

Intimgesundheit enttabuisiert: Dr. Vivien Karl
Der Intimbereich ist noch immer ein Tabuthema – dabei betrifft er jede Frau, jeden Tag. Dr. Vivien Karl, promovierte Apothekerin und Gründerin einer modernen Intimpflegemarke, räumt in dieser Healthwise-Episode mit Mythen und Scham auf. Im Gespräch mit Nils Behrens spricht sie über Intimtrockenheit, Pflegebedürfnisse der Vulva und wissenschaftlich fundierte Lösungen jenseits von Duftstoffen und schäumender Werbung.
Warum Intimpflege kein Luxus, sondern Basisgesundheit ist
Dr. Karl beobachtete während ihrer Zeit in der Apotheke, dass es für Frauen mit trockener Haut im Intimbereich kaum hochwertige Pflegeprodukte gab. Das inspirierte sie zur Gründung ihres Start-ups. Ihr Ansatz: Intimpflege auf Augenhöhe mit moderner Gesichtspflege. Die Produkte enthalten sorgfältig ausgewählte Inhaltsstoffe wie Mandelöl, Hyaluronsäure, Niacinamid oder Milchsäure – ohne Duftstoffe, Parabene oder aggressive Tenside.
Vulva vs. Vagina: Was man wirklich pflegen sollte
Ein zentrales Anliegen von Dr. Karl ist Aufklärung. Viele Frauen wissen nicht, dass nur die Vagina (also der innere Teil) selbstreinigend ist – die Vulva (also der äußere Bereich inklusive Schamlippen) hingegen profitiert von gezielter Pflege. Ihre Pflegeprodukte richten sich daher ausschließlich an die Vulva und zielen darauf ab, die Hautbarriere zu stärken, Trockenheit zu lindern und Irritationen vorzubeugen.
Den Podcast bei spotify oder Apple Podcast nachhören
Hormone, pH-Wert & Pflegebedürfnisse im Wandel
Der pH-Wert im Intimbereich liegt im sauren Bereich (rund pH 4) – ein Milieu, das maßgeblich von Östrogen, Milchsäurebakterien und Schleimhautdichte beeinflusst wird. In der Menopause, nach Geburten oder durch hormonelle Verhütung kann dieses Gleichgewicht gestört sein, was Infektionen und Trockenheit begünstigt. Genau hier setzen die Produkte von Dr. Karl an – mit regenerierender und schützender Pflege.
Die richtige Intimpflege-Routine – Schritt für Schritt
1. Waschen mit einer speziell formulierten Intimwaschlotion (z. B. mit Sheabutter und Niacinamid), niemals mit normalen Duschgels.
2. Pflegen nach dem Duschen mit einer leichten Creme – wie fürs Gesicht, nur für die Vulva.
3. Intensivpflege bei Trockenheit mit Intimöl oder pflegendem Gleitmittel.
4. Unterwegs: Ein innovativer Pflegeschaum verwandelt Toilettenpapier in ein hautfreundliches Feuchttuch.
Intimpflege ist Empowerment
Dr. Karl bringt mit Humor und Klartext frischen Wind in die Debatte. Ihre Mission: Intimgesundheit aus der Schamzone holen. Auf Instagram, im Podcast – und im Badezimmerregal. Sie plädiert dafür, dass jede Frau ihren Körper verstehen und frühzeitig pflegen sollte. Denn irgendwann ist jede Frau von Intimtrockenheit betroffen – sei es durch hormonelle Veränderungen, Stress oder äußere Einflüsse wie Chlorwasser.
Take-Aways aus der Folge
- Vulva ≠ Vagina: Nur die Vagina ist selbstreinigend – die Vulva braucht Pflege.
- Duftstoffe & Schaum sind kein Qualitätsmerkmal, sondern oft kontraproduktiv.
- Der pH-Wert des Intimbereichs ist hormonabhängig und verändert sich im Laufe des Lebens.
- Pflegeprodukte ohne Sulfate, Parabene und ätherische Öle sind ideal.
- Hochwertige Inhaltsstoffe wie Hyaluronsäure, Mandelöl und Milchsäure fördern die Hautgesundheit.
- Präventive Pflege lohnt sich – auch bei jungen Frauen.
Fazit
Diese Folge zeigt: Intimgesundheit ist kein Nischenthema, sondern zentraler Bestandteil weiblicher Gesundheit – körperlich wie emotional. Mit fundiertem Wissen, hochwertigen Produkten und offener Kommunikation können Frauen lernen, ihren Körper besser zu verstehen und zu pflegen. Dr. Vivien Karl leistet dazu einen entscheidenden Beitrag – wissenschaftlich fundiert, unaufgeregt und mit Herz.
produktempfehlungen von sunday natural
Dr. Karl: Intimpflege neu gedacht
Während ihrer Zeit in der Apotheke erkannte Dr. Karl eine wichtige Versorgungslücke: Hochwertige Pflegeprodukte für Frauen mit trockener Haut im Intimbereich waren kaum zu finden. Diese Beobachtung wurde zum Ausgangspunkt für ihr eigenes Start-up. Ihr Anspruch? Intimpflege, die genauso viel Aufmerksamkeit verdient wie moderne Gesichtspflege.
Mit einem kompromisslosen Fokus auf Qualität und Hautgesundheit setzt Dr. Karl auf sorgfältig ausgewählte Inhaltsstoffe wie Mandelöl, Hyaluronsäure, Niacinamid und Milchsäure – frei von Duftstoffen, Parabenen und aggressiven Tensiden. Ihr Ansatz ist nicht nur wissenschaftlich fundiert, sondern auch von einem tiefen Verständnis für die Bedürfnisse weiblicher Haut geprägt. Ein echter Perspektivwechsel in der Pflege – sensibel, wirksam und zeitgemäß.
[Nils Behrens] (0:00 - 0:49)
Good Vibes Only und ein kleines Dankeschön von uns für euch. Wir feiern gerade eine echte Erfolgskurve und jede neue Folge knackt die neue Rekordmarke bei den Hörerzahlen. Und dafür möchte ich euch von Herzen danken.
Als kleines Zeichen unserer Wertschätzung gibt es jetzt etwas Besonderes für euch. 10% Rabatt auf alles im Shop bei sunday.de, exklusiv für unsere HEALTHWISE-Community. Einfach beim Checkout den Code HEALTHWISE10 angeben, es groß geschrieben und direkt sparen.
Aber Achtung, nur für kurze Zeit gültig. Also lieber jetzt als später klicken und eure Favoriten sichern. Bundles sind zwar ausgenommen, aber sonst steht alles in der ganzen Sunny-Welt euch offen.
Code HEALTHWISE10 angeben, Rabatt genießen und gesünder leben. Und jetzt die Spaß beim Shoppen und natürlich beim Zuhören der neuen Folge.
[Dr. Vivien Karl] (0:50 - 1:10)
Absolut, natürlich wenn man sich zu viel wäscht. Also es muss ja nicht immer an Hormonschwankungen liegen, sondern ganz viele Frauen zum Beispiel waschen dann auch ihren inneren Bereich, die Vagina, obwohl die Vagina ja selbstreinigend ist. Also im Gegensatz zu Vulva, dem äußeren Bereich, ist die Vagina selbstreinigend, sollte man niemals mit Wasser rangehen.
Wenn das zum Beispiel viel zu viel gewaschen wird, dann hat man Trockenheit.
[Nils Behrens] (1:11 - 2:15)
Herzlich willkommen zu HEALTHWISE, dem Gesundheits-Podcast präsentiert von Sunday Natural. Ich bin Nils Behrens und in diesem Podcast erkunden wir gemeinsam, was es bedeutet gesund zu sein. Wir tauchen ein in Themen wie Medizin, Bewegung, Ernährung und emotionale Gesundheit.
Immer mit einem weisen Blick auf das, was uns wirklich gut tut. Intimgesundheit ist ein Thema, über das viel zu wenig gesprochen wird. Dabei betrifft es jede Frau und kann einen enormen Einfluss auf Wohlbefinden und Lebensqualität haben.
Zwischen Mieten, Unsicherheiten und fragwürdigen Pflegeprodukten wird es Zeit, Klarheit zu schaffen und offen darüber zu reden, was der Intimbereich wirklich braucht und was nicht. Dr. Vivien Kahl ist Apothekerin, Unternehmerin und Gründerin einer innovativen Intimpflegemarke, die sich für eine offene und wissenschaftlich fundierte Aufklärung über weibliche Intimgesundheit einsetzt. Mit ihrer Expertise entwickelt sie Pflegeprodukte, die gezielt auf die Bedürfnisse von Frauen eingehen, ohne unnötige Duftstoffe und Tabus.
Ihr Ziel ist es, die Intimpflege aus der Schamzone zu holen und Frauen dabei zu unterstützen, ihren Körper besser zu verstehen und zu pflegen. Und deswegen sage ich herzlich willkommen, Dr. Vivien Kahl.
[Dr. Vivien Karl] (2:15 - 2:18)
Vielen lieben Dank, Nils. Ich freue mich wahnsinnig, heute hier zu sein.
[Nils Behrens] (2:18 - 2:23)
Ach, liebe Vivien, ich freue mich auch sehr, dass du da bist. Ich bin mir ganz sicher, ich kann heute ganz viel lernen in dieser Folge.
[Dr. Vivien Karl] (2:24 - 2:26)
Ich glaube auch. Es wird total toll.
[Nils Behrens] (2:27 - 2:29)
Vivien, wie sieht denn dein perfekter Sonntagmorgen aus?
[Dr. Vivien Karl] (2:30 - 2:49)
Mein perfekter Sonntagmorgen startet relativ früh. Dann gehe ich sehr gerne zum Sport direkt, hake das sozusagen sofort ab. Danach arbeite ich ein bisschen meine Mails ab, bereite die Woche vor, brunche ausgiebig und dann geht's raus in die Natur oder auf die Couch zum Lesen.
Aber eigentlich meistens immer raus.
[Nils Behrens] (2:49 - 2:54)
Raus in die Natur, hier in Berlin. Da musst du mir nachher nochmal sagen, wo man hier dann die beste Natur findet.
[Dr. Vivien Karl] (2:54 - 2:56)
Das erzähle ich dir gerne im Nachgang.
[Nils Behrens] (2:57 - 3:04)
Sehr gut. Wie bist du denn persönlich auf das Thema Intimgesundheit aufmerksam geworden und gab es so ein Schlüsselerlebnis dazu in deinem Leben?
[Dr. Vivien Karl] (3:04 - 3:44)
Absolut. Ich war junge Promotionsstudentin, als ich in der Apotheke nebenbei gearbeitet habe. Da haben mich ganz viele Frauen immer nach natürlichen Intimpflegeprodukten gefragt.
Ich, jung und dynamisch wie ich war, habe mir mal angeguckt, was es denn da so in der Apotheke gibt. Mir ist relativ schnell aufgefallen, dass es keine Intimpflegecreme gegen Trockenheit gibt, die ich so verkaufen würde oder so entwickeln würde. Dann habe ich eben meine ganz eigene Intimcreme entwickelt, nach dem Vorbild moderner Gesichtspflege.
Die kam dann so gut an, dass ich beschlossen habe, nach der Promotion ein Start-up zu gründen. And here we are, ein paar Jahre später. Wir sind wahnsinnig erfolgreich mit dem, was wir tun.
[Nils Behrens] (3:45 - 4:07)
Du sagst jetzt, dass du es nach der Vorgabe moderner Hautpflege machst. Da habe ich das erste Mal, dass du mir das gesagt hast, gedacht, das Zeug sieht auf jeden Fall nicht so aus, als ob man sich dafür schämen müsste, wenn es dann aus Versehen im Bad offen liegen bleibt. Das ist ja schon mal ein Fakt.
Ist es aber über die Packung hinaus auch eine gewisse Analogie zu der modernen Gesichtspflege?
[Dr. Vivien Karl] (4:07 - 4:54)
Absolut. Wir verwenden hier zum einen hochwertige Öle, das heißt pflanzliche Öle wie zum Beispiel Mandelöl. Daraus besteht unsere Intimcreme Nummer eins, der Bestseller.
Und dann aber der Clou ist, dass wir oder ich immer da rein hochwertige Inhaltsstoffe mische. Das bedeutet, man kennt vielleicht die Zuhörerinnen und Zuhörer Hyaluronsäure, Squalane, Niacinamid. Das sind so Inhaltsstoffe, die man aus der Gesichtspflege kennt.
Und ich entwickle die aber in die Intimpflege und bin damit einer der Ersten, die das wirklich macht. Denn diese Inhaltsstoffe sind so gut erforscht für den Hautzustand, dass ich eben sage, die gehören dann auch an den trockenen Intimbereich und können da eben ganz, ganz viel Gutes machen. Anstelle von Vaseline, also dieses Paraffin oder Duftstoffe, alles Sachen, die eher der Haut meiner Meinung nach nicht so gut tun und den Zustand eher verschlimmern.
[Nils Behrens] (4:55 - 5:25)
Ich muss das jetzt direkt mal aufnehmen, auch aus meiner kindlichen Neugier heraus. Wenn du jetzt sagst Hyaluronsäure, also bei Hyaluronsäure habe ich ja mittlerweile gelernt, dass die eigentlich für das Thema Hautverjüngung eigentlich gar nicht so gut geeignet ist, sondern einfach nur die Haut in dem Augenblick ein bisschen mit Feuchtigkeit versorgt und ein bisschen aufplustert. Und dadurch gehen im Zweifelsfall optisch die Falten mal temporär kurz weg.
Diesen Effekt stelle ich mir jetzt in der Intimpflege nicht wünschenswert, also auch nicht unwünschenswert, aber irrelevant vor, ehrlich gesagt.
[Dr. Vivien Karl] (5:25 - 6:08)
Absolut, ja, das ist richtig. Aber wir betrachten ja nicht den visuellen Effekt natürlich, auch wenn der natürlich ganz toll ist, sondern wir betrachten wirklich den Effekt der Hautfeuchtigkeit, das heißt der Versorgung mit Feuchtigkeit der Haut. Und deswegen habe ich dort Hyaluronsäure reinentwickelt, die nieder- und hochmolekular ist.
Das bedeutet, niedermolekulare Hyaluronsäure kann tief in die Hautschichten eindringen. Hochmolekulare liegt eher obendrauf und bindet dann dort das Wasser. Und Studien konnten wirklich zeigen, dass diese Hyaluronsäure-Cremes ähnlich gut wirken können wie eben zum Beispiel Östrogen-Salben, also hormonelle Therapien, weil das eben die Feuchtigkeitsversorgung so gut ankurbelt, dass hier einfach die Trockenheit massiv gelindert wird.
Und auf so Produkte greifen wir dann eben zurück.
[Nils Behrens] (6:09 - 6:13)
Sollte ich jetzt auf einer Reise meine Gesichtspflege vergessen haben, könnte ich das theoretisch auch benutzen?
[Dr. Vivien Karl] (6:14 - 6:25)
Bitte gerne. Ich war letztens auf einem Hebammenkongress, wo die Hebammen angefangen haben, sich dann wirklich unsere Intimcreme unter die Augen zu klopfen, weil ich erzählt habe, was für eine tolle Hyaluronsäure da drin ist. Und das kann man bedenkenlos tun, ja.
[Nils Behrens] (6:26 - 6:27)
Schade, dass du mir keine Proben mitgebracht hast.
[Dr. Vivien Karl] (6:28 - 6:29)
Das holen wir nach.
[Nils Behrens] (6:30 - 6:45)
Okay, wenn wir dann über Intimpflege sprechen, was pflegen wir denn da ganz genau? Also einmal zur anatomischen Begriffserklärung, was vielleicht den männlichen Hörern, wenn sie überhaupt noch da sind, dann irgendwie nicht so vielleicht klar sein mag, aber vielleicht auch nicht allen Zuhörerinnen.
[Dr. Vivien Karl] (6:45 - 7:14)
Ja, genau. Also wir unterscheiden im Intimbereich die Vulva und die Vagina. Die Vulva ist der äußere Bereich, den man eben sieht, und die Vagina ist der innere Bereich, also der Muskelschlauch.
Und beides kann von Trockenheit betroffen sein. Das nennt sich Vulvovaginale Atrophie. Das ist eben diese verdünnte Schleimhaut, und die kann eben im inneren und äußeren Bereich passieren.
Wenn wir jetzt also von Pflege sprechen, dann sprechen wir davon von beidem. Wir können also den äußeren Bereich pflegen mit einer Creme, wir können aber auch den inneren Bereich pflegen, um eben die Symptome zu lindern.
[Nils Behrens] (7:15 - 7:20)
Dann definieren nochmal ganz kurz für mich, äußere Bereich ist quasi alles bis zur Schamlippe, oder?
[Dr. Vivien Karl] (7:20 - 7:29)
Genau, das sind die beiden Schamlippen, also die äußere und die innere Schamlippe, und alles, was dazu gehört, auch der Damm, der Scheidenvorhof, und alles weitere, was dann innen hineingeht, ist die Vagina.
[Nils Behrens] (7:30 - 7:47)
Gut, dann haben wir auch das geklärt. Grundsätzlich ist ja Intimpfliege noch für viele so ein Tabuthema, oft sehr schambesetzt. Und wie gehst du damit um, also was tust du, um eigentlich so ein bisschen mehr Offenheit und Transparenz in den Bereich zu bringen, außer jetzt im Podcast darüber zu reden mit mir?
Und was glaubst du, welche Hürden müssen dafür auch in Zukunft mal überwunden werden?
[Dr. Vivien Karl] (7:48 - 7:55)
Ich bin eine große Verfechterin davon, einfach selber ganz offen und natürlich davon zu sprechen, und nichts anderes mache ich seit gut drei Jahren.
[Nils Behrens] (7:55 - 7:56)
Ich seit drei Minuten?
[Dr. Vivien Karl] (7:56 - 8:55)
Nicht seit drei Minuten, nein. Achso, du, Entschuldigung bitte. Du erst seit drei Minuten, genau, aber das erlebe ich eben auch, dass wenn ich davon Leuten zum ersten Mal erzähle, auf einem netten Dinnerabend oder so, dann fragen die mich ja oft, was machst du?
Und ganz oft sage ich provokativ, ich mache Muschi-Creme, weil damit hat man erst mal so einen kleinen Moment überwunden, dann werden erst mal alle hellhörig, aber so überwindet man dann aber auch oft die Berührungsängste mit dem Thema, dann hat man erst mal so einen kleinen Lacher geschaffen. Und ich habe gemerkt, wenn ich selber, ich sage mal, zurückhaltender von dem Thema spreche, dann sind auch alle anderen eher zurückhaltend und wollen dann auch eher nicht so darüber sprechen. Deswegen selber ganz offen sein, darüber reden, und das hilft am meisten.
Und uns hilft es vor allen Dingen als Marke am meisten, dass ich mit meinem Gesicht dafür stehe. Das bedeutet, die Kunden können sich mit mir als Menschen, als Frau identifizieren und haben so auch eine Ansprechpartnerin. Und das schafft einfach ungemein Vertrauen und wirkt eben auch gegen die Tabuisierung des Themas, wenn ich da ganz normal auf Social Media und sonst wo drüber spreche.
[Nils Behrens] (8:56 - 9:06)
Sehr guter Tipp. Ich bin morgen Abend beim Stripe Award, da haben wir ja schon mal kurz drüber gesprochen. Grüße an Katharina Wolff an dieser Stelle, und da sind ungefähr 300 Frauen.
Wenn die mich dann fragen, was ich mache, dann würde ich sagen, ich rede über Muschi-Creme.
[Dr. Vivien Karl] (9:06 - 9:07)
Bitte, bitte mach das gerne.
[Nils Behrens] (9:09 - 9:38)
Ich glaube, den Opener, den werde ich mir gerne machen. Sehr gut. Welche Lücken oder Bedürfnisse hast du auf dem Markt der Intimfliegerprodukte erkannt?
Du hast ja schon gesagt, dass zum einen die Produkte vielleicht nicht die Inhaltsstoffe hatten, zum anderen ja auch das Packaging vielleicht nicht so war, dass man es gerne offen zeigt oder ich sage jetzt auch mal bei Flughafendurchleuchtung dann gerne in seiner Tasche hat. Sind das so die beiden Hauptfaktoren oder würdest du sagen, dass man bei deiner Entwicklung nochmal andere Lücken geschlossen hat?
[Dr. Vivien Karl] (9:39 - 11:03)
Also wir unterscheiden wirklich das Innere und das Äußere vom Produkt. Und beim Inneren, beim Wichtigsten angefangen, ist mir eben aufgefallen, ich habe also die tollsten Frauen im tollsten Alter da in der Apotheke, und dann kaufen die die hochwertigsten Gesichtspflegeprodukte. Aber für den Intimbereich musste ich denen eben was abgeben, was ich als überhaupt nicht hochwertig empfunden habe.
Das bedeutet, da ist mir zum ersten Mal aufgefallen, da muss man noch eine Lücke schließen, den Frauen was total Tolles an die Hand geben. Zum Teil lassen die, das ist jetzt nochmal ein anderes Thema, lassen die ihren Intimbereich lasern gegen diese Trockenheit, das geht eben auch. Geben dafür Tausende von Euros aus und dann kaufen die am Ende des Tages ein ganz billiges Produkt, um diese Wunde halt wieder zu heilen.
Und ich dachte mir, die Frauen, die müssen doch irgendwas Hochwertiges an die Hand bekommen. Und deswegen habe ich eben diese tolle Intimcreme entwickelt. Und dann aber auch natürlich der Punkt des äußeren Packagings.
Meiner Meinung nach muss nicht immer alles pink sein, was für Frauen ist. Und es muss dann auch nicht immer ein provokativer Name draufstehen, sondern es kann auch einfach ganz schlicht und clean daherkommen und wirklich die Umfragen zeigen und die Interviews, die wir mit den Frauen führen, zeigen wirklich, dass das auch einer der Punkte ist, die sie am meisten an uns schätzen, dass sie es offen im Badezimmer stehen lassen können. Das führt manchmal auch zu Verwirrungen.
Mir sagte letztens eine Kundin, ihr kleiner Sohn hat es im Gesicht verwendet, weil er nicht wusste, dass das eine Intimcreme ist. Überhaupt nicht schlimm, wir haben eben schon drüber gesprochen. Aber es ist eben ein wahnsinniges Esse, dass wir einfach das ganze Thema auch irgendwie neu angehen und unaufgeregt und einfach den Zeitkreis entsprechend.
[Nils Behrens] (11:03 - 11:46)
Ja, auf den ersten Blick, ob ich nur Dr. Barbara Sturm oder Dr. Vivien Kahl da stehen habe, würde ich sagen, ist nicht sofort ganz schnell zu erkennen. So ist es, ja. Also von daher absolut richtig.
Dann kommen wir doch mal zu dem Thema Research. Wir kennen ja bereits, dass es so einen gewissen Gender Gap gibt. Das heißt, die meisten Sachen werden ja immer eher an Männern erforscht, obwohl sie teilweise gar nicht für Männer gedacht sind.
Also ein bisschen zu Antibabypillen, weil Männer eben halt ein bisschen einfacher zu erforschen sind und einfacher in den klinischen Tests sind, weil sie auch durch einen nicht vorhandenen Zyklus eben halt stabiler sind. Ist es so, dass jetzt in dem Bereich, in dem du tätig bist, auch so eine Art Gender Gap gibt und da, ich sage jetzt mal, ein gewisser Mangel an Daten vorliegt?
[Dr. Vivien Karl] (11:47 - 12:41)
Jein. Also wenn wir den Bereich der Pflegeprodukte betrachten, dann gibt es meiner Meinung nach genug Daten und genug tolle Wirkstoffe, die wir auch schon kennen, um solch eine Intimcreme zum Beispiel eben zu entwickeln. Wenn wir aber darum reden, woher kommt denn so eine Intimtrockenheit zum Beispiel durch die Menopause, durch hormonelle Schwankungen?
Was können wir dagegen wiederum machen? Da existiert viel zu wenig Forschung, vor allen Dingen auch im Hinblick auf diese hormonellen Ersatztherapien, das kommt jetzt gerade zu uns rollen, zum Beispiel durch so tolle Gynäkologinnen wie Sheila Delisti, ja auch schon hier habe ich gesehen, die das ganze Thema eben aufrollen, auch was das Politische angeht, dass wirklich viel mehr dahingehend gearbeitet werden muss, dass eben auch menopausale Beratung bezahlt wird. Das ist gerade eben nicht der Fall, da gibt es auch große Kampagnen jetzt politisch zu. Also rund um das Thema hormonelle Veränderung, Menopause, da ist ultra viel zu tun.
Aber wenn wir jetzt rein von Pflegeprodukten reden, dann gibt es eigentlich schon das Know-how, um eben einfach gute Produkte zu machen, wie wir sie tun.
[Nils Behrens] (12:42 - 13:06)
Ich möchte dann mal wirklich auf die Inhaltsstoffe eingehen. Jetzt in deine Intimcremes 01, heißt die sexy Name, sind unter anderem so Mandelöl, Hyaluronsäure haben wir schon darüber gesprochen, Milchsäure auch drin. Magst du vielleicht mal für unsere HörerInnen so ein bisschen erklären, welche Benefits jetzt, also über Hyaluronsäure haben wir jetzt schon mal ganz kurz gesprochen, das scheint für die Durchfeuchtung vorteilhaft zu sein.
Mandelöl.
[Dr. Vivien Karl] (13:07 - 13:43)
Mandelöl enthält ganz viele ungesättigte Fettsäuren und das ist dafür gut, damit die Hautbarriere gestärkt wird. Das bedeutet, wir brauchen immer zwei Komponenten einer guten Creme. Zum einen muss Feuchtigkeit hinzugefügt werden, wie von der Hyaluronsäure.
Und zum einen wollen wir aber die Hautbarriere stärken, damit die Feuchtigkeit eben nicht direkt wieder verloren wird. Deshalb diese zwei Komponenten. Milchsäure ist da drin, weil Milchsäure eben auch natürlich in der Intimflora vorkommt.
Das brauchen wir, um uns vor Infektionen zu schützen. Egal, ob es eine Pilzinfektion ist, eine bakterielle Infektion. Deswegen haben wir ganz viele Milchsäurebakterien im Intimbereich, die eben diese Milchsäure produzieren.
Und wir fügen durch die Intimcreme die Milchsäure einfach sofort hinzu.
[Nils Behrens] (13:44 - 13:55)
Okay, und dann mal eine Frage für mich. Ist das dann jetzt sozusagen eine Creme, weil du sagtest auch die Milchbakterien, ist das dann eine, die für innen ist oder sind die alle sozusagen für innen und außen?
[Dr. Vivien Karl] (13:55 - 13:58)
Die Intimcreme ist für den äußeren Bereich gedacht.
[Nils Behrens] (13:59 - 14:00)
Achso, okay.
[Dr. Vivien Karl] (14:00 - 14:00)
Genau.
[Nils Behrens] (14:02 - 14:05)
Gut, was ist dann für den inneren Bereich gedacht?
[Dr. Vivien Karl] (14:05 - 14:20)
Für den inneren Bereich wären Medizinprodukte gedacht, weil wir noch ein Kosmetikum sind, da unterscheidet man so ein bisschen die Produkte in der Apotheke. Es gibt also Kosmetika, Medizinprodukte, Arzneimittel. Und weil wir vom gesetzlichen Wege her ein Kosmetikum sind, wendet man unsere Creme im äußeren Intimbereich.
[Nils Behrens] (14:20 - 14:23)
Achso, ihr seid also quasi immer für die Vulva, wenn ich jetzt richtig aufgebracht habe.
[Dr. Vivien Karl] (14:23 - 14:50)
Genau, außer unsere Medizinprodukte. Wir haben zum Beispiel einen Selbsttest auf den Markt gebracht. Der Selbsttest, mit dem kann man sich zu Hause auf eine Pilzinfektion testen.
Und das ist ein eingekauftes Medizinprodukt. Das können wir als Startup noch nicht entwickeln, weil wir einfach nicht die finanziellen Mittel dafür haben. Wir kaufen diese Medizinprodukte ein.
Dann sind wir sozusagen der Inverkehrbringer, aber nicht der Hersteller. Und bei diesen Produkten, die kann man dann auch innerlich anwenden. Und da kommen auch noch ein paar Produkte jetzt auf den Markt diesbezüglich.
[Nils Behrens] (14:51 - 14:53)
Jetzt muss ich trotzdem aber nochmal nachfragen.
[Dr. Vivien Karl] (14:53 - 14:54)
Das ist ein ganz eigenes Thema.
[Nils Behrens] (14:55 - 15:13)
Ja, aber nichtsdestotrotz, wenn ich jetzt quasi an das grundsätzliche Thema der Scheidentrockenheit denke, sage ich immer so, würde ich jetzt immer eher an die Vagina denken. Das heißt, dafür gibt es bei dir keine Produkte.
[Dr. Vivien Karl] (15:13 - 15:21)
Genau, aber wir haben ja auch die Trockenheit im äußeren Bereich. Und dafür ist unsere Creme wieder geeignet. Und eventuell kommen ja auch noch Produkte für den inneren Bereich.
[Nils Behrens] (15:21 - 15:28)
Gut, gut. Aber ein sehr komplexes Thema. Was würde denn passieren, wenn ich jetzt diese Creme trotzdem nach innen schmiere?
[Dr. Vivien Karl] (15:29 - 15:37)
Das ist natürlich schwierig zu beantworten, weil wir das nicht erforscht haben. Aber ich kann aus Erfahrung sagen, aus Kundenerfahrung, aus meiner Erfahrung, dass nichts passiert.
[Nils Behrens] (15:38 - 15:41)
Nichts Positives, nichts Negatives oder gar nichts?
[Dr. Vivien Karl] (15:41 - 15:45)
Dass die Creme auch einfach den inneren Bereich pflegt. Aber das dürfen wir eben einfach nicht sagen.
[Nils Behrens] (15:45 - 16:05)
Ah, ich verstehe. Für alle, die jetzt zugehört haben bis hier, bitte an dieser Stelle wieder vergessen. Danke.
Du verzichtest bewusst auf Duftstoff in deinen Produkten. Nach dem Motto, eine gesunde Vulva muss nicht nach Blumen riechen. Wie reagieren deine Nutzerinnen auf diesen Ansatz und warum hast du dich dagegen entschieden?
[Dr. Vivien Karl] (16:06 - 17:30)
Also wir haben ja mal eine ganz tolle Kampagne dazu gefahren, wo wir eben Nutzerinnen auch gefragt haben zu ihrem Intimgeruch, weil wir das ganze Thema einfach mal angehen wollen. Und ich sag mal so, Social Media ist wirklich eskaliert. Also Frauen wollten darüber nicht reden und auch nicht darüber hören.
Aber wenn wir wirklich auch in den Nutzerinneninterviews mit den Kunden sprechen und so, dann sagen auch alle, sie wollen Produkte, die nach nichts riechen. Weil wenn man sich das vorstellt, auch so ein stark duftendes Produkt, hat man immer das Gefühl, man schmied sich irgendeine Chemie dann in den Intimbereich und das zerstört dann gefühlt alles. Das zum einen und zum anderen ist es aber auch wissenschaftlich so, dass einfach keine Duftstoffe an den Intimbereich gehören, meiner Meinung nach.
Wir verfälschen ja nur damit den Geruch, weil uns irgendwann mal irgendwer gesagt hat, dass der Geruch nach Blumenrosen irgendwas riechen muss. Das ist ja totaler Quatsch. So das bedeutet, wenn ich ja eh schon einen sensiblen Intimbereich hab, will ich doch so wenig wie möglich dem an unnötigen Stoffen hinzufügen.
Und dafür sind wir ja da. Also wir machen ja wirklich nicht nur einfach Schischi-Kosmetikprodukte. Wir sind ja wirklich auch für den beanspruchten Intimbereich da.
Und deswegen ist mir eben ganz, ganz wichtig, dass wir all dieses Schischi, was wir eben nicht an der Vulva brauchen, dazu gehört eben auch diese aggressiven Tenside, die so stark schäumen, dass wir das eben einfach weglassen. Das bedeutet aber auch, dass unsere Produkte eben ganz anders sind. Marketing suggeriert uns also oft, es muss stark schäumen, es muss stark riechen.
Und wir müssen ganz viel Aufklärung leisten, dass unsere Produkte das eben nicht tun.
[Nils Behrens] (17:31 - 17:50)
Ja, ganz interessant. Meine Kollegin Miriam, die hat auch gerade erzählt, ja, war mal in einer PR-Agentur, wo sie dann auch für Produkte dann PR machen musste, was mit Duft gearbeitet hat und hat tatsächlich eine ähnliche Reaktion bekommen, dass das Frauen wirklich fast als frauenfeindlich auch empfunden haben. Dass eben halt der Hersteller der Meinung war, jetzt irgendwelche Duftstoffe danach zuzubringen.
[Dr. Vivien Karl] (17:50 - 18:04)
Total. Ich meine, es gibt auch lange genug Frauen, also das habe ich immer wieder auch in Interviews, Frauen, die mir sagen, so ein bisschen Duft würde auch mal guttun. Es ist nicht mal N gleich 1.
Also jede Frau will ja was anderes. Aber der Großteil habe ich schon die Empfindung, die wollen einfach neutrale Produkte haben.
[Nils Behrens] (18:04 - 18:15)
Kommen wir mal zu so einem Thema wie PA-Wert. Das heißt also, der PA-Wert bei Intimprodukten, ist das genauso wie bei normalen Hautprodukten? Oder gerät vielleicht auch der PA-Wert da mal ein bisschen aus dem Gleichgewicht?
[Dr. Vivien Karl] (18:16 - 19:40)
Also der PA-Wert des Intimbereichs liegt immer so rund um 4. Das ist der saure Bereich. Und das kommt eben durch die eben angesprochenen Milchsäurebakterien, die eben diese Säure produzieren, also gegen Infektionen wirken.
Es ist aber so, dass natürlich durch Hormonschwankungen auch der Intimbereich beeinflusst wird. Und da sehen wir eben Veränderungen in den Milchsäurebakterien. Das bedeutet, und jetzt wird es vielleicht ein bisschen zu wissenschaftlich, unterbreche mich bitte.
Wenn wir einen sinkenden Östrogenspiegel haben, verdünnt sich die Schleimhaut. Und in der Schleimhaut befindet sich Glykogen, das ist so ein Einfachzucker, für die Milchsäurebakterien von denen, die sich ernähren. Bedeutet also, wenn die Schleimhaut sich verdünnt, haben die Milchsäurebakterien keine Nahrung mehr.
Es gibt also keine Milchsäurebakterien mehr, die die Säure produzieren können. Das bedeutet also, in der Menopause haben wir einen steigenden pH-Wert, also einen basischen pH-Wert, weil eben diese Milchsäure fehlt. Und dann kommt es eben vermehrt zu Infektionen, zum Beispiel auch Harnwegsinfektionen, ein ganz häufiges Symptom, was man da total unterschätzt, was eben durch die Trockenheit entsteht.
Und so haben wir aber auch einfach Schwankungen im pH-Wert. Wenn eine Frau gerade ihr Kind bekommen hat, dann müsste sich der Östrogenspiegel wieder einpendeln. Wenn wir junge Frauen zum Beispiel auch haben, die die Antibabypille nehmen, dass das Östrogen zu niedrig dosiert.
Und es gibt verschiedenste Lebensphasen oder auch durch Medikamente ausgelöste Phasen, die eben den Östrogenspiegel fallen lassen. Und dann haben wir es eben mit diesem erhöhten pH-Wert zu tun.
[Nils Behrens] (19:41 - 20:02)
Wie ist es denn eigentlich jetzt auch wieder mal so gefragt? Man kennt es ja, wenn man zum Beispiel im Sommerurlaub ist und sehr viel im Wasser ist, sehr viel baden, Sonne. Häufig in den meisten Fällen ist ja zu sagen, den Teil, den du pflegst, nicht in der Sonne.
Aber nichtsdestotrotz wollen wir jetzt mal einfach mal sagen, kann es auch da sein, dass auch in jüngeren Jahren dann quasi eine vermehrte Trockenheit aufkommt?
[Dr. Vivien Karl] (20:04 - 20:50)
Absolut, natürlich, wenn man sich zu viel wäscht. Also es muss ja nicht immer an Hormonschwankungen liegen, sondern ganz viele Frauen zum Beispiel waschen dann auch ihren inneren Bereich, die Vagina. Obwohl die Vagina ja selbstreinigend ist, also im Gegensatz zu Vulva, dem äußeren Bereich, ist die Vagina selbstreinigend, sollte man niemals mit Wasser rangehen.
Wenn das zum Beispiel viel zu viel gewaschen wird, dann hat man Trockenheit. Wenn man zum Beispiel viel in Chlorwasser geht oder generell einfach viel mit Wasser in Berührung kommt, Wasser trocknet ja die Haut aus, nicht nur die normale Haut, sondern auch die Intimhaut. Das vergessen oft viele, deswegen ist ja auch in unserer Intimwaschlotion schon Öle drin.
Und deswegen sagen wir immer, nach dem Duschen, nach dem Waschen auch eincremen, genauso wie man das Gesicht eincremt, so cremt man die Vulva ein. Nicht eben nur, wenn man, ich sag mal, alt ist und trocken, sondern wirklich auch, wenn man jung ist, einfach seinen Intimbereich auch vorbeugend pflegt.
[Nils Behrens] (20:50 - 20:57)
Es gibt ja zahlreiche Mythen rund um dieses Thema Intimpflege. Welche sind besonders häufig dir bisher begegnet und wie klärst du dann darüber auf?
[Dr. Vivien Karl] (20:58 - 21:09)
Ich glaube, das meistgehörigste, was mir immer gesagt wird, wenn ich sage, was ich mit meinem Startup mache, ist wirklich, wieso gibt es euch denn, man braucht doch keine Intimpflege, man soll doch da unten am besten gar nichts machen und einfach nur mit Wasser waschen.
[Nils Behrens] (21:09 - 21:11)
Du hast ja gerade gesagt, das ist selbstreinigend.
[Dr. Vivien Karl] (21:11 - 22:15)
Genau, aber, was ich auch gesagt habe, lieber Nils, ich hoffe, du hast zugehört, die Vulva ist nicht selbstreinigend. Also, es ist wirklich ganz wichtig, einmal zu verstehen, dass gerade, wenn man wirklich einen Intimbereich hat, der pflegebedürftig ist. Und das ist bei den meisten Frauen in der Menopause einfach der Fall.
Und das ist wirklich bei 14 Millionen Frauen allein in Deutschland so, dass die einfach einen trockenen Intimbereich haben und da muss man einfach was gegen machen. Das bedeutet, durch so Aussagen wie bloß nichts machen, werden ja Frauen dazu gedrängt, auch wenn die Symptome haben, ich sage mal, es kann ja auch nur ein leichtes Jucken, ein leichtes Brennen sein oder ein Zwieken, dass die denken, ich darf jetzt aber nichts machen, weil mir wurde das ja schon zehnmal auch in meiner Kindheit gesagt. Das ist einfach de facto falsch.
Wenn man Symptome hat, dann sollte man sich das angucken und dann sollte man die richtigen Pflegeprodukte verwenden. Aber man muss natürlich das Richtige verwenden. Und meiner Meinung nach sind dann aber eben Produkte, die extrem natürlich sind, perfekt geeignet, um einfach schon mal auf so einem Low Level was für den Intimbereich zu machen.
Mit so einer täglichen Intimpflegeroutine, zum Beispiel mit einer Creme, macht man überhaupt nichts falsch, wenn man die Richtige wählt.
[Nils Behrens] (22:15 - 22:17)
Wie sieht denn die richtige Routine aus?
[Dr. Vivien Karl] (22:17 - 22:19)
Dankeschön für die Frage. Schritt für Schritt.
[Nils Behrens] (22:20 - 22:22)
Schritt für Schritt.
[Dr. Vivien Karl] (22:22 - 22:38)
Also, wir waschen uns erstmal. Und wir waschen uns, ich habe es eben schon gesagt, Wasser trocknet die Haut aus, mit einer Intimwaschlotion, die Öle enthält. Unsere Intimwaschlotion enthält zum Beispiel Sheabutter, auch ein ganz hochwertiges Öl, was du wahrscheinlich schon kennst oder Niacinamid enthält das Ganze.
[Nils Behrens] (22:39 - 22:46)
Entschuldigung, ich möchte das hier kurz einmal erhaken. Das heißt also, wenn ich jetzt mir vorstelle, ich bin in der Dusche, ich bin ja ein Mann, ich tendiere dazu, mein Shampoo auch für den Rest des Körpers zu benutzen.
[Dr. Vivien Karl] (22:47 - 22:50)
Oh mein Gott. Da wollen wir jetzt gar nicht von anfangen. Nicht nachmachen.
[Nils Behrens] (22:50 - 22:57)
Nein, nicht nachmachen aus Gründen. So, jetzt aber, fangen wir mal an. Das heißt also, man wäscht sich die Haare mit Haarshampoo.
[Dr. Vivien Karl] (22:57 - 22:57)
Ach, da bist du.
[Nils Behrens] (22:58 - 23:03)
Man wäscht sich den Körper mit dem normalen Duschgel. Und dann hat man noch eine dritte.
[Dr. Vivien Karl] (23:03 - 23:30)
Und eine dritte Waschlotion. Und die ist eben für den Intimbereich. Und das ist vor allen Dingen für Frauen ganz wichtig, wenn ich jetzt mit einem normalen Duschgel an meinen Intimbereich komme, der eigentlich immer einen basischen pH-Wert hat, mache ich mir meine ganze Intimflora kaputt.
Das heißt, auf gar keinen Fall mit Shampoo, auf gar keinen Fall mit Duschgel, sondern wirklich mit dafür geeigneten Produkten. Und am besten Produkte, die eben noch rückfettend sind, weil es sonst austrocknet. Und damit dann eben die Vulva waschen.
Nicht die Vagina.
[Nils Behrens] (23:30 - 23:34)
Also, Punkt eins der Healthy Routine, check.
[Dr. Vivien Karl] (23:34 - 24:43)
Check. Dann kommen wir aus der Dusche. Und dann ist es so, dass bei ...
Wir müssen ja uns entscheiden, haben wir es mit einem normalen Hautzustand zu tun oder haben wir es mit einem sehr trockenen Hautzustand zu tun. Und da unterscheiden wir eben auch ein bisschen in der Pflege. Ich sage immer, eine Creme wie fürs Gesicht sollte eigentlich jeder benutzen, weil eben der Intimbereich leicht ausgetrocknet wurde.
Deswegen einfach ganz wenig Creme auf den äußeren Intimbereich auftragen. Und dann kann man sich schon anziehen und ist ready to go. Perfekt.
Und bei der Frau mit Trockenheit ist es eben so, die braucht manchmal ein bisschen reichhaltigere Pflege. Da haben wir zum Beispiel auch so ein ganz tolles Intimöl entwickelt. Das kann man alleine anwenden oder eben mit der Creme kann man so reinmischen.
Und da hat man eben dann so wie so ein Pflegebooster noch mal drin, den man eben auf den Intimbereich auftragen kann. Und wenn du dann noch im Laufe des Tages was für dich tun willst, du kennst das wahrscheinlich, wenn du auf Toilette warst und weiß der Geier, und du willst dich mal richtig reinigen, nicht nur mit dem trockenen Toilettenpapier, haben wir einen Pflegeschaum entwickelt, mit dem man sich eben ganz gründlich reinigen kann, weil der aus einem trockenen Toilettenpapier einfach so toll, weil man dann richtig gereinigt wird und der pflegt noch zwischendurch.
Und damit hast du eben die perfekte, besser kannst du es eigentlich gar nicht mehr machen, Nils.
[Nils Behrens] (24:43 - 24:56)
Ich habe das gerade darüber nachgedacht, was mit dem Schaum, weil ich kenne das ja selbst von meinem Rasierschaum, sage ich mal sowas, sodass man schnell da auch, ich sage mal ein bisschen mit rumspritzt, aber das wird wahrscheinlich dann überschaubarer sein, hoffentlich bei euren Produkten.
[Dr. Vivien Karl] (24:56 - 25:08)
Absolut, absolut. Also wenn du jetzt meinst mit der Dosierung des Pflegeschaums, nee, das ist total easygoing. Wenn du es einmal verwendet hast, dann willst du es nicht mehr missen.
[Nils Behrens] (25:09 - 25:10)
Sehr spannend.
[Dr. Vivien Karl] (25:10 - 25:12)
Ich schicke dir doch noch ein Goodie-Paket.
[Nils Behrens] (25:15 - 25:26)
Also gut, das ist aber healthy routine, habe ich jetzt verstanden. Das sind also quasi dann diese drei Stufen und in Stufe zwei kann man gucken, wie viel Feuchtigkeitsbedarf man, Pflegebedarf man hat.
[Dr. Vivien Karl] (25:26 - 25:40)
Richtig, so ist es. Und dann haben wir natürlich noch ganz viele andere Produkte, wie zum Beispiel Gleitmittel haben wir gerade rausgebracht, kommt wahnsinnig gut an. Oder diese Selbsttests, von denen ich eben sprach.
Also es gibt noch ganz viel, was man so drumherum machen kann, je nachdem, was man für einen Bedarf hat.
[Nils Behrens] (25:40 - 25:42)
Gleitmittel sind dann wirklich für den Akt?
[Dr. Vivien Karl] (25:43 - 26:02)
Die sind für den Akt, genau. Zwei verschiedene. Auch hier wieder habe ich eine Gleitcreme entwickelt.
Die gibt es so auch noch nicht in der Form auf dem Markt. So ein Hybrid zwischen Creme und Gel. Eben auch wieder für die Frau mit Trockenheit.
Und die haben wir gerade gelauncht und die kommt so unfassbar gut an. Das ist wirklich der Wahnsinn.
[Nils Behrens] (26:02 - 26:24)
Okay, okay. Dann auch da möchte ich es wieder verstehen. Wenn man jetzt an Mann, Frau, ich gehe jetzt mal von dem klassischen Modell aus, entschuldige, wenn ich das hier andere Leute ausschließe, aber nehmen wir mal an Mann, Frau, kommen wir jetzt so zusammen, dann würde dieses, diese Creme, die du jetzt gerade besprochen hast, sozusagen die, kriegt die Frau dann in ihrer Vagina auf?
[Dr. Vivien Karl] (26:24 - 26:27)
Die kann man auftragen, wo man will, sozusagen.
[Nils Behrens] (26:27 - 26:28)
Können die auch bei Mann auftragen?
[Dr. Vivien Karl] (26:28 - 26:39)
Wo man Gleitung braucht, sage ich mal. Und die kann man auftragen, wo man will. Die ist es wie eine normale Creme und ich entwickle alle Produkte eigentlich tendenziell auch so, dass man die essen kann.
Das heißt, das sind einfach natürliche Produkte.
[Nils Behrens] (26:39 - 26:39)
Hast du schon mal gemacht?
[Dr. Vivien Karl] (26:40 - 26:43)
Nee, können wir eigentlich auch mal eine Challenge machen? Finde ich gut.
[Nils Behrens] (26:45 - 26:45)
Challenge accepted.
[Dr. Vivien Karl] (26:46 - 26:47)
Oh, das ist eine gute Idee.
[Nils Behrens] (26:47 - 26:48)
Wir sehen uns nochmal.
[Dr. Vivien Karl] (26:49 - 26:51)
Aber die kannst du anwenden, wie du willst.
[Nils Behrens] (26:52 - 26:55)
Okay, okay. Aber dann zu dem Zeitpunkt kurz vor Markt.
[Dr. Vivien Karl] (26:57 - 26:58)
Gibt es einen anderen Zeitpunkt?
[Nils Behrens] (26:58 - 27:36)
I don't know. I don't know. Ich frage mich jetzt gerade, ob es eine Textur von der Formulierung gibt.
Nein, ich kam jetzt gerade auf die Idee, dass wenn man jetzt zum Beispiel das zweite, dritte Date hat und sagt, heute könnte was passieren, dass man vor dem Date es schon aufträgt. Kann man auch machen. Sozusagen nicht so einen Interruptus zu haben.
Und da war meine Frage, das klang nämlich wegen des Hybridmodells so, als ob es ein bisschen länger dann da bleibt, weil sonst würde ich ja so ein reines Gleitgel von irgendeiner Kondomhersteller-Marke sozusagen, würde ich jetzt ja nicht auf die Idee kommen, mir schon mal vor dem Abendessen sozusagen.
[Dr. Vivien Karl] (27:36 - 27:49)
Richtig. Also du bringst mich hier auf ganz neue Use Cases, Nils. Das ist total toll.
Kann man aber auch schon vor dem Date, schon vorher, weil im Endeffekt ist es halt einfach ein pflegendes Mittel, was die Haut pflegt, genau. Aber mit einer geligen Konsistenz.
[Nils Behrens] (27:50 - 27:54)
Okay. Und würdest du behaupten, kann man auch machen und ist nicht unangenehm?
[Dr. Vivien Karl] (27:54 - 27:56)
Nee, ist überhaupt nicht unangenehm. Kann nur angenehm sein.
[Nils Behrens] (27:57 - 28:10)
Was sind denn die absoluten Must-Haves für jede Frau? Also was würdest du sagen, worauf sollen sie beim Kauf der Intimpflegeprodukte achten? Wenn es Intimpflegeprodukte nicht gibt und oder eben halt es vielleicht auch Menschen zu teuer ist.
[Dr. Vivien Karl] (28:10 - 29:06)
Absolut. Also ich würde sagen, man soll auf jeden Fall darauf achten, dass keine Duftstoffe drin sind, auch keine ätherischen Öle brauchen wir einfach nicht. Die sind alle immer gut erforscht, auch die natürlich auf dem Markt sind und trotzdem haben die immer noch ein gewisses allergenes Potenzial.
Das ist einfach so. Deswegen, ich würde einfach darauf verzichten und ich würde auf aggressive Tenside verzichten, die sogenannten Sulfate, wie zum Beispiel das Natrium-Lauryl-Sulfat. Das ist auch einfach, das soll sozusagen die Haut reinigen und sorgt eben dafür, für diese starke Schäumung.
Das ist ein ganz, ganz günstiges Tenside, weswegen das auch immer so gerne verwendet wird. Aber es sorgt eben auch dafür, dass die so wichtigen Lipide aus der Haut gewaschen werden und die brauchen wir einfach, deswegen da zu Produkten greifen. Jetzt kann ich hier verschiedene pflanzliche Tenside sagen, das kann sich wahrscheinlich keiner merken, aber einfach darauf achten, dass das nicht enthalten ist.
Und das ist schon dann, wenn man die beiden Sachen weglässt, dann muss man erst mal gucken, was da drin ist.
[Nils Behrens] (29:06 - 29:23)
Okay, das ist eine sad story, aber gut. Entschuldigung, mich lässt die Gleitcreme noch nicht los, deswegen bin ich noch einmal ganz kurz zurück. Nein, nein, aber ich mache das deswegen, weil du hast ja gesagt, es gibt zwei Produkte, einmal das Lipid-Produkt und einmal das andere Produkt.
Das heißt also, unterscheidet nochmal für mich.
[Dr. Vivien Karl] (29:24 - 30:09)
Sehr gut, sehr gute Frage. Wir haben ein Gleitgel und eine Gleitcreme und die Gleitcreme ist etwas teurer. Wieso?
Weil da eben Öle drin sind, pflegt eben die Haut. Die Gleitcreme empfehle ich also, wenn man zu einer starken Trockenheit neigt, weil diese Frauen kennen das wahrscheinlich auch, wenn die Gleitgele auftragen, dann brennt das so ein bisschen. Das hat chemische Aspekte, da will ich jetzt gar nicht drauf eingehen, sonst driften wir hier vollkommen ab.
Aber deswegen empfehle ich die Gleitcreme und das Gleitgel, das ist etwas günstiger. Das kann man eben dann nutzen, wenn man nicht so eine akute Trockenheit sagt, weil man sagt, ich will es bei meiner Haut pflegen, weil da ist Hyaluronsäure enthalten, aber es brennt jetzt nichts, dann würde die Gleitgel, das Gleitgel auch absolut ausreichen.
[Nils Behrens] (30:10 - 30:52)
Du bist ja, wie du eingangs gesagt hast, eigentlich Apothekerin und was würdest du sagen, wie sehr hat quasi dein Apotheker-Know-how dich in deiner Entwicklung beeinflusst? Weil jetzt mal, es ist ja immer wieder überraschend, dass man immer denkt, wenn jemand, ganz einfach gesprochen, wenn jemand Arzt ist, dann weiß der auch was über Ernährung. Wenn man sich dann anschaut, wie viel Ernährung im Medizinstudium vorkommt, dann weiß man, dass er keine Ahnung hat.
Also erstmal grundsätzlich, erstmal grundsätzlich, sage ich mal. Ohne zusätzliche Fortbildungen und alles andere, nur mit dem Know-how, nein. So, deswegen meine Frage zieht so ein bisschen darauf, kann jede promovierte Apothekerin theoretisch dieses Know-how zurückgreifen oder ist das auch etwas, was du dir dann zusätzlich aneignen musst?
[Dr. Vivien Karl] (30:53 - 32:29)
Wenn sie darauf Lust hat, dann kann sie das auf jeden Fall tun. Also natürlich ist es so, ich habe ja oder wir kriegen im Pharmaziestudium ein Basiswissen an Arzneiformenlehre, nennt man das. Also ich habe das schon alles mal gemacht, so eine Creme gerührt und dies und das.
Aber natürlich, was ich vor allen Dingen gemacht habe, ist mich oder mir anzueignen, welche Inhaltsstoffe, welche Arzneistoffe es da draußen gibt. Also am Ende des Studiums konnte ich irgendwie 500 chemische Formeln auswendig zeichnen und sagen, welche mit wem interagiert. Aber nichtsdestotrotz konnte ich immer noch auf mein Wissen von früher zurückgreifen, wie man denn so eine Creme herstellt.
Und das habe ich einfach gemacht. Das bedeutet, mein Gründungsweg war schon anders in dem Sinne, dass ich eben selber die Sachen entwickelt habe, ein eigenes Verständnis auch für solche Rezepturen habe. Auch einfach, weil ich tatsächlich als Kind immer schon Cremes und Masken und so selber mir zusammengerührt habe, witzigerweise.
Und so ist eigentlich nicht, oder ich würde mal pauschal sagen, so gründen eigentlich die wenigsten KosmetikgründerInnen. Die gehen ja meistens einfach nur zum Lohnhersteller und sagen, ja, ich habe jetzt hier eine Idee, ich habe jetzt hier den Inhaltsstoff kennengelernt durch irgendwas und mach mir mal damit jetzt eine tolle Linie. Und dann machen die das ja.
Und bei uns läuft das ja ganz anders. Ich gebe dem Entwickler, weil ich halt jetzt nicht mehr wie bei der Intimcreme selber noch in der Apotheke stehe, ein ganz enges Briefing und dann entwickelt er nach meinen Vorgaben meine Produkte. Und so entwickeln wir eben zusammen, im Zusammenspiel und nach ganz vielen iterativen Schleifen diese Produkte eben gemeinsam.
Und ich kriege kein 0815 White Label Produkt dahingestellt und das kaufe ich jetzt, weil ich eh keine Ahnung habe. Sondern wir sind da ganz eng dran und entwickeln das auch mit den Kunden dann immer zusammen. Also wir haben da schon einen ganz besonderen Entwicklungsprozess einfach.
[Nils Behrens] (32:30 - 32:40)
Ich nehme das Wort keine Ahnung mal ganz kurz auf. Wie war das denn für dich? Ich meine, du wirst ja wahrscheinlich irgendwann mal dieses Studium begonnen haben, um Apothekerin zu werden.
Nein. Ganz anders.
[Dr. Vivien Karl] (32:42 - 33:48)
Also mein Weg war alles andere als Geradlinik. Eigentlich wollte ich Medizin studieren, weil ich immer dachte, ich werde eine tolle Notärztin. Und dann ist natürlich mit dem Abitur so, dass es nicht ganz so einfach war, da reinzukommen.
Zumindest mit meinem Abitur. Und dann dachte ich, ich warte jetzt lange auf den Studienplatz und habe noch einfach mal eine Rettungssanitäterausbildung gemacht. Das heißt, ich habe auch lange im Rettungsdienst gearbeitet.
Und weil ich dann aber nicht auf den Studienplatz warten wollte, dachte ich mir, Mist, was mache ich denn jetzt? Also ich kann ja nicht jetzt ewig lang hier warten, aber ich brauche irgendwas, was mir halbwegs gefällt. Und ich habe Pharmazie einfach allein aus dem Grund studiert, weil ich dachte, ich werde dann breit naturwissenschaftlich ausgebildet und damit kann man immer irgendwas machen.
Das wird schon irgendwie gut gehen. Aber ich wusste, ich wollte nie in die Apotheke. Und dann ging das Studium total schnell vorbei.
Und dann stand ich wieder da und dachte, was mache ich denn jetzt? Und dann habe ich einfach angefangen zu promovieren, weil ich einfach Zeit gewinnen wollte. Das bedeutet, ich wollte nie in die Apotheke gehen, aber ich wollte immer mich weiterbilden, auch in die naturwissenschaftliche Richtung und wusste immer, irgendwas werde ich damit schon finden.
Und jetzt ist alles gut ausgegangen, weil ich habe meinen Weg gefunden, bin Unternehmerin geworden, kann irgendwie dieses Wissen noch zusätzlich nutzen und ganz, ganz vielen Frauen helfen und Leute darüber aufklären, was Intimgesundheit bedeutet.
[Nils Behrens] (33:50 - 34:09)
Ja, aber total spannende Geschichte. Ich frage mich nur auch, das, was du jetzt als Unternehmerin, als Know-how brauchst. Also wir haben es ja schon festgestellt, dass dein Know-how sehr gut ist für die Cremeentwicklung.
Aber als Unternehmerin sind da wahrscheinlich viele, viele Hürden, die ich wahrscheinlich in meinem BWL-Studium besser abgedeckt habe.
[Dr. Vivien Karl] (34:09 - 34:47)
Das ist auf jeden Fall so. In meinem ersten Accelerator, in dem ich in Berlin teilgenommen habe, wusste ich noch nicht mal, was ein Business Angel ist. Ich konnte dir keine PNL aufzeichnen und konnte sonst was nicht.
Und jetzt habe ich praktisch den ganzen Finance-Bereich geownt und bin einfach eine waschechte Geschäftsführerin. Und das habe ich mir alles tatsächlich sehr autodidaktisch beigebracht am Anfang, aber auch natürlich mit vielen Netzwerken. Also ich habe mir immer die Hilfe geholt an Stellen, wo ich sie brauchte, habe mir das Know-how reingeholt, das ich brauchte.
Und ich bin der festen Überzeugung, dass, wenn man halbwegs smart ist, dass man sich das selber beibringen kann und dass man dafür kein BWL-Studium braucht.
[Nils Behrens] (34:47 - 34:53)
Nein, BWL-Studium braucht man sowieso nicht. Habe ich gerade von Erich Zicks gehört, der sagt, dass das alles überflüssig ist.
[Dr. Vivien Karl] (34:53 - 34:56)
Absolut. Man muss halt nur Lust haben, sich das selber beizubringen.
[Nils Behrens] (34:57 - 34:59)
Absolut. Ich glaube, dazu geht es aber mit sehr vielen Dingen im Leben.
[Dr. Vivien Karl] (34:59 - 35:00)
Total, ja.
[Nils Behrens] (35:00 - 35:21)
Also du hast jetzt eben schon mal kurz angesprochen, dass du die Entwicklung auch zusammen mit deinen Nutzerinnen dann machst. Wie kann ich mir denn den Prozess so vorstellen? Weil letztendlich, wir hatten jetzt schon mehrfach über das Thema Tabu gesprochen.
Habt ihr dann einen Aufruf, den ihr dann über, ich weiß gar nicht, ehrlich gesagt, macht ihr nur D2C, also nur Direktvertrieb oder seid ihr auch tatsächlich in Apotheken im Verkauf?
[Dr. Vivien Karl] (35:21 - 35:29)
Wir sind D2C in allen Apotheken deutschlandweit und haben jetzt auch, ich habe das glaube ich noch nie in einem Podcast gesagt oder irgendwo, haben auch mit Teleshopping angefangen.
[Nils Behrens] (35:29 - 35:31)
Ui, sehr gut, ich sehe dich da.
[Dr. Vivien Karl] (35:32 - 35:34)
Ja, es läuft auch ganz gut.
[Nils Behrens] (35:34 - 35:41)
Okay, okay. Gut, aber jetzt nochmal zurück auf die Frage, wie bekommt man dann das Feedback der Nutzerinnen?
[Dr. Vivien Karl] (35:41 - 37:18)
Genau, ich habe und es ist nicht skalierbar, aber es ist wahnsinnig hilfreich, habe angefangen mit Kundinnen Telefoninterviews zu führen. Das bedeutet, die bekommen über unser CRM-System ein bestimmter Teil, bekommt Einladung, mit mir einen Termin auszumachen, dann buchen die Termine und so habe ich drei bis fünf Kundeninterviews, 15 Minuten lang, jede Woche und frage die Kunden immer je nach Segment, ob die jetzt nicht Kundinnen sind oder Kundinnen, fragen sie einfach ab, wie ihr Nutzerinnenverhalten sind, aber auch, was sie für Produkte brauchen.
Und so ist es eigentlich ganz einfach, herauszufinden, was sie bewegt, was sie brauchen und darauf basierend schaue ich mir eben dann auch den Markt an, was es denn da schon gibt, was ich eventuell anders an den Produkten machen möchte. Dann mache ich es meistens noch in Instagram-Aufruf tatsächlich, welche Frau leidet denn gerade an XY oder welche Frau nutzt gerade Gleitmittel und ist unzufrieden damit, führe dann mit denen nochmal spezifischere Interviews, entwickle dann ein Briefing eben und mache ganz viel Research, wie mein Beispiel Gleitcreme, wie es funktionieren soll und dann gebe ich dieses Briefing an den Entwickler und wenn ich das erste Produkt habe, dann hole ich wieder die Kundinnen ins Boot, die damit so unzufrieden waren und schicke denen das und dann geben die mir Feedback. Und dann kommen so ein paar iterative Prozesse, zum Beispiel hatten wir in der Gleitcreme ursprünglich Milchsäure enthalten, die ich da rein haben wollte, die hat aber gebrannt bei den Kunden, also habe ich zu dem Entwickler gesagt, einmal die Milchsäure raus, die muss da wieder zu den Kundinnen.
Du siehst also, es ist ein sehr aufwändiger Prozess, aber das Produkt ist wirklich wahnsinnig. Also eine Kundin hat dann diese Gleitcreme eben bekommen und die meinte, ich stehe hier gerade weinend im Badezimmer, weil ich gerade seit Jahren wieder schmerzfreien Geschlechtsverkehr hatte aufgrund deiner Gleitcreme. Und das ist wirklich, was Schöneres kann einem eigentlich nicht passieren.
[Nils Behrens] (37:18 - 38:03)
Ich hatte gerade nur die Frage, wie groß der Abstand zwischen dem Anruf und dem, aber okay. Das lassen wir jetzt mal einfach mal so offen und ich finde das ganz interessant. Ich komme nochmal auf den Punkt zurück, dass du sagst, die Cremes sind alle für die Vulva.
Bekommst du denn da auch viel Feedback, dass Frauen gegebenenfalls die Teamcreme auch für den inneren Bereich nutzen und damit zufrieden sind? Das würde mich einfach nur mal interessieren, weil du sagtest, man kann es schon machen, aber es steht ja nicht drauf und wir Deutschen sind ja dann auch sehr oberigkeitshörig teilweise, wenn das da draufsteht, dann macht man es nicht. Aber ist das dann schon so, dass das sozusagen sich dann rumgesprochen hat, dass die auch für ihn funktionieren könnte?
[Dr. Vivien Karl] (38:03 - 38:20)
Tatsächlich ist es einfach dem Unwissenheit der Nutzerin geschuldet, dass sie die Creme auch innerlich anwenden, weil wir eben auf der Verpackung schreiben, dass die Creme für die Vulva geeignet ist. Aber sehr viele Frauen leider nicht wissen, was die Vulva ist und deshalb nutzen sie sie auch innerlich. Aber damit sind sie ganz happy.
[Nils Behrens] (38:20 - 38:27)
Okay, das ist ja spannend. Was würdest du sagen, was sind denn jetzt so Zukunftspläne, über die du vielleicht schon reden kannst?
[Dr. Vivien Karl] (38:28 - 39:04)
Also wir haben uns ja sehr auf das Thema Intimtrockenheit fokussiert, zu Recht, damit waren wir ja ganz groß in den Medien. Wir haben ehrliche Preise auch für die Intimcreme gewonnen und wollten eben einen ganz starken Fokus darauf haben und auch auf Kosmetika. Und jetzt werden wir Stück für Stück die Marke eben ein wenig größer machen und eben in neue Kategorien gehen.
Ich darf leider noch nicht sagen, welche, aber wir werden zwei große neue Kategorien dieses Jahr noch eröffnen. Auch immer noch rund um die Intimgesundheit. Auch mittlerweile fragen schon ganz viele Leute nach Bodylotion und weiß ich nicht was.
Das machen wir noch nicht. Wir kümmern uns wirklich rein um die Intimgesundheit, aber da kann man eben auch noch ganz viel Verschiedenes zu machen.
[Nils Behrens] (39:05 - 39:17)
Wenn wir jetzt noch mal auf das Thema Aufklärung grundsätzlich gehen. Du hast es eben gerade schon gesagt, dass einige von den Gründen nicht so aufgeklärt sind. Was willst du denn sagen, wo siehst du das größte Verbesserungspotenzial in Deutschland, was das Thema Aufklärung betrifft?
[Dr. Vivien Karl] (39:17 - 40:21)
Es muss praktisch eigentlich an der Pike verändert werden und das ist wirklich in der Lehre schon im Studium von Ärztinnen, von ApothekerInnen. Das bedeutet, wir müssen hier wirklich reingehen und schauen, dass die verstehen, was bedeutet Intimgesundheit, wie pflege ich meinen Intimbereich. Was auch ganz viele Ärztinnen leider nicht im Studium beigebracht bekommen natürlich ist, welche Inhaltsstoffe sind gut für meinen Intimbereich, welche nicht.
Die haben ja ein ganz anderes Know-how. Die lernen ja, wie der menschliche Körper funktioniert und wiederum das andere nicht. Das bedeutet, hier entsteht einfach eine große Wissenslücke, weshalb ja ganz oft gesagt wird, einfach nichts verwenden.
Was auch wieder ein Fehler ist, aber dann auch natürlich, wenn wir über so Sachen sprechen wie menopausale Beratung bei GynäkologInnen, dass da einfach sehr viel Unwissenheit auch noch besteht und in der Ärzte schafft, dass das einfach verändert werden muss. Das heißt da einmal ansetzen und dann natürlich einfach anfangen, das Thema gesellschaftsfähig zu machen. Dass gesellschaftlich darüber gesprochen wird, dass ein kleines Mädchen nicht mehr lernt, dass sie darüber nicht sprechen darf, da nichts machen darf.
Dass das einfach ein ganz normales Thema wie die allgemeine Hautpflege auch ist.
[Nils Behrens] (40:22 - 40:39)
Ich verspreche dir, ich werde mich auf dem Strife Award ausschließlich über dieses Thema unterhalten und wenn jemand etwas anderes mit mir besprechen möchte, dann werde ich das einfach ablehnen. Was möchtest du den Frauen denn auf den Weg geben, die sich bisher wenig mit dem Thema intime Gesundheit beschäftigt haben? Das ist meine letzte Abschlussfrage sozusagen, Plädoyer jetzt für die Welt da draußen.
[Dr. Vivien Karl] (40:39 - 41:11)
Ganz wichtig, kümmert euch um eure intime Gesundheit, denn irgendwann wird jede Frau einmal von Intimtrockenheit betroffen sein, das ist einfach statistisch so. Und sich darum kümmern, jetzt schon am besten, welche Inhaltsstoffe will ich benutzen, welche will ich nicht benutzen und jetzt schon auch einfach präventiv arbeiten, um sich um den Intimbereich zu kümmern, damit einen das nicht überrollt, weil das sieht man ja ganz oft, dass einem im Alter oder in der Menopause dann solche Sachen eben überrollen und das ist einfach ein Thema, das kann man sich jetzt schon aneignen, auch die Herren übrigens.
[Nils Behrens] (41:11 - 41:34)
Auch die Herren, vielleicht kommt das als nächste Serie, ich bin gespannt. Dr. Vivien Kahl war hier, ich sage herzlichen Dank für das Gespräch, ich habe wirklich sehr viel dazu gelernt, ich hoffe unsere HörerInnen auch und alle, die dann mehr davon erfahren wollen, haben jetzt gelernt, können auf jeden Fall auf deinem Instagram Account, also auf dem Film Instagram Account ganz viel dazu lernen und gegebenenfalls ja auch mal in den Genuss kommen, mit dir ein Telefonat zu führen.
[Dr. Vivien Karl] (41:34 - 41:36)
Unbedingt gerne, vielen Dank für das Gespräch, Nils.
[Nils Behrens] (41:40 - 41:41)
Hast du eigentlich ein Lieblingssupplement?
[Dr. Vivien Karl] (41:43 - 41:49)
Aschwagandha tatsächlich, ein bisschen den Kortisolspiegel runter zu bekommen und das tut mir ganz gut manchmal.
[Nils Behrens] (41:51 - 42:16)
Wenn euch diese Folge gefallen hat, würde es mir sehr helfen, wenn ihr eine Bewertung bei Apple Podcast oder Spotify hinterlasst. Damit ihr nichts verpasst, abonniert unseren Newsletter, dort geht es nicht nur um diesen Podcast. Meistens stellen wir euch da ganz neue Produkte vor, zu denen es dann auch immer einen Einführungsrabattcode gibt, der aber nur 24 Stunden gültig ist.
Und das wäre ja blöd, wenn man das verpasst. Also, den Newsletter findet ihr unter www.sunday.de.a