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Informationen zur Podcastfolge Nr. 105 über besseres Essverhalten mit Dr. Yael AdlerInformationen zur Podcastfolge Nr. 105 über besseres Essverhalten mit Dr. Yael Adler

Gene entschlüsseln, Gesundheit gestalten – Dr. Kira Kubenz im Interview

Die Medizin von morgen ist individuell, datenbasiert und präventiv. Genau darüber spricht Dr. Kira Kubenz, Ärztin für personalisierte und funktionelle Medizin, in der aktuellen Episode des Healthwise Podcasts. Im Fokus stehen Genetik, Epigenetik und personalisierte Medizin – und wie jeder Mensch seine Gesundheit aktiv beeinflussen kann. 

Genetik und Epigenetik – der Unterschied

Unsere Gene sind die Grundlage, eine Art Bauplan. Sie bestimmen, wie Enzyme arbeiten, wie Nährstoffe verstoffwechselt werden oder wie Medikamente wirken.  
Die Epigenetik hingegen ist die „Schalterebene“. Sie entscheidet, ob ein Gen aktiv oder stillgelegt ist. Ernährung, Lebensstil, Bewegung und Stress beeinflussen diese Schalter maßgeblich.  
Das bedeutet: Wir sind unseren Genen nicht ausgeliefert. Mit bewussten Entscheidungen können wir viele gesundheitliche Risiken positiv beeinflussen.

Pharmakogenetik – Medikamente wirken nicht bei allen gleich

Ein zentrales Thema im Gespräch: Pharmakogenetik. Sie beschreibt, wie Gene bestimmen, ob und wie Medikamente wirken.  

  • Manche Menschen bauen Wirkstoffe sehr langsam ab → Gefahr von Überdosierung und Nebenwirkungen.  
  • Andere sehr schnell → das Medikament wirkt kaum.  

Praxis-Tipp: Wer regelmäßig Medikamente einnimmt, kann von einer pharmakogenetischen Analyse profitieren. Besonders sinnvoll ist das bei älteren Menschen oder bei Personen mit mehreren Medikamenten gleichzeitig.

Stress als Entzündungsverstärker

Chronischer Stress führt zu einer Daueraktivierung des Stresshormons Cortisol. Das kann Entzündungsprozesse fördern und langfristig das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder andere Beschwerden erhöhen .
Einfacher Alltagstipp:  

Eine Atemtechnik kann helfen, den Körper schnell in den Entspannungsmodus zu bringen:  

  • 4 Sekunden durch die Nase einatmen  
  • 6 Sekunden durch den Mund ausatmen  
  • 5 Minuten lang wiederholen, dreimal täglich  

So trainiert das Nervensystem, schneller in die Ruhe zu schalten.

Entgiftung – warum die Leber so wichtig ist

Die Leber ist das zentrale Entgiftungsorgan. Umweltfaktoren, Ernährung und Gene beeinflussen, wie gut sie Giftstoffe abbauen kann.  
Besonders hilfreich:  

  • Kreuzblütler-Gemüse wie Brokkoli, Kresse oder Radieschen  
  • Bitterstoffe (z. B. Chicorée, Artischocken, Radicchio)  
  • Schwitzen durch Bewegung oder Sauna  

Ernährung und Gene – die Rolle der Mikronährstoffe

Viele Schalter in der Epigenetik benötigen Methylgruppen, die u. a. durch Folsäure (Vitamin B9) bereitgestellt werden.  
Auch andere Mikronährstoffe spielen eine Rolle:  

  • B-Vitamine → wichtig für Nerven und Stoffwechsel  
  • Vitamin D → trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei  
  • Omega-3-Fettsäuren → unterstützen die normale Herzfunktion  


Hier gilt: Nicht jeder braucht das Gleiche. Personalisierte Supplementierung ist sinnvoller als pauschales „viel hilft viel“.

 

Prävention statt Reparatur

Eine aktuelle Studie zeigt: Prävention spart nicht nur Lebensqualität, sondern auch enorme Kosten. Dr. Kubenz betont, dass Krankenkassen oft erst zahlen, wenn Krankheit bereits da ist. Deshalb gilt: Selbstverantwortung übernehmen und frühzeitig in einen gesunden Lebensstil investieren.

 

Take Aways  

  • Genetik = Bauplan, Epigenetik = Schalter → Lebensstil kann Gene beeinflussen.  
  • Pharmakogenetik erklärt, warum Medikamente bei jedem anders wirken.  
  • Chronischer Stress fördert Entzündungsprozesse → Entspannungstechniken einbauen.  
  • Leber entlasten: Kreuzblütler, Bitterstoffe, Sauna und Bewegung.  
  • Personalisierte Ernährung und Supplementierung statt „one size fits all“.  
  • Vitamin D und Omega-3 sind für viele Menschen besonders relevant.  
  • Prävention spart Leid, Kosten und verbessert die Lebensqualität.  

Mehr erfahren im healthwise Podcast von sunday natural

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Dr. med. Kira Kubenz, MSc., ist Ärztin für Präventionsmedizin und leitet eine Privatpraxis in Hamburg. Ihr Schwerpunkt liegt auf individueller Gesundheitsvorsorge durch genetische Analysen, Ernährungsmedizin, Hormon- und Stressmanagement. Als Geschäftsführerin der IhreGene GmbH entwickelt sie Konzepte für personalisierte Medizin. Zuvor leitete sie wissenschaftlich den Masterstudiengang Präventionsmedizin an der Dresden International University und ist in Fachgesellschaften wie der GSAAM aktiv.

Website von Oura: https://ihregene.de/

117 Gene entschlüsseln Gesundheit gestalten Mit Dr. Kira Kubenz

[Dr. Kira Kubenz] (0:00 - 0:25)
Wüssten wir aber die Genetik vorweg, würde ich ihm das gar nicht geben. Ich würde ihm etwas anderes geben, eine andere Alternative. Also es geht da um die personalisierte Medikation, also das richtige Medikament in der richtigen Dose für den richtigen Patienten.

Und das ist ehrlich gesagt etwas, was jeder eigentlich haben sollte, weil wir wirklich als Ärzte sonst rum probieren.

[Nils Behrens] (0:25 - 1:15)
Herzlich willkommen zu HEALTWISE, dem Gesundheits-Podcast präsentiert von Sunday Natural. Ich bin Nils Behrens und in diesem Podcast erkunden wir gemeinsam, was es bedeutet, gesund zu sein. Wir tauchen ein an Themen wie Medizin, Bewegung, Ernährung und emotionale Gesundheit.

Immer mit einem weisen Blick auf das, was uns wirklich gut tut. Wir leben in einer Zeit, in der viele Menschen spüren, Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Die Frage ist nur, wie viel davon liegt eigentlich in unserer eigenen Hand?

Dr. Kira Kubenz ist Ärztin mit einem Schwerpunkt auf personalisierte, funktionelle Medizin. Mit ihrer Plattform IhreGene bringt sie das Wissen über Epigenetik, Ernährung und Lebensstil anwendbar in den Alltag. Praxisnah, datenbasiert und persönlich.

Ihre Mission, Menschen in ihrer Selbstwirksamkeit zu bringen, ganz ohne Dogma, dafür aber mit echter Wissenschaft und Mitgefühl. Herzlich willkommen, Dr. Kira Kubenz.

[Dr. Kira Kubenz] (1:16 - 1:18)
Danke dir. 

[Nils Behrens] (1:19 - 1:23)
Liebe Kira, wie regenerativ war denn dein letzter Sonntag auch epigenetisch betrachtet?

[Dr. Kira Kubenz] (1:23 - 2:01)
Ja, tatsächlich habe ich einige schöne Dinge gemacht, mit denen ich mich erholen konnte. Ich war schwimmen beispielsweise, was mir immer sehr gut tut. Ich habe Klavier gespielt ein bisschen.

Das mache ich gerne so ein bisschen in meiner Freizeit. Ich habe versucht, mich auch entsprechend zu ernähren. Ich nehme ja so ein paar Supplements morgens auch und habe dann einen Tag, der normalerweise sehr geprägt ist, auch von ein bisschen Bewegung, dass man spazieren geht, dass man rausgeht.

Also das ist so der Sonntag. Aber ehrlich gesagt, habe ich natürlich auch gearbeitet. Also ich habe zwei große Genanalysen bearbeitet und da sitze ich dann schon einige Stunden.

Aber das macht mir auch Spaß. Das ist, glaube ich, der Trick.

[Nils Behrens] (2:01 - 2:17)
Ja, das würde ich absolut sagen. Da kommen wir gleich noch in ein Gespräch drauf, was Stress eigentlich bedeutet und was es eben auch nicht bedeuten kann. Du verbindest Genetik, Lifestyle und Medizin.

Warum ist es aus deiner Sicht so wichtig, dass echte Gesundheit immer individuell ist?

[Dr. Kira Kubenz] (2:17 - 2:38)
Jeder hat eine andere genetische Disposition. Das heißt, wir haben Varianten bei uns in der Genetik, die müssen unterschiedlich bedient werden. Und das ist so spannend.

Jeder ist eben einfach anders. Und unsere klassische normale Medizin betrachtet alle sozusagen gleich. Das fängt schon damit an, dass eigentlich Gendermedizin gemacht werden müsste.

Und auch das passiert nicht.

[Nils Behrens] (2:38 - 2:43)
Ich wollte gerade sagen, ich wollte gerade einhaken mit alle gleich, aber eigentlich alle gleich männlich.

[Dr. Kira Kubenz] (2:43 - 3:17)
Alle gleich männlich, genau. Also wir müssen viel individueller sein. Wir müssen betrachten, was ist schon passiert im Leben des Menschen.

Aber was ist auch so seine Spielwiese, mit der wir eigentlich arbeiten können? Das ist das, was so spannend ist. Deswegen brauchen wir eine Personalisierung.

Also schauen, wie können wir auf den Einzelnen wirklich reagieren? Was ist da passiert schon? Was hat er schon angeschaltet?

Was hat er noch nicht angeschaltet? Aber vielleicht möglicherweise im Hintergrund laufend, wie sind seine Mikronährstoffe? Wie sind seine Neurotransmitter?

Also ich versuche immer, den Menschen ganzheitlich zu erfassen und nicht nur einen Teil.

[Nils Behrens] (3:18 - 3:36)
Ich finde, mit dem Wort angeschaltet hast du jetzt schon mal mir so ein kleines Stichwort für meine nächste Frage gegeben. Weil viele sprechen immer über Genetik und Epigenetik. So und ich habe das Gefühl, das Ganze wird auch häufig immer so ein bisschen durcheinander gemischt.

Magst du einmal vielleicht gleich am Anfang für unsere HörerInnen so ein bisschen aufteilen? Was ist das eine und was ist das andere?

[Dr. Kira Kubenz] (3:36 - 5:12)
Also die Genetik ist sozusagen die Spielwiese, wie ich eben schon sagte, mit der wir arbeiten können. Das ist unsere Disposition, unsere DNA. Die vererben wir auch von einer zur nächsten Generation.

Die Hälfte kommt vom Vater, die Hälfte kommt von der Mutter. Und diese Kombination sagt dann, was wird sozusagen gebildet? Wie schnell ist ein Enzym?

Wie schnell werden Dinge abgebaut, aufgebaut? Das heißt, das ist ganz individuell. Eigentlich ist Genetik im Prinzip Rezepte für Eiweiße, also für Proteine.

Und die Epigenetik, das sind die Schalter sozusagen, mit denen wir arbeiten. Das heißt, wir können Gene haben. Zum Beispiel nehmen wir mal an, wir hätten ein spezielles Gen für Brustkrebs, wenn das schlafengelegt ist.

Und das ist sozusagen das, was epigenetisch erfolgen kann. Man kann sozusagen dieses Gen abschalten. Das ist immer noch da.

Aber solange es abgeschaltet ist, ist es auch nicht schlimm. Das heißt, wir haben die Möglichkeit, mit diesen Schaltern, die wir haben, zu arbeiten. Und Epigenetik ist letztlich das Arbeiten an all diesen Schaltern mit der Interaktion zwischen Umwelt, dem, was wir essen, wie wir leben, wie wir uns bewegen.

Alles das arbeitet mit den Schaltern. Und da können wir im Prinzip ganz viel machen für die Prävention. Weil wenn wir wissen, wir haben möglicherweise eine Disposition zum Beispiel für eine Fettstoffwechselstörung, dann kann ich durch Ernährung, durch Bewegung, durch ganz viele Sachen kann ich sozusagen verhindern, dass wir das anschalten.

Also Disposition bedeutet nicht, dass es passiert. Das ist nur eine Möglichkeit.

[Nils Behrens] (5:13 - 5:37)
All right. Ich verstehe. Das heißt, wenn ich jetzt mal bei mir das jetzt so anschaue, den Gentest, den ich bei mir gemacht habe, da hatte ich so verschiedene Risikofaktoren.

So, da war dann Brustkrebs zum Glück nicht dabei. Aber ich hatte zum Beispiel eine erhöhte Prädisposition für ich glaube Prostatakrebs. So, das heißt also, das bedeutet einfach, da ist ein Schalter, wenn du so willst.

[Dr. Kira Kubenz] (5:38 - 6:28)
Nein, gerade bei Prostatakrebs schauen wir uns verschiedenste Gene an. Es sind jetzt nicht nur ein Schalter oder eine Sache, sondern wir wissen halt, was wirkt schützend für, gegen Prostatakrebsentwicklung. Also wenn jemand ein leicht erhöhtes Risiko hat, dann ist es so, dann weiß ich, Vitamin D ist unglaublich hilfreich.

Selen ist hilfreich. Man könnte mit Metformin arbeiten, ein Medikament, das beim letztlich Diabetes oder prädiabetischer Stoffwechsellage genommen wird. Was aber in den Studien auch sagt, in einer bestimmten Dosierung schützt es vor Prostatakrebs.

Aber es geht dann viel weiter. Es ist, wie belaste ich die Prostata? Also jemand, der wahnsinnig viel Fahrrad fährt beispielsweise, erhöht das Risiko.

Es wird einfach manipulativ an der Prostata ganz viel gemacht. Und da muss man eben dann wirklich aufpassen, dass man sich zum Beispiel einen speziellen Sattel holt. Also es gibt viele Möglichkeiten der Intervention.

[Nils Behrens] (6:30 - 6:46)
Was ich ganz spannend fand, war, dass unter anderem einer der Risikofaktoren, die da aufgeführt waren, war auch, dass ich Alkohol überproportional gut verstoffwechsele. So, das fand ich ja erst mal dann so, da denkt man im ersten Blick, da freut man sich ja drüber, aber ist trotzdem auch ein Risiko.

[Dr. Kira Kubenz] (6:46 - 7:29)
Naja, es ist tatsächlich so, der Abbau, wenn der schnell funktioniert vom Alkohol, ist ja erst mal als Entgiftung gut. Also die Entgiftung läuft prima. Wir können unsere Leber als Europäer sehr gut hoch trainieren, damit sie schön verarbeitet.

Aber als Suchtmediziner, sage ich natürlich, der ich bin, das ist unser Stopp-Gen fehlt. Das heißt, zu viel Alkohol hat dann ganz viele andere Effekte und man kann eben dann auch leichter, wenn man es gut verträgt, leichter in eine Sucht kommen oder in einen zumindest risikoreichen Konsum. Und ganz wichtig, da kommen wir hoffentlich später nochmal zu, Alkohol wirkt auf den Schlaf.

Und wenn wir Alkohol abends trinken, dann haben wir eine Schlaferholung deutlich weniger und dann passiert was im Körper und das ist ein ganz spannendes Thema.

[Nils Behrens] (7:30 - 7:52)
Ich finde insgesamt passiert ja wirklich viel. Ich fand das insofern interessant. Ich habe meinen ersten Test bei dir vor ungefähr zehn Jahren gemacht, so ein genetischer Test ist es ja.

Und dann habe ich ihn jetzt zehn Jahre später gemacht und es hat sich ja in dem Sinne nicht was verändert, aber es ist sehr viel dazugekommen. Also grundsätzlich kann man aber doch sagen, eigentlich braucht man ja einen Gentest nur einmal.

[Dr. Kira Kubenz] (7:52 - 8:53)
Also tatsächlich braucht man, die Genetik ändert sich nicht, also die Gene ändern sich nicht. Aber es ist so, erstens habe ich sehr viel mehr Gene jetzt inzwischen, die ich mit hinein bedenke sozusagen und untersuche. Aber vor allen Dingen ist es auch so, mein Wissen ist einfach größer.

Wir wissen heute mehr über das, was da passiert, was wir machen können. Also viele Studien sind jetzt erst gekommen, weil natürlich Longevity, Healthy Aging, das ist ein Thema, was jetzt im Moment unglaublich da ist. Und da guckt natürlich auch jeder und bestimmte Dinge, als ich ursprünglich Genetik gelernt habe, da war es noch so, dass man sagte, 50 Prozent ist Genetik und Epigenetik ist die anderen 50 Prozent.

Also wie wir leben. Heute wissen wir, dass es eher 20, 80 ist. Also 20 Prozent ist nur die genetische Disposition und 80 Prozent, was wir damit machen.

Aber diese 80 Prozent muss man wissen, mit was man die macht. Also das heißt, wie muss ich die Genetik vorher sehen, damit ich die perfekte Empfehlung auch machen kann. Deswegen ist es schon sinnvoll.

Aber es hat sich viel geändert. Tatsächlich ist es so, ich weiß einfach mehr heute, als ich damals wusste.

[Nils Behrens] (8:53 - 9:17)
Aber nehmen wir doch mal an, es kommen jetzt neue Erkenntnisse, weil die kommen jetzt ja permanent. Und kann es dann aber auch sein, dass ich jetzt, sage ich mal, in fünf Jahren oder sowas bei dir anrufe und sage, pass mal auf, ich habe von dem und dem Gen jetzt irgendwie gehört, dass da jetzt die Auswirkung hat, dass man dann durchaus noch mal in den Bericht reinschauen könnte und gegebenenfalls das findet oder findet man das nicht, wenn man es vorher nicht geguckt hat?

[Dr. Kira Kubenz] (9:18 - 10:09)
Wenn ich es vorher nicht geguckt habe, es werden ja nur die Gene, die ich betrachte, auch nachher interpretiert. Also ich kann nicht in irgendeiner Stelle etwas nachträglich gucken. Wir müssen auch die Probe, dürfen wir nicht aufbewahren, also das heißt, die wird auch entsorgt, in Anführungsstrichen.

Aber es ist tatsächlich so, dass man eher darüber nachdenken kann, ein Update zu machen im Sinne von, erstens werde ich dann wahrscheinlich in fünf Jahren nochmal, weiß nicht, 50 Gene dazunehmen, die ich irgendwo versucht habe, wissenschaftlich aufzuarbeiten. Aber vor allen Dingen kann man auch sagen, was macht das? Was hat sich da geändert in dem Blickwinkel?

Das ist, glaube ich, das Spannende, weil wir lernen halt immer neue Dinge dazu. Also ich sage jetzt mal, welche Auswirkungen beispielsweise auf das Alzheimergen sind oder was wir da an Informationen geben kann. Da gibt es jeden Tag neue Studien, die spannend sagen, wie wir Prävention machen können.

[Nils Behrens] (10:10 - 10:26)
Schön, sehr schön. Ich würde gleich auf das Thema Prävention eingehen, weil ich finde einen Teil, den wir auch in der Analyse als erstes besprochen haben, bin ich hochspannt, weil die sogenannte Pharmakogenetik, magst du vielleicht einmal kurz erläutern für unsere HörerIn, was ist denn die Pharmakogenetik?

[Dr. Kira Kubenz] (10:26 - 12:15)
Wir haben Enzyme, die bauen Medikamente ab. Also Enzyme sind einfach Stoffe, die sorgen dafür, dass der Abbau in der Leber erfolgt. Und je nachdem, ob das langsam ist oder schnell oder mittelschnell oder superschnell, brauchen wir eigentlich eine unterschiedliche Dosis eines Medikaments.

Und im Moment ist es so, dass wir Ärzte eine Dosis, die Standarddosis einem Patienten geben, das ist das, was im Beipackzettel steht, dreimal eine täglich. Und die orientiert sich immer an den sogenannten Extensive Metabolizer, also dem, der ein normales abbauendes Enzym hat. Jetzt sind aber zum Beispiel zehn Prozent der Menschen in Europa, sind ganz langsam in einem Enzym, über das ganz viele Nebenwirkungen gemacht oder entstehen.

Das ist das sogenannte 2D6. Das heißt, dieses Enzym, das so wichtig ist für den Abbau von Medikamenten wie Antidepressiva, wie Beta-Blocker, Tramal als Medikament gegen Schmerzen, also ganz viele Medikamente laufen da drüber. Und jeder Zehnte ist dort so langsam, dass er fünf bis sechs Mal so lange braucht, um die erste Pille abzubauen.

Und wenn ich jetzt fünf Tage hintereinander jeweils eine Pille nehme und die erste noch nicht draußen ist am Tag sechs, dann habe ich eine Überdosierung. Und das merken die Patienten, Gott sei Dank, kommen wieder zurück zum Arzt und sagen, was hast du mir da gegeben, das vertrage ich ja gar nicht. Wüssten wir aber die Genetik vorweg, würde ich ihm das gar nicht geben.

Ich würde ihm etwas anderes geben, eine andere Alternative. Also es geht da um die personalisierte Medikation. Also das richtige Medikament in der richtigen Dose für den richtigen Patienten.

Und das ist ehrlich gesagt etwas, was jeder eigentlich haben sollte, weil wir wirklich als Ärzte sonst drum probieren.

[Nils Behrens] (12:16 - 12:32)
Wenn ich jetzt die Pharmakogenetik einmal kurz versuche, so runterzubrechen, hatte ich es mal so gelernt in einem anderen Interview, was ich gemacht habe, dass man eigentlich sagen kann, entweder wirkt das Medikament so, wie es wirken soll oder aber es wirkt gar nicht. Oder es hat einen schädlichen Effekt.

[Dr. Kira Kubenz] (12:32 - 13:44)
Genau, im Grundsatz ist das das, was ich versuchte zu sagen mit der Überdosierung. Also wenn ich, wenn ich zu viel von dem Medikament drin habe, entwickle ich Nebenwirkungen und diese Nebenwirkungen sind vermeidbar und die Nebenwirkungen merkt der Patient tatsächlich. Und dann setzt er Gott sei Dank meistens das Medikament ab.

Jetzt gibt es aber Patienten, die sind super schnell in dem Enzym, also sind zu schnell sozusagen. Die haben einfach dieses Gen zweimal angelegt und dann ist es mehrfach da und dann ist es einfach viel schneller. Die haben keine Probleme, aber die kriegen keinen Wirkeffekt.

Das heißt, da wird das Medikament abgebaut, bevor es eigentlich dazu kommen kann, dass es die echte Wirkung hat. Und das sind so die Medikamente, also gerade bei den Antidepressiva ist das so wichtig, weil so viele Menschen das eigentlich darauf eingestellt werden und die Ärzte probieren rum, bis sie das richtige Medikament gefunden haben. Und wenn ich da die Genetik kenne, dann kann ich die Dosis feststellen.

Man kann ja in der Dosis gegebenenfalls auch höher gehen oder man wechselt einfach das Enzym. Man sagt dann, man geht von diesem 2D6 weg und auf ein anderes Gen. Also das heißt, wir haben die Möglichkeit, ganz personalisiert zu sagen, was ist die richtige, das richtige Medikament für den richtigen Patienten.

[Nils Behrens] (13:45 - 13:50)
Da wollte ich gerade sagen, wenn man sagt, man geht auf ein anderes Gen, heißt es, man muss aber schon den Wirkstoff ändern.

[Dr. Kira Kubenz] (13:50 - 14:55)
Ja, genau. Es geht ein anderes Enzym. Ich sage jetzt mal so ein Beispiel.

Es gibt Antidepressiva wie Venlafaxin, das ist so ein ganz typisches über 2D6, aber dann gibt es auch so was wie Citalopram oder S-Citalopram. Das geht über ein ganz anderes Enzym. Das heißt, je nachdem, wie die Patienten ihre Genetik vorliegen haben, kann ich auswählen, was ist das richtige Medikament.

Und das Spannende ist, dem Patienten muss ich das gar nicht lange erklären. Der versteht das sofort. Der Arzt ist oftmals an der Stelle eher noch etwas zurückhaltend.

Gott sei Dank haben wir inzwischen ganz viele Fortbildungen. Aber als ich 2007, 2008 versucht habe, die Pharmakogenetik wirklich also nach vorne zu bringen, zu sagen, eigentlich muss doch jede Apotheke das anbieten können. Da war es so, dass die Apotheker super begeistert waren.

Die haben das nämlich in ihrem Studium drin, aber die Ärzte hatten das noch nicht. Und dann war das Wissen noch nicht da. Aber heute sind wir da sehr viel weiter.

Und ich glaube, es gibt eine große Selbstverständlichkeit, auch bei Ärzten zu sagen, okay, ich weiß jetzt, was ich tun muss. Also ein How to do, wenn jemand beispielsweise bestimmte Dinge nicht verträgt, also was man ändert.

[Nils Behrens] (14:56 - 16:03)
Also ich erinnere mich noch an dem Testergebnis von mir ist zum Beispiel der Wirkstoff Diclofinac, was ja ein Schmerzmittel ist in dem Sinne. Ich bin jetzt in der glücklichen Situation, dass ich kein Schmerzmittel brauche, normalerweise so. Das heißt also, ich würde sagen, ich habe eigentlich de facto nie Kopfschmerzen.

Ich habe sonst, also ich wüsste nicht, wofür ich Schmerzmittel brauche. Jetzt erinnere ich mich aber an eine Zeit nach einer OP zum Beispiel, einer Zahn-OP oder sonst irgendwie was, dass man dann auch Schmerzmittel bekommen hat, damit man eben halt kein Schmerzmuster sozusagen aufbaut. Das mache ich aber dann ja nur für eine relativ kurze Zeit, sage ich mal zwei, drei Tage.

Bei diesen zwei, drei Tagen spielt da das schon eine Rolle sozusagen, dass ich dann meine Gene kenne? Wahrscheinlich dann schon. Oder ist es dann, also je nachdem, ich würde mal sagen, ich wahrscheinlich nur mal sehen, ob ich es richtig verstanden habe und damit vielleicht unsere HörerInnen auch.

Wenn ich jetzt einen Diclofinac, war langsam bei mir, aber nehmen wir mal an, es wäre sehr, sehr schnell. Dann würde es wahrscheinlich dann nicht die gewünschte Wirkung haben. Das heißt, dann wäre es erst mal falsch.

Wenn es jetzt langsam ist, dann würde es wahrscheinlich dann zu einer Überdosierung kommen. Wenn ich aber jetzt so kurz das nur nehme, passiert das auch schon?

[Dr. Kira Kubenz] (16:04 - 17:16)
Also tatsächlich ist, wenn man es sehr kurz einnimmt, normalerweise die sogenannte therapeutische Breite des Medikaments groß genug. Das heißt, der Hersteller nimmt schon sozusagen in Kauf, dass man so überdosieren, zwei-, dreifach kein Problem ist. Deswegen kommt es möglicherweise dann nicht zu einem entsprechenden.

Aber was man einfach macht ist, man geht einfach mit der Medikamentendosis runter. Die erste Pille ist mir völlig egal, wenn es nur eine gibt, ist mir egal, ob man einen Tag, zwei oder drei braucht. Bei deiner Variante ist es ja so, dass es doppelt so lange braucht.

Also das heißt, es ist sozusagen nicht ein Tag, sondern zwei Tage. Da spielt es keine große Rolle. Wichtig ist bei denen, die besonders langsam sind, weil die kommen in vier Tagen vielleicht schon in eine Überdosierung rein.

Also tatsächlich ist es so, dass man, wenn man einmalig etwas nimmt, überhaupt nicht bedenken muss. Da ist es egal. Wenn man aber nach gibt sozusagen, also jeden Tag, dann geht man bei jemandem, der etwas langsamer ist, zum Beispiel einfach in die halbe Dosis.

Es gibt ja unterschiedliche Dosis. Es gibt ja, wenn man Ibuprofen nimmt, das geht über das gleiche Enzym, was ich übrigens dann bevorzugen würde nach einer Zahn-OP. Nicht das Diclofenac.

Aber wenn man das beispielsweise nimmt, dann hat man ja 400 oder 600.

[Nils Behrens] (17:16 - 17:28)
Entschuldigung, ich habe damals gesagt, ich will kein Diclofenac, weil ich möchte Ibuprofen, weil ich weiß, dass Diclofenac bei mir nicht gut, sozusagen von den Genen her ist, oder von der Pharmakogenetik, aber es ist dasselbe.

[Dr. Kira Kubenz] (17:28 - 17:29)
Ja, naja, es ist das gleiche Gen.

[Nils Behrens] (17:31 - 17:32)
Das war ja smart von mir.

[Dr. Kira Kubenz] (17:33 - 18:21)
Ja, es ist klar. Nein, aber tatsächlich ist es so, man würde eigentlich tatsächlich da eher das etwas besser wirkende in dem Bereich, also da würde ich lieber Ibuprofen nehmen. Aber es ist ja, es geht gar nicht darum, dass es eben nicht wirkt, sondern es gibt tatsächlich dieses ganz schnelle Enzym, gibt es bei dem 2C9 nicht.

Das ist dieses Gen, sonst gibt es nur bei den anderen beiden. Aber es geht darum, einfach nicht bei Dauermedikationen in die Überdosierung zu kommen und auch die Interaktion, weil man kann ja auch mehrere Medikamente nehmen, die man dann über das gleiche Enzym machen muss. Und da muss man schauen, passt das eigentlich?

Und die Apotheker sind unglaublich gut da drin. Deswegen also wirklich auch gegebenenfalls Apotheker fragen, kann ich hier ein Problem haben, weil die sehr das genau lernen, auch in ihrem Studium. Und wir Ärzte denken da manchmal noch ein bisschen schmaler, würde ich mal sagen.

[Nils Behrens] (18:21 - 18:26)
Okay, okay. Wem würdest du denn jetzt grundsätzlich so eine Pharmakogenetik Analyse empfehlen?

[Dr. Kira Kubenz] (18:27 - 20:38)
Naja, also zunächst mal vor allen Dingen denjenigen, die Medikamente mehrfache Medikamentendosis haben, das heißt im Schnitt nehmen Frauen ab 65 mindestens fünf Medikamente, eher dann nachher sogar neun Medikamente. Das heißt, wenn wir da nicht wissen, wie wir funktionieren, kommen wir natürlich auch in Überdosierung rein, weil ganz viel über das gleiche Enzym laufen kann. Also das heißt, das ist zum Beispiel ein tolles Geschenk für die Eltern, sage ich mal immer so, weil die tatsächlich ja Medikamente viel nehmen.

Aber grundsätzlich würde ich sagen, das müsste eigentlich jeder kennen. Also weil wir kommen ja immer mal in eine Situation, ich nehme jetzt mal den Stoff Tramal, dieses Medikament gegen Schmerzen. Wenn man sich die Schulter bricht oder die Hüfte bricht oder was auch immer, wird man in der OP intraoperativ Tramal gespritzt bekommen.

Und wenn ich weiß, dass ich sehr langsam bin, dann muss ich das dem Anästhesisten vorher zeigen und sagen, weil der dann ganz anders dosiert. Dann komme ich nicht in die Nebenwirkungen rein. Das heißt, es geht um Sicherheit und Nebenwirkungsreduzierung.

Also das heißt, dass wir möglichst ganz wenig Nebenwirkung haben. Und diese Nebenwirkungen kommen immer von irgendetwas. Da gibt es Gründe für und die, soweit ich sie vermeiden kann, müsste ich sie vermeiden.

Und es gibt auch zum Beispiel ein Medikament, das ist Tamoxifen, ein ganz wichtiger Stoff, den man den Frauen gibt, die Brustkrebs haben, als Verhinderung des Rezidivs sozusagen. Und das muss von diesem Enzym angeschaltet werden. Das ist ein sogenanntes Pro-Drug.

Das heißt, das muss aktiviert werden. Und wenn ich das nicht aktiviere, kann ich diese Pille über Jahre nehmen und habe keinen Effekt, keinen Schutz. Das Problem ist, da geht es jetzt nicht um Nebenwirkungen, sondern um fehlende Wirkung.

Das heißt, wenn ich es nicht anschalte, die Frauen, die das nicht anschalten, sagen, ich vertrag das super, keine Nebenwirkungen. Aber in Wirklichkeit haben sie keine Wirkung. Und da ist das Problem.

Also wenn ich das, also ich glaube, dass man eigentlich jeder Patientin das anbieten müsste und sagen müsste, man kann das messen, weil sie sonst unnötig lange ein Medikament nehmen, das ihnen eben nicht hilft. Man kann dann umsetzen und nimmt dann was anderes, Aromatasehämmer zum Beispiel. Also es geht um Schutz des Patienten.

[Nils Behrens] (20:39 - 21:17)
Verstehe, verstehe. Wir wollen ja auch, jetzt komme ich mal zu wirklich zu dem präventiven Teil. Wir wollen ja auch sozusagen idealerweise für immer jung bleiben.

Das ist ja natürlich unser Ziel, don't die. Und du hast ja in deinen Präsentationen, Vorträgen reduziert, ist ja relativ klar. Immer für dich ist jede Form von Altern hat was damit zu tun, dass wir Entzündung im Körper haben.

Und einer der wahrscheinlich groß unterschätzten Punkte als Auslöser von Entzündung ist wahrscheinlich das Thema chronischer Stress, also starker chronischer Stress. Wie wirkt das denn genau auf der Zell- und auf der Genebene?

[Dr. Kira Kubenz] (21:17 - 24:57)
Chronischer Stress macht ja einiges. Wir haben in dem Moment, wo wir Adrenalin produzieren, produzieren wir in der zweiten Stelle sozusagen Cortisol und Cortisol ist erstens neurotoxisch. Um es mal klar zu sagen, das heißt, das macht was in unserem Hirn, wenn wir das ständig da haben.

Und Cortisol führt auch dazu, dass der Stress sich unterhält. Sozusagen das ist dann wie so ein Rädchen. Das heißt, Cortisol führt dazu, dass wir noch mehr Adrenalin ausstoßen und Cortisol hat ganz viele Effekte im Körper.

Und wir haben eine verstärkte Entzündungsreaktion sozusagen in dem Moment, wenn wir im chronischen Stress sind. Und diese Entzündungsreaktion führt dann auch wieder dazu, dass wir uns zum Beispiel das Tryptophan klauen, um Serotonin zu produzieren. Also wir haben Verbindungen zwischen Neurotransmitter-Bildung und dem, was das Entzündungssystem macht.

Und die Inflammation, also Entzündungsreaktion, die passiert, die ist ja zunächst einmal sinnvoll. Wir brauchen Entzündungen, damit wir was reparieren. Also überall, egal, ob man sich jetzt den Finger schneidet oder Stress hat oder was auch immer.

Es ist immer notwendig, dass erst mal eine Entzündung erfolgt, eine leichte. Dann wird wuselwusel repariert und danach wird es wieder gestoppt. Und das Problem ist, und deswegen ist Altern und Entzündung so eng verbunden.

Je älter wir werden, umso mehr schieben wir in Entzündungen rein und umso schlechter können wir die stoppen. Und das hängt natürlich auch wieder von der Genetik ab. Es gibt Leute, die können das trotzdem super.

Da sind die hundertjährigen Sarben auf Sardinien. Ja, da weiß man, dass die unglaublich gut mit Entzündungen umgehen können. Aber dann gibt es eben Leute, die schieben mehr in Entzündungen rein und können sie sowieso genetisch schon nicht so gut stoppen.

Und da wirkt sich dann chronischer Stress extrem aus. Das heißt, dann hat er den Effekt, dass er eben unter anderem diesen Basisstoff für die Bildung vom Serotonin sozusagen die Produktion des Serotonins verhindert, indem das in einen anderen Stoffwechsel reingeschoben wird. Und das machen bestimmte Interleukine, also bestimmte Botenstoffe sozusagen des Entzündungssystems.

Und das ist so wichtig, dass wir wissen, chronischer Stress macht da etwas. Der führt dazu, dass wir Veränderungen haben in unserer Neurotransmitterbildung. Und das wäre so wahnsinnig wichtig, dass wir das mehr berücksichtigen.

Kortisol zum Beispiel hat einen, es gibt einen sogenannten Kortisolrezeptor. Und wir wissen, dass Menschen, die zum Beispiel traumatisiert worden sind in der Kindheit oder auch später im weiteren Verlauf des Lebens, dass die besonders stark auf Kortisol negativ reagieren. Also dass sozusagen der Kortisolrezeptor mehr oder weniger verändert ist, besetzt ist in Anführungsstrichen.

Dann gibt es aber auch eine Genetik, ein ganz spannendes Gen, FKBP5-Gen heißt das. Wenn das ganz viel ausgeschüttet wird, dann setzt sich das auf diesen Kortisolrezeptor und verhindert, dass das Kortisol daran kann und die Rückmeldung machen kann ans Gehirn. Jetzt hast du mal genug produziert, jetzt kannst du mal aufhören.

So, und dann haben wir diese ständige, ständige Kortisol-Situation. Und dann haben wir die Folgeerscheinung von zu viel dauerhaften Kortisol. Und das macht ganz viel.

Also unser Stresssystem reduziert die Immunreaktion, also die positive Immunreaktion. Es führt zum Beispiel dazu, dass wir weniger, also die Männer weniger Testosteron produzieren. Also Erektile Dysfunktion im chronischen Stress.

Wer chronischen Stress hat, jetzt zuhört und hat das Gefühl, Erektionsstörungen zu kriegen, dann weiß er warum. Raus aus dem Stress, dann wird sich das andere auch wieder einregulieren. Also es macht etwas, macht ganz viel.

Stress ist super spannend.

[Nils Behrens] (24:57 - 25:08)
Stress ist super spannend. Was würdest du sagen, welche Stresssignale nimmst du persönlich an deinem Körper ernst oder sollten auch unsere HörerInnen ernst nehmen und wie sollen sie damit umgehen?

[Dr. Kira Kubenz] (25:09 - 26:27)
Also ich selbst merke, wenn ich im Stress bin, dass ich dann beispielsweise der Blutdruck eventuell steigt, dass ich dann meine Herzfrequenz, also ich hatte eine Zeit, ich war eine Zeit lang in London und war da in der Praxis und bin alle zwei Wochen geflogen, hin und her, hin und her, hin und her. Und irgendwann kriegte ich tatsächlich Herzrhythmusstörungen. Das war ein ganz deutliches Signal vom Körper, jetzt hör mal auf, das ist nicht gut für dich.

Und dann kam Corona, dann war ich nicht mehr dran und plötzlich war das alles wieder in Ordnung. Also manchmal muss man intensiver selbst hören auf seinen eigenen Körper, aber es gibt halt bestimmte Signale. Es ist oftmals der Blutdruck, der Herzrhythmus.

Es kann aber auch so was sein wie Tinnitus beispielsweise, also Hörgeräusche. Es können sein, so ein benigner Lagerungsschwindel zum Beispiel, den viele Leute haben. Da weiß man, das macht ja chronischer Stress, Cortisolausschüttung.

Cortisol führt dazu, dass die Flüssigkeit da anders ist, zäher ist und schon hat man wieder seinen Schwindel. Also das heißt, es gibt da viele, viele Symptome, die man haben kann. Mancher kriegt aber auch einfach Durchfall.

Das ist ja, Stress kann sich da auswirken, hin und her. Also insofern gibt es ganz viele verschiedene Symptome, die man haben kann.

[Nils Behrens] (26:28 - 26:29)
Was empfiehlst du deinen Patienten?

[Dr. Kira Kubenz] (26:31 - 28:50)
Naja, das Wichtigste ist raus aus dem Stress. Ich versuche mit denen, naja, ich sag jetzt mal, erst mal klären, was für eine Art Stress das ist. Also das heißt, man muss ja mal schauen, ist es ein emotionaler Stress?

Ist es ein situativer Stress? Einer, den ich beeinflussen kann oder nicht beeinflussen kann? Das sind ja ganz viele verschiedene Faktoren.

Ist es zu viel an Arbeit oder zu wenig? Es gibt auch Leute, die leiden darunter, dass sie nichts zu tun haben. Auch das ist Stress.

Geräusche können Stress machen. Also das Leben an einer ganz lauten Straße weiß, man macht Stresssymptome und macht dadurch das Herzinfarktrisiko zum Beispiel höher. Also es sind verschiedene Sachen.

Ich würde immer empfehlen zu sagen, über Techniken wie zum Beispiel Atemtechniken, Meditation. Es gibt eine ganz schöne Atemtechnik, kann ich vielleicht hier einfach mal sagen, weil die jeder sofort machen kann. Es kostet nichts.

Es bringt unglaublich viel. Weil es den Sympathikus, also unseren Stressor, abschaltet und den Parasympathikus, unseren Entspanner, anschaltet. Ganz einfach vier Sekunden.

Man kann auch andere Sekundenzahlen nehmen, aber ich mache immer vier Sekunden durch die Nase einatmen, sechs Sekunden genau durch den Mund ausatmen. Genau ganz tief ausatmen. Und dies dann tatsächlich eben entsprechend sechs Mal in der Minute und dann fünf Minuten lang und das dreimal am Tag.

Im Prinzip ist das die Technik, die auch dann, also man kann wie gesagt, man kann eine andere Sekundenzahl nehmen, aber ich finde fünf Minuten ist so griffig, weil man das nicht zu lange hat. Also fünf Minuten kann man noch durchhalten, das mehrmals am Tag und dann wird im Gehirn eine eine Bahnung gemacht. Das heißt, es wird, wenn wir, das müssen wir sich vorstellen wie ein Trampelfahrt auf dem Feld.

Wenn ich da nur einmal rübergehe, ist am nächsten Tag nicht zu sehen, wo ich war. Wenn ich da hundertmal rübergegangen bin, ist da ein Trampelfahrt und so ein Trampelfahrt wird auch im Gehirn gemacht. Und nachher, wenn ich das geübt habe, zwei, drei Monate allerdings muss man das üben, dann bin ich in der Lage, dann kann ich drei Atemzüge machen oder zwei und zack ist es ausgeschaltet.

Das heißt, ich bin sofort in einer Entspannungsphase drin und das ist so spannend, das machen zum Beispiel die Biathleten. Also wenn man die jagen da auch, die haben auch Adrenalin hoch, wenn die da ankommen, schmeißen sich in den Schnee rein, atmen zwei, drei Mal, einfach mal beobachten und zack, dann können sie schießen, weil sie dann eine ruhige Hand haben. Also es kann man lernen, wundervolle Möglichkeit, sich dem Stress ein wenig zu entziehen.

[Nils Behrens] (28:51 - 29:03)
Vielen Dank für diesen Tipp. Dann möchte ich zu dem Thema Entgiftung kommen. Wir hatten das einmal schon mal ganz kurz im Zusammenhang mit dem Thema Alkohol dann angesprochen.

Warum ist grundsätzlich diese Entgiftungsfähigkeit so ein zentrales Thema bei dir?

[Dr. Kira Kubenz] (29:05 - 30:10)
Wir haben leider eine Auseinandersetzung notwendig mit Giftstoffen. Wir haben sehr viel Giftstoffe in der Umwelt. Wenn wir überlegen beispielsweise, Tunfisch, jeder Tunfisch heute, den wir essen, hat in der Regel Quecksilber drin.

Also das heißt, wir haben eine Belastung unserer Umwelt mit entsprechenden Giftstoffen und wenn wir eine langsame Entgiftung haben, dann müssen wir dafür sorgen, dass die Entgiftung schneller wird, damit wir die Giftstoffe nicht anlagern. Denn Giftstoffe können grundsätzlich dazu führen, dass man ein höhtes Krebsrisiko hat zum Beispiel. Aber Giftstoffe wie Quecksilber, Quecksilber ist ja, das liebt Fettgewebe und Quecksilber kann sich in fettes Gewebe reinlegen und das fetteste Gewebe ist unser Gehirn.

Das heißt, wenn wir wollen, dass wir nicht Auswirkungen vom chronischen Quecksilber haben, dann müssen wir schauen, dass wir das auch wieder ein bisschen loswerden und dass wir vor allen Dingen gar nicht erst, wenn wir etwas essen, was es beinhaltet, damit belastet werden. Sondern wir können ja unser System schneller machen im Prinzip. Also deswegen, man kann es beeinflussen, das ist das Schöne.

[Nils Behrens] (30:10 - 30:10)
Und wie?

[Dr. Kira Kubenz] (30:11 - 31:04)
Naja zum Beispiel, also über zwei Möglichkeiten. Wir entgiften immer in zwei Phasen. Die erste Phase giftet eigentlich, also die nimmt das Quecksilber aus dem Thunfisch, packt es in die Mitte in so eine hochreaktive Zwischenform und dann kommt die zweite Phase und packt das an, nimmt es, macht es wasserlöslich raus aus dem Körper.

Ich kann also entweder nichts rein, dann interessiert mich kein Giftstoff. Oder ich sorge dafür, dass es schneller rausgeht. Und das sind zum Beispiel Kreuzblütler.

Also das heißt, Kreuzblütler sind Stoffe wie Brokkoli, also ganzen Kohlgemüse, Wasabi. Warum hat denn der Japaner beim Sushi, beim Thunfisch Wasabi dazu? Weil der Wasabi dazu führt, dass das Quecksilber im Thunfisch wieder schneller ausgeschieden wird.

Also das heißt, oder Radieschen beispielsweise, Kresse, Senf, überall sind Kreuzblüter drin. Das ist ein total gesunder Stoff und mit dem können wir super gut arbeiten.

[Nils Behrens] (31:06 - 31:10)
Und was hat jetzt dieses Thema oder wo spielen da unsere Gene eine Rolle?

[Dr. Kira Kubenz] (31:11 - 31:52)
Ja, die Gene geben vor, wie schnell ich abbaue. Also das heißt, ob ich die Unterstützung brauche durch den Brokkoli, sag ich mal, oder ob ich das von mir aus schon gut tue. Und da gibt es tatsächlich deutliche Unterschiede.

Und wir wissen auch, dass sich das zum Beispiel auswirkt auf die Entwicklung sogar von Alzheimer. Wenn ich in einem dieser Gene da sehr langsam bin und dann Giftstoffe da sind, dann erhöhe ich damit das Risiko, im Gehirn was anzuschalten. Also deswegen ist es so wahnsinnig wichtig, dass wir an der Stelle wissen, wie wir am besten damit umgehen können.

Übrigens eine der Wirkungen vom grünen Tee gegen Krebs ist genau das. Es macht nämlich auch diese Enzyme schneller und sorgt dafür, dass wir die Giftstoffe besser loswerden.

[Nils Behrens] (31:54 - 31:55)
Welche Rolle spielt unsere Leber?

[Dr. Kira Kubenz] (31:56 - 33:27)
Das zentrale Entgiftungsorgan natürlich. Die meisten der Entgiftungsenzyme liegen in der Leber. Das sind Leberenzyme sozusagen.

Und die haben genau die Funktion, dass wir entgiften. Also bei jedem Lebewesen ist das der zentrale Entgiftungsort. Also wenn und wo jetzt die Giftstoffe auch dann bearbeitet werden.

Also wenn wir jetzt zum Beispiel eine Leber essen, dann würde ich die Krebsleber bevorzugen, weil da noch nicht so viel Giftstoffe drin sind. Also das heißt, es ist tatsächlich so, dass dort Giftstoffe auch dann gegebenenfalls, die nicht abgebaut werden, dort lagern können. Und wenn wir Leberbelastung haben, also zu viel Alkohol zum Beispiel trinken oder eine chronische Hepatitis haben, also eine entsprechende Leberentzündung haben, dann haben wir immer ein Problem, dass die Entgiftungsleistung sich möglicherweise deutlich reduziert.

Und interessanterweise, während wir früher die meisten Transplantationen von Leber hatten aufgrund von Alkoholkonsum, also das heißt, das waren so die Alkoholiker, die kriegten dann ihre Leber, ist das heute anders. Heute ist die Hauptursache im Prinzip die nicht-toxische, also die nicht-alkoholische Fettleber. Das wollte ich sagen, genau.

Also das heißt, das ist einer der Hauptgründe. Und da kommen wir dann zu einem anderen Teil vielleicht noch, weil die Leber natürlich auch ganz wichtige Funktionen im Fettstoffwechsel haben und, und, und. Also das heißt, es ist ein wahnsinnig zentrales Organ, da passiert unglaublich viel.

[Nils Behrens] (33:28 - 33:41)
Ich möchte gleich mal rüberkommen zu dem Thema Ernährung. Aber vorher nochmal, wenn du jetzt so die besten Tools für den Alltag nennen würdest für das Thema Entgiftung. Also da ist natürlich wahrscheinlich die Ernährung, du hast schon die Kreuzblüter angesprochen, sowas wie Bitterstoffe.

[Dr. Kira Kubenz] (33:41 - 34:36)
Ja, Bitterstoffe sind natürlich sehr spannend, weil sie die Ausschüttung von bestimmten Enzymen sehr steigert und damit die Verdauung fördert. Also das ist eine der wichtigen Möglichkeiten und es ist so einfach zu machen, weil wir natürlich Bitterstoffe in der Ernährung unglaublich gut haben. Warum machen wir nicht ein bisschen Radicchio rein in den Salat, anstatt nur den grünen Blattsalat zu nehmen?

Ja, also das heißt, wir haben die Möglichkeiten oder Artischocken oder wir haben ganz, also ganz viele Bitterstoffe in der normalen Ernährung, die wir finden können. Chicorée, sowas ja. Also das heißt, wir haben eigentlich die Möglichkeit, ganz einfach dort unser System zu unterstützen.

Also die Leber in ihrer Entgiftungssituation zu unterstützen. Aber eben auch gut für, für gegen den Bereich Heißhunger. Das heißt also, da macht es auch Sinn, wenn man jetzt sagt, man möchte gerne ein bisschen abnehmen oder da was verbessern, kann man das durchaus unterstützen mit entsprechenden Bitterstoffen.

[Nils Behrens] (34:38 - 34:45)
Sehr gut. Was würdest du sagen, das Thema Sauna? Man hat ja immer das Gefühl, dass wenn man in die Sauna geht, dass man das auch wirklich total gut für dieses Thema Entgiftung ist.

[Dr. Kira Kubenz] (34:46 - 35:42)
Naja, wir haben verschiedene Formen der Entgiftung. Das wird jetzt nicht die Leber direkt beeinflussen. Das geht eher darum, dass unser größtes Entgiftungsorgan die Haut ist.

Das heißt, wir haben darüber die Möglichkeit natürlich, Giftstoffe auch loszuwerden über den Schweiß. Und da es wirkt natürlich auch tatsächlich sehr gut, die Sauna. Man muss halt schauen, dass man möglicherweise die nimmt, die nicht zu heiß ist.

Also je nach kardialer Belastung. Da muss man ein bisschen aufpassen, dass man da sich nicht zu viel gönnt, sozusagen. Aber man weiß, dass das unglaublich gut ist für das Immunsystem.

Übrigens auch da der Wechsel zwischen der Sauna und nachher dem Tauchbad. Also nur die Sauna ist gar nicht so gut. Man muss schon danach auch im Prinzip die Kälte haben.

Also diese Interaktion macht ganz viel an der Reaktionsfähigkeit auch unserer Gefäße. Und das, was wir sozusagen loswerden dann in der Sauna, das ist extrem hilfreich. Also da gibt es sehr, sehr viele, sehr gute Studien zu.

[Nils Behrens] (35:43 - 35:45)
Hast du auch Erfahrung mit Supplements, die da unterstützen können?

[Dr. Kira Kubenz] (35:46 - 36:30)
Für die Entgiftung? Ja, also natürlich. Man kann einiges nehmen.

Man kann zum Beispiel auch Grün-Tee ergänzen. Also es gibt es ja auch als Supplements. Also man muss jetzt sozusagen nicht den, genau, dass man das zu sich nimmt.

Man kann eine ganze Reihe von entsprechenden Wirkstoffen wie Omega-3, würde ich jetzt nicht gerade sagen, ich überlege gerade, Glutation wäre gut. Also ich gebe tatsächlich bei der Leberentgiftung außer Bitterstoffen und Grün-Tee, und das je nachdem auch, wie die Genetik ist, gehe ich sehr viel über die Ernährung. Also mein Thema ist...

[Nils Behrens] (36:30 - 36:37)
Dann lass uns doch mal auf die Ernährung jetzt eingehen. So, was mache ich denn sozusagen? Wie ernähre ich mich denn bewusst, um gute Gene anzuschalten?

[Dr. Kira Kubenz] (36:38 - 37:39)
Ja, vielleicht müssen wir dazu noch mal ganz kurz was sagen zu dem Thema Methylierung, weil wir eine Gene anschalten und abschalten, müssen wir ja wissen, wo sind die Schalter und wie bedienen wir diese Schalter? Und das machen wir ja über die Ernährung. Wenn wir ein Gen abschalten wollen, also methylieren, so heißt das im Fachjargon, dann brauchen wir eine Methylgruppe.

Und diese CH3-Methylgruppe, die wird gegeben durch bestimmte Ernährungsstoffe. Also zum Beispiel der größte Methylgruppen-Tonator ist die Folsäure. Also das heißt, wenn wir gut versorgt sind mit Folsäure, dann haben wir eine Chance, dass wir bestimmte Dinge einfach abschalten, die wir auch abschalten müssen und abschalten wollen.

Manche Sachen müssen wir aber auch freischalten. Ich nehme jetzt zum Beispiel, P53 ist so ein Gen, das macht, das heißt Tumorsuppressor-Gen, das klingt schon danach, das ist gut gegen Krebs. Wenn wir das jetzt blockieren würden, wäre es ja doof.

Das wollen wir ja frei haben. Und da kann man das frei machen, zum Beispiel durch Grün-Tee. Das ist einer der Gründe, warum Grüner Tee gebraucht wird.

[Nils Behrens] (37:39 - 37:48)
Aber wie weiß der Körper denn, dass welche, welche ich jetzt, also wenn du sagst, grundsätzlich macht Folsäure den Schalter aus und grundsätzlich macht Grüner Tee den Schalter an, gilt das dann nicht kategorisch?

[Dr. Kira Kubenz] (37:49 - 39:42)
Das gilt tatsächlich kategorisch. Wir haben heute noch nicht die Möglichkeit zu sagen, ich schalte jetzt nur eins ab oder aus. Aber wenn wir eben eine entsprechend gute, ausgewogene Ernährung haben, die schon auf die einzelne Genetik ausgerichtet ist.

Ich mache mal ein Beispiel. Wenn wir, manche Menschen brauchen B-Vitamine wirklich hochdosiert, also im oberen Drittel der Norm. Das kriegen sie mit der Ernährung in der Regel gar nicht hin.

Das muss man dann ergänzen. Dann gibt es aber andere, je nach Genetik. Wenn die jetzt zu viel haben, dann bluten sie aus an Dopamin.

Das heißt, sie würden eher was verlieren. Das heißt, die Variante, was ich da haben muss, also die Zielbereiche, der Zielkorridor, wo will ich jemanden haben, der richtet sich an die Genetik. Aber wenn wir eine entsprechend gute und ausgewogene Ernährung haben, dann nimmt der Körper sich das, was er braucht zur Produktion oder zum Stilllegen.

Also das heißt, die Frage, wie viel, also müssen wir sozusagen einzelne Gene jetzt direkt sozusagen anschalten oder abschalten. Das bezieht sich in der Regel nur auf bestimmte Bereiche, die wir jetzt wie P53, so ein Tumor-Suppressor-Gen ist. Wenn ich jetzt weiß, jemand hat in der Genetik ein erhöhtes Risiko oder in der Familienanamnese mit entsprechend Krebs, dann sage ich, okay, hier müssen wir jetzt schauen, dass wir möglichst das immer schön freigeschaltet haben.

Und da ist es dann eben hilfreich, dass man zum Beispiel den grünen Tee mit einsetzt. Und vielleicht auch dauerhaft und jeden Tag eine Kanne trinkt, weil das ein hilfreicher Stoff ist. Es gibt aber auch eben tatsächlich andere Möglichkeiten, es zu beeinflussen.

Es ist jetzt nicht nur die Frage Methylgruppen oder so was, sondern es gibt auch andere Schalter, die wir haben. Es gibt nicht nur sozusagen diesen einen. Es gibt verschiedene Schalter.

Es ist ein bisschen komplizierter. Aber wenn man weiß, wie man die Schalter bedienen kann, kann man da auch eine ganze Menge machen.

[Nils Behrens] (39:42 - 39:55)
Wenn ich es jetzt mal grob vereinfache. In meinem Genbericht hattest du mir auch gesagt, dass meine Gene schon wirklich sehr, sehr gut sind, weil ich sehr, sehr wenige Risiken und damit relativ wenige Schalter habe. So, wenn man das jetzt mal so kategorisch...

[Dr. Kira Kubenz] (39:55 - 40:00)
Schalter hast du ganz viele, aber die sind gut. Du hast genauso viele Schalter wie jeder andere auch.

[Nils Behrens] (40:00 - 40:23)
Aber dann siehst du ja genau, worauf ich hinaus möchte. Also das hilft mir jetzt sozusagen auf die Frage, die ich jetzt gleich stellen möchte. Wenn ich jetzt einfach mal grob vereinfache, sage, viel Folsäure, Schalter aus.

Also es ist ja B9. Und wenn du sagst, grüner Tee, Schalter an. Da ich überwiegend gute Schalter habe, würde ich jetzt einfach mal so sagen, brauche ich gar nicht so viel Folsäure, sondern brauche viel grünen Tee.

[Dr. Kira Kubenz] (40:24 - 40:25)
Nein, das ist tatsächlich nicht so.

[Nils Behrens] (40:26 - 40:26)
Verdammt.

[Dr. Kira Kubenz] (40:26 - 41:47)
Ja, leider nicht. Nein, du brauchst genauso viel Folsäure wie andere auch, weil es unglaublich viele Gene gibt, die wir an- und abschalten müssen, den ganzen Tag über. Es gibt ja sogenannte Methylierungsmuster.

Man kann sich das auch anschauen. So es gibt ja ganz viele Clocks, die man so betrachten kann, wo man sagt, okay, bin ich jetzt älter als mein biologisches Alter oder nicht? Und da sieht man diese Methylierungsmuster und sieht, was ist alles angeschaltet.

Als Momentaufnahme muss man ganz klar sagen, das hat eben nichts mit Genetik zu tun, sondern das ist so ein bisschen die Epigenetik. Also was läuft da gerade? Aber habe ich bestimmte Situationen, in denen ich viel verbrauche?

Wir nehmen jetzt mal wieder den chronischen Stress. Im chronischen Stress verbrauche ich viel B-Vitamine. Wenn ich jetzt nicht ergänze, habe ich einen Mangel.

Und wenn ich jetzt einen Mangel habe, ich habe jetzt einen chronischen Stress über Jahre, immer verbunden mit einem Mangel an B-Vitamin, dann wird auch das Immunsystem nicht so toll sein. Und ich habe möglicherweise später eher eine Wahrscheinlichkeit, Krebs zu entwickeln. Man weiß, dass Traumatisierung zum Beispiel auch einhergeht mit einem erhöhten Krebsrisiko, aber nicht zwangsläufig.

Wenn ich das weiß, kann ich ja dem entgegenwirken. Also das heißt, ich muss einfach nur Plan haben. Was kann ich machen?

Und dieser Plan ist eben wirklich tatsächlich für jeden etwas anders. Es ist nicht eben, natürlich wissen wir, gute Ernährung ist immer gut und gute Bewegung ist immer gut. Und Sauna tut gut.

[Nils Behrens] (41:47 - 41:52)
Wobei die weißen Leute vielleicht gar nicht eine unterschiedliche Vorstellung davon haben, was eine gute Ernährung ist.

[Dr. Kira Kubenz] (41:52 - 42:27)
Absolut, absolut. Und das ist eben, es ist auch nicht für jeden gleich gut, die Ernährung. Das heißt, manche brauchen mehr an bestimmten Dingen.

Und wenn wir es nicht erreichen in der Ernährung, kann man ja wirklich viel ergänzen. Also ich arbeite gerne auch mit Nahrungsergänzungsmitteln. Ich versuche aber, die Leute natürlich umzuwechseln in eine gesunde Ernährung und Lebensweise.

Und deswegen bin ich jetzt nicht so, dass ich sage, egal wie man lebt, hau rein und dann wird das schon, sondern tatsächlich auch versuchen, die Bewegung, Ernährung auch in den Alltag mit einzubauen.

[Nils Behrens] (42:27 - 42:47)
Aber es ist schon wirklich interessant. Also wir haben bei Sunday über 1800 Produkte. Und trotz allem ist zum Beispiel die hochkonzentrierte B-Vitamin-Komplex immer einer der Top 5 Bestseller.

Also man sieht schon, dass diese, dass Menschen, die Supplementierung suchen und nehmen, schon danach auch wirklich dann verstärkt schauen.

[Dr. Kira Kubenz] (42:48 - 43:26)
Ja, es ist tatsächlich so, dass eben dieses, ich versuche ganz viel reinzunehmen, dann eben für manche tatsächlich genetisch nicht besonders hilfreich ist. Also es gibt ein Enzym, das baut die Stresshormone ab. COMT heißt das, Katecholomethyltransferase.

Dieses Enzym kann schnell sein oder langsam. Bin ich langsam, dann brauche ich diese hochdosierten Komplexe. Aber bin ich schnell, dann bin ich jemand, wenn ich da zu viel mache, weil das macht die B-Vitamine, machen das noch schneller.

Das heißt, da muss ich eher sehen, dass ich das langsamer mache. Also deswegen ist es schon so ein bisschen einfach nur reinschmeißen. Ist es nicht.

[Nils Behrens] (43:26 - 43:27)
Ist immer eine schlechte Idee.

[Dr. Kira Kubenz] (43:27 - 43:54)
Ganz genau so. Aber ich bin sehr dafür, dass man optimiert. Und weil die Empfehlungen für Normwerte überhaupt nicht der Realität entsprechen, aus meiner Sicht.

Und wir sollten da viel höher gehen. Vitamin D ein riesen Problem in Deutschland. Wir haben einfach schlicht und ergreifend die Sonneneinstrahlung im Winter nicht, um Vitamin D in der Haut zu bilden, ausreichend.

Und wir haben alle dann einen Vitamin-D-Mangel.

[Nils Behrens] (43:54 - 43:56)
Im Sommer gehen wir ja nicht mehr ohne Sonnenschutz raus.

[Dr. Kira Kubenz] (43:56 - 44:44)
Das kommt noch dazu. Und das heißt also eigentlich, also zum Beispiel Vitamin D ist eins der Dinge, die ich durchgehend das ganze Jahr nehme. Und da bin ich und dann auch noch hochdosiere, wenn ich einen Infekt kriege.

Also wenn man Corona hat, fünf Tage lang richtig hochdosieren, weil es einfach so ist, dass das Immunsystem das dann braucht. Also das heißt, je nach Situation, und das ist das Personalisieren, dann habe ich jemanden, der einen Krebs im Hintergrund hat oder der Stress hat oder der Diabetes hat oder ein anderes Bluthochdruck. Je nachdem muss ich eben was anderes eigentlich machen.

Also es ist nie das Gleiche für jemanden. Und das ist das Anschauen. Ich sage immer anschauen tatsächlich, wie sind die Laborwerte und dann auf das eigene Optimum auch reinbringen und nicht nur sagen, ich mache das jetzt einfach mal ganz viel rein.

[Nils Behrens] (44:44 - 45:15)
Ganz viel rein, ja, wobei ich habe jetzt gerade eine, gestern habe ich gerade eine neue Studie dazu gesehen, dass gerade mit Menschen mit gezielten autoimmunen Erkrankungen, dass man da teilweise wirklich auf Dosen geht, die wirklich so normal Sterbliche wirklich sagen würde, was für ein Wahnsinn. Also wir reden jetzt hier, man kauft ja üblicherweise die höchste Dosierung mit 20.000. Und da gibt es dann Patienten, die wurden auf 140.000 am Tag gesetzt. So da muss man natürlich nur darauf aufpassen, dass die Calciumzufuhr wahnsinnig nach unten gebracht wird.

[Dr. Kira Kubenz] (45:15 - 45:19)
Ja, also das ist natürlich bitte nicht im Alltag nachmachen.

[Nils Behrens] (45:19 - 45:20)
Auf gar keinen Fall.

[Dr. Kira Kubenz] (45:21 - 46:33)
Das ist das kann eben tatsächlich auch für manche Menschen wirklich gefährlich sein. Aber man hat tatsächlich bei diesem CFS und auch bei Autoimmunerkrankungen gemerkt, dass bestimmte Bereiche eben einfach ganz andere Dosen erfordert. Aber das ist jetzt wirklich ein Spezialbereich.

Wir gehen jetzt erst mal davon aus, was ist für jeden wichtig? Und Vitamin D haben wir zu wenig. Und wenn wir Vitamin D nicht haben, haben wir verstärktes Krebswachstum von Darmkrebs, Prostatakrebs, Brustkrebs.

Wir haben erhöhten Anfall von Demenzen, Alzheimer, Demenz. Wir haben Osteoporose, Riesenproblem. Jede zweite Frau kriegt Osteoporose in ihrem Leben statistisch.

Also muss ich schauen, dass ich die rausfilde, die genetisch oder auch vom Gewicht her. Übrigens jeder, der ein ganz niedriges Körpergewicht hatte, sein Leben lang, hat im Grundsatz ein erhöhtes Osteoporose Risiko. Also gucken bitte, Dexamessung machen, also Knochendichte Messung machen und dann eben schauen Vitamin D, Calcium, K2, dass man das wirklich optimal hält.

Weil sonst hat man später ganz viel Schmerzen. Und das Problem ist, man stirbt ja nicht so schnell an der Osteoporose. Man wird relativ alt, aber mit vielen langen Schmerzen.

Deswegen verhindern. Und Östrogen natürlich. Ich bin ein großer Verfechter der Hormonersatztherapie.

[Nils Behrens] (46:34 - 46:47)
Ja, ja, unbedingt. Also auch da könnten wir eine ganze Folge dazu machen. Ich habe noch mal einen Teil mir rausgesucht aus der Analyse und das ist das Thema Fettstoffwechsel.

Also was hat der Fettstoffwechsel mit den Genen zu tun?

[Dr. Kira Kubenz] (46:48 - 48:19)
Es gibt eine ganze Reihe von Genen, die machen Blutfett Wert Erhöhung sozusagen. Es gibt einen Wert, der deutlich unterschätzt wird, wo man die Genetik nicht anschaut, aber sich das einmal im Leben anschauen sollte. Das Lipoprotein A, ein eigenständiger Risikofaktor.

Und wenn wir erhöhte Blutfettwerte haben, dann haben wir ein erhöhtes Risiko, dass sich Plaques bilden. Also Ablagerungen auf den Gefäßen, also auf der Innenwand der Gefäße. Das kann dann dazu führen, dass wir so weiche Plaques haben.

Die sehen wir jetzt nicht im Röntgenmüll, die sind nicht verkalkt, aber weich. Die können aber aufbrechen und dann kann es zum Schlaganfall führen oder Herzinfarkt führen. Und dann gibt es die Verkalkungen, die verkalken.

Die sind im Prinzip nicht so schlimm. Die brechen nicht auf, aber die machen natürlich eng. Und wenn wir so was haben, dann im Bereich der Karottis, also hier der Halsschlagader, dann haben wir eventuell irgendwann ein Problem und kriegen da oben keine Versorgung mehr mit Sauerstoff, weil da kein Blut mehr durchgeht.

Und das sind ja alles Dinge, die kann man vorher sehen. Und wenn ich jemanden habe, der immer erhöhte Blutfettwerte hat, da geht es vor allen Dingen um das in Anführungsstrichen böse, das LDL. Wir gucken uns aber auch das Gute, das HDL, an.

Wenn wir dort eine Situation haben, dass wir ganz wenig entsprechendes HDL haben, aber sehr viel LDL, dann muss man anfangen und einen Fettsenker nehmen. Und übrigens auch da gibt es eine Pharmakogenetik. Ich kann also sagen, welcher ist der beste, also welcher ist der verträglichste Fettsenker?

Also dass man nicht einfach sagt, wir nehmen einfach mal. 

[Nils Behrens] (48:19 - 48:30)
Martin, Entschuldigung, einen kurzen Unterbrecher. Alles, was du mir jetzt gerade erzählt hast, kann ich jetzt ja zum Labor gehen und bestimme mein HDL, mein LDL und mein Lipoprotein A. So, das hat jetzt ja noch nichts mit der Genanalyse zu tun.

[Dr. Kira Kubenz] (48:30 - 50:08)
Ja, also ich würde auch nicht sagen, dass ich eine Genanalyse machen würde, wo ich mir nur die Fettstoffwechsel-Situation anschaue. Das macht für mich keinen Sinn, weil ich das tatsächlich messen kann. Sinn macht für mich die Frage, was macht denn das dann jetzt bei mir?

Also habe ich ein erhöhtes Herzinfarktrisiko? Habe ich ein erhöhtes Risiko für Schlaganfall, für Thromboseentwicklung? Weil das die Kombination macht.

Dann habe ich zufällig dann auch noch eine erhöhte Entzündungsreaktion. Die verstärkt ja noch mal die Plaggbildung dann in den Gefäßen. Das heißt, man muss es ganz sehen.

Also ich gucke mir eben tatsächlich nicht nur ein Gen an, sondern ich schaue mir die Gesamtsituation an und gucke, dass ich für den Menschen einen Plan mache insgesamt. Also ich schaue mir an, hat er ein erhöhtes Demenzrisiko beispielsweise. Dann muss ich verhindern, dass ich da oben auch noch eine Gefäßproblematik habe, weil dann noch weniger oben ankommt.

Und alles das kann ich natürlich verhindern und beeinflussen. Also tatsächlich ist, finde ich, die Fettstoffwechselstörung genetisch für mich tatsächlich ziemlich langweilig. Also ich gucke schon, ich kriege Informationen.

Ja, und ich bewerte die. Wichtiger ist eigentlich dort eines der wichtigsten Gene ist das Gen, das APOE-Gen aus dem Fettstoffwechsel, was den Alzheimer auch mit verursacht. Also das ist für mich eigentlich das wichtigste Gen zu schauen. Ist das optimal oder nicht optimal? Aber tatsächlich begleite ich den Patienten ja immer in dem Ist-Zustand und der Genetik. Also ich gucke mir ja beides an.

Also nur Genetik-Variant haben kann bedeuten, dass man trotzdem tolle Blutfettwerte hat. Aber wir kriegen halt das Cholesterin nur so wenig beeinflusst durch Ernährung. 15 Prozent, das ist ja nicht viel möglich.

[Nils Behrens] (50:09 - 50:26)
Du warst ja auch im Podcast mit unserer gemeinsamen Freundin Nida Ruge. Und da redet ihr ja in dem Podcast darüber, dass nach deiner Analyse sie ihren Omega-3-Zufuhr von ein Gramm auf zwei Gramm, ich finde ein Gramm auch schon nicht so wenig, aber zwei Gramm sozusagen empfohlen hat. Auf welcher Basis war diese Empfehlung dann?

[Dr. Kira Kubenz] (50:27 - 50:33)
Naja, also ehrlich gesagt ist das ja nicht möglich, mir jetzt über Ninas Analyse zu reden.

[Nils Behrens] (50:33 - 50:38)
Nein, nein, nein, natürlich nicht. Aber ist es eher ein Gen-Punkt oder ist es eher ein Blutfett-Punkt?

[Dr. Kira Kubenz] (50:38 - 50:48)
Nein, das ist tatsächlich ein Gen-Punkt. Also ich habe tatsächlich eine ganze Reihe von Genen, mal unabhängig jetzt von Nina. Nina redet über ihre Makulardegeneration, aber alles andere unterliegt ja der Schweigepflicht.

[Nils Behrens] (50:48 - 50:49)
Sie redet über Omega-3?

[Dr. Kira Kubenz] (50:49 - 50:51)
Ja, aber nicht darum, warum sie das braucht.

[Nils Behrens] (50:51 - 50:57)
Alles klar, gut. Wir verabschieden uns von Nina. Herzliche Grüße gehen raus und reden jetzt über einen theoretischen Fall.

[Dr. Kira Kubenz] (50:57 - 52:13)
Ja, also wir reden über einen theoretischen Fall. Wo spielen Omega-3-Fettsäuren eine Rolle? Beim ganzen Gefäßproblematiken, also alles, was mit Gefäßen zu tun hat.

Das ist von der Thrombose-Gefahr über das Herzinfarkt-Risiko, Schlaganfall-Risiko, Demenz-Risiko. Das sind also alle diese Bereiche werden beeinflusst. Dann Thema Entzündung, Umgang mit Entzündung.

Omega-3 wirkt antientzündlich. Das heißt, wir haben an der Stelle auch einen Schutz. Und ich gebe es auch den Leuten gerne, die vermehrt zum Beispiel in Entzündung reinschieben.

Das heißt, ich muss dann schauen, wie kann ich da erreichen? Oder Ernährung spielt eine große Rolle. Habe ich jetzt jemanden, der sagt Fleisch forever?

Ja, ich versuche, Kohlenhydrate voll zu reduzieren und esse nur noch Fleisch. Dann habe ich ganz viel Arachidonsäure. Ja, dann kann ich ganz viel Arachidonsäure haben und dann brauche ich den Gegenspieler.

Die Arachidonsäure ist die Omega-6-Fettsäure. Die ist proentzündlich, die macht eine Entzündungsreaktion im Körper. Da muss ich den Gegenspieler mit reinnehmen, also die Omega-3-Fettsäuren.

Also das ist tatsächlich eins der Supplements, die ich auch übrigens nehme, die ich wahnsinnig wichtig finde, weil es ganz viel Prävention macht im Hirn, in den Gefäßen, in den Gelenken, überall. Also wir haben diese antientzündliche Wirkung, die brauchen wir. Also aus meiner Sicht ganz wichtig.

[Nils Behrens] (52:14 - 52:38)
Antientzündliche Wirkung brauchen wir auf jeden Fall. Wie siehst du es denn mit dem Thema Antioxidantien? Du hast eingangs gesagt, wir brauchen auch Entzündungen im Körper.

Wahrscheinlich kann man alles zu viel nehmen. Nichtsdestotrotz frage ich mich manchmal, wenn man jetzt wirklich viele Antioxidantien so zu sich nimmt, ob nicht dann irgendwann die Entzündungen, sozusagen die Wünschenentzündungen, dann gegebenenfalls auch ausbleiben?

[Dr. Kira Kubenz] (52:38 - 52:58)
Absolut. Und ich bin auch gegen eine unglaubliche Menge an Supplements. Ich glaube, dass die meisten das überdosieren.

Das Wichtige ist vor allen Dingen, wann nehme ich das? Das heißt, wenn ich jetzt zum Beispiel Sport mache, extensiv, also wirklich mich auspowere. Bezieht sich jetzt nicht auf mich, tue ich es selten, aber ich sage es mal allgemein.

[Nils Behrens] (52:59 - 53:00)
Ich würde morgen in die Alster laufen, schnell.

[Dr. Kira Kubenz] (53:00 - 53:07)
Ja, so zum Beispiel. Du läufst ganz schnell um die Alster und schmeißt dir anschließend direkt die Supplements rein.

[Nils Behrens] (53:07 - 53:08)
Habe ich nicht gemacht.

[Dr. Kira Kubenz] (53:08 - 53:09)
Nee, aber ich sage jetzt mal.

[Nils Behrens] (53:09 - 53:12)
Was ist anschließend? Bitte nicht anschließend, 90 Minuten später.

[Dr. Kira Kubenz] (53:12 - 54:35)
Naja, das ist schon noch knapp. Also ich würde es eher wirklich davon unabhängig machen. Ich würde sagen, weil der Körper reagiert jetzt nach dem, es ist für den Körper ja auch Stress, also dieser Sport, diese Sporteinheit.

Und jetzt muss er in die Reparaturphase gehen. Das heißt, die Mitochondrien sind ja jetzt voll auf Dampf. Die haben jetzt ganz viel Sauerstoff produziert.

Bei der Produktion entstehen die freien Radikale. Die müssen wieder abtransportiert werden. Aber erst mal muss das wirken, denn die Reparatur in den Muskeln muss passieren.

Und danach kann man also lieber, ich sage mal, zeitlich davon wirklich unabhängig, dann diese Antioxidantien nehmen, damit man an der Stelle eben nicht verhindert, dass die Reparatur kommt. Und wenn wir je nach Variante auch in diesem SOD2, so das Enzym, was diese ganze Reparatur macht, also Abbau von diesen freien Radikalen in den Mitochondrien, sind unsere kleinen Kernkraftwerke. Da wird die Energie produziert, gerade ganz viel in Muskeln.

Und wenn wir viel Muskelarbeit machen, haben wir viel davon. Und dann brauchen wir diese SOD2. Und da gibt es eben Varianten, die brauchen dann eben wirklich mehr, genetisch mehr von den Antioxidantien oder eben eher weniger.

Und die, die mehr brauchen, müssen dann dafür auch sorgen, dass sie die auch vorhanden haben. Deswegen ist es eben nicht für jeden gleich.

[Nils Behrens] (54:35 - 54:36)
Nicht für jeden gleich.

[Dr. Kira Kubenz] (54:36 - 54:37)
Nicht für jeden gleich.

[Nils Behrens] (54:39 - 55:12)
Jetzt würde ich mal sagen, wir haben zu viele tausend Hörer, als dass jetzt alle zu dir kommen können. So, jetzt, was würdest du denn jetzt sozusagen als Tipp geben? Es gibt ja relativ viele, unter diesem großen Mantel Gentest oder Epigenetik-Checks gibt es ja ein unfassbares Angebot.

So, und nehmen wir jetzt mal an, wie gesagt, Idealfall geht man natürlich zu dir. Aber wir müssen jetzt auch mal einen Plan B haben. So, was würdest du unseren Hörern jetzt raten?

Worauf sollten sie achten?

[Dr. Kira Kubenz] (55:13 - 56:34)
Ja, vielleicht ganz kurz noch zu der Unterscheidung zwischen diesen verschiedenen Tests, die es da gibt. Die meisten Gentests, die man findet, sind nicht wirklich personalisiert. Das ist schon das Gen, was da eine Rolle spielt.

Aber es sind automatisierte KI-erstellte oder wie auch immer Datenbankbefunde. In der Zukunft wird das mehr und mehr natürlich kommen und immer valider werden. Aber wenn man wirklich es personalisieren will, dann muss ich mir die Laborwerte daneben legen, mit dem Patienten sprechen.

Ich muss den sehen, ich muss interagieren. Das ist also sozusagen eine andere Dimension, die man da hat. Die Epigenetik-Tests, die es gibt, also diese, habe ich Methylierung, ja oder nein?

Da mache ich vielleicht mal ein Beispiel. Ein Patient von mir, den ich gesagt habe, das können wir gerne mal machen, der wollte gerne so einen Epigenetik-Test machen. Der war Raucher, der hat ganz viel auch zwischendurch getrunken, hat keinen Sport gemacht.

Fastfood war sein Größtes und so. Und dann hat er sich hingesetzt und eine Woche lang nix davon gemacht. Also richtig, richtig gut und alle Supplements ergänzt und sowas.

Und dann kam sein, der war Anfang 30 und dann kam raus, er ist 20. Ich sagte, super, kann ich doch weitermachen. Also die Gefahr bei diesen Epigenetik-Tests ist, dass man eine Momentaufnahme sieht.

Und wenn man will, kann man die behumsen.

[Nils Behrens] (56:35 - 57:00)
Bei mir kam genau, ich habe auch so einen Test gemacht. Das war so lustig, weil da stand so alles drin, so ich sollte auf meine Ernährung achten. Ich wurde als Raucher klassifiziert, unsportlich, also die Kategorie gar keinen Sport machen.

Also das war schon alles. Also es ist wirklich, wir haben das bei mir im Team damals auch diese Ergebnisse geschaut. Es war so nicht besonders motivierend, nichts davon wahr.

[Dr. Kira Kubenz] (57:00 - 57:40)
Ja, und das ist eben das Problem bei der Geschichte. Das ist je nachdem. Also es würde schon reichen, wenn du am Tag vorher einen richtig, richtig stressigen Tag gehabt hättest und machst dann den Test.

Dann sieht das so aus, als wärst du völlig faul und würdest sonst nichts tun. Deswegen ist es so ein bisschen grenzwertig. Ich brauche die Tests nicht.

Ich nehme sie aber sehr gerne, wenn ich jemanden habe, der total gestresst ist, von dem ich sehe, dass er so ein Managertyp, total gestresst, tut nichts für sich Gutes, glaubt aber, dass er wahnsinnig gesund ist. Und dann kann ich den Test nehmen und ihm sagen, so gesund sind sie wirklich. Das heißt, dann kann ich ihm zeigen und das motiviert.

[Nils Behrens] (57:41 - 57:48)
Also wir halten jetzt fest, epigenetische Tests nehmen wir jetzt erst mal auf die, kann man machen, aber nicht unbedingt.

[Dr. Kira Kubenz] (57:48 - 59:05)
Genau, also was wir machen, was wir machen. Also ganz wichtig sind bestimmte Laborwerte, die ich ganz wichtig finde, die man aber leicht machen kann, die auch nicht so teuer sind. Wichtig wäre zum Beispiel das hochsensitive CRP.

Das ist ein Entzündungsmarker. Der sollte unter eins sein. Und wenn er darüber ist, habe ich eine sogenannte Seileninflammation, also eine Entzündung im Hintergrund schwälen.

Und das sollte mir dann mich dazu führen, dass ich bestimmte Dinge mache, auch bestimmte Sachen ergänze, Omega-3 Fettsäuren zum Beispiel, also antientzündlich arbeite. Also das wäre so ein ganz wichtiger Marker, den ich immer machen würde, weil er mir ganz viel in der Breite sagt. Ich würde mir natürlich anschauen, gegebenenfalls, wie ist die Stressbelastung?

Und dann entsprechend kann man guten HRV machen, Herzratenvariabilitätsmessung, weil ich da wieder sehen kann, was macht der Stress mit mir? Das sind Dinge, die kann man sich so anklemmen. Sehr guter, sehr valider Test.

Man kann aber auch sowas machen wie VO2max, da kann ich sehen, wie ist mein Stoffwechsel? Brauche ich wirklich Kohlenhydrate oder Proteine? Denn ganz ehrlich, Genanalysen, die sagen, welchen Stoffwechsel ich habe, die sind alle nicht valide.

Also so nach dem Motto, ich brauche Kohlenhydrate oder so.

[Nils Behrens] (59:05 - 59:14)
Entschuldige, Kira, wenn ich da kurz einhake. Das sind ja alles wieder Laborwerte, sage ich mal so. Aber wenn ich jetzt wirklich eine Genanalyse machen möchte, wir haben ja gesagt, epigenetische Genanalyse machen wir nicht.

[Dr. Kira Kubenz] (59:14 - 59:15)
Achso, ich dachte, du wolltest Laborwerte wissen.

[Nils Behrens] (59:15 - 59:20)
Nee, ich möchte jetzt einen Plan B zu Kira Kubins haben.

[Dr. Kira Kubenz] (59:21 - 59:56)
Okay, der ist schwierig zu erhalten. Ich weiß, ich weiß. Nein, nein, nein, alles gut.

Ich sage ja nur, worauf muss man achten? Nein, es ist tatsächlich so, ich würde immer sagen, ich würde gar nicht eine Genetik dann machen, sondern ich würde dann eher sagen, investiert das Geld dann in ein umfangreicheres Labor, um den Ist-Zustand zu sehen. Bei der Genetik sehe ich die Disposition.

Aber wenn die Disposition nicht wirklich gut analysiert wird und daraus ein echter, guter, personalisierter Plan entsteht, brauche ich den auch nicht wissen. Ja, also das heißt, ich könnte was mit so einer Genetik anfangen, weil ich sage, ich gucke mir nur die Gene an und interpretiere die für mich selbst.

[Nils Behrens] (59:56 - 59:59)
Also einen Selbsttest ohne professionelle Hilfe, würdest du sagen?

[Dr. Kira Kubenz] (59:59 - 1:00:04)
Ja, finde ich nicht wirklich sinnvoll. Bei der Pharmakogenetik ist das was anderes. Da kriegt man Ergebnis und Punkt.

[Nils Behrens] (1:00:05 - 1:00:07)
Du hast eine Liste von Medikamenten, do or don't.

[Dr. Kira Kubenz] (1:00:07 - 1:01:07)
Genau so, das ist einfach. Aber die meisten, und auch das gilt auch für Thrombogenetik, also Thrombose-Risiko, auch das kann man sehr gut auch machen. Also Einzelbereiche kann man sich gut anschauen, auch sogar zum Beispiel nur die Entgiftung oder so was.

Das sind Sachen, da kann man relativ schnell was sehen. Aber wenn ich Prävention machen will, also Gesamtschau machen will, dann machen die standardisierten, automatisierten Datenbankbefunde keinen Sinn. Dann würde ich lieber das Geld investieren, echt in gute Laboranalyse.

Und ehrlich gesagt, wenn ich so ein Gesamtlabor mache, dann investiere ich da auch schon ganz schön viel drin. Ganz schön viel. Und lieber Hormone anschauen, Neurotransmitter anschauen, Mikrobiom anschauen, die Mikronährstoffe anschauen.

Wenn ich das alles mache, da bin ich aber einiges auch an Geld los. Aber das ist Investition in das Jetzt und Hier und dann tatsächlich schauen, dass man das dann optimiert. Das Problem ist, man muss dann auch wissen, wie man es optimiert.

Man muss dann schon wieder irgendjemanden haben. Genau, das kann man aber besser herkriegen. Das gibt viele Kollegen, die das auch gut können.

[Nils Behrens] (1:01:08 - 1:01:11)
Was wünschst du dir, was die HörerInnen aus dieser Folge mitnehmen?

[Dr. Kira Kubenz] (1:01:14 - 1:02:44)
Dass personalisierte Medizin die Zukunft ist, dass wir, wir können nicht gesund alt werden, wenn wir nicht wissen, was wir für uns machen sollen. Also wir müssen sozusagen mehr darauf ausgehen. Vielleicht noch ganz spannende Geschichte dabei.

Es gab eine Studie, kann man gar nicht sagen, eine Veröffentlichung im Oktober letzten Jahres. Da hat man in Amerika sich angeschaut, wie ist die Entwicklung zur Erwartung bei einer 45-jährigen Frau, Amerikanerin, übergewichtig, schon Probleme, so vor der Menopause stehend und Schlafstörungen und und und. Und diese Frau hat man jetzt gesagt, jetzt hat die KI hochgerechnet.

Was passiert mit der Frau, wenn ich die in das Krankenkassensystem, da gibt es super Daten. Also die Krankenkassen haben da unglaublich viele Datenmengen. Also man hat hochgerechnet, was passiert mit der Frau mit 80?

Also wie sieht die dann aus mit 80? Da wurde dann eben gezeigt, mit 80 lebt die im Heim, ist beginnend dement, ist nicht mehr alleine lebensfähig, hat Schmerzen und und und. Und dann haben wir gesagt, die gleiche Frau bediene ich jetzt mit 45 mit Prävention.

Das heißt, die hat einen Ernährungscoach gekriegt und einen richtigen Coach für Training und kriegte dann Beratung zur Lebensstiländerung, kriegte eine Einstellung. Also man hat sie sozusagen betreut. Back on track gebracht.

Genau. Und die ist mit 80 gesund, lebt allein zu Hause und lässt sich nur die Nahrungsmittel bringen. Sonst nix.

Hat ein Medikament, ein einziges für den Blutdruck und sonst nix. Also das heißt, während die andere inzwischen neun Medikamente hatte.

[Nils Behrens] (1:02:44 - 1:02:49)
Aber jetzt kommt der entscheidende Teil. Ich habe ja die Präsentation von dir gesehen, die Kosten.

[Dr. Kira Kubenz] (1:02:49 - 1:04:02)
Ja, das ist auch noch das Irre. Die Kosten sind so viel geringer bei der Prävention. Das Problem ist also, man hatte 360.000 Euro in der Kasse und nur irgendwie 56.000 bei denen, die in die Prävention geführt wurden. 

[Nils Behrens]
Also das ist das Siebenfache.

[Dr. Kira Kubenz]
Ja, aber das Problem ist, das Siebenfache, der Teil vom Siebenfachen passiert jetzt.

Das heißt, das Siebtel passiert jetzt. Das heißt, die Krankenkassen müssten jetzt investieren und das tut keiner. Und deswegen mein Rat an die Patienten, an die Zuhörer. Das müsst ihr selbst machen.

Ihr müsst das, weil ihr macht das für euch. Ihr macht das nicht für die Krankenkassen. Investiert in eure Prävention.

Also nutzt das. Verändert etwas. Hört zu.

Ihr habt so viele Möglichkeiten, auch zum Beispiel durch so eine Podcast-Folge zu hören, was man machen kann. Wenn die personalisierte Prävention nicht selbst gemacht wird, wird sie auch nicht helfen. Das kann man nicht passiv kriegen.

Man kriegt nicht irgendwie was gespritzt und dann ist fein. Wobei man mit der Abnehmspritze durchaus einiges erreicht. 

[Nils Behrens] (1:04:02 - 1:04:18)
Okay, Kira, vielen Dank für das tolle Gespräch. Wenn ihr jetzt mehr über Kira erfahren wollt, dein Website heißt www.ihre-gene.de. Da gibt es nicht nur spannende Infos und Tests, sondern eben auch eine Begleitung auf dem Weg zu einer personalisierten Gesundheit. Und ich sage einfach Danke für deine Zeit und schön, dass du da warst.

[Dr. Kira Kubenz] (1:04:18 - 1:04:20)
Herzlichen Dank, dass ich da sein durfte. Dankeschön.

[Nils Behrens] (1:04:25 - 1:04:30)
Hast du eigentlich ein Lieblings-Supplement oder Wirkstoff, auf den würdest du auf gar keinen Fall verzichten?

[Dr. Kira Kubenz] (1:04:31 - 1:05:20)
Ja, tatsächlich sind das zwei eigentlich. Also Omega-3, Vitamin D, also drei eigentlich. Also Vitamin D ganz wichtig, Omega-3. Und dann sind es, das ist eine Geschichte, die es selten gibt, in Deutschland zu kaufen. Also auch ihr habt die nicht im Programm. Das sind die Monotherpene, die Limonene.
Das ist ein Stoff, der wirkt anti-entzündlich. Und diese Kapseln, die sind großartig. Die nehme ich seit zehn Jahren und halte mir damit meine Entzündung runter.

Und das ist so ein Stoff, wo ich sage, der ist potenter als Omega-3. Und schade, dass es den nicht mehr gibt. Aber sie hat leider, die französische Herstellerin hat Patente darauf und deswegen gibt es es so wenig.

Aber das finde ich tatsächlich ausgesprochen hilfreich, weil, wie gesagt, alles altern ist Entzündung. Und das will ich bei mir nicht. Ich will alt werden, aber nicht altern.

 

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