

Mental Health am Arbeitsplatz: Warum echte Verbindung wichtiger ist als Benefits
Mental Health bei der Arbeit – mehr als ein Buzzword
Im Podcast Healthwise, präsentiert von Sunday Natural, spricht Gastgeber Nils Behrens mit der Psychotherapeutin und Autorin Nora Dietrich über ihr neues Buch Mental Health at Work. Gemeinsam erkunden sie, warum mentale Gesundheit weit mehr ist als die Abwesenheit von Krankheit – und wie eine gesunde Arbeitskultur konkret aussehen kann.
"Zwei Minuten länger neugierig bleiben"
Dietrich eröffnet das Gespräch mit einem Plädoyer für mehr Neugier – gerade in angespannten Situationen: „Was wäre, wenn wir nicht sofort bewerten, sondern zwei Minuten länger neugierig bleiben?“ Eine Haltung, die im Arbeitsalltag vieles verändern kann: E-Mails werden freundlicher, Meetings menschlicher, Führung authentischer.
Zwischen Funktionieren und Aufblühen
Viele Menschen, so Dietrich, „funktionieren“ – aber sie leben nicht wirklich. Das psychologische Konzept des „Languishing“ beschreibt diesen Zustand zwischen Gesundheit und Krankheit. Symptome wie Gereiztheit, Schlafprobleme oder soziale Rückzüge zeigen: Hier fehlt nicht nur Energie, sondern auch Verbindung und Sinn.
Führung braucht emotionale Kompetenz – und Grenzen
Gemeinsam mit Nils Behrens diskutiert Dietrich das Dilemma moderner Führungskräfte: wirtschaftliche Ziele versus Fürsorgepflicht. Die Lösung? Klarheit über die eigene Rolle. „Mentale Gesundheit ist ein Staffelstab“, so Dietrich. Niemand muss alles alleine tragen – aber jeder kann einen Teil beitragen.
Mehr erfahren im Sunday Healthwise podcast
Von kleinen Gesten und großen Wirkungen
Schon ein Seufzen im Büro, ein fragender Blick oder eine verschobene Kaffeepause können Signale sein. Dietrich plädiert dafür, diese „Bits of Connection“ ernst zu nehmen: „Verbindung ist die beste Intervention.“ Für Mitarbeitende bedeutet das: nicht schweigen, sondern hinschauen – und den Mut aufbringen, offen zu fragen.
Selfcare ist mehr als Selfie
In einer Welt, in der Selbstfürsorge oft als ästhetisches Ideal inszeniert wird, erinnert Dietrich an die unbequeme Seite: sich ehrlich fragen, ob der eigene Lebensstil, die Arbeit oder bestimmte Beziehungen noch zu einem passen. „Selbstfürsorge bedeutet manchmal auch, unbequeme Entscheidungen zu treffen.“
Gesundheit beginnt mit Zuhören
Im Gespräch mit Behrens macht Dietrich deutlich: Der erste Schritt zu mehr mentaler Gesundheit im Unternehmen ist das Sammeln und Ernstnehmen von Daten. Nur wenn Organisationen regelmäßig Feedback einholen und daraus Handlungen ableiten, entsteht Vertrauen – und echte Veränderung.
Fazit: Healthwise heißt menschenweise handeln
Diese Episode von Healthwise zeigt eindrücklich, dass mentale Gesundheit kein privates Randthema ist – sondern Kern gesunder Unternehmenskulturen. Was es braucht: Neugier, Klarheit, echte Gespräche und den Mut zur Verletzlichkeit. Oder wie Dietrich es sagt: „Verbindung ist die Lösung.“
TakeAways
- Languishing erkennen: Zwischen "nicht krank" und "nicht gesund" ist Raum für Veränderung.
- Führung braucht Abgrenzung: Unterstützung endet nicht in der Privatsphäre der Mitarbeitenden.
- Mikrogesten zählen: Ein kurzer Spaziergang kann mehr bewirken als ein Health-Benefit-Programm.
- Selfcare ist unbequem: Echte Fürsorge beginnt mit ehrlichen Fragen.
- Kultur entsteht im Alltag: Mental Health ist ein Verhalten, keine Maßnahme.