

Scheinfasten – Der sanfte Weg zu Zellreinigung, Energie und Langlebigkeit
In einer Welt des Überflusses ist der bewusste Verzicht auf Nahrung ein radikaler Akt – und eine heilsame Rückbesinnung auf uralte Körpermechanismen. Prof. Dr. Andreas Michalsen, Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin und Professor an der Charité, erklärt im Gespräch mit Healthwise-Host Nils Behrens, warum Scheinfasten – auch bekannt als „fasting mimicking diet“ – ein echter Gamechanger für Gesundheit, Prävention und Langlebigkeit sein kann.
Was ist Scheinfasten?
Scheinfasten ist eine kalorienreduzierte, pflanzenbasierte Ernährung über fünf Tage, die dem Körper einen Fastenzustand vortäuscht – ohne dass man vollständig auf Nahrung verzichten muss. Der Clou: Der Körper bleibt im sogenannten Fastenmodus, obwohl er weiterhin mit ca. 600–700 kcal pro Tag versorgt wird. Entwickelt wurde das Konzept vom US-Forscher Valter Longo.
Autophagie, Zellreinigung und Longevity
Fasten aktiviert die Autophagie – ein zelluläres Reinigungsprogramm, das beschädigte Zellbestandteile abbaut und recycelt. Gleichzeitig sinken entzündungsfördernde Botenstoffe, das Mikrobiom regeneriert sich, die Insulinsensitivität steigt und der Körper produziert Ketonkörper als alternativen Energielieferanten. All das trägt dazu bei, chronisch-entzündliche Prozesse zu reduzieren – ein zentraler Hebel im Kampf gegen „Inflammaging“, also das Altern durch stille Entzündungen.
"Fasten ist ein biologischer Reset – ein Zurücksetzen auf Werkseinstellungen, das unsere Zellen dankbar annehmen."
– Prof. Dr. Andreas Michalsen
Vorteile gegenüber dem klassischen Heilfasten
Während Heilfasten ohne Nahrung über mehrere Tage oft nur im Rahmen eines Kuraufenthalts praktikabel ist, lässt sich Scheinfasten alltagstauglich integrieren. Die fünf Tage sind klar strukturiert (z. B. mit Produkten wie SaluFast oder eigenen Rezepten), und viele Menschen berichten von erhöhter Energie, klarerer Haut und verbessertem Schlaf – ohne Kreislaufprobleme oder starker Schwäche.
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Ablauf eines typischen 5-Tage-Scheinfastenplans
Tag 0 (Vorbereitung): Leichte, ballaststoffreiche Kost, kein Alkohol, keine üppigen Mahlzeiten
Tag 1–5: Je ca. 600–700 kcal/Tag, pflanzlich, wenig Zucker, kein tierisches Protein
--> Frühstück: kleines Porridge
--> Mittagessen: z. B. Linsendal, Tomatensuppe
--> Abendessen: Gemüsebrühe, Kürbisrisotto
Erlaubt: ungesüßter Kräutertee, schwarzer Kaffee ohne Milch, Elektrolyte wie Magnesium
Optional: Spermidin oder Magnesium zur Unterstützung der Zellprozesse
Der ideale Zeitpunkt und Rhythmus
Prof. Michalsens Empfehlung: Mindestens drei bis vier Mal pro Jahr Scheinfasten, idealerweise fünf bis sieben Tage lang. Wer noch mehr bewirken will – etwa bei metabolischem Syndrom oder Diabetes-Typ-2-Risiko – kann bis zu einmal pro Monat fasten. Entscheidend ist jedoch die Regelmäßigkeit.
Mentale Effekte und psychologische Freiheit
Ein häufig unterschätzter Aspekt: Fasten verändert nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. Viele berichten von gesteigerter Klarheit, emotionaler Stabilität und einem Gefühl der Selbstwirksamkeit. Wer spürt, dass er mit weniger auskommt, erfährt ein neues Gefühl von Autonomie.
Risiken, Nebenwirkungen und Kontraindikationen
- Mögliche Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Frieren, Kreislaufbeschwerden an Tag 2/3
- Keine Teilnahme ohne ärztliche Rücksprache bei:
-->Gicht
-->aktiven Gallenproblemen
-->früheren Essstörungen (Anorexie/Bulimie)
Nahrungsergänzung während des Scheinfastens?
Mineralstoffe wie Magnesium oder Kalium sind laut Prof. Michalsen sinnvoll – vor allem zur Krampflinderung. Vitamine oder Omega-3-Fettsäuren hingegen sollten bewusst pausiert werden, um die gewünschte Hormesis (gesunder Zellstress) nicht abzuschwächen. Ausnahme: Autophagie-fördernde Stoffe wie Spermidin.
Fazit: Kleine Einschränkung – große Wirkung
Scheinfasten ist mehr als ein Trend. Es ist eine evidenzbasierte, alltagstaugliche Methode, um Körper und Geist zu regenerieren, Entzündungen zu senken und dem Alterungsprozess auf natürliche Weise entgegenzuwirken. Wer regelmäßig fünf Tage investiert, profitiert über Wochen – manchmal sogar Monate – von gesteigerter Energie, mentaler Klarheit und verbesserter Zellgesundheit.
Take aways
- Scheinfasten liefert ca. 600–700 kcal/Tag, bleibt aber im Fastenmodus
- Autophagie wird aktiviert: Zellerneuerung, Entzündungsreduktion, Energiegewinn
- Einfach umzusetzen mit pflanzlicher Ernährung und klaren Regeln
- Mindestens 3–4 Zyklen pro Jahr empfohlen, z. B. mit SaluFast oder eigenen Rezepten
- Fasten steigert nicht nur die körperliche, sondern auch die mentale Resilienz
- Spermidin und Magnesium können unterstützend wirken
- Nicht geeignet bei Gicht, Gallenproblemen, Essstörungen – ärztlicher Rat nötig
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Prof. Dr. Andreas Michalsen ist Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin, Professor an der Charité und einer der führenden Experten für Naturheilkunde und integrative Medizin. Im Gespräch mit Healthwise-Host Nils Behrens spricht er über das Potenzial des Scheinfastens – auch bekannt als fasting mimicking diet.
Sein Ansatz: moderne Wissenschaft trifft jahrtausendealtes Heilwissen. Scheinfasten ahmt die Effekte des klassischen Fastens nach, ohne auf feste Nahrung ganz verzichten zu müssen – und eröffnet damit neue Wege in Prävention, Zellregeneration und gesunder Langlebigkeit. Für Michalsen ist das kein kurzfristiger Trend, sondern ein echter Paradigmenwechsel in der Gesundheitsvorsorge.
[Nils Behrens] (0:00 - 0:49)
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[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (0:51 - 1:14)
Was mich beim Scheinfasten wie beim Heilfasten beeindruckt, ist diese Schnelligkeit der Wirkung. So ein bisschen leiden wir ja, denke ich, doch alle darunter, dass man immer, man muss ja immer so viel machen. Und dann muss man jeden Tag zum Sport und dann sieht man nach einer gewissen Zeit Wirkung.
Beim Heilfasten und beim Scheinfasten ist das, wie wir sagen, so Bäm. Also man startet und schon am zweiten, dritten Tag denkt man, huch.
[Nils Behrens] (1:15 - 2:20)
Herzlich willkommen zu HEALTHWISE, dem Gesundheitspodcast präsentiert von Sunday Natural. Ich bin Dietz Behrens und in diesem Podcast erkunden wir gemeinsam, was es bedeutet, gesund zu sein. Wir tauchen ein in Themen wie Medizin, Bewegung, Ernährung und emotionale Gesundheit.
Immer mit einem weisen Blick auf das, was uns wirklich gut tut. Wir leben in einer Welt des Überflusses, in der ständige Verfügbarkeit von Essen zur Norm geworden ist. Doch was passiert mit unserem Körper, wenn wir bewusst darauf verzichten?
Nicht komplett, sondern so, dass wir ihn täuschen und dennoch all die positiven Effekte des Fastens erzielen. Prof. Dr. Andreas Michaelsen ist einer der führenden Experten für Naturheilkunde und Ernährungsmedizin in Deutschland. Als Chefarzt der Abteilung für Naturheilkunde am Emanuel Krankenhaus Berlin und Professor an der Charité erforscht er die heilenden Kräfte von Fasten, Ernährung und traditionellen Naturheilverfahren.
Mit seinen Büchern und Vorträgen vermittelt er wissenschaftlich fundierte Ansätze für Gesundheit und Prävention auf eine inspirierende und verständliche Weise. Und deshalb sage ich herzlich willkommen, Prof. Dr. Andreas Michaelsen. Ja, hallo Nils.
Lieber Andreas, hast du den letzten Sonntag auch gefastet?
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (2:21 - 2:30)
Also mein letztes Fasten liegt schon ein bisschen weiter zurück. Ich habe vor Weihnachten gefastet. Vor Weihnachten, vor Weihnachten.
Ja, ja, vor Weihnachten ist ganz klug, weil dann kommt ja Weihnachten.
[Nils Behrens] (2:30 - 2:43)
Ja, das stimmt, das stimmt. Wir nehmen jetzt hier Ende Februar auf, insofern sind es ja nicht ganz zwei Monate her wahrscheinlich. Ja, genau.
Ja, sehr gut, sehr gut. Du giltst ja in Deutschland eigentlich so als der Fastenpapst. Was begeistert dich denn an dem Fasten so sehr?
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (2:44 - 3:12)
Ja, mich begeistert natürlich grundsätzlich die Naturheilkunde und die Möglichkeiten, wie wir aus eigenen Kräften gesund bleiben können. Und wenn man da alles, was an Erfahrung und Wissenschaft da ist, wenn man das einfach mal grob zusammenfasst, dann sind das drei Dinge. Dann ist es halt Sport, Bewegung und dann ist es Ernährung.
Und dann ist das, was eben oft ein bisschen runterfällt, das Fasten. Das wissen einfach viele Leute nicht, dass das Fasten eine extrem mächtige, wirksame Präventionsmaßnahme ist.
[Nils Behrens] (3:12 - 3:19)
Du sprichst ja auch von der Heilung durch Weglassen. Also wie kam es, dass diese Philosophie so sehr zum zentralen Teil deiner Arbeit wurde?
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (3:21 - 4:01)
Ja, das hat natürlich mit unseren Lebensgewohnheiten zu tun. Also sagen wir mal, das Fasten wäre jetzt sicherlich nicht so eine hochwirksame Methode geworden, wenn wir immer noch, wie unsere Urahnen, immer mal wieder Hunger leiden müssten und eigentlich eher Sorgen haben, wie wir uns jeden Tag satt kriegen. Aber die Situation hat sich ja brachial verändert.
Über Ernährung ist ja das Problem. Und jetzt kann man ja mal eine Diät machen, das wirkt nicht, das wissen wir wissenschaftlich. Sondern die kluge Art und Weise unserem Körper, das zu geben, was er eigentlich will, ist immer mal wieder zu fasten.
Und das ist wie sozusagen ein permanenter Reset, was der Werkseinstellung unseres Körpers letztlich sehr, sehr gut tut. Ja, es ist ja ganz interessant.
[Nils Behrens] (4:01 - 4:23)
Es gibt ja, ich sag ja gerade, wir nehmen hier im Februar auf und da gibt es ja immer noch ganz viele Leute, die bei Instagram immer regelmäßig posten, dass sie Eisbaden gehen. Und auch das sind ja Stressoren oder wir haben ja gerade kurz im Vorgespräch über Sauna gesprochen. Also alles sind ja in dem Sinne Stressoren auf den Körper, die im Grunde genommen eigentlich Ihnen in eine Notsituation bringen.
Entweder extreme Hitze, extreme Kälte oder extremer Essensentzug.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (4:24 - 4:59)
Genau, das ist im Prinzip das Elixier des Lebens, des guten Lebens, was du da ansprichst. Klar, das eine ist, es muss so viel da sein von allem, dass wir gut überleben. Das heißt, Ernährung muss grundsätzlich schon ein bisschen da sein, Mikronährstoffe und eine Heizung, damit wir nicht erfrieren, ist auch gut.
Aber wenn wir in einer Komfortzone sind, funktioniert unser Körper nicht gut, dann vernachlässigt er sich. Und das holen wir uns natürlich auch mit Kälte zurück, mit einem Eisbad oder mit einer Kältekammer. Aber eben auch ziemlich einfach mit dem Fasten.
[Nils Behrens] (5:00 - 5:21)
Ich habe ja durch dich, ich glaube sogar genau genommen durch das erste Buch, was ich von dir gelesen habe, das Thema Scheinfasten das erste Mal kennengelernt. Und das klingt ja erst mal so ein bisschen nach so einem kleinen Trick, sage ich mal so. Ich habe es ja auch in der Einladung so ein bisschen erklärt.
Deswegen erklär uns doch mal, was ist denn genau Scheinfasten und was unterscheidet es von anderen Fasten-Methoden?
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (5:21 - 6:35)
Ja genau, das Scheinfasten, ich meine das Wort, das klingt auch so, so ganz glücklich bin ich über das Wort nicht. Im Englischen heißt es ja Fasting-Mimicking-Diet, also das Fasten-imitierende Diät. Das ist ein ganz klein bisschen eleganter, finde ich.
Das kommt wirklich pur aus der Wissenschaft. Also das Fasten selber, das Heilfasten ist ja eine ärztliche, eine medizinische Tradition. Buchinger oder Maier, das waren einfach Pioniere, die haben das mal rausgefunden, das tut irgendwie gut, wenn man fastet.
Und das Scheinfasten ist wirklich aus der Wissenschaft gekommen. Da ist Walter Longo zu nennen, Professor aus Kalifornien, der, wenn ich mit ihm gesprochen habe damals über das Fasten, da hat er immer gesagt, das können die Amerikaner nicht. Die Amerikaner können nicht gar nichts essen.
Und die können auch keinen Einlauf oder solche Dinge machen, die beim Heilfasten Tradition waren. Und er hat aber gesehen, wie hoch wirksam ist. Und dann hat er einfach da, man würde sagen medizinisch, er hat das hoch titriert.
Er hat geguckt, wie viele Kalorien kann ich geben und was kann ich eigentlich essen, bis ich an die Grenze vom Fastenmodus komme. Und so ist dann das Scheinfasten entstanden. Also er war dann irgendwo bei 600, 700 Kalorien, musste vegan sein.
Und dann hat er gesagt, bingo, ich habe immer noch die Effekte des Fastens, aber es ist nicht mehr so radikal, wie was ihr Deutschen da macht.
[Nils Behrens] (6:35 - 6:44)
Und ist es denn wirklich die vollen Effekte oder ist es so Pareto-Prinzip sowieso, dass man eigentlich mit so 80-20 Regel, sage ich mal so, dass man…
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (6:44 - 7:10)
Ja, ein bisschen besser als Pareto. Wenn ich die Daten so übereinanderlege, wir machen ja auf beiden Seiten des Atlantiks sozusagen die Studien, dann würde ich sagen 85% bis 90%. Also ein bisschen besser als Pareto.
Das ist doch toll. Das ist total toll. Und dafür ist es so einfach, dass man es wirklich auch, und das ist für mich der entscheidende Vorteil, im Alltag einbauen kann.
Man muss da jetzt nicht einen Urlaub planen.
[Nils Behrens] (7:10 - 7:48)
Also ich kann es jetzt eben halt aus meiner Erfahrung dann sagen, ich habe es jetzt ja dank dir schon sehr häufig gemacht. Und da ist es so, dass ich total gut noch weiter arbeiten kann, während ich dieses absolute Heilfasten auf null runterfahren, bei mir irgendwie nicht gut funktioniert. Also bei mir ist es tatsächlich so, dass man scheinbar, ich weiß gar nicht, was es ist, mein Stoffwechsel so aktiv ist oder was auch immer.
Auf jeden Fall ist es immer so, dass ich so dermaßen dann kraftlos irgendwann werde, dass ich so am dritten Tag, kann ich eigentlich fast nur noch liegen, so nach dem Motto. Also es ist wirklich so, dass ich jetzt beim normalen, beim wirklich Null-Null-Fasten, habe ich wirklich massive Probleme, habe ich auch immer massive Kreislaufprobleme. Und das zum Beispiel ist etwas, was ich beim Scheinfasten alles gar nicht so kenne.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (7:49 - 8:36)
Genau. Es ist schon so natürlich, das Heilfasten ist auch eine wunderbare Methode. Aber du hast es eigentlich auf den Punkt gebracht.
Es ist schon so, das Heilfasten funktioniert wirklich dann besser, wenn man wie in einer Art Kur ist oder wenn man sich wirklich Zeit dafür nimmt, weil der Körper da doch noch ein bisschen mehr in die Knie geht. Medizinisch ist es wirklich auch top. Aber es kommt ja noch ein Punkt, Longo hat proklamiert, hat herausgefunden, wenn man diese wunderbaren Effekte, diese verjüngenden Effekte, wenn man das alles habe, dann reicht es nicht einmal im Jahr zu fasten.
Das weiß ich. Und deswegen ist es natürlich so wichtig, dass wenn man jetzt sagt, man soll viermal oder sechsmal im Jahr fasten und jedes Mal ist man für eine Woche völlig aus dem Verkehr gezogen, dann ist das eine unrealistische Empfehlung.
[Nils Behrens] (8:36 - 9:02)
Naja, und das, was ja wirklich schön ist auch daran, dass man, umso häufiger man es macht, umso mehr geht der Körper dann ja auch darauf ein. Das heißt also, während bei mir das schon, wenn ich es länger nicht gemacht habe, so insbesondere der zweite Tag, wo es dann, kann man ja gleich erklären, was da passiert, aber dass der zweite Tag bei mir schon echt hart ist, so muss ich sagen, ist wirklich kein guter Tag. Und wenn man das dann mit geringeren Abständen macht, dann wird das weniger schlimm.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (9:03 - 9:30)
Genau, das ist auch total faszinierend. Also beim Sport ist es trivial, da wissen wir alle, das erste Training ist nicht schön und das zehnte, da fliegt man. Und beim Fasten ist es letztlich ähnlich.
Es ist ein Trainingseffekt auf zellulärer Ebene. Das hat Marc Matzen, auch ein renommierter Wissenschaftler, an Mäusen herausgefunden. Aber das spürt man auch selber.
Das erste Fasten, würde ich jetzt auch sagen, sage ich auch immer meinem Patienten, das erste Fasten ist jetzt wirklich keine ganz schöne Experience, aber je öfter man es macht, desto besser.
[Nils Behrens] (9:30 - 9:56)
Dann müssen wir jetzt mal für unsere Hörer auch mal erklären, wie läuft denn so ein Scheinfasten ungefähr ab? Das heißt also, du hast jetzt ja ein Buch dazu geschrieben, es ist ein 5-Tage-Programm und du hast aber auch eine Box, die du da verkaufst, Salofast, wo auch so ein 5-Tage-Programm ist. Ich kenne diese Boxen eben halt, danke dir ganz gut.
Und jetzt ist aber nochmal die Frage, einmal erklärt, wie läuft das ab? Also eigentlich fängt es ja bei Tag 0 an, oder?
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (9:57 - 11:07)
Genau. Also es ist so, vor dem Scheinfasten, wie auch vor dem Heilfasten, sollte man gucken, dass man nicht ganz über die Stränge schlägt, damit der erste Fastentag nicht dadurch belastet ist. Also wenn man jetzt irgendwie einen riesen Rumpsteak essen würde und noch eine halbe Flasche Wein trinkt, das ist kein guter Ausgangspunkt für ein Scheinfasten.
Man sollte wirklich am Tag vorher schon ein bisschen gesund und leicht verdaulich essen. Schon ein bisschen reduzierte Kalorien? Ein bisschen reduzierte Kalorien, aber jetzt ohne irgendeine Maßgabe, also einfach ein bisschen aufpassen.
Und dann die 5 Tage vom Scheinfasten, das ist relativ einfach. Man sollte immer unter 700 Kalorien im Schnitt bleiben. Insgesamt wohlgemerkt?
Insgesamt, ja, genau. Wohlgemerkt. In dem Buch sind Rezepte, der Charme der Box ist natürlich, da ist es schon abgewogen, da braucht man sich dann darum nicht zu kümmern.
Es kommt jetzt auch nicht auf die eine Kalorie an. Aber das Prinzip ist, man fängt mit etwas mehr an, dann arbeitet man sich so runter auf 650, so am dritten, vierten Tag und dann geht man wieder ein ganz klein bisschen hoch. Man bleibt aber immer unter dieser Schwelle, wo der Körper denken und glauben könnte, ach, ich kriege wieder regulär Futter.
[Nils Behrens] (11:07 - 11:25)
Ja, und dann ist es ja so, dass man eigentlich, so kenne ich es zumindest aus deinen Boxen, dass es jetzt morgens so, dass man eben schon so ein kleines Porridge oder irgendetwas hat, das ist eben halt nur deutlich weniger, als man vielleicht sonst gewohnt ist. Ja, genau. Und man hat dann ein Mittagessen, da fällt mir jetzt ein, was mir gut geschmeckt hat, so ein Linsendal hier zum Beispiel.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (11:25 - 11:40)
Linsendal oder eine Tomatensuppe und genau, das sind halt kleine Portionen. Da wird manchmal, da wird dann die Kritik formuliert, da sagt, ja, aber dann ist es doch leichter, gar nichts zu essen. Ich würde da widersprechen.
[Nils Behrens] (11:40 - 11:41)
Ich auch.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (11:41 - 12:13)
Ich finde schon, dass so eine kleine Menge was Warmes im Bauch, das befriedigt einen erst mal und man kommt dann doch besser über den Tag. Aber wie gesagt, dadurch, dass es keine tierischen Proteine enthält und zuckerarm ist, es muss nicht komplett zuckerfrei sein und so, bleibt der Körper trotzdem im Fastmodus. Ja, und dann hat man diese kleinen Mahlzeiten, das sind drei, das könnten natürlich auch zwei sein, aber das, man hat sich da mal so, also Longo hat das einfach auch so dann formuliert.
Ja, und dann zieht man das durch.
[Nils Behrens] (12:13 - 12:19)
Genau, also ich hatte jetzt nochmal so einen exemplarischen Tag. Also morgens so ein kleines Porridge, mittags dann so ein Linsendal und abends dann eine Suppe.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (12:20 - 12:20)
Ja, genau.
[Nils Behrens] (12:20 - 12:28)
Das wäre so quasi so ein klassischer Tag. So ähnlich wird es wahrscheinlich in deinem Buch auch dann sein, dass man dann im Grunde genommen eigentlich Rezepte für morgens, mittags, abends hat.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (12:28 - 13:12)
Genau, und da sind natürlich, da ist natürlich viel Abwechslung drin. Das heißt, man kann sich auch ein bisschen was persönlich zusammenstellen. Genau, und dann einfach gucken, wie man da schön durchs Fasten kommt.
Wichtig auch nochmal, beim Haifasten hat man früher auch gesagt, das sollte kein Salz zu sich genommen, das Thema ist eigentlich abgeräumt. Also deswegen darf da auch Salz rein, sondern man hat sogar eher festgestellt, dass es auch ein bisschen für diese Kreislaufprobleme und so verantwortlich ist, wenn gar kein Salz reinkommt. Klar, jemand, der extrem bluthochdruckkrank ist, da würde ich immer noch sagen, der soll wenig salzen.
Aber das ist kein Thema. Salz und Gewürze können rein. Und wenn ich da gerade noch am Erzählen bin, was rein kann, das ist vielleicht auch nochmal eine Neuerung, man kann durchaus auch Kaffee dazu trinken.
[Nils Behrens] (13:13 - 13:14)
Oh, auf die Getränkefrage kommen wir gleich.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (13:14 - 13:15)
Ja, da kommen wir noch drauf, ja.
[Nils Behrens] (13:15 - 13:35)
Aber ich möchte jetzt erstmal, indem jetzt hoffentlich jeder verstanden hat, wie einfach es eigentlich funktioniert, vielleicht einfach mal jetzt auf die wirklich positiven Effekte. Du hast schon was von einer Verjüngung gesprochen und so. Also da sind so ein paar Begrifflichkeiten in deinem Buch von der Autophagie und der Zellreinigung.
Wie würdest du jetzt einem Laien erklären, was ist Autophagie und Zellreinigung?
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (13:36 - 15:32)
Genau, also die Zelle über das Leben hinweg, über die Monate und die Jahre, die muss ja eine extreme Arbeit leisten. Also da kommt immer die Energie rein, die Zucker, sie muss immer die Proteine aufbauen und muss gucken, dass wir letztlich leben und funktionieren. Und natürlich wie bei jeder Maschine, irgendwo ist eine Zelle auch eine Maschine, sehr komplexe, passieren da halt auch Abfälle oder Rückstände oder was auch immer.
Das ist ganz normal. Und die sammeln sich an über das Leben. Und es ist noch nicht alles zu Ende erforscht, aber man geht schon heute davon aus, dass entzündliche Erkrankungen, rheumatische Erkrankungen, Schmerzerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes, dass das alles mit diesem Problem zu tun hat.
Und es gibt wenig Möglichkeiten, dass die Zelle sich selber reinigt. Aber eine und das Mächtigste ist die Autophagie. Das heißt, wenn die Zelle Zeit und Muße hat, das muss sie nämlich haben, sie darf nicht damit beschäftigt sein, gerade das Riesentiramisu jetzt zu verdauen.
Wenn sie Zeit hat, dann guckt sie in der Zelle rum und identifiziert alte Proteine, nicht mehr funktionstüchtige Organellen wie Mitochondrien, umschließt die mit einer Membran, leitet da abbauende Enzyme rein und recycelt das. Das heißt, das wird in die Bestandteile zerlegt. Der gute Nebeneffekt ist, die Zelle bekommt mehr Energie, deswegen macht sie es auch beim Fasten gerne.
Weil dieser Abbau, der gibt Energie. Und diese Autophagie, ich benutze das Wort sonst nicht so oft, die ist genial. Und die ist extrem wichtig.
Und es gibt leider wenig Möglichkeiten, diese Autophagie anzukommen. Es gibt eigentlich außer Fasten nur noch zwei, das ist Schlafen und Sport. Aber Fasten ist viel mächtiger, Fasten ist viel wirksamer.
[Nils Behrens] (15:33 - 16:10)
Ich finde, du sprichst einen ganz entscheidenden Punkt an. Wir reden ja auch immer viel über das Thema Longevity. Und da ist ja einer der größten Faktoren, warum wir altern, schon die entzündlichen Prozesse im Körper.
Man spricht ja auch von der Inflammation. Und dann gibt es ja dieses neue Wort, das Inflamaging. Also Mischung aus Inflammation und Aging, also dem Altern.
Das heißt, man kann schon sagen, einer der Hauptfaktoren des Alterns ist sozusagen die Entzündung. Absolut, ja. Ich finde, es ist so ein bisschen wie, wenn irgendwo ein Feuer brennt und man dann den Sauerstoff entzieht, dann geht das Feuer aus.
Und so ähnlich ist es ja dann beim Fassen auch. Das ist ein gutes Bild. Ja, oder?
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (16:10 - 16:11)
Ja, ja.
[Nils Behrens] (16:11 - 16:29)
Dass man eigentlich so dieses Feuer, was im Körper ist, diese Entzündung im Körper in dem Augenblick, wo wir die Nahrung entziehen, eben halt tatsächlich dann auch dementsprechend quasi kein Brennstoff mehr oder kein Sauerstoff mehr da ist, der das Feuer weiter brennen kann. Also es ist ja eine der auch im Zweifelsfall wirkungsvollsten Möglichkeiten, wirklich die Entzündung im Körper auch nach unten zu fahren.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (16:29 - 17:44)
Genau. Das ist wirklich ein sehr schönes Bild. Und das ist nachgewiesen und das ist sicherlich einer der Hauptwirkeffekte.
Es gibt noch einen Wirkeffekt aufs Mikrobiom. Das wissen wir ja heute auch. Darmbakterien sind extrem wichtig.
Und vielleicht nochmal ein dritter Punkt, der ist schon auch wichtig. Wir essen halt heute, ja nicht alle, aber viele und jeder hat damit zu kämpfen. In der Regel halt doch zu oft, zu viel.
Und da kommt mal was Süßes, da kommt mal Alkohol. Und in der Folge ist so, dass viele dieser Stoffwechselhormone, Insulin ist das Bekannteste, aber es gibt noch viel mehr, die sind alle nach oben reguliert. Und in der Folge verschließen die Zellen ihre Schleusen, die Insulinresistenz zum Beispiel.
Und jetzt kann man sagen, ok, ab jetzt passe ich immer auf und esse nie mehr Zucker. Da gibt es ja auch durchaus solche Trends. Das halte ich für völlig lebensfern.
Dann kann man auch dafür, damit kriegt man die Schleusen auch auf. Es ist viel eleganter, es ist viel smarter zu fasten. Dann durchbricht man sofort diese Resistenz und dann kann man danach auch mal wieder ein heißes Essen.
Also ich denke, wie gesagt, man kann die ganz radikale Art wählen, dann braucht man auch nicht fasten. Wenn man immer 100% asketisch lebt, braucht man das Fasten nicht. Aber ich glaube, das ist kein Problem.
[Nils Behrens] (17:44 - 18:00)
Nein, das Leben ist auch noch zum Leben da, würde ich sagen, oder? Jetzt lass uns doch mal drauf eingehen, weil ich hatte schon ein bisschen beschrieben, diese fünf Tage. Was passiert in dem Körper während der fünf Tage?
Insbesondere, ich hatte ja schon diesen zweiten, dritten Tag angesprochen, dass er so ein bisschen challenging ist. Magst du vielleicht einmal ganz kurz, unser Hörer, hier mitnehmen, was da eigentlich so passiert?
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (18:01 - 19:45)
Also das Wichtigste ist natürlich so, wenn jetzt nicht genügend Nahrung reinkommt, und das passiert eben beim Scheinfasten auch, dann greift der Körper auf seine eigenen Reserven zurück, auf die Fettreserven, also die Pölsterchen, die da sind. Damit er das kann, muss er echt einige Hormone aktivieren. Das nennen wir Lipolyse, also den Fettabbau, und das passiert dann hauptsächlich in der Leber und im Muskel.
Und er muss einen Ersatzbrennstoff fürs Gehirn und die Muskeln herstellen. Das sind die Ketonkörper. Das ist inzwischen ja auch relativ bekannt geworden, diese Ketose.
Die ist was sehr Gutes. Und damit dieses ganze Prinzip aber funktioniert, müssen viele, das sind Signalhormone, Signalbotenstoffe nennen wir die, müssen die mitarbeiten, um das Ganze wirklich auf Track zu bringen. Und jetzt kommt das spannende Richtung Longevity.
Es wird ja viel über Longevity geredet. Und da gibt es ja die bösen Buben bei der Longevity, die will man alle nicht haben, das Insulin beispielsweise oder das Emtor. Oder wen will man haben?
Man will diese Tuine haben. Und das Entscheidende beim Fasten ist, genau das wird durch Fasten aber komplett in diese Richtung getrieben. Das heißt, damit diese Lipolyse, dieser Fettabbau läuft, passiert das so.
Jetzt ist es aber so, bis das Spiel funktioniert, du hast 2. oder 3. Tag gesagt.
Manchmal ist es auch der 1. oder der 2. Tag.
Also bei der ersten Fasten-Mahlzeit isst man auch guter Dinge und sagt, hey, super, läuft Bombe. Wenn man Kaffee trinkt, hat man nicht damit zu tun, dass man einen Kaffeeentzugskopfschmerz hat. Wer auf Kaffee verzichtet, wird spätestens nach 24 Stunden ziemliche Kopfschmerzen für ein paar Stunden haben.
[Nils Behrens] (19:45 - 19:46)
Wenn man gewohnt ist, viel Kaffee zu trinken.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (19:46 - 20:25)
Wenn man gewohnt ist, 2-3 Tassen mindestens zu trinken. Aber das haben wir jetzt irgendwie gelöst. Also entweder man steht es durch oder man trinkt doch ein bisschen Kaffee.
Und dann in dem Moment, wo der Körper komplett auf diese Lipolyse umstellt, da rumpelt es schon auch ein bisschen. Also da kann es sein, man fühlt sich einfach nicht gut und legt sich ins Bett und denkt, was ist denn los? Und das war jetzt wirklich eine schlechte Idee mit dem Scheinfasten.
Und da gibt es nur eins, Augen zu und durch. Also ich empfehle ja zu trinken und man soll mal an die frische Luft gehen und beim Heilfasten sagt man, man soll noch einen Einlauf machen. Aber am Ende ist es so, Augen zu und durch, weil danach kommt die schöne Zeit.
[Nils Behrens] (20:26 - 20:42)
Ich finde es ganz interessant, weil du den Einlauf ansprichst. Ich habe das bei mir hier auch als Frage mal aufgeschrieben, weil die meisten Fastenkuren ja immer begleitet sind von einer intensiven Darmreinigung. Das ist ja beim Scheinfasten zumindest so nicht vorgesehen.
Kann man das trotzdem machen oder würdest du davon abraten?
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (20:42 - 21:37)
Kann man machen. Also es ist so, in der Summe ist Einlauf oder auch so abführende Salze vor dem oder am Anfang vom Fasten zusätzlich keine schlechte Sache. Es lindert ein bisschen den Hunger und viele sagen auch, dass sie ein besseres Bauchgefühl haben.
Ich persönlich brauche es nicht zum Fasten. Und nochmal der Ausgangspunkt zum Scheinfasten war so ein ganz praktischer. Da bin ich jetzt wieder bei Walter Longo, meinem wissenschaftlichen Freund, der sagte, bist du verrückt, du kannst doch nicht Amerikanern sagen, die sollen Einlauf machen.
Das funktioniert in dieser Kultur nicht. Und wenn ich jetzt wieder diese Pareto-Prinzip sage, der Mensch, der erzielt 80, 90 Prozent der Ergebnisse auf jeden Fall auch ohne Darmreinigung. Also das heißt, wenn ich jetzt die Verjüngung oder was auch immer vom Fasten will, muss ich nicht Darm reinigen.
Aber ich habe viele Patientinnen und Patienten, die sagen, naja, also ich finde es schon ein bisschen angenehmer, wenn ich da am Anfang den Darm leer putze. Das bleibt also eine persönliche Präferenz.
[Nils Behrens] (21:37 - 21:54)
Ja, ich kann das für mich als persönliche Präferenz sagen, dass ich es besser finde, wenn es nicht so ist. Weil ich finde, wenn man so dieses Gefühl einer, was ja damit so ein bisschen zu tun hat, wie so eine Durchfallerkrankung dann so hat, fühlt man sich automatisch kranker. Und deswegen bin ich immer kein so großer Fan davon persönlich, weil es eben halt für mich so konditioniert ist.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (21:55 - 22:25)
Genau, eine Faustregel ist vielleicht nochmal so medizinisch, das gebe ich auch immer so weiter. Ich sage, wenn jetzt jemand sagt, ja, was mache ich jetzt, persönliche Präferenz, was heißt das jetzt konkret, dann sage ich immer, also wenn jemand eher zu Verstopfungen neigt, also so einen trägen Darm hat, also irgendwie weiß auch sobald Urlaubsreise, funktioniert das eigentlich, da würde ich sagen, eine gewisse abführende Maßnahme am Anfang ist gut. Wenn jemand sowieso eher einen nervösen Darm hat und sagt, wirklich, das ist gar nicht mein Problem, auf die Toilette zu gehen, dann würde ich sagen, nee, braucht man nicht.
[Nils Behrens] (22:26 - 23:39)
Was ich ganz interessant fand, und da würde mich deine Meinung zu interessieren, weil ich würde insgesamt mal gerne mit dir noch über ein paar Herausforderungen sprechen. Ich habe zum Beispiel genau das, was du sagst. Ich hatte den ersten Fastentag und ich hatte ja noch die Energie vom Vortag, also Energie in Form von Kalorien vom Vortag.
Ich bin dann morgens direkt irgendwie eine große Runde laufen gegangen, hatte dann mein üppiges Frühstück, also im Sinne von nicht üppig, also mein Porridge da gehabt und bin danach nochmal ins Gym gegangen und habe da auch nochmal irgendwie gute anderthalb Stunden trainiert. Dann hatte ich dann mein Mittagessen und so und alles super. Also der erste Tag, Bombe.
Und dann wirklich der massive Einfall im Sinne von doch deutlich schlapper, doch auch ein bisschen schlechter Laune, muss man auch sagen, was da so zukommt. Also ich fand das, und auch die Sinnfrage, also mich hat ganz klar am zweiten Tag auch die Sinnfrage, warum machst du das eigentlich, so sehr stark auch nochmal beschäftigt. Glaubst du, dass das vielleicht nochmal dadurch kam, dass ich es jetzt vielleicht auch am ersten Tag mit zu viel Aktivität etwas übertrieben habe und dadurch ein stärkerer Effekt war?
Oder würdest du sagen, nee, weil das machst du ja sonst auch, bist du ja eh gewohnt, von daher mach es weiter. Oder wo ist so die Empfehlung?
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (23:39 - 24:23)
Das ist natürlich eine super spannende Frage. Also klar, wenn du Sport machst am ersten Tag und zwar ordentlich, und ich glaube, du hebst ja auch Gewichte und so, dann pusht du den Körper natürlich noch viel stärker in die Autophagie, in das Energiedefizit, und du kannst aber jetzt die Ketonkörperbildung nicht maximal beschleunigen. Wie heißt dieser blöde Spruch?
Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht. Also insofern würde ich schon sagen, es ist wahrscheinlich nicht ganz optimal, ja was heißt extrem viel Sport, zu viel Sport zu machen. Also man soll sich beim Fassen immer bewegen, auch um die Säure abzuatmen und so, aber es könnte schon sein, dass das in dem Fall ein bisschen...
[Nils Behrens] (24:23 - 24:30)
Den Tag etwas härter gemacht hat? Ja, genau. Okay, was würdest du sonst noch sagen, sind die typischen Herausforderungen, die Menschen am Anfang des Scheinfastens haben?
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (24:31 - 25:44)
Ja gut, ich glaube das Wichtigste ist, diese Erfahrung mit sich auch zu tolerieren, dass man ein bisschen Hunger schon hat. Also ich sage meistens, man hat kein oder wenig Hunger beim Fasten, und in der Summe stimmt das auch immer, aber man hat natürlich schon immer Stunden, gerade auch abends ist es mehr als morgens, wo man sagt, ach jetzt wäre es auch schon schön. Und das ist, finde ich, so eine mentale Sache, die ist eigentlich auch sehr wichtig beim Fasten, dass man ein bisschen nochmal rausguckt, für sich differenzieren lernt, Appetit und Hunger und so, also das Warnen, das geht dann immer ganz schnell vorbei.
Also wenn man dann einen Tee trinkt oder eben so eine Fastenmahlzeit, ist das Thema wieder vom Tisch. Aber das Fasten hat wirklich auch, das ist so eine Lehrstunde, weil sonst neigen wir ja schon dazu, wir haben ein Bedürfnis, zack, möchte ich befriedigt haben. Und beim Fasten ist so eine Journey, wo man wirklich sagt, okay, das wackelt auch mal und da muss ich durch.
Und das halte ich aber auch für das, was einen am Schluss so stolz macht, wenn man das Fasten geschafft hat. Also das Fasten hat für mich, ich freue mich da auch, wenn ich dann bessere Blutwerte habe oder wenn die Haut am Schluss besser ist, aber ich finde das Fantastische beim Fasten ist der Mindset, den man dabei kriegt.
[Nils Behrens] (25:44 - 26:07)
Total, vor allen Dingen, weil man auch, genau was du sagst, man fängt ja auch an, einige Leute arbeiten sich ja auch von so Mahlzeit zu Mahlzeit, sag ich mal so. Also wirklich so, die haben gefrühstückt und dann nach zwei Stunden denken sie, ach, wann ist denn Mittag? Und ich finde, das gibt einem so eine unglaubliche Freiheit, wenn man dann erstmal in dem Modus ist, dass man auf einmal merkt, mit wie wenig man doch zurechtkommt.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (26:07 - 26:09)
Genau, man hat wahnsinnig viel Zeit auf einmal.
[Nils Behrens] (26:09 - 26:13)
Ja, man hat wahnsinnig viel Zeit, aber man hat auch so, es ist eine Art von Freiheit.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (26:13 - 26:31)
Ja, genau, das ist auf jeden Fall, ich überlege gerade jetzt den Spruch von Stephan Brunhofer, einem Kollegen von mir, frei ist nicht, wer viel hat, sondern wer wenig braucht. Und das ist genau das, was beim Fasten passiert.
[Nils Behrens] (26:32 - 26:58)
Ich muss dir sagen, weil du jetzt gerade so ein bisschen sagtest, so mit dem ganzen Thema des Weglassen und Blutwerte, ich musste jetzt neulich mal für eine Woche alle meine Supplements weglassen, damit die Blutwerte genommen werden konnten. Und da ging es eben halt um ein bestimmtes Testverfahren, was wir dafür machten. Und das war für mich so ein bisschen wie auf der Autobahn schnell fahren ohne Gurt.
Also auf einmal, wenn man immer gewohnt ist, einen Gurt zu tragen, dann denkt man auf einmal, oh Gott, oh Gott, ich bin nicht angeschnallt.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (26:58 - 26:59)
Auch spannendes Bild, ja.
[Nils Behrens] (27:01 - 27:22)
Und deswegen ist für mich tatsächlich immer die Frage bei diesem Scheinfasten, würdest du sagen, wenn ich jetzt gewohnt bin, gewisse Nahrungsergänzungsmittel zu nehmen, sollte ich die weiternehmen? Ich würde jetzt sagen, wahrscheinlich bei sowas wie Magnesium oder Vitamin C wird wahrscheinlich jetzt nicht so viel passieren. Ich denke dabei insbesondere auch so an meine Omega-3-Kapseln und sowas, was ja dann wiederum auch so Fett und Kalorien im Zweifelsfall auch beinhaltet.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (27:24 - 28:31)
Genau, das Wichtigste hast du schon mal gesagt. Also Magnesium wird ja auch, also das würde ich weiternehmen. Das wird ja auch in der Fastentradition sehr gerne supplementiert, weil man kann auch ein bisschen Wadenkrämpfe kriegen.
Also Magnesium, Calcium, manche auch Kalium, das kann man auf jeden Fall weiter einnehmen. Medikamente übrigens, also kann man sowieso und sollte man auch weiter einnehmen, außer bei Bluthochdruckmitteln, da muss man aufpassen. So und dann Vitamin C, da sehe ich es anders.
Wir haben ja vorher darüber gesprochen, der Körper soll gestresst werden. Und das heißt schon auch, dass man ihm in dieser Fastenwoche nicht alles weitergeben sollte, auch nicht an Supplementen, weil dann unterbrichst du letztlich diese Hormise. Natürlich ist es on the long toll Omega-3-Fettsäuren zu sich zu nehmen oder über die Nahrung oder über Supplemente auf Vitamin C, aber das würde ich nicht beim Fasten machen, weil dann hast du eigentlich den, du dämpfst diesen eigentlichen Kerneffekt vom Fasten.
[Nils Behrens] (28:31 - 28:34)
Also eher auf die Mineralien setzen, aber nicht auf die Vitamine.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (28:34 - 29:00)
Genau, die Mineralien sind gesetzt und beim großen Rest würde ich ganz bewusst eine Pause machen. Man kann sich darauf freuen. Das Prinzip beim Fasten ist ja, dass es danach noch besser hilft und wirkt, weil die Schleusen wieder auf sind, weil die Zelle wieder sensibel ist.
Du kannst ja auch, wenn die Zelle übersättigt ist, kannst du noch so viel reinschmeißen. Da kommt ja nichts rein.
[Nils Behrens] (29:01 - 29:06)
Es gibt aber doch auch gewisse Nahrungsergänzungsmittel, die den Effekt sogar unterstützen können.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (29:06 - 29:38)
Ja, genau. Das wäre jetzt die Frage, jetzt sind wir natürlich beim Longevity-Thema. Jetzt nehmen wir vielleicht mal NMN oder Glucosamin oder Spermidin.
Ich wollte gerade sagen, so exotisch habe ich gar nicht gedacht. Ich dachte eher so an Spermidin. Das ist nochmal gut, dass du nachfragst.
Da wird es jetzt tricky bei den Longevity-Supplementen. Also für Spermidin würde ich schon sagen, dass das macht Sinn.
[Nils Behrens] (29:39 - 29:41)
Also Spermidin hat ja einen positiven Effekt auf die Autophagie.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (29:41 - 30:06)
Genau, es fördert die Autophagie. Nun hat man wissenschaftlich nie untersucht, ob wenn die Autophagie sowieso schon so stark angekurbelt ist wie beim Fasten, ob dann das Löffelchen Weizenkeime noch oder die Spermidin-Kapsel da noch was bewirkt, das weiß am Ende keiner. Aber ich muss jetzt fairerweise sagen, wenn ich faste, nehme ich auch ein bisschen Spermidin.
Es juckt einen so ein bisschen in den Finger und sagt, ach, wenn ich jetzt schon die Autophagie ankurble, dann gebe ich es mir jetzt ganz.
[Nils Behrens] (30:07 - 30:10)
Das ist ein kleiner Turbot nochmal zusätzlich, wo man aber nicht genau weiß, ob er wirklich...
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (30:10 - 30:42)
Am Ende weiß man es nicht genau. Ich bin schon so weit überzeugt, dass ich sage, wir können ja nicht immer fasten. Deswegen ist es spannend, was sich im Longevity-Bereich tut.
Wenn man auch sagen muss, da muss auch noch viel geforscht werden. Aber wenn man das vergleicht, ist das Fasten einfach viel, viel, viel sicherer, effektiver als all das, was wir sonst wissen. Also wer über Longevity redet, der muss als erstes über das Fasten reden und über Sport.
Danach kommt erst mal lange gar nichts.
[Nils Behrens] (30:43 - 31:07)
Aber ich würde sagen, ich wurde neulich korrigiert. Ich war immer der Meinung, die meisten Longevity-Experten sind der Meinung, dass Muskulatur eine der besten Absicherungen ist. Und da hat mir neulich auch wieder mehrere Leute widersprochen und sagen, das Wichtigste ist, die Inflammation nach unten zu bringen.
Was ja dann wieder sehr stark auch, also Großteil der Entzündungsprozesse im Körper sind ja eben durch Essen und Stress ausgelöst.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (31:07 - 31:33)
Genau, also beim Sport wird immer durcheinander gebracht, dass man jetzt denkt, durch Sport wird die Lebensspanne verlängert. Das tut er nicht, sondern er vergrößert die Gesundheitsspanne. Ganz genau.
Das ist der Punkt. Und Muskeln natürlich, wenn man viel Muskeln hat, das ist schön, wenn man sehr viele Muskeln hat, entstehen die Myokinen, die auch ein bisschen entzündungshemmend sind. Aber das ist nicht das Eigentliche, worum es bei den Muskeln geht.
Wie gesagt, das ist vor allem Mobilität, Gesundheit.
[Nils Behrens] (31:34 - 31:35)
Mobilitätssturz.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (31:35 - 32:09)
Und wie du gesagt hast, wenn man aber jetzt mal wirklich die Daten anschaut, was verlängert die Lebensspanne, da ist man bei Ernährung und vor allem bei Fasten. Und das ist auch nochmal sehr wichtig, das wird bei der ganzen Sache auch immer vergessen, Stress. Aber auch nochmal ein interessanter Punkt.
Beim Fasten gibt es einen Crosslink, wie wir sagen. Das Fasten ist ja ein Stress im ersten Moment. Und der Stress wird gemeistert.
Den meistern wir. Und dadurch empfinden auch die meisten Menschen, dass sie selbst mentalen oder psychologischen Stress nach dem Fasten besser bewältigen können.
[Nils Behrens] (32:10 - 32:24)
Ich würde jetzt gerne mal die Kaffee-Frage nochmal aufnehmen. Ja, sehr gerne. Du siehst das Thema Kaffee-Konsum nicht ganz so kritisch.
Jetzt ist die Frage natürlich mit Milch oder ohne Milch, mit Zucker oder ohne Zucker. Die Kaffee oder nicht die Kaffee?
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (32:26 - 34:44)
Ich werde schon auch viel kritisiert wegen meiner Position zu Kaffee, weil in den klassischen Fastenkliniken gibt es keinen Kaffee. Ich weiß auch, was die Philosophie dahinter ist, dass man sagt, man soll auch mal von allem wegkommen. Das kann ich auch teilen.
Und es gibt eine Gruppe von Menschen, die sollten wirklich auf Kaffee verzichten beim Scheinfasten oder beim Fasten. Das ist die, die wirklich einen sehr empfindlichen Magen haben und die auch sonst schon vielleicht sagen, wenn ich einen doppelten Nespresso trinke, dann habe ich Magenprobleme ein paar Stunden. Dann sollte man es beim Fasten nicht machen, weil beim Fasten ist man ja sensibler.
Aber ansonsten, ich habe es schon erwähnt, die Autophagie wird gefördert durch Kaffee. Also Spermidin, Kaffee, Fasten, warum nicht? Also das ist für mich Gesetz.
So, jetzt kommt der Punkt. Wir wissen heute ja, dass Kaffee in der Summe gesund ist und Koffeinhaltiger Kaffee ist noch ein bisschen gesünder als Endkoffein. Tatsächlich?
Ich dachte mal andersrum. Nein, ist noch ein bisschen gesünder, ist nicht viel. Aber mein Kaffee ist ja letztlich ein Pflanzenextrakt mit Hunderten, mit Tausenden von sekundären Pflanzenstoffen.
Und das Koffein, die Koffeinsäure ist halt ein Teil davon. Der treibt natürlich das auch energetisch sehr an. Man hat noch ein bisschen mehr davon, wenn es koffeinhaltig ist.
Milch, das hat jetzt gar nicht nur mit dem Fasten zu tun. Aber da gibt es Untersuchungen, die liefen auch hier an der Charité, auch mit Schwarztee übrigens. Und es ist halt so, dass Kumig blockiert ein paar der guten Wirkungen, die Kaffee und Schwarztee haben.
Reduziert wahrscheinlich sowohl die Bitterstoffe als auch die Wirkung der Bitterstoffe. Und bindet die auch ein bisschen. Und es sind ja auch Kalorien, davon habe ich vergessen.
Genau, genau, das kommt nochmal dazu. Blockiert so ein bisschen. Und deswegen würde ich sagen, man soll ja auch kein...
Also da kann schon beim Fasten auch mal, wenn jetzt jemand eine kleine Portion Joghurt mal zu sich nimmt, da wird jetzt nichts Schlimmes passieren. Aber besser ist es, frei von tierischen Proteinen. Und dann wird natürlich ganz oft gefragt, was ist jetzt mit dem Hafermilchschäumchen auf dem Espresso?
Ja, also ein ganz kleines Schäumchen geht. Aber immer wieder der Appell, nicht zu sehr schummeln.
[Nils Behrens] (34:45 - 35:07)
Aber eigentlich, ich finde jetzt mal, um es zu resümieren, wenn man es alles weglassen kann, ist es wahrscheinlich die bessere und purere Variante. Wenn man darunter leidet, dann kann man gegebenenfalls mal über Kaffee nachdenken. Und wenn man sagt, ja, aber dann kann ich ihn nicht trinken, wenn da nicht ein Schuss Milch dabei ist, dann gibst du den jetzt sozusagen auch nochmal zur Not frei.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (35:07 - 35:12)
Dann, genau, ein kleines Hafermilchschäumchen, aber die ungezuckerte Hafermilch.
[Nils Behrens] (35:12 - 35:19)
Okay, okay, okay. Jetzt kommen wir doch mal zu den Nebenwirkungen. Welche Nebenwirkungen können auftreten und wann würdest du sagen, sollte man auch wirklich abbrechen?
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (35:20 - 37:16)
Genau, Nebenwirkungen, da ist ganz wichtiges Thema. Also Kopfschmerzen habe ich schon genannt, haben wir schon darüber gesprochen. Da hängt manchmal mit dem Kaffee zusammen, aber trotzdem, Fasten macht oft Kopfschmerzen.
Muss man durch. Kreislauf ist auch, also nicht gefährliche Kreislaufstörung, aber das einem vielleicht schwarz vor Augen wird, wenn man aufsteht. Also beispielsweise muss man ein bisschen aufstehen.
Auto fährt. Nee, ich war im Auto. Aber z.B. so ein Klassiker ist, der sowieso schon ein bisschen labiert im Kreislauf. Ach, jetzt nehme ich mal ein richtig schönes, heißes Bad. Und da haben ja sowieso viele Menschen, wenn sie dann aufstehen, da werden sie schon schwindelig und schwarz vor Augen. Also da muss man ein bisschen aufpassen.
Da empfehle ich ein bisschen Rosmarin-Tee, das regt den Kreislauf ein. Aber man muss es einfach wissen und nicht denken, oh Gott, was passiert jetzt? Dritte Nebenwirkung vom Fasten ist, man friert mehr.
Deswegen ist es halt eine Challenge, auch im Winter zu fasten. Man friert deswegen, weil der Körper ist ja klug. Der sagt, da kommt zu wenig Energie, also stelle ich mal die Heizung runter.
Die Körperkrankentemperatur sinkt und das empfinden wir als Frieren. Das ist alles normal. Es gibt zwei Punkte, wir reden ja zwar heute vor allem vom Fasten für Gesunde, aber trotzdem, manchmal ist ja gesund und krank auch so ein bisschen fließen.
Wer nicht fasten sollte, ohne vorher ärztlich das abzuchecken, ist, wer unter Gallenstein leidet, also Beschwerden durch Gallensteine hat. Nicht, wenn es mal im Ultraschall so festgestellt wurde. Und wer schon mal einen Gichtanfall hatte.
Ja, weil Fasten kann eine Gicht auslösen. Und ein ganz wichtiger Punkt, der liegt mir wirklich immer am Herzen. Wenn man mal unter einer Essstörung gelitten hat, also eine Anorexie oder eine Bulimie, dann ist Fasten nichts.
Weil das kann das wieder so beleben. Dann schön pflanzenbasierte, gesunde Kost weitermachen, aber kein Fastenabenteuer eigentlich. Okay, ich verstehe.
[Nils Behrens] (37:16 - 37:30)
Das ist also quasi letztendlich eine psychologische Komponente sozusagen, wo man dann nicht wieder so einen Trigger setzen sollte. Genau, genau. Verstehe.
Was würdest du sagen, war denn der überraschendste Effekt, Erkenntnis oder Erfahrung, die du bisher jetzt gemacht hast mit dem Thema Scheinfasten?
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (37:33 - 38:19)
Also, was mich beim Scheinfasten wie beim Heilfasten beeindruckt, ist diese Schnelligkeit der Wirkung. So ein bisschen leiden wir ja, denke ich, doch alle darunter, dass man immer so, man muss ja immer so viel machen. Und dann muss man jeden Tag zum Sport oder jeden zweiten Tag.
Und dann sieht man nach einer gewissen Zeit Wirkung. Beim Heilfasten und beim Scheinfasten ist das, wie du sagst, so Bäm. Also, man startet und schon am zweiten, dritten Tag denkt man, Huch, was passiert hier?
Und dann gibt es natürlich einzelne Wirkungen. Tolle wirken auf den Blutdruck, auf den Blutzucker, auch auf die Stimmung und so. Aber für mich ist die Schnelligkeit eigentlich das Verrückte beim Fasten.
[Nils Behrens] (38:19 - 38:46)
Ich finde auch. Also, wenn man sich überlegt, wie schnell fünf Tage immer so vergehen, das ist ja dann teilweise so, ach krass, das ist ja schon wieder zwei Wochen her, also nach dem Motto. Und wenn man dann aber merkt, was man in fünf Tagen tatsächlich in seinem Körper da bewirken kann, dann ist das schon ein wahnsinniger Effekt.
Was würdest du denn sagen, was kann man denn so insgesamt als positiver Effekt, wir haben es schon ein bisschen gestriffen, aber was kann man so als positiven Effekt aus dem Fasten dann mit in den Alltag wieder nehmen?
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (38:48 - 39:53)
Also, genau, ein paar Dinge haben wir schon genannt. Also, ich finde, erst mal merkt man nach dem Fasten, also man darf ja nicht hundertprozentig sagen, aber die meisten Menschen merken nach dem Fasten schon auch ganz klare Effekte. Meistens wird die Haut besser nach dem Fasten, meistens ist die Verdauung besser.
Dann sind die Augen auch weiter offen. Es ist schon so die Regel, dass man nach dem Fasten so denkt, oh, man sieht einfach besser aus, das fühlt sich irgendwie gut an. Dann hat man diesen mentalen Effekt, das bekräftige ich auch immer wieder, auch bei mir selber, dass ich sage, hey, man darf stolz auf sich sein.
Man hat das geschafft und das pusht auch letztlich viele der anderen Dinge, wo man mit seinem sogenannten inneren Schweinehund zu tun hat. Also, das ist für mich nochmal eine ganz super Wirkung vom Fasten. Und ja, diese Verjüngung, die spürt man jetzt ja, ja gut, doch, man sieht sich im Spiegel ein bisschen besser, aber die Verjüngung kann man natürlich eher messen, kann auch, wer Lust hat.
Also es sind viele gute Wirkungen vom Fasten.
[Nils Behrens] (39:53 - 39:58)
Okay, wenn du jetzt sagen würdest, was wäre so das, wo du sagst, das ist ein realistisches Optimum, viermal im Jahr?
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (40:00 - 40:45)
Genau, das ist eigentlich das, worauf ich so inzwischen mich zuspitze. Früher hat man ja immer gesagt, einmal pro Jahr sieben Tage Heilfasten. Das ist auch schön, aber das reicht wohl nicht aus.
Man ist wohl mit, es sollten 15 Tage Fasten im Jahr mindestens sein. Also das wäre dreimal fünf Tage Scheinfasten oder einmal sieben und einmal acht Tage. Also wer sagt, ich mache es lieber am Stück länger.
Und ideal ist wohl 20 Tage. Weil der Longo, der ist noch verrückter, aber der hat jetzt eine Studie veröffentlicht, da hat er wirklich Patienten mit Diabetes Typ 2 geheilt zu einem großen Teil. Da war es zwölfmal im Jahr, also jeden Monat.
Oh, wow. Ganz ehrlich.
[Nils Behrens] (40:46 - 40:58)
Selbst der Fastenpapst sagt, da knickt er ein. Da knicke ich ein. Das möchte ich dann auch nicht.
Ich verstehe. Dann kommen wir schon zur letzten Frage. Was ist dein Nummer eins Tipp, wenn man mit dem Scheinfasten starten möchte?
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (40:59 - 42:09)
Also mein Nummer eins Tipp ist, es doch ein bisschen vorzubereiten. Es muss nicht lang sein, aber im Kalender eintragen oder ins Handy eintragen. Auch das engere Umfeld informieren, zu sagen, ich mache das jetzt.
Damit man nicht so ganz Gefahr läuft. Ja, ach Mensch, wie du fastest, aber wir haben doch jetzt die Einladung. Oder hey, komm, wir gehen jetzt da hin und trinken einen Cocktail oder irgendwas.
Also planen, informieren halte ich für eine ganz wesentliche Sache. Und der zweite wichtige Tipp ist, das Fasten ist am Anfang ja, ist ja hormesis. Also ist diese Reizreaktion, diese Selbstheilung.
Ist aber ein Stress am Anfang. Und deswegen, wer schon weiß, wenn jetzt jemand sagt, ich fange jetzt am Donnerstag an zu fasten. Und am Freitag hat er aber das entscheidende Gespräch in seiner beruflichen Laufbahn.
Oder eine ganz schwierige familiäre Geschichte, dann sollte er das nicht machen. Also man sollte, ich meine Stress kann man nie planen so ganz. Aber wenn man sowieso schon weiß, da kommt ein Megastress, dann ist es definitiv nicht der richtige Zeitpunkt für das Fasten.
[Nils Behrens] (42:09 - 43:10)
Ich finde den richtigen Zeitpunkt nochmal eine ganz wichtige Frage. Auch wenn ich jetzt schon sagte, es wäre meine letzte Frage gewesen. Aber es ist ganz interessant, weil ich habe es für mich zum Beispiel immer so gemacht, dass ich meinen Nulltag, also wo ich schon mal runterfahre, am Freitag hatte.
Und dann habe ich dann Samstag angefangen. Sonntag war dann mein schwieriger Tag. Und dann habe ich dann bis Mittwoch sozusagen im Büro dann die anderen Tage gehabt.
Ich bin mir gar nicht so sicher, ob ich es nicht alles einen Tag vorziehen würde. Warum? Weil der Donnerstag ist ja ein ganz normaler Tag, nur dass ich ein bisschen weniger esse.
Der Freitag, der Tag 1, fühlt sich ja, wie ich ja auch an meinem Sportroutine gesagt hatte, eigentlich ja noch recht normal an. Ja genau. Und von daher würde ich jetzt, glaube ich, das nächste Mal scheinfassen, würde ich wahrscheinlich dann Donnerstag Null, Freitag erster Tag.
Dann hast du dann den Samstag und Sonntag sozusagen als die vielleicht schwierigeren Fahrer, wobei der dritte Tag bei mir eigentlich immer der ist, wo die Energie zurückkommt, wo ich dann wieder richtig Lust habe auf Bewegung und Sport. Und dann kann man ja den eigentlich nur, hat man eigentlich so in Mitleidenschaft gezogen, eigentlich nur zwei Bürotage, oder?
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (43:10 - 43:34)
Absolut. Hättest du mich früher gefragt, hätte ich dir das genau gesagt. Ich mache es nämlich selber auch so.
Also ich fasste immer so, dass... Nach Jahren, nach Jahren des Falschmachens. Nein, nein, nicht falsch machen.
Aber es ist noch mehr easy going. Dann Freitag, Samstag, Sonntag, dann ist man schon mal gut. Dann hat man eigentlich alles.
Dann ist man im guten Lauf. Und dann kann man den Montag und Dienstag noch gut anfangen.
[Nils Behrens] (43:35 - 43:48)
Sehr gut, sehr gut. Lieber Andreas, ich sage vielen Dank für das Gespräch. Ich möchte also an dieser Stelle nochmal das Buch empfehlen.
Es heißt Scheinfasten, mein Masterplan von Prof. Dr. Andreas Michalsen. Und es ist erschienen im ZS Verlag. Danke, lieber Dietz.
[Prof. Dr. Andreas Michalsen] (43:52 - 44:01)
Hast du ein Lieblingsrezept eigentlich in diesem Buch? Oh ja, doch. Es sind wunderbare Rezepte drin.
Aber Blitzrisotto mit Kürbis ist mein Favorit.
[Nils Behrens] (44:24 - 44:25)
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