

Männergesundheit: Warum wir unsere Männer besser verstehen sollten
In dieser besonderen Folge spricht Moderatorin Jenny Knäble mit Prof. Dr. Marion Kiechle, renommierte Gynäkologin und Autorin des Buches All About Man. Ihr Ziel: Männergesundheit endlich aus der Tabuzone holen und für ein besseres Verständnis zwischen den Geschlechtern sorgen.
Warum Männergesundheit ein sensibles Thema ist
Während Frauen zunehmend offen über Zyklus, Wechseljahre und mentale Gesundheit sprechen, scheinen viele Männer beim Thema Gesundheit noch immer zu zögern. Prof. Kiechle erklärt: „Krankheit passt für viele Männer nicht ins Selbstbild.“ Das Resultat: Viele Männer gehen zu spät zur Vorsorge – oder gar nicht.
Testosteron: Der unterschätzte Gradmesser für Gesundheit
Ein zentrales Thema im Gespräch ist Testosteron. Der Hormonspiegel beeinflusst nicht nur Libido und Muskelkraft, sondern auch Stimmung, Antrieb und langfristig die Lebenserwartung. „Ein Mann, der sexuell aktiv ist, ist in der Regel auch gesund“, so Kiechle. Übergewicht, Bewegungsmangel oder chronischer Stress können den Testosteronspiegel senken – mit weitreichenden Folgen.
Männergrippe & Immunsystem: Unterschiede, die zählen
Ja, es gibt sie wirklich: die „Männergrippe“. Männer haben ein anderes Immunsystem als Frauen und sind bei Infektionen oft stärker betroffen – ein biologischer Unterschied, der während der COVID-19-Pandemie sichtbar wurde. Die Zahlen zeigen: Männer litten häufiger schwer und starben öfter an COVID-19 als Frauen.
Mehr erfahren im Sunday Healthwise podcast
Psychische Gesundheit: Depression äußert sich anders
Ein weiterer zentraler Aspekt: Männer zeigen andere Symptome bei psychischen Erkrankungen. Während Frauen sich eher zurückziehen, reagieren Männer oft mit Reizbarkeit, Aggression oder übertriebenem Aktionismus – ein Grund, warum Depressionen bei Männern häufig unerkannt bleiben.
Was Männer in jedem Lebensjahrzehnt tun sollten
Prof. Kiechle empfiehlt:
- Ab 35: Hausarzt-Check inklusive Blutwerte, Blutdruck, Cholesterin.
- Ab 50: Prostatavorsorge – idealerweise durch PSA-Bluttest, ggf. rektale Untersuchung.
- Ab Mitte 50: Darmkrebsvorsorge mit Stuhltest oder Darmspiegelung.
Hautkrebsscreening: jederzeit sinnvoll – unkompliziert und schmerzfrei.
Wie Frauen ihre Männer unterstützen können
„Liebevoll erinnern, nicht belehren“, rät Kiechle. Emotionale Appelle („Ich möchte dich lange gesund bei mir haben“) wirken meist besser als Drohungen oder Druck. Auch Paargespräche oder Paartherapie seien oft erfolgreicher, wenn der Zugang über die Beziehung erfolgt – nicht über Schuldzuweisungen.
Ernährung, Mikronährstoffe und Lebensstil: Was Männern oft fehlt
Take Aways für Frauen (und Männer)
- Männergesundheit ist mehr als Potenz oder Fitness.
- Testosteronspiegel kann als Frühindikator für den Gesundheitszustand dienen.
- Vorsorge ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Verantwortung.
- Psychische Erkrankungen äußern sich bei Männern oft untypisch.
- Liebevolle Kommunikation ist der Schlüssel, Männer zum Umdenken zu bewegen.
Prof. Dr. med. Marion Kiechle ist eine führende deutsche Gynäkologin und Krebsforscherin. Als erste Frau mit einem Lehrstuhl für Gynäkologie in Deutschland leitet sie seit 2000 die Frauenklinik am Klinikum rechts der Isar der TU München und forscht schwerpunktmäßig zu Brust- und Eierstockkrebs.
099 Männergesundheit ist Frauensache. Mit Prof. Dr. med. Marion Kiechle & Jennifer Knäble
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (0:00 - 0:10)
Wenn ein Mann sexuell aktiv ist und Lust hat auf Sex, dann ist er auch gesund. Und wenn das irgendwie nachlässt, das ist ein ganz sensitiver Gradmesser für die Gesundheit des Mannes.
[Jennifer Knäble] (0:10 - 0:13)
Was passiert beim Mann, wenn das Testosteron schwindet?
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (0:13 - 0:33)
Männer mit extrem niedrigem Testosteron haben eine sehr geringe Lebenserwartung. Wenn er sich nicht gesund verhält, also wenn er schlecht isst, übergewichtig ist, Blutdruck hat etc. Dann geht es runter und damit eben auch seine Libido und seine Potenz leidet.
[Jennifer Knäble] (0:33 - 1:34)
Herzlich willkommen zu HEALTHWISE, dem Gesundheitspodcast, präsentiert von Sunday Natural. Ich bin Jenni Knäble und wir erkunden gemeinsam, was es bedeutet, gesund zu sein. Wir sprechen über Themen wie Ernährung, Mental Health, Beauty und über Frauengesundheit.
Immer mit einem weisen Blick auf das, was uns wirklich gut tut. Heute werfen wir einen Blick auf ein Thema, das oft so ein bisschen untergeht, die Gesundheit von Männern. Ob Partner, Vater, Bruder, Sohn oder der gute Freund.
Es geht um die Menschen, die uns nahestehen und darum, was ihre Gesundheit wirklich beeinflusst. Zu Gast bei mir ist heute eine Frau, die sich mit dem Thema bestens auskennt. Sie ist Ärztin, Autorin und jemand, der ganz genau hinschaut, wenn es eben um Männergesundheit geht.
Und sie sagt, viele Männer kümmern sich leider oft zu spät um ihre Gesundheit und nicht selten fehlt auch das Wissen, worauf es überhaupt ankommt. Deshalb hat sie das Buch All About Men geschrieben und ich freue mich sehr, dass sie hier ist. Zu Gast heute hier im HEALTHWISE-Podcast.
Herzlich Willkommen, liebe Prof. Dr. Marion Kiechle.
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (1:34 - 1:39)
Vielen Dank für die Einladung, liebe Jennifer. Ich freue mich schon auf unser Gespräch.
[Jennifer Knäble] (1:39 - 1:52)
Marion, ich muss direkt. Es wird immer mit so einem Augenzwinkern gesagt, aber die Frage ist mir sofort in den Kopf geschossen. Deswegen dachte ich, die muss ich als erstes stellen.
Gibt es sie nun wirklich, die berühmte Männergrippe oder nicht?
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (1:52 - 3:06)
Ja, die gibt es. Das ist ein ganz großer Unterschied zwischen uns Männern und Frauen. Es gibt natürlich viele andere auch.
Aber was die Biologie angeht, ich glaube, das ist ganz wichtig, dass man das weiß. Der Mann hat ein anderes Immunsystem als die Frau. Das Immunsystem der Frau kommt mit Viren, mit Pilzen, mit Bakterien etc
besser zurecht als der Mann. Heißt im Umkehrschluss, wenn Mann und Frau jetzt das gleiche Grippevirus ereilt, leidet er mehr. Er ist kränker.
Das Virus stellt mehr an mit seinem Körper als mit uns Frauen. Wir können das einfach besser abwehren. Ich glaube, jeder von uns hat noch Corona im Kopf.
Wir saßen ja vor den Fernsehern und haben uns die Daten vom RKI angehört. Wenn man da aufmerksam zugehört hat, dann hat man auch gemerkt, dass viel, viel mehr Männer auf der Intensivstation gelandet sind und leider auch viel mehr Männer an Corona gestorben sind als Frauen. Ich glaube, das ist ein ganz gutes Beispiel dafür, dass das Immunsystem von Mann und Frau anders ist.
Also er leidet wirklich mehr.
[Jennifer Knäble] (3:06 - 3:41)
Das finde ich sehr spannend, weil oft tut man den Männern ja wirklich unrecht, dass man das immer so im Spaß sagt. Naja, die leiden immer. Ach um Gottes Willen der Männer schnupfen.
Aber es ist schön, dass wir damit auch mal aufräumen können, liebe Marion. Und was ich bei dir super spannend finde, du bist ja, ich sage jetzt mal, eine Koryphäe der Frauenmedizin, renommierte Gynäkologin, Direktorin der Frauenklinik Rechts der Isar in München. Jetzt könnte man sich fragen, warum hast du denn irgendwann auch den Blick auf das andere Geschlecht geworfen?
Also warum hast du irgendwann gesagt, Moment mal, ich glaube, um die Männer muss ich mich jetzt auch mal mitkümmern.
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (3:42 - 5:54)
Also keine Angst, ich habe jetzt nicht die Seiten gewechselt. Ich bin nach wie vor noch Frauenärztin, aber wir Frauen sind ja solchen Gesundheitsthemen sehr viel zugänglicher als die Männer. Und ich war letzte Woche in Berlin auf einem sogenannten Gender Kongress, wo es eben darum ging, Mann und Frau und wie ist der Blick auf die Gesundheit.
Und hatte eine Session mit einem Urologen und der hat gesagt, Gott sei Dank gibt es die Frauen, weil das sind diejenigen, die die Männer zur Vorsorge schicken. Und die Männer kommen von alleine nicht so gerne. Also es wird besser, aber die Frauen sind doch die treibende Kraft.
Und ich merke das auch bei mir in der Sprechstunde. Natürlich habe ich Frauen, die auch zu mir zur Vorsorge kommen. Und dann reden sie auch über die Männer und fragen mich auch zu Gesundheitsthemen des Mannes.
Also er hat dies und er hat jenes. Und vor allen Dingen, wie kriege ich ihn denn zur Vorsorge? Er geht gar nicht hin.
Das ist der eine Punkt. Der zweite Punkt, ich habe natürlich auch Männer in der Familie. Um die kümmere ich mich auch.
Ich habe zwei Brüder. Ich hatte einen Vater, der ist auch nie zum Arzt gegangen. Ja, also das war leider richtig blöd.
Und dann natürlich Freundinnen. Und wenn wir Frauen zusammen sitzen, ich meine, da reden wir schon mal das ein oder andere Mal auch über die Männer und auch deren Gesundheit und wie die so ticken und wie die so drauf sind. Ich meine, das Thema Mann ist im Leben einer Frau immer präsent, sagen wir es mal so.
Und ich finde, es lohnt sich schon mal da reinzuschauen. Und ich glaube, wenn man ein bisschen die Unterschiede erfährt zwischen Mann und Frau, auch in der Biologie, in der Umgang mit Krankheit oder überhaupt mit der Abwehr von Krankheiten und verschiedene andere Dinge stehen ja auch noch im Buch. Ich glaube, dann hat man ein besseres Verständnis für die Männer.
Ich möchte jetzt nicht den Frauen noch irgendwelche Zusatzjobs aufbürden. Das heißt es überhaupt nicht. Also ich wollte einfach nur aufklären und aufzeigen, wie aus medizinischer Sicht die Unterschiede sind zwischen Mann und Frau und auch die Symptome nicht nur bei Infektionskrankheiten, sondern auch zum Beispiel bei psychischen Belastungen reagieren Männer anders als Frauen.
[Jennifer Knäble] (5:55 - 6:46)
Aber ich sage mal so, wir kümmern uns ja auch gerne um unsere Männer. Also deswegen, wie du schon sagst, es ist noch eine Aufgabe dazu. Aber die machen wir ja auch gerne, wenn wir helfen können.
Trotzdem finde ich es spannend, Marion, was du sagst, dass es tatsächlich Unterschiede gibt bei Männern und Frauen, was Arztbesuche angeht. Es gibt auch eine Studie, die sagt, 61 Prozent der Männer haben Schwierigkeiten, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen. Das passt eigentlich zu dem, was du gesagt hast, dass dann die Frauen eher auch sagen, komm, ich gehe mal vielleicht lieber mit.
Woher kommt das? Ist das irgendwie auch evolutionär bedingt? Also wollen Männer das vielleicht gar nicht wissen?
Weil ich sage mal, sie sind ja eigentlich schon so zu Hause, der Beschützer und die Familie und wir müssen alles zusammenhalten. Ist ja eigentlich komisch, dass sie sich dann um die eigene Gesundheit so ein bisschen, ich nenne es mal, drum herumdrücken.
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (6:47 - 7:28)
Ja, das passt bei vielen Männern einfach nicht ins Selbstbild. Du hast es schon richtig beschrieben. Sie sind immer das starke Geschlecht, der Beschützer, und da passt es einfach nicht dazu, dass man krank ist.
Klar, wenn man sich jetzt beim Fußballspielen, sagen wir mal, das Kreuzband gerissen hat oder sonstige Sachen, das ist was anderes. Oder dann stolz sein, Gips präsentiert, dann geht man auch zum Arzt. Aber so Richtung Vorsorge oder so, ich kenne ganz viele Männer, die sogar Schiss haben, gesehen zu werden, wenn sie in eine Arztpraxis reingehen oder rauskommen.
Oder geschweige denn, sie wollen nicht, dass jemand mitkriegt, dass sie im Wartezimmer sitzen. Weil natürlich, Krankheit verbinden viele Männer mit, ja...
[Jennifer Knäble] (7:29 - 7:30)
Schwach sein vielleicht, ne?
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (7:30 - 7:35)
Ganz genau, mit Schwäche. Und das wollen sie einfach nicht sein.
[Jennifer Knäble] (7:36 - 8:13)
Ich hatte interessanterweise jetzt mehrere Podcasts auch zum Thema Frauengesundheit, weil da so ein bisschen das Thema ähnlich war. Auch Frauengesundheit ist ja viele Jahre ein bisschen unterm Radar geflogen. Und jetzt ist da so ein Aufbruch passiert, dass viel auch über Wechseljahre gesprochen wird.
Auf einmal ist das kein Tabuthema mehr, was ich eine sehr schöne Bewegung finde. Keiner sagt mehr, die Frauen, die müssen da irgendwie durch. Nein, da kann man sich helfen lassen.
Jetzt auch das Thema Männergesundheit, auch durch dich, durch dein Buch All About Men, ein bisschen mehr in den Fokus gerückt. Hast du das Gefühl, dass es bei Männern schon langsam ein bisschen ein Umdenken gibt?
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (8:13 - 9:05)
Ja, also es ist Licht am Horizont. Ich sehe es, also die jüngeren Männer ticken Gott sei Dank ein bisschen anders, sind doch gesundheitsbewusster, kümmern sich eher um ihren Körper, um gesunden Lebensstil. Da ist schon ein Umdenken.
Also wenn ich jetzt an die Generation meines Vaters denke, wie gesagt, der war bis zu seiner Lungenkrebserkrankung nie beim Arzt. Also diese Generation ist hoffentlich bald ausgestorben, weil das ist eigentlich der falsche Ansatz. Wir können so viel tun, damit wir lange und zwar nicht nur lange leben, sondern lange gesund leben mit toller Lebensqualität.
Da kann man so viel tun, aber man muss natürlich schon zeitig anfangen. Also irgendwann muss man sich Gedanken darüber machen. Es wird einem nichts geschenkt, auch die Gesundheit nicht.
Und wie gesagt, kann man sehr, sehr viel tun.
[Jennifer Knäble] (9:05 - 9:22)
Machen wir es doch mal konkret, Marion. Was würdest du sagen, vielleicht, du kannst es besser als Expertin vielleicht clustern, Männer mit 20, 30, 40, 50, 60, 70. Was sind die Untersuchungen, die man in welchem Alter auf jeden Fall machen sollte?
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (9:22 - 12:18)
Ja, es gibt den sogenannten Hausarzt-Check. Der ist, glaube ich, mit 35, also ein relativ junger Mann. Der sollte den auf jeden Fall wahrnehmen.
Das ist das, was eben alle Kassen in Deutschland auch bezahlen. Also da muss man selber nicht, gar nicht mal in den Geldbeutel greifen. Und da kriegt man einen Check, Blut wird analysiert und man schaut halt auf die häufigen Erkrankungen in unserer Gesellschaft.
Das heißt, Blutdruck, Diabetes, Herzkreislauf und so weiter, das wird alles gecheckt. Und das würde ich auch auf jeden Fall jedem empfehlen. Anders ist es natürlich, wenn solche Erkrankungen schon in der Familie sind, dann sollte man das vorher mit dem Hausarzt besprechen und sagen, guck doch mal, wie ist mein Cholesterin und so weiter.
Weil das sind einfach ganz, ganz wichtige Dinge, wo man früh was tun kann und wo man dann eben auch seine Gefäße schont, sein Herz schont und sich solche Herzinfarkte, auch Demenz dann später und so weiter erspart. Also das wäre das eine. Dann geht es natürlich los mit den Krebserkrankungen.
Da ist der Mann auch nicht vorgefeilt, leider. Und der häufigste Krebs beim Mann ist Prostata. Was bei Frau Brustkrebs ist, ist bei Mann Prostata.
Und da gibt es ja auch gute Vorsorgeuntersuchungen ab 50, glaube ich. Und wenn Krebs in der Familie vorkommt, dann natürlich schon früher. Aber das ist ein wichtiger Punkt.
Also Fragen, gibt es Krebs in der Familie, dann sollte ich früher gehen. Ansonsten ab 50. Und wir hatten auch letzte Woche kürzlich mit dem Urologen so lustige Gespräche, weil er sagte, viele Männer haben Angst vor der Prostata-Untersuchung, weil man ja da rektal untersucht wird.
Ich meine, das ist bei der frauenärztlichen Untersuchung Gang und Gebe. Keine Frau würde jemals da zusammenzucken. Aber bei den Männern ist es scheinbar mal was anderes.
Mal davon abgesehen, dass das gar nicht so eine effektive Maßnahme sein soll bei der Prostata-Früherkennung. Aber da gibt es ja noch andere Methoden wie Blutmarker, die man testen kann. Aber diesen Check sollte man sich gönnen.
Und dann auch ab Mitte 50 die Darmkrebsvorsorge, wo man auch einen Stuhltest erst mal machen kann und dann einmal Darmspiegelung hat. Und wenn die Darmspiegelung zum Beispiel in Ordnung ist, dann braucht man zehn Jahre lang nicht mehr gehen, erst nach zehn Jahren wieder. Also das sind so die hauptsächlichen Darmkrebs, Prostata-Krebs, Hautkrebs.
Viele Hausärzte bieten das auch an, Hautkrebs-Screening. Und wo man die Haut einmal anschaut, das tut ja überhaupt nicht weh. Also dafür gibt es überhaupt keine Ausrede.
Das ist überhaupt nicht unangenehm, tut nicht weh, piekst nicht mal.
[Jennifer Knäble] (12:18 - 12:29)
Es ist sogar entspannend. Man liegt eigentlich nur da und wird so ein bisschen abgepiepst. Ich habe das gerade erst wieder gemacht und dachte, als zweifach-Mama von zwei kleinen Kindern, es ist fast eine Me-Time.
Ich kann einfach nur liegen und muss nichts machen.
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (12:29 - 12:31)
Genau, kann ein bisschen entspannen, genau.
[Jennifer Knäble] (12:32 - 12:43)
Du bist mit Sportjournalist Marcel Reif verheiratet, Marion. Und ich habe gelesen, du hast dich auch um seine Gesundheit gekümmert, hast ihm das Rauchen abgewöhnt, wenn ich recht informiert bin. War das schwierig?
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (12:45 - 13:58)
Ja, das ist richtig. Ich habe ihm das Rauchen abgewöhnt. Ich dachte auch um Gottes Willen, weil das so ein Kettenraucher war, das wird die Hölle.
Aber ich habe das ganz subtil gemacht. Ich habe so aus meinen Fachzeitschriften dann so mal die ein oder andere Raucher-Lunge da liegen lassen oder alles mögliche Artikel mit, naja, entsprechend, was für Krankheiten Raucher alles kriegen. Besonders interessant war die Impotenz, weil das wollen die Männer natürlich alle nicht hören.
Aber Rauchen macht impotent, ob er kurz oder lang. Und dann ist mein Vater, war auch ein starker Raucher und ist leider auch eben an Lungenkrebs gestorben. Und dann habe ich zu ihm gesagt, ich möchte nicht noch mal einen Mann verlieren, den ich liebe, an Lungenkrebs.
Und ich glaube, das war, dann konnte er gar nicht mehr anders. Und er hat dann gesagt, gut, ich lasse mich jetzt durchchecken. Wenn alles gut ist, höre ich auf.
Und er hat wirklich von einem Tag auf den anderen aufgehört. Ich hätte es nicht gedacht. Und kein Jammern, kein Nichts.
Also das, da ist schon viel auch mit dem Kopf zu tun, glaube ich. Und ja, also weil, muss ich ganz ehrlich sagen, mit einem Raucher könnte ich keine längere Zeit zusammenleben.
[Jennifer Knäble] (13:59 - 14:03)
Aber schön, dass du ihn auf der emotionalen Schiene gepackt hast.
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (14:03 - 14:27)
Ja, das wäre auch mein Tipp an die Frauen. Weil ich glaube, das packt die Männer schon oder fasst sie schon an. Also wenn man einen Mann liebt und ihm sagt, Mensch, Schatz, ich möchte mit dir noch viele schöne Jahre verbringen, jetzt geh doch mal zur Vorsorge.
Weil wenn man sie anschreit oder das bringt gar nichts oder ihnen Vorwürfe macht, ist, ich glaube, die andere Tour, die ist viel, viel effektiver.
[Jennifer Knäble] (14:27 - 15:16)
Es ist fast wie, Schatz, magst du den Müll rausbringen? Als, bring den Müll raus! Ja, genau.
Mit einem Augenzwinkern gesagt. Ja, absolut, ich glaube auch. Und es ist ja auch am Ende so.
Ich glaube, wenn man es, sagen wir mal, auf der zwischenmenschlichen Schiene wie so oft im Leben versucht, kommt man natürlich weiter, als wenn man es mit Druck und Bösartigkeit und Erpressung versucht. Ja, da bin ich total bei dir. Was ich auch spannend finde, Marion, in deinem Buch, schreibst du, dass es Infos zum Thema Männergesundheit in Großbritannien in KFZ-Werkstätten gibt, wo, sagen wir mal, hauptsächlich auch Männer arbeiten.
Es ist ja ein, sag ich mal, sehr guter Gedanke, es eben da auszulegen, wo auch viele Männer sind. Würdest du sagen, das wäre auch was oder ein Modell für Deutschland?
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (15:16 - 15:45)
Ja, ich finde das auch gut, es hat mir sehr gut gefallen, weil wir müssen die Männer ja irgendwo, sagen wir mal, abholen, wo sie gerne hingehen. Und erst mal arbeiten in den KFZ-Werkstätten viele Männer. Und die Männer sind ja auch diejenigen, die das Auto in der Regel in die Werkstatt bringen.
Oder Baumärkte oder irgend so was. Also solche Dinge, die Männer lieben. Also da könnte ich mir vorstellen, dass man sie eher erreicht als, ich weiß nicht wo.
[Jennifer Knäble] (15:45 - 16:13)
Ein spannendes Thema ist ja auch, wir haben quasi über den Körper gerade gesprochen, der Männer. Aber natürlich auch das Thema, das starke Geschlecht, was du gerade so schön geschildert hast. Es passiert ja gerade bei Männern, dass es mit der Potenz nicht mehr so klappt wie gewünscht, ist natürlich auch der Kopf.
Gerade bei Männern das Thema auch mentale Gesundheit. Gibt es da auch Unterschiede bei Männern und Frauen, die sich Männer vielleicht helfen lassen oder sich überhaupt auf das Thema einlassen, sag ich mal?
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (16:13 - 17:20)
Also das ist nochmal, sagen wir mal, eine Stufe draufgesetzt. Weil körperliche Beschwerden, das ist schon für den Mann schlimm. Aber seelische Beschwerden ist nochmal was.
Also seelisches Leid, das empfindet er als doppelt schlimm, wenn er da irgendwie eine Krankheit hat, die die Psyche betrifft. Weil das hat ja was mit Gefühlen zu tun. Und das ist für viele Männer sehr, sehr schwierig zu akzeptieren.
Und die häufigste psychische Erkrankung ist ja die Depression. Und da reagieren Männer auch sehr viel oder oft anders als Frauen. Die typischen Anzeichen sind ja, ich ziehe mich zurück, ich bin antriebsarm, ich liege praktisch nur noch im Bett, ich habe auf nichts mehr Lust und ziehe mich zurück.
Und Männer reagieren ganz anders. Oft, die werden aggressiv und geben erst nochmal richtig Gas. Machen gerade das Gegenteil.
Deswegen ist es manchmal schwierig, beim Mann eine Depression überhaupt zu diagnostizieren. Weil er anders reagiert als Frauen.
[Jennifer Knäble] (17:20 - 18:11)
Das finde ich einen ganz spannenden Punkt. Ich glaube, so haben das viele Frauen noch gar nicht gesehen. Dass das quasi die gleiche Krankheit sein kann, aber die sich so komplett anders äußert bei Männern und bei Frauen.
Ich habe auch, Marion, im Freundeskreis einige Freundinnen, ich sage mal, da klappt es mit der Ehe nicht mehr so ganz. Die haben jetzt auch gesagt, Mensch, ich würde so gerne mal das Thema Paartherapie angehen. Wir haben jetzt schon oft gelesen und auch gehört, dass das so toll sein soll.
Aber er will einfach nicht mit. Das ist auch, hört man immer wieder, die Frau ist bereit dazu. Aber der Mann, da sind wir wieder beim Thema mental.
Das ist ja was Komisches. Ich müsste ja zugeben, irgendwas stimmt mit mir nicht. Wie könnte man das hinkriegen?
Weil am Ende hört man ja oft viele Erfolgsgeschichten. Es sind ja schon viele Ehen auch gerettet worden. Aber da hat man natürlich wieder das Thema, dass die Männer oft da nicht mitziehen.
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (18:12 - 18:52)
Ja, da braucht man, glaube ich, einen guten individuellen Hebel. Das kann natürlich bei jedem Paar anders sein. Grundsätzlich sträuben sich Männer eher dagegen.
Das kenne ich auch aus dem Freundeskreis. Aber da muss man, glaube ich, irgendwas finden, was ihn emotional anfasst. Vielleicht, wenn Kinder da sind über diese Schiene oder wem auch immer zuliebe, das sich noch einmal anzuhören oder mal versuchen.
Ich glaube, wenn die einmal da waren oder zweimal, dann sehen sie schon auch, dass das hilfreich sein kann. Ich glaube, wenn man es geschafft hat, die Männer ein-, zweimal da hinzuschleppen, dann ist es, glaube ich, positiv.
[Jennifer Knäble] (18:54 - 19:32)
Ein großes Thema, was damit auch immer in Verbindung gebracht wird, mit dem Thema Mann. Auch wie du gerade gesagt hast, bei Depressionen vielleicht, die werden ein bisschen aggressiv oder sind ein bisschen impulsiver. Es ist ja Testosteron, das wird immer so ein bisschen in den Ring geworfen.
Bei Männern heißt es immer, die haben so viel Testosteron. Ich habe das jetzt sogar bei kleinen Kindern oft gehört, die dann in der Entwicklung sind. Da heißt dann, da entwickelt sich jetzt das Testosteron.
Das ist immer so ein gefährliches Halbwissen. Vielleicht kannst du mal ein bisschen erklären, Marion, Männer und Testosteron, wie hängt das zusammen? Wie können wir Frauen das vielleicht besser verstehen?
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (19:33 - 23:05)
Das ist schon das Haupthormon, was den Mann steuert. Es ist schon so, dass Testosteron den Bart wuchern lässt, die Muskeln sprießen usw. Und auch macht dieses kantige Gesicht, was wir Frauen ja toll finden.
Das ist schon richtig in der Pubertät, wenn die Männchen, die kleinen, geschlechtsreif werden, dann kommt eben der Testosteron-Schub. Das merkt man schon, weil es auch mutig macht. Mut ist jetzt vielleicht die positive Seite von Aggression.
Das merken wir z.B. an vielen, z.B. an den Verkehrstoten. Junge, wenn man sich die Verkehrstoten anschaut, zwischen 15 und 25, das sind 80 bis 90 % Männer. Weil die halt viel waghalsiger sind und mutiger sind und halt das Gaspedal durchtreten.
Oder ich weiß nicht, wenn du auf der Autobahn fährst und hinter dir fährt einer ganz dicht auf, zu 99 % ist das ein Mann, der einem da hinten draufhängt. Frauen, so was Blödes würden wir doch gar nicht machen. Da ist das Testosteron eher von Nachteil, weil durch diese Waghalsigkeit und durch diesen Mut die Männer dann oft auch wirklich zu Tode kommen.
Wenn ich jetzt aber vielleicht ein Start-up gründen will, da braucht es den Mut, auf der uns Frauen fehlt. Und da ist das Testosteron natürlich gut. Es ist so ein Zwischenweg.
Aber das Testosteron ist schon etwas, was in der Pubertät anfängt zu steigen. Und dann eigentlich beim Mann, wenn er sich gesund verhält, wenn er gesund lebt, wirklich auf einem Plateau oben bleibt. Wenn er sich nicht gesund verhält, also wenn er schlecht isst, übergewichtig ist, Blutdruck hat, dann geht es runter.
Und damit auch seine Libido und seine Potenz leidet. Dann hat der Mann keine Lust mehr auf Sex. Er ist auch antriebsarm, hat keinen Bock mehr, kommt nicht mehr von der Couch runter usw.
Also ist eine Couch-Potato. Und man hat auch festgestellt, dass das sozusagen eine Art Gesundheitsgradmesser ist beim Mann. Männer mit extrem niedrigem Testosteron haben eine sehr geringe Lebenserwartung.
Also das heißt, das ist ein gutes Zeichen dafür. Also wenn ein Mann sexuell aktiv ist und Lust hat auf Sex, dann ist er auch gesund. Und wenn das irgendwie nachlässt, das ist ein ganz sensitiver Gradmesser für die Gesundheit des Mannes.
Weil bei uns Frauen ist es anders. Wir kommen irgendwann alle definitiv in die Menopause, wo unsere Eierstöcke, also unsere Geschlechtsorgane, aufhören zu arbeiten. Und die Frau-ausmachenden Hormone eben nicht mehr produziert.
Wir haben immer noch ein bisschen Hormon, weil das dann vom Fettgewebe übernommen wird, die Produktion. Aber da ist dann Schluss mit unserer Fruchtbarkeit. Und beim Mann ist es eben nicht so.
Und er kann das selber beeinflussen. Wir können das nur zu einem ... Man weiß auch, dass Frauen, die gesund leben, da setzt die Menopause etwas später ein.
Aber das handelt sich um Monate. Also so richtig im Griff haben wir es eigentlich nicht. Aber der Mann hat es schon im Griff.
Und der kann dann bis ins hohe Alter sexuell aktiv sein, Kinder zeugen und was auch immer.
[Jennifer Knäble] (23:06 - 23:12)
Spannend. Kann man denn im Umkehrschluss sagen, Marion, haben Männer auch Wechseljahre?
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (23:15 - 23:44)
So was Ähnliches gibt es bei Männern auch. Wenn sie eben in einen Testosteronmangel kommen, dann bekommen sie ähnliche Symptome wie die Frauen in den Wechseljahren. Sie bekommen, also wenn das Testosteron runtergeht, sind sie antriebsarm, müde, Libido geht verloren.
Sie haben auch Hitzewallungen zum Beispiel. Also das sind ganz ähnliche Symptome wie bei Frauen eben auch in den Wechseljahren.
[Jennifer Knäble] (23:44 - 23:55)
Warum wird denn bei Männern nie darüber gesprochen? Ich glaube, wenn du, ich weiß jetzt nicht, jedem zweiten sagst, Männer haben die Wechseljahre, würden dich viele Leute anschauen und sagen, Männer, nee, Frauen haben Wechseljahre, Männer haben doch keine Wechseljahre.
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (23:56 - 24:29)
Ja, das ist natürlich auch ein Tabuthema. Also beim Mann noch viel mehr wie bei der Frau. Ich meine, in der Zwischenzeit haben es die Wechseljahre schon auf die Titelbilder verschiedener großer deutscher Zeitungen geschafft.
Das ist ja schon immerhin schon mal was. Aber ich glaube, wenn der Mann solche Symptome hat, die wird er lange verschweigen. Ich meine, die Frau wird es merken.
Man merkt natürlich schon, was los ist mit dem. Aber nach außen hin, glaube ich, wird es lange dauern, bis er das tatsächlich kommuniziert oder sich überhaupt Hilfe holt.
[Jennifer Knäble] (24:29 - 24:47)
Du hast gerade eingangs gesagt, der Abfall von Testosteron kann Folgen haben, wird Folgen haben. Kann man denn wie bei Frauen in den Wechseljahren, da gibt es ja auch mittlerweile verschiedene Behandlungsarten mit Hormonen, auch beim Mann etwas tun, etwas supplementieren?
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (24:47 - 25:20)
Ja, es kommt natürlich darauf an, warum er den Testosteronmangel hat. Wenn er jetzt z.B. übergewichtig ist, weil Übergewicht führt auch zu dem Testosteronmangel, dann wäre natürlich das Erste, das Übergewicht abzubauen. Und wenn er einen Bluthochdruck hat, z.B. den Blutdruck richtig einzustellen usw. Also es kommt immer darauf an, was die Ursache ist. Wenn es dann immer noch zu niedrig ist oder solche anderen Krankheiten nicht bestehen, dann kann man auch Testosteron substituieren, wie bei der Frau auch.
[Jennifer Knäble] (25:21 - 25:32)
Thema Bauchfett, bei Männern immer ein großes Thema. Es wird immer so ein bisschen belächelt auch, der Sixpack oder ich habe hier einen Schwimmreif. Aber so lustig ist das gar nicht.
Bauchfett bei Männern ist ja relativ gefährlich.
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (25:33 - 26:16)
Ja, bei beiden Geschlechtern, weil im Bauchfett sehr viele Entzündungsfaktoren noch drin sitzen. Also Fett ist nicht nur einfach ein Speicherorgan, was eben Kalorien speichert für schlechte Zeiten, sondern das Fettgewebe ist auch wirklich ein Organ, was in den Stoffwechsel eingreift. Da werden viele Mediatoren produziert, Hormone werden produziert.
Und das wird dem Mann dann auch zum Verhängnis, weil dann auch er zu viel Östrogene hat. Und das tut ihm nicht gut. Und eben andere Mediatoren, die krebsfördernd sind, die die Gefäßwand schädigen und das Gehirn schädigen, die überhaupt für den Körper nicht gut sind.
[Jennifer Knäble] (26:16 - 27:10)
Zum Thema Prävention. Und wir wollen ja alle auch das Gute für unsere Männer. Ich habe zu Hause bei uns auch ganz viele Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel, was ich alles stehen habe.
Das futtere ich immer fleißig, weil ich dann auch mich mal schlau gemacht habe, was so die Frau Mitte 40 so braucht oder was man so als Basis nehmen kann, um fit zu sein. Ich habe z.B. immer Eisenmangel. Nicht nur in der Schwangerschaft gehabt, so grundsätzlich.
Mein Mann läuft da einfach vorbei, als steht da nichts. Der würde gar nicht auf die Idee kommen zu sagen, könnte ich ja auch mal machen. Oder was brauche ich denn eigentlich?
Gibt es für Männer auch, ich sage mal, so eine Grundration, wo man sagt, klar, immer in Absprache mit dem Arzt natürlich, aber man sagt, die sollte man schon auch zu sich nehmen. Oder ist das bei Männern genau das Gleiche wie bei Frauen, die typischen Vitamin-D-Mangel, was es immer so gibt?
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (27:10 - 27:39)
Also es ist ähnlich, nur beim Mann ist das Ganze ja noch schlimmer, weil die meisten Männer ja zu wenig Obst und Gemüse essen. Also die Sachen, die halt auch Vitamine haben, die wir Menschen brauchen. Also da muss man die Männchen ein bisschen umerziehen.
Bei mir in der Familie, ich habe, es ist sehr, sehr, sehr schwierig, aber es geht dann schon, weil sie ja solche Sachen gar nicht gerne essen. Also die essen ja nur ihr Fleisch, ihre Wurst und noch das Brötchen, die Pommes und die Nudeln.
[Jennifer Knäble] (27:39 - 27:43)
Ist immer gut, wenn man Gemüse macht oder irgendwas.
Ja, was gibt es denn dazu?
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (27:44 - 28:16)
Genau, genau. Also da muss man sehr viel arbeiten.
Aber ich glaube, man kann das schon an die Kinder ranführen. Also ich habe es ja selber gesehen an den Söhnen meines Mannes. Es hat ein bisschen gebraucht, aber sie essen jetzt zumindest auch Salat, Tomaten, Avocados.
Das schmeckt ihnen sogar sehr, sehr gut. Beim Eis oder so, wenn sie dann ihr Sorbet bestellen, dann immer ohne Deko, heißt ohne Früchte. Also das mögen sie nicht so sehr.
Aber immerhin Salat und Gemüse wird schon gegessen.
[Jennifer Knäble] (28:17 - 28:44)
Über die vermeintliche Frauenkrankheit, Wechseljahre, haben wir eben schon gesprochen. Du schreibst aber auch, dass auch zum Beispiel Migräne ein Thema bei Männern ist. Das wird ja auch bei Frauen Thema abends, wenn es ein bisschen kuschelig wird im Bett und die Frau sagt, ach Schatz, ich habe Migräne.
Das ist aber ja wirklich so bei uns Frauen, dass das oft kein vorgeschobener Vorwand ist. Inwiefern betrifft Migräne auch Männer?
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (28:44 - 29:07)
Ja, es ist seltener bei Männern, aber es kann sie auch treffen. Also das ist eine Krankheit, die sehr belastend ist natürlich. Aber Gott sei Dank gibt es heutzutage viele gute Medikamente, die da auch helfen.
Und ja, hat viel mit Stress zu tun. Stress ist ein großer Trigger dieser Volkskrankheit, kann man schon sagen.
[Jennifer Knäble] (29:08 - 29:45)
In deinem Buch schreibst du auch, dass Männer und Frauen unterschiedliche Sauberkeit und Hygienevorstellungen haben. Also ich kenne es nur beim Thema Aufräumen bei uns zu Hause. Auch das ist ja, ich hoffe immer, dass es irgendwann mal wirklich einen evolutionären genetischen Grund dafür gibt, warum man die Socken einfach irgendwie auszieht und hinwirft.
Und der Meinung ist, die laufen schon von selbst irgendwie in den Wäschekorb. Bisher habe ich sie noch nicht gefunden. Aber du sagst also z.B. auf öffentlichen Toiletten, wo manche Frauen wahrscheinlich sagen, da gehe ich erst gar nicht rein. Das interessiert Männer gar nicht so. Also sagen die, ja gut, kann man doch mal machen. Woher kommt das?
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (29:46 - 29:56)
Gute Frage. Also Männer haben da einen ganz anderen Blick auf die Hygiene als Frauen und hinterlassen die Toiletten auch, sagen wir mal, in einem ...
[Jennifer Knäble] (29:56 - 29:57)
Anderen Zustand.
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (29:57 - 31:05)
In einem anderen Zustand, wie wir es nicht so gerne haben. Und das hat man also wirklich gut untersucht. Da gibt es weltweit, es ist unabhängig, egal in Afrika, USA, Europa, Männer waschen sich nicht so häufig die Hände nach dem Toilettengang wie Frauen.
Und man hat es auch interessanterweise bei medizinischem Personal untersucht. Und auch da, ja genau, kommt die Geschlechterdifferenz zum Tragen. Also da sind Frauen sehr, sehr viel gründlicher als Männer.
Aber bitte fragt mich nicht, woher das kommt. Es ist so. Hashtag ist so.
Sie nehmen es etwas lockerer. Aber man kann es beeinflussen. Also wenn Toiletten z.B., hat man auch gesehen, sehr sauber sind, von vornherein, wenn ich reingehe und die Toiletten sind sauber, dann werden die auch sauber hinterlassen. Also sauberer als, dann wird nicht so rumgesaut. Also das ist ein wichtiger Faktor, Toiletten sauber zu halten. Das ist auch spannend.
Das ist auch spannend, ja. Also wenn ich von vornherein so in die verdreckte Toilette komme, dann ist alles zu spät. Dann wird erst recht, ja.
Super.
[Jennifer Knäble] (31:07 - 31:49)
Noch mehr Chaos hinterlassen. Ich habe drei Jungs zu Hause. Ich habe zwei Söhne und einen Mann, also drei Kinder.
Die sind natürlich noch sehr klein, die sind jetzt drei und vier. Aber da bin ich auch sehr hinterher, dass das mit dem Toilettengang immer ordentlich und sauber jetzt schon gehandhabt wird. Weil man merkt auch, wenn man da nicht hinterher ist, erledigt sich alles hier irgendwie von alleine.
Ja, also da muss man schon gucken. Das fängt schon in jungen Jahren an. Marion, lass uns doch vielleicht zum Abschluss noch mal zusammenfassen.
Was würdest du sagen, sind die wichtigsten Dinge, die wir Frauen über Männergesundheit wissen müssen, um unsere Männer, wie du so schön eingangs auch gesagt hast, lange zu behalten und vor allem lange gesund zu behalten?
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (31:50 - 33:03)
Das Wichtigste ist, dass es Unterschiede gibt. Bevor man jetzt auf den Mann lospoltert, vielleicht noch mal kurz innehalten. Aha, hat das vielleicht andere Gründe?
Und man darf nicht von sich auf den Mann schließen als Frau. Männer leiden mehr bei Infektionskrankheiten. Auch ein gutes Beispiel ist Fußpilz.
Die kriegen einfach mehr Fußpilz. Da wird denen ja auch vorgeworfen, Mensch, ihr seid nicht so sauber in Anführungszeichen. Oder ihr achtet nicht so sehr auf eure Körperpflege usw.
Kann auch sein. Aber der Hauptgrund ist, weil sie den Pilz nicht so gut abwehren können wie wir Frauen. Ich finde, das ist ein wichtiger Punkt.
Wir wissen, dass die Männer nicht so gerne krank sind. Oder Schwäche zeigen. Und deswegen nicht so gern vorbeugend zum Arzt zu gehen.
Ich glaube, das ist auch wichtig zu wissen, dass man sie da liebevoll hinführt. Und dass es eben auch tatsächliche Unterschiede gibt beim Krankheitsverlauf. Z.B. Depressionen. Mein Mann wird plötzlich aggressiv und gibt beruflich Gas. Auch bitte an eine Depression denken.
[Jennifer Knäble] (33:04 - 33:30)
Prof. Dr. Marion Kiechle, vielen, vielen Dank für diese spannenden Einblicke in die Männergesundheit. Ich freue mich, dass wir auch für die Männer hier mal eine Lanze gebrochen haben. Und du uns so viel Spannendes erzählt hast.
Wer möchte, kann natürlich auch in dein Buch noch mal reinlesen. All about men. Da steht noch viel, viel Spannendes drin.
Ich danke dir. Forsch weiter so für uns Frauen, für uns Männer. Toll, dass es Menschen gibt wie dich.
Vielen Dank.
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (33:31 - 33:32)
Danke dir, liebe Jennifer.
[Jennifer Knäble] (33:36 - 33:40)
Marion, wenn du nur noch ein Supplement nehmen dürftest, welches wäre das?
[Prof. Dr. med. Marion Kiechle] (33:41 - 34:05)
Das wäre ganz klar Vitamin D. Weil ich die 50 schon längst überschritten habe. Und meine Haut das Vitamin D nicht mehr so gut produzieren kann.
Auch unter Sonneneinstrahlung. Und weil es wahnsinnig wichtig ist für meine Knochengesundheit, damit ich keine Osteoporose bekomme. Also ganz klar Vitamin D.
[Jennifer Knäble] (34:06 - 34:07)
Vielen Dank.
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