfach auch für mich in der Arbeit total toll, weil ich dann in der Massage selber immer das Gefühl habe, ich kann viel besser darauf zugreifen, was der Körper wirklich braucht.
[Nils Behrens] (18:43 - 18:47)
Und wie lange, du sagst mehrere Minuten, wovon ist es abhängig, wie lange dann der Seelenblick dauert?
[Sidney Gersina] (18:47 - 19:16)
Auf jeden Fall länger, als man glaubt. Und vielleicht auch länger, als man es möchte. Ich habe schon das Gefühl, dass das am Anfang auch was sehr Bedrohliches hat, weil man eben so in die Seele des anderen guckt.
Und vielleicht auch, weil man in keiner Situation jemanden wirklich so lange nur in die Augen schaut. Also die meisten Menschen, die bei mir waren, haben noch nicht mal ihrem eigenen Partner so lange in die Augen geguckt. Also es hat auf jeden Fall eine große Tiefe und eine sehr große Macht.
[Nils Behrens] (19:16 - 19:23)
Was würdest du grundsätzlich sagen, welche Unterschiede siehst du in der Sexualität von Männern und Frauen? Also äußern sich die männliche und weibliche Energie unterschiedlich?
[Sidney Gersina] (19:23 - 19:56)
Ja, auf jeden Fall. Ich würde sagen, das fängt auch schon damit an, warum zum Beispiel ein Sexcoach aufgesucht wird. Also auch wenn der Hauptgrund natürlich die Beziehung ist, weil Sex ist ganz oft nicht nur wirklich verantwortlich für Krisen, sondern ganz oft auch für Trennungen.
Also Menschen kommen auch immer, um ihre Beziehung zu retten. Aber Männer kommen in ein Sexcoaching, weil sie mehr Sex möchten. Frauen kommen in ein Sexcoaching, weil sie besseren Sex möchten.
[Nils Behrens] (19:56 - 19:58)
Okay, das eine ist die Qualität, das andere die Quantität.
[Sidney Gersina] (19:59 - 20:22)
Ja, und was ich mit besserem Sex meine, ist vor allem Sex, der es wert ist, gewollt zu werden, weil er zur eigenen Sexualität passt. Also ich benutze ganz gerne so ein sehr simples Bild, weil das sehr schnell zeigt, warum wir so unterschiedlich sind. Ich finde, dass die männliche Sexualität ist wie Feuer und die weibliche Sexualität ist wie Wasser.
[Nils Behrens] (20:22 - 20:23)
Das passt erst mal nicht so gut zusammen.
[Sidney Gersina] (20:24 - 21:22)
Doch, doch, doch, wenn man es versteht dann schon. Aber das heißt, die männliche Sexualität ist sehr schnell entflammbar, sehr schnell heiß, das heißt auch die Erregung ist wahnsinnig schnell auch sozusagen in der Steigerung. Aber wenn sie erlischt, dann ist auch ganz schnell vorbei.
Also so wie auch der männliche Orgasmus dann ein abruptes Ende sozusagen des sexuellen Aktes ist. Und die weibliche Sexualität ist wie Wasser. Und das heißt, das Wasser an sich braucht natürlich viel, viel länger, bis es heiß wird, vor allem bis es so heiß ist, dass es wirklich kocht.
Aber wenn es mal heiß ist, dann bleibt es auch heiß. Das heißt, die weibliche Sexualität braucht zwar länger, um sich aufzubauen, hält aber auch länger an. Das bedeutet, dass ganz viele Frauen beim partnerschaftlichen Sex zwar keinen Orgasmus bekommen, aber einfach nur, weil ihnen sozusagen die Zeit fehlt.
[Nils Behrens] (21:23 - 21:24)
Das Wasser kocht einfach nicht.
[Sidney Gersina] (21:24 - 22:33)
Genau, aber wenn sie genug Zeit haben, dann sind sie nicht nur zu Orgasmen, sondern auch zu multiplen Orgasmen fähig. Und um sozusagen die gemeinschaftliche Sexualität für beide zu verbessern, würde ich mir immer dieses Bild vor Augen halten und danach auch sozusagen handeln. Wir müssen erst einmal das Wasser zum Kochen bringen.
Es geht also erst darum, die weibliche Erregung aufzubauen. Und erst wenn die wirklich aufgebaut oder sogar richtig heiß ist, kann man dann auch das Wasser entflammen. Und bei der sexuellen Erregung würde ich auch immer von außen nach innen arbeiten.
Das heißt, erst mal den ganzen Körper berühren und erst wenn sie wirklich heiß genug ist, dann auch zum Lustorgan zu gehen. Das gibt der Frau einfach genug Zeit, sich wirklich zu entspannen, sich wirklich hingeben zu können und sich auch öffnen zu können. Und diese Form der Sexualität ist auch für die Männer super, weil dadurch entfällt sozusagen auch so ein bisschen dieser Leistungsdruck und vielleicht auch die Angst, zu früh zu kommen.
[Nils Behrens] (22:33 - 22:34)
Ist das so?
[Sidney Gersina] (22:34 - 22:45)
Ja. Und abgesehen davon habe ich das Gefühl, dass diese Form der Sexualität auch den Orgasm-Gap schließen könnte.
[Nils Behrens] (22:45 - 22:47)
Magst du mal kurz erklären, was denn der Orgasm-Gap ist?
[Sidney Gersina] (22:47 - 22:59)
Also beim heterosexuellen Sex kommen Männer deutlich öfters zum Orgasmus als die Frauen. Also bei Männern ist es 95 Prozent, bei Frauen bis zu 65 Prozent.
[Nils Behrens] (23:00 - 23:06)
Okay, würde ich wahrscheinlich, ja. Interessant ehrlich gesagt. Ich frage mich, was die 5 Prozent bei den Männern da gilt.
[Sidney Gersina] (23:07 - 25:37)
Und bei gleichgeschlechtlichem Sex zum Beispiel kommen Frauen bis zu 85 Prozent. Und es macht für mich total Sinn, weil wir natürlich auch lernen, sexuelle Lust aufzubauen. Das lernen wir ja vor allem beim Solosex.
Und der Solosex des Mannes, na ja, der ist dem Penetrationssex schon sehr ähnlich. Also die Form der Erregung ist sehr, sehr nah. Deshalb funktioniert es auch für Männer so gut.
Aber der weibliche Solosex, der hat oft gar nichts mit dem Penetrationssex zu tun. Das liegt ja auch daran, dass sozusagen der sensibelste Teil der Frau außerhalb liegt bei der Klitorisperle. Also die Klitorisperle ist ungefähr genauso, ist der lustvollste Punkt so wie bei dem Mann die Penisspitze zum Beispiel.
Also es wäre so, als würde man von Männern verlangen, zum Orgasmus zu kommen, wenn nur ihre Eier gekrault werden. Also das kann natürlich funktionieren, ist aber deutlich schwieriger. Und auch wenn Frauen sich natürlich darüber ärgern können, warum ist das überhaupt bei uns außerhalb und liegt nicht innerhalb.
Ich glaube, dass das total Sinn macht, weil wahrscheinlich wäre die ganze Vagina genauso hochsensibel wie die Klitorisperle. Ich glaube sogar, dass wir dann fast schon vom Aussterben bedroht wären. Also das würde ja den ganzen Geburtsakt noch viel, viel schmerzhafter machen.
Aber trotzdem möchte ich die positive Botschaft den Frauen geben, dass ja jeder Körperteil sozusagen erst mal durch Berührung auch wie so erweckt werden muss. Das heißt, wenn wir die Haut berühren, dann lernt der Körper so eine Verbindung zu machen zwischen Haut und Gehirn. Und wenn wir das erste Mal eine Hautstelle berühren, dann ist es vielleicht wie so ein kleiner Trampelpfad.
Das heißt, umso öfter wir uns berühren, wird aus diesem kleinen Trampelpfad ja dann fast schon wie so eine Autobahn. Das heißt, die Berührung wird intensiver, wir werden überhaupt sensibler, die Berührung wird auch schöner. Und deshalb haben natürlich Männer einen besseren Zugang und sind auch an ihrem Geschlechtsteil sensibler, weil sie das überhaupt im Alltag mehr berühren.
Das heißt, Frauen können auch durch Selbstberührung sozusagen diese Autobahn selber bauen und dadurch auch den Penetrationssex einfach auch noch schöner machen.
[Nils Behrens] (25:37 - 25:38)
Also von Konditionierung vornehmen.
[Sidney Gersina] (25:38 - 25:38)
Genau.
[Nils Behrens] (25:39 - 26:12)
Okay, verstehe. Ich habe mir nochmal so aufgeschrieben hier, was verstehst du unter toxischer Weiblichkeit und toxischer Männlichkeit? Ich glaube toxische Männlichkeit, wir haben ja insgesamt glaube ich immer meistens um die 70 Prozent weibliche Zuhörer.
Von daher toxische Männlichkeit, wenn wahrscheinlich die viele jetzt Frauen sagen, ich weiß genau, was du meinst. Aber toxische Weiblichkeit, ehrlich gesagt, wird wahrscheinlich dann nicht jedem gleich sofort sagen. Also magst du vielleicht mal kurz erklären, inwieweit diese Art von Bezeichnung sozusagen etwas mit der Sexualität zu tun hat?
[Sidney Gersina] (26:13 - 27:55)
Ja, ich glaube, dass diese toxische Männlichkeit und Weiblichkeit den gleichen Ursprung hat. Ich glaube, dass wir einfach jedem Geschlecht bestimmte Eigenschaften und Emotionen und Verhaltensweisen zuordnen und andere wiederum absprechen. Das heißt, naja, kleine Mädchen werden dahin erzogen, nicht zu wild zu sein, nicht zu laut zu sein und auch ihre Wut gut zu unterdrücken.
Und auch kleinen Jungs wird beigebracht, immer stark zu sein und nicht ihre Trauer und ihre Verletzlichkeit zu zeigen. Und ich glaube, dass dieses ein bestimmtes Spektrum des Menschseins dem jeweiligen Geschlecht wegzunehmen, dass das dann eben ein toxisches Verhältnis auch zu uns aufbaut. Also Gefühle sind ja nicht einfach nur Gefühle.
Und wenn wir sie ignorieren, dann gehen sie wieder weg. Sondern die müssen, die sind ja Teil von uns, die beschützen uns und die müssen vor allem auch manchmal wie so zu Ende erlebt werden, damit sie auch wieder raus können aus unserem System. Und ich habe einfach das Gefühl, dass die toxische Weiblichkeit auch dieses Unterdrücken bestimmter Emotionen ist.
Also dieses, weiß ich nicht, das nette Mädchen zum Beispiel, was so ein totaler People Pleaser ist und bloß alles richtig machen will und sich eben auch nicht für sich selber einsetzt, ist auch toxisch, ist auch doof. Also nicht nur für einen selber, sondern auch für zwischenmenschliche Beziehungen. Oder eben die, nennen wir sie mal die Bitch, die zwar wütend ist, das aber nicht gelernt hat, einfach wirklich auszusprechen, sondern dann lieber hintenrum sozusagen äußert.
[Nils Behrens] (27:55 - 28:17)
Nicht auszusprechen ist ja tatsächlich auch etwas, was wir in unserem Vorgespräch auch so hatten, dass viele Frauen ja auch zu dir kommen und sagen, ich bin bei dem Thema Orgasmus eher schwierig. Das ist ja erstmal so eine Aussage, wo ja auch eine Schuldzuordnung sozusagen ja schon auch die Frau voll zu sich nimmt. Also auch da ist ja auch eine Art von toxischem Verhältnis in irgendeiner Form.
Wie gehst du denn damit um?
[Sidney Gersina] (28:17 - 29:32)
Naja, also erstmal sozusagen über die Aufklärung, zum Beispiel über dieses, wie wir überhaupt funktionieren, dass wir nicht einfach kaputt oder schwierig sind, sondern dass wir einfach eben mehr Zeit oder einen anderen Rhythmus brauchen. Auch so unser Verhältnis zu unserem Körper zum Beispiel, was das mit uns macht. Also würde ich jetzt einer Durchschnittsfrau zum Beispiel wahnsinnig viele Fotos zeigen von Genitalien, dann würde glaube ich, die wenigsten Frauen würden ihr eigenes Geschlecht erkennen.
Also wir haben so eine komische Beziehung zu unserem Körper und besonders zu unserem intimen Bereich, das macht natürlich was mit uns. Und ich würde sogar sagen, dass es wahnsinnig viele Frauen gibt, sogar im hohen Alter, die sich eben selbst noch nicht mal angeguckt haben, geschweige denn selbst berührt haben. Und wenn ich die gleichen Frauen frage, ob sie zum Beispiel schon mal Sex hatten mit einem Mann, der seinen eigenen Penis eklig findet, dann würde wahrscheinlich jede lachend antworten und sagen nein.
Also um einfach auch mal diese Unterschiede zu erklären und da können wir auch einfach von den Männern lernen. Das ist schön, eine gute Beziehung zu seinem Körper zu haben und braucht es auch für ein glückliches Leben.
[Nils Behrens] (29:33 - 29:44)
Du hast im Vorgespräch auch etwas aufgeschrieben, die Archetypen, die Mutter, die Heilige und die Hure. Inwieweit bringen denn diese Archetypen das Selbstbild und die Sexualität der Frauen?
[Sidney Gersina] (29:46 - 32:12)
Ich würde sagen, dass wir Frauen wahrscheinlich, es kommt darauf an, wo wir leben, in welchem Zeitabschnitt wir sind, was wir überhaupt für eine Umgebung haben, aber wir werden gerne mal in so bestimmte Rollen reingezwängt. Naja, zum Beispiel, wenn wir frischen Mann kennenlernen, dann sollen wir natürlich bitte der sexy Vamp sein und die selbstbewusste, sinnliche Frau. Sobald wir aber Mutter werden, auf gar keinen Fall, also dann lieber die zurückhaltende, heilige Mutter sein.
Ja, da ist einfach wahnsinnig viel Druck, da ist wahnsinnig viel Vorwurf, da ist ganz viel Doppelmoral und auch ganz viel ungute Kommunikation auch unter Frauen. Also ich habe das Gefühl, du wirst als Frau verurteilt, wenn du keine Kinder haben möchtest. Du wirst aber auch verurteilt, wenn du Kinder hast und wieder arbeiten gehst.
Du wirst auch verurteilt, wenn du nicht wieder arbeiten gehst. Du wirst verurteilt, wenn dein Körper zu dünn, wenn dein Körper zu dick, wenn du falsch angezogen bist, wenn du nicht sexy genug bist oder wenn du zu sexy bist. Also ich habe einfach das Gefühl, ich wünsche mir eine Welt, wo man die Frauen wie die Männer einfach das sein lässt, was sie gerne sind und nicht so Vorgaben gibt.
Und dass sich eben jede Frau auch alles für sich wünschen kann, aber auch die Freiheit zu sagen, nee, ich will nicht alles. Ich möchte nur einen bestimmten Part und andere Sachen möchte ich nicht. Also auch ich habe natürlich schon blöde Kommentare und auch einen blöden Umgang mit dem bekommen, wie ich sozusagen bin und wie ich meine Sexualität lebe.
Aber auch so simple Sachen wie, dass mir zum Beispiel einfach aberkannt wird, dass ich als Frau zum Beispiel gerne Single bin. Also egal ob die Familie, egal ob meine Freunde, ich habe das Gefühl, dass mich jeder einmal verkuppeln will und das Gefühl hat von, um Gottes Willen, Mausi, das kommt schon noch der Richtige. Und gar nicht verstehen, dass ich erstens wirklich gerade nicht auf der Suche bin, das ist gerade gar nicht so mein Schwerpunkt.
Abgesehen davon, dass ich nicht das Gefühl habe, man hat ja auch ohne eine Beziehung zu haben, kann man tollen Sex haben mit wirklich liebevoller Begegnung. Und naja, sogar die Studien zeigen uns, dass die glücklichsten Menschen sind verheiratete Männer und Single-Frauen. Also wir dürfen den Frauen schon glauben.
[Nils Behrens] (32:12 - 32:17)
Wobei man sagen muss, wenn alle dieses Modell verfolgen, dann matcht sich das irgendwie nicht so richtig.
[Sidney Gersina] (32:18 - 32:24)
Aber da habe ich einfach das Gefühl, da kann man mehr sozusagen einfach auch mal lassen und nicht immer so einen Druck von oben aufbauen.
[Nils Behrens] (32:24 - 32:37)
Naja, Druck brauchst du insofern schon aus deinem WhatsApp-Status ist es fucking normal, I want magic. Das heißt, was bedeutet denn magischer Sex für dich und wie können vielleicht unsere HörerInnen ihn auch erleben?
[Sidney Gersina] (32:38 - 33:40)
Magischer Sex hat weniger vielleicht mit Technik zu tun, das ist vor allem, ich glaube, eine Einstellungssache. Und es hat einfach mit einer wirklich tiefen Verbindung mit meinem Partner zu tun. Das heißt, das kann ich zum Beispiel auch unterstützen, indem ich wirklich viel intensiven Augenkontakt habe oder dass man zum Beispiel auch seinen Atem angleicht beim Sex.
Es hat vor allem was damit zu tun, wirklich präsent und achtsam zu sein. Also da würde ich auch immer den Fokus auf meine Sinne lenken. Wie fühlt sich das wirklich in mir an?
Wie ist mein Atem? Wie ist die Berührung? Wie riecht mein Partner?
Sodass man da sozusagen über die Sinne wirklich im Moment ankommt und ja, auch das Thema Langsamkeit. Also ich habe das Gefühl, Langsamkeit ist der Schlüssel für intensivere Wahrnehmung und auch für intensiveren Sex. Das heißt, da einfach auch ein bisschen das Tempo rausnehmen, macht den Sex auf jeden Fall magisch.
[Nils Behrens] (33:42 - 34:26)
Wie würdest du denn sagen, hat sich denn die Sexualität in den letzten Jahren auch ein bisschen verändert? Also ich hatte mich neulich mit einer, ich sage jetzt mal, Repräsentantin der Gen Z unterhalten, die dann sagte, dass das Thema Sex bei ihr in ihrer Generation wahnsinnig schwierig ist, weil die sind alle mit Youporn groß geworden und haben dann, die denken, dass das, was man da so in Filmen sieht, einfach normal ist. So bis hin zu, ich sage jetzt mal, dass der Akt eher damit endet, dass jemandem ins Gesicht gespritzt wird und nicht wie man es sonst vielleicht normalerweise finden würde.
Also es ist wirklich, ganz viele von denen eben hat da wirklich ein sehr gestörtes Verhältnis durch diese Internetmedien dann einfach da gewonnen haben.
[Sidney Gersina] (34:26 - 35:28)
Auf jeden Fall. Also ich glaube, es gibt negative und positive Entwicklungen. Die negativen sehe ich auf jeden Fall auch bei der Pornografie.
Also nicht nur, dass Pornografie einfach von Männern für Männer gemacht wurde, das heißt, die weibliche Sexualität kommt gar nicht wirklich drin vor. Es ist überhaupt das männliche Prinzip, das heißt, es ist kurz, es ist schnell, es ist sehr auf den Orgasmus fixiert und dazu gibt es noch wahnsinnig viel Action, also ganz viel, was wir eben nicht brauchen. Übrigens auch Männer, also wir tragen ja männliche und weibliche Energie in uns.
Und eben, abgesehen davon, dass man eben gar kein Gefühl bekommt für echte Begegnungen, für echte Sexualität. Also ich bin ganz froh, dass ich nicht jetzt groß geworden bin, weil ich glaube, es würde mir auch Angst machen. Und ich hoffe einfach, dass man da auch anfängt, einfach mehr in die sexuelle Aufklärung zu gehen.
Und zwar mehr als das, was wir in der Schule lernen. Also ein bisschen Verhütung und ein bisschen, wie man ein Kondom anzieht. Das reicht natürlich nicht, um auch dieser Pornowelle sozusagen entgegenzuwirken.
[Nils Behrens] (35:29 - 35:32)
Du hast ja selber auch Kinder. Wie alt sind die?
[Sidney Gersina] (35:32 - 35:33)
Zwölf und 14.
[Nils Behrens] (35:34 - 35:37)
Okay, dann sind die jetzt ja genau in der Phase, wo es dann losgeht.
[Sidney Gersina] (35:37 - 35:40)
Es wird sehr, sehr, sehr viel in meinem Haushalt über Sex gesprochen.
[Nils Behrens] (35:41 - 35:41)
Wirklich?
[Sidney Gersina] (35:41 - 35:41)
Ja.
[Nils Behrens] (35:43 - 35:53)
Das heißt also, das würde ich jetzt sagen, wurde bei mir im Haushalt jetzt nicht unbedingt zu viel mit meinen Eltern diskutiert. Das ist schon etwas, was bei dir im Hause normaler ist.
[Sidney Gersina] (35:53 - 35:53)
Auf jeden Fall.
[Nils Behrens] (35:54 - 35:55)
Bist du auch so groß geworden?
[Sidney Gersina] (35:55 - 36:22)
Ich bin auch so groß geworden, was vielleicht auch mich zu dem macht, was ich heute bin, auch sexuell. Also deshalb, ich würde auch immer Eltern ermutigen, das Gespräch mit den Kindern zu suchen und sie eben gut abzuholen. Und ihnen auch Sachen beizubringen, wie das eben, nimm dir genug Zeit, um dich selber zu erforschen.
Um mal anzugucken, was sich für dich gut anfühlt, bevor du sozusagen einen partnerschaftlichen Sex ausübst.
[Nils Behrens] (36:23 - 36:26)
Ist denn das Thema Pornografie dann in diesen Gesprächen später schon eine Rolle?
[Sidney Gersina] (36:27 - 37:12)
Ja, und auch da gibt es natürlich nicht nur die Negativbeispiele, sondern es gibt auch positive Beispiele in Pornografie. Also es ist natürlich überhaupt auch ein Weg, um dieses Spektrum zu zeigen, was gibt es überhaupt alles. Nicht nur für sexuelle Vorlieben, sondern auch verschiedene Sexpraktiken.
Also es kann einem ja auch Sachen erzählen oder eben, was es überhaupt alles gibt. Und ich habe auch das Gefühl, dass sowas wie TikTok, Instagram, Twitter auch ein Platz ist, wo eben diese Vielfalt auch gefeiert und gezeigt wird. Und überhaupt auch positive Sachen, wie eben dieses positive Körperbild.
[Nils Behrens] (37:12 - 37:21)
Naja, wobei man muss ja teilweise sagen, da wird so bald zu viel Haut zu sehen. Es werden ja solche Filme dann ja auch immer sofort gesperrt bei diesen, ich sage jetzt mal öffentlichen, normalen Social Media Plattformen.
[Sidney Gersina] (37:21 - 37:26)
Ja, aber man kann darüber reden, ohne was zu zeigen und kann dann auch so Worte umspielen sozusagen.
[Nils Behrens] (37:27 - 38:11)
Was ich aber trotzdem in dem Zusammenhang wirklich interessant finde, weil wenn ich mir das so anschaue, also wie selbstverständlich diese Generation und auch die Gen Zs schon alles, was sie mal lernen wollen, also ich kann hier einen Freund, Oskar Trautmann, der sollte dann irgendwie mal einen Salat waschen und dann hat ihm sein Vater gesagt, wasch mal einen Salat und dann hat er sich ein YouTube-Video angeschaut, wie man am besten einen Salat wascht. Also für die ist das so völlig selbstverständlich gewesen, dass wenn sie einen Auftrag haben und nicht wissen, wie sie es machen sollen, dann gucken sie sich ein Video dazu an, bei YouTube in dem Fall oder heute vielleicht bei TikTok oder keine Ahnung was. Und da kommen wir ja genau zu dem Punkt, wenn sie dann nämlich genau auch der Meinung sind, wenn guter Sex sozusagen lernbar sein sollte, dass man sich im Zweifelsfall dann ja auch passende Videos dazu anschaut, die dann aber gegebenenfalls ja ein falsches Bild vorleben.
[Sidney Gersina] (38:11 - 38:37)
Auf jeden Fall, da hoffe ich auch schwer, dass sozusagen, also das kann man ja gar nicht mehr wegignorieren oder wegdenken, aber Pornografie gehört total dazu, dass auch da sozusagen einfach mitgearbeitet wird. Also dass man vielleicht auch anfängt, pornografisches Material zu erstellen, was eben echten Sex zeigt. Wie die Körper funktionieren, was schön ist, was wichtig ist, also man kann das ja sozusagen auch mit nutzen.
[Nils Behrens] (38:38 - 38:50)
Aber was würdest du denn jetzt für alle, die vielleicht jetzt nicht den Drang dazu haben oder nicht die richtigen Pornos finden, oder sich das anzuschauen, wie würdest du uns sagen, ist guter Sex lernbar?
[Sidney Gersina] (38:51 - 40:31)
Das Verrückte ist ja sowieso, dass wir in allen Bereichen des Lebens immer das Gefühl haben, wenn wir in irgendwas gut werden wollen, dann müssen wir was lernen. Und die meisten das aber beim Sex eben nicht denken, sondern das Gefühl haben, das ist was, also im Bett muss es automatisch laufen. Ich finde es eigentlich immer auch eine schöne Botschaft zu sagen, nein, nein, auf jeden Fall müssen wir auch das lernen und wir können es eben auch lernen.
Und eben, ich würde auf jeden Fall immer wieder sagen, dass auch Solosex total wichtig ist, weil um sich wirklich sozusagen zu entdecken, ist es wichtig, auch kein Gegenüber zu haben. Und zwar nicht nur in unserer Jugend, sondern überhaupt ein Leben lang. Also Sexualität ist nichts Statisches, das ist was total Fluides, also ein Leben lang wird sich das entwickeln und erweitern.
Das heißt, wir müssen auch da immer wieder uns sozusagen entgegenrufen, was ist denn mein Jetzt? Was mag ich denn gerade? Was finde ich denn spannend?
Was habe ich für mich noch nicht entdeckt? Also das ist auf jeden Fall ein großer Teil, um guten Sex zu lernen. Und dann, ja, es macht auf jeden Fall auch Sinn, in den Austausch zu gehen, in die Kommunikation zu gehen.
Das kann natürlich mit den Eltern sein, es kann mit Freunden sein, es kann mit dem Partner sein, aber dass man überhaupt darüber spricht, weil wir sind so wahnsinnig individuell, natürlich auch sexuell, dass wir auch einfach diese Kommunikation brauchen, um zu verstehen, was der Gegenüber braucht. Und, na ja, auch durch diese Selbsterforschung lernen wir auch unsere eigenen Grenzen und Bedürfnisse kennen, was uns auch hilft, nicht nur im sexuellen Bereich, sondern in allen Bereichen des Lebens, auch diese Sachen eben sozusagen zu schützen oder einzufordern.
[Nils Behrens] (40:32 - 40:46)
Würdest du sagen, dass eine ungesunde oder unausgelebte oder unglückliche sexuelle Beziehung oder eben halt auch dadurch ausbringen, dass man gar keine sexuelle Beziehung hat, eben halt tatsächlich auch auf die psychische Gesundheit schlägt?
[Sidney Gersina] (40:46 - 41:50)
Ja, auf jeden Fall. Also es war ja schon automatisch sozusagen oft der Berührungsmangel mit einhergehend, weil wir als erwachsene Menschen, ja, vielleicht uns gar nicht mehr so viel berühren, wie wir vielleicht als Kind in unserer Mutter-Kind-Beziehung. Also das macht auf jeden Fall schon was mit uns.
Und, na ja, Sex macht ja sowieso wahnsinnig viele tolle Sachen mit uns. Also er stärkt unter anderem unser Immunsystem, weil wenn wir sexuell aktiv sind, werden Antikörper, mehr Antikörper produziert, die sozusagen unsere Abwehrkräfte stärken. Unser Blutdruck wird gesenkt.
Wir haben überhaupt eine bessere Durchblutung. Das Herz-Kreislauf-System wird besser unterstützt. Wir haben durch die Hormone, die unser Körper ausschüttet, einfach besseren Umgang mit Stress.
Das kann sogar Depressionen und Angstzustände lindern. Und wir werden überhaupt stressresilienter und dadurch auch leistungsfähiger. Es gibt noch so viel.
Ich muss überlegen, was es noch alles gibt. Also es beeinflusst ja nicht nur unsere Gesundheit, sondern überhaupt unser Leben.
[Nils Behrens] (41:50 - 42:00)
Lass uns doch darüber mal sprechen. Wenn du jetzt immer von dem orgasmischen Genuss sprichst, sagst du eben halt, dass man den im Zweifelsfall ja auch im Alltag kultivieren kann. Wie kann ich mir denn sowas vorstellen?
[Sidney Gersina] (42:01 - 42:43)
Auch das geht natürlich über die Sinne. Ich würde auch sagen, dass da die gemeinen Zutaten wieder die Präsenz im Hier und Jetzt über die Sinne und auch die Langsamkeit ist, dass wir das überhaupt nicht nur beim Sex, sondern in allen möglichen Bereichen für uns entdecken und lernen. Also wenn wir wirklich mit vollem Genuss essen, dann zelebrieren und schmecken wir natürlich da auch viel, viel feiner und es wird ein viel schöneres Erlebnis.
Und das können wir beim Essen, beim Musikhören, beim Tanzen, beim Atmen. Also alles kann einfach was Hochsinnliches und wahnsinnig Genussvolles sein, was unser Leben einfach überhaupt lebenswerter macht.
[Nils Behrens] (42:43 - 42:56)
Es kommen ja wahrscheinlich überwiegend Menschen zu dir, die mit dem aktuellen Status nicht zufrieden sind. Und das sind, glaube ich ja, also Tantra-Massagen nur für Frauen, aber die eigentliche Coaching machst du ja auch für Paare oder auch für Männer?
[Sidney Gersina] (42:58 - 43:47)
Ja, aber hauptsächlich liegt der Fokus auf der weiblichen Sexualität. Das heißt, ich begleite Frauen sozusagen, Scham abzubauen, versteckte Glaubenssätze rauszufiltern, in positive Affirmationen umzuwandeln, überhaupt über den Körper, über Sexualität zu lernen und so ein Stück weit sozusagen sein Selbstbewusstsein aufzubauen. Und wenn ich mit Männern arbeite, dann geht es auch da versteckt um die weibliche Sexualität, weil die einfach sozusagen weniger gekannt und verstanden wird und hol die sozusagen wie mit ins Boot.
Also oft begleite ich eine Frau über einen längeren Zeitpunkt im Coaching und dann wird irgendwann der Mann dazu geholt und dann geht es eben darum, was hat die Frau denn alles gelernt, was ist der Unterschied und wie kannst du auch ein Stück weit bestimmte Themen mit unterstützen sozusagen.
[Nils Behrens] (43:48 - 44:00)
Und was würdest du sagen können, die in erster Linie Frauen, aber insgesamt die Menschen lernen, sozusagen die Scham und Tabus abzulegen und ihre sexuellen Wünsche und Bedürfnisse offener auszusprechen?
[Sidney Gersina] (44:00 - 44:39)
Auf jeden Fall muss man dafür, glaube ich, einfach schon mal diese eigenen Glaubenssätze, die wir alle haben, herausfinden und sich einfach selber Fragen stellen wie, wie sind denn meine Eltern mit Sex umgegangen, wie waren denn meine ersten sexuellen Erlebnisse und was für ungute Glaubenssätze habe ich denn vielleicht auch durch blöde Erlebnisse aufgebaut. Also ich habe bei Frauen zum Beispiel ganz oft so Glaubenssätze wie, ich habe das Gefühl, mein Körper ist nicht schön genug, um sinnliche Lust zu empfinden und das um zu wandeln in, eben, mein Körper ist einzigartig, wunderschön und ich habe es verdient, glücklich und sehr lustvoll zu sein.
[Nils Behrens] (44:39 - 45:35)
Also auch doch wieder ein bisschen zu dem Punkt zurück, das ganze Thema der Selbstliebe auch. Also dass man einfach sich akzeptiert, so wie man ist, weil ich glaube auch, das ist ja etwas, wenn ihr so die Schönheitsideale oder insgesamt, also ich finde es immer so lustig, wenn man sich so altere Filme anschaut, sei es, was weiß ich, einen alten James-Bond-Film mit Roger Moore, da würde man ja sagen, Roger Moore, wie der körperlich sozusagen trainiert war und wenn man dann einen Danny Craig zum Schluss dann so gesehen hat, dann sind das schon Welten dazwischen. Und da sieht man ja, wie sich so die Bilder verändert haben und ich glaube, dass nicht jeder wie Danny Craig aussehen muss, um ein gutes Sexualleben zu haben oder um seinen Körper zu akzeptieren.
Trotz allem hat man immer mehr das Gefühl, dass selbst so der minimale Muffin-Top, also dieser leichte Rettungsring oder sonst was schon dazu führt, dass man sagt, okay, mein Körper ist nicht perfekt und ich kann mich so nicht zeigen.
[Sidney Gersina] (45:35 - 46:48)
Nein, ganz erschreckend, was natürlich auch schon allein auch in Pornos, also auch da haben wir so falsche Vorstellungen davon, wie ein Körper auszusehen hat und wie er zu funktionieren hat. Also ich glaube, auf allen Bereichen oder eben, man muss nur einmal durch Instagram scrollen, das Gefühl, alle anderen sind Supermodels und haben irgendwie Kleidergröße 32. Also erstens stimmt das natürlich nicht und auch ein Daniel Craig sieht für den Zeitpunkt des Drehs und der oben ohne Aufnahmen für den Moment so aus und nicht immer.
Und da geht es eben viel um sozusagen auch dieses Heilen und Stück für Stück sozusagen sich sein Selbstbewusstsein aufbauen und vor allem auch so ein bisschen weg von diesem Optimierungszwang. Also ja, unbedingt sich optimieren, auch in gesundheitlichen Aspekten, aber in Kombination mit Genuss. Also bitte Leute, esst gesundes Essen, aber vor allem welches, das euch schmeckt.
Macht Sport, aber findet einen Sport, der euch wirklich Spaß macht. Habt Sex, aber erfüllend in Sex, der gut zu euch passt und ja, zelebriert schon mal die Selbstliebe, auch auf körperliche Art und Weise. Also ich glaube da, ja, es ist eine gute Mischung aus gut auf sich aufpassen und genießen.
[Nils Behrens] (46:49 - 47:02)
Ein Punkt, den du ja auf jeden Fall in deiner Arbeit optimierst, ist ja der Beckenboden. Das hattest du ja auch gleich in der Anführung dann ganz kurz mal gesagt. Dann lass uns doch mal bitte Ihre Rolle des Beckenbodens insbesondere mit der sexuellen Gesundheit ansprechen.
[Sidney Gersina] (47:02 - 47:55)
Der Beckenboden hält ja sozusagen nicht nur unsere Organe fest, sondern ist überhaupt verantwortlich auch für unsere Haltung und wie wir sozusagen in unserem eigenen Körper uns bewegen. Und ein gut trainierter Beckenboden ist einfach wie so ein Schlüssel für intensiven, guten Sex. Weil wenn die Muskulatur gut und stark ist, dann ist sie besser durchblutet, Frauen sind feuchter, spüren mehr beim Sex und auch die männliche Potenzmuskulatur ist im Becken verankert.
Und man ist deshalb auch standhafter und kann eben auch die Ejakulation besser hinauszögern. Also ein gut trainierter Beckenboden sorgt dafür, dass man mehr Lust beim Sex empfindet und gleichzeitig dafür sorgt, dass auch der Partner lustvolleren Sex hat.
[Nils Behrens] (47:55 - 48:23)
Das Interessante ist ja, wenn man sich jetzt so die Frauen, sagen wir mal um die 50, so wie Männer, bei beiden kann es ja dann ab einer gewissen Zeit dann passieren, bei den Frauen mit den Wechseljahren, dass dann eben halt dann, wie du sagst, die Scheidentrockenheit kommt, bei den Männern die Erythelidysfunktion. Also da gehen dann ja von beiden Seiten sozusagen gewisse körperliche Voraussetzungen, die dazu sexuellen Lust gehören, leider mit verloren. Hast du Menschen auch in diesen Altersklassen, mit denen du darüber redest?
[Sidney Gersina] (48:24 - 48:50)
Ja, auf jeden Fall. Und auch bei denen hilft sozusagen auch Beckenbodentraining dagegen zu wirken. Und also ich habe Frauen, also ich hatte schon kleine Mädchen, die zur sexuellen Aufklärung bei mir waren, die waren 14 und hatte auch schon Frauen bei mir, die waren Mitte 60, wo auch ganz viel über die Sexualität, ganz viel auch über die Änderungen sozusagen, aber auch die Sachen, die man auch selber in der Hand hat, sprechen kann.
[Nils Behrens] (48:51 - 48:54)
Hat denn das Beckenbodentraining für Männer auch einen positiven Einfluss?
[Sidney Gersina] (48:54 - 49:06)
Ja, also man kann die Erektion besser halten und kann auch den eigenen Orgasmus länger hinaus zögern, was ich glaube, alle Männer mit Kusshand auch nehmen würden.
[Nils Behrens] (49:08 - 49:51)
Mal sehen, wie viele Männer jetzt noch so lange hier zuhören. Aber ja, auf jeden Fall Shoutout an die, dass sie so lange durchgehalten haben. Die Kommunikation in der Partnerschaft, wo wir dann noch bei den Männern sind, das scheint für mich im Resümee dieses Gesprächs doch auch ein wirklicher Schlüsselpunkt zu sein.
Gibst du da deinen, ich weiß gar nicht, wie du sie nennst, Coaches, Mandanten, den Frauen auf jeden Fall, die du in der Therapie hast, gibst du da vielleicht auch eine Anleitung zu, wie sie, also ich kann mir ja vorstellen, dass wenn man so lange unter gewissen Glaubenssätzen ist, gerade wenn man dann auch vielleicht schon ein paar Jahre in einer Partnerschaft ist, dass es dann stundengroße Überwindung sein wird, dann mal über seine sexuellen Wünsche und Gelüste dann jemanden zu sprechen.
[Sidney Gersina] (49:52 - 50:54)
Auf jeden Fall, also das kostet natürlich auch Überwindung. Aber es hilft total, sich da eben auch einen Sexcoach zur Seite zu nehmen, weil es ist ja so ein hochsensibles Thema, dass man das einfach vorsichtig macht. Also dass man den richtigen Zeitpunkt wählt.
Ich würde auch sowas nie im Bett ansprechen, sondern lieber in anderen Situationen, in einem liebevollen Ton und da auch immer den Fokus auf die positiven Sachen. Also nicht dem Partner vorwerfen, was er alles falsch und überhaupt nicht verstanden hat, sondern immer lieber darauf zu gehen, auf die eigene Abenteuerlust, was man eben gerne ausprobieren möchte, was man erweitern möchte. Und bei der Kommunikation ja auch immer mit Ich-Botschaften zu arbeiten und zu sagen, ich wünsche mir so sehr, ich hätte so Lust darauf.
Und ich glaube, wenn Frauen das so kommunizieren, fühlt sich das auch für keinen Mann als Angriff an oder eben als hätte er irgendwas falsch gemacht, sondern ganz im Gegenteil. Da hat man plötzlich das Gefühl von, oh ja, das klingt großartig, lass es bitte sofort.
[Nils Behrens] (50:54 - 50:54)
Let's do it.
[Sidney Gersina] (50:55 - 50:57)
Ja, ins Schlafzimmer gehen und Sachen ausprobieren.
[Nils Behrens] (50:58 - 51:08)
Dann kommen wir doch nochmal zu dem Punkt der eigenen Grenzen. Grenzen zu setzen und auch die Grenzen des Partners zu respektieren. Ist das auch Thema deiner Beratung?
[Sidney Gersina] (51:08 - 51:59)
Ja, natürlich. Und ich habe das Gefühl, dass wenn man sich gut kennt, dass man eben auch seine Grenzen sehr gut spüren kann und die eben nicht nur beim Sex, sondern überhaupt auch im Privatleben, auch im Berufsleben sozusagen viel besser auch einfordern kann. Und ich habe das Gefühl, dass Grenzüberschreitungen passieren eigentlich meistens nur aus Unwissenheit.
Also ich glaube, sie wollen deine Grenzen überschreiten, sondern sie brauchen nur die Information, damit sie sozusagen im Rahmen sind und sich darin bewegen. Und auch bei den Grenzen kann man immer wieder mal reingucken, in sich reinhorchen, weil auch die verändern sich natürlich. Also da kann man auch immer wieder gegenchecken und sagen, das war mal eine Grenze und oh, ich spüre, das ist gar keine Grenze mehr.
Ich glaube, das möchte ich ausprobieren.
[Nils Behrens] (52:00 - 52:12)
Ausgezeichnet. Dann komme ich schon zu meiner letzten Frage. Was möchtest du unseren HörerInnen dann mit auf den Weg geben, die vielleicht gerade beginnen, sich intensiver mit ihrer eigenen Sexualität auseinanderzusetzen oder vielleicht durch unser Gespräch jetzt motivierter zu sind?
[Sidney Gersina] (52:12 - 52:59)
Also ich möchte sie auf jeden Fall einmal bestärken, weil es eben so viele positive Effekte auch auf die Gesundheit hat, auf die körperliche und die psychische Gesundheit, was man sich ruhig gerne auch noch mal dazu holen kann als Motivator. Und ja, nicht nur, dass man sich jünger fühlt, man sieht sogar jünger aus, wenn man sehr erfüllenden Sex hat, was einfach mit den unterschiedlichsten Hormonen zu tun hat, dass überhaupt unsere Haut praller wird und besser dehydriert, dass sich die Kollagenproduktion besser anregt. Es gibt aber auch dieses eine Jungbrunnenhormon, ich habe vergessen, wie es heißt, DHEA oder so was.
Und das verlangsamt ja sogar die Zellalterung.
[Nils Behrens] (53:02 - 53:08)
Ich nehme deswegen selbst in den USA auch sehr gerne Männer. Das ist auch so ein Longevity-Trend.
[Sidney Gersina] (53:09 - 54:19)
Also einfach, um das zu wissen und da würde ich jetzt auch einfach mal ganz frech behaupten, ich bin, glaube ich, auch ein gutes Beispiel, weil ich werde dieses Jahr 38, bin Mama von zwei Teenager-Kindern und wenn ich auf der Straße rumlaufe, dann bin ich, glaube ich, eher die große Schwester oder Tante oder Babysitterin. Also es macht wirklich was mit dir und es macht wirklich auch was mit deinem Selbstbewusstsein. Also wenn man seinen Körper kennt, wenn man Lust an der Lust hat, dann hat man ein ganz anderes Auftreten und kann sich eben auch beruflich einfach nochmal ganz anders behaupten.
Also ich habe das Gefühl, dieses eigene Selbstbewusstsein aufbauen, was sich gerade ganz, ganz viele Frauen brauchen, das kann sogar die ganze Gesellschaft verändern. Aber wenn man das tut, dann seid süß, seid liebevoll miteinander, lasst euch Zeit und ja, entdeckt diese Neugier in dir und hab immer die Botschaft in dir drin, dass dein Körper ist ein Tempel und ein Vergnügungspark und wir können beide Bereiche sozusagen ausleben.
[Nils Behrens] (54:20 - 54:45)
Ausgezeichnet, liebe Sydney. Ich verdanke dir sehr für dieses Gespräch, auch für die Offenheit die hier wissen wollen, die finden dich entweder bei deiner Website orgasmiccoaching oder eben auch dein Instagram-Kanal heißt glaube ich auch so. Und ja, ich sehe gerade, was wir nicht gemacht haben.
Ich habe nämlich hier extra unsere neuen Fruit Drops mit Maka hier gemacht. Wir haben die gar nicht, die Maka probiert. Das müssen wir jetzt gleich noch im Anschluss machen.
Was hältst du von Maka?
[Sidney Gersina] (54:46 - 54:57)
Ich glaube schon, dass sich alle beteiligt.
[Nils Behrens] (54:58 - 55:01)
Dann freue ich mich auch, dass sich alle über unsere Folge gefreut haben. Ich sage noch mal vielen Dank.
[Sidney Gersina] (55:01 - 55:02)
Vielen, vielen Dank.
[Nils Behrens] (55:06 - 55:09)
Hast du eigentlich ein Lieblings-Supplement, das du nimmst?
[Sidney Gersina] (55:11 - 55:21)
Ich würde sagen auf jeden Fall Vitamin D und Ashwagandha zum Schlafen. Das sind vielleicht meine allerliebsten Supplements.
[Nils Behrens] (55:22 - 55:46)
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