

Intuitives Essen – Mehr Gelassenheit und Genuss am Esstisch. Ernährungsberaterin Jennifer Witte im Interview.
Intuitives Essen bedeutet, den eigenen Körper wieder bewusst wahrzunehmen – weg von starren Diätregeln, hin zu mehr Gelassenheit, Genuss und innerem Gleichgewicht. Im HealthWise Podcast sprach Nils Behrens mit Ernährungsberaterin Jennifer Witte über emotionale Muster beim Essen, Kindheitserfahrungen, Stress und die Rolle von Achtsamkeit.
Dieser Artikel fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen und zeigt praktische Wege, wie du dein Essverhalten Schritt für Schritt verbessern kannst.
Was bedeutet intuitives Essen?
Viele Menschen halten sich an starre Regeln, zählen Kalorien oder verbieten sich bestimmte Lebensmittel. Intuitives Essen geht einen anderen Weg:
- Essen, wenn körperlicher Hunger spürbar ist.
- Aufhören, wenn ein Gefühl der angenehmen Sättigung erreicht ist.
- Die Signale des Körpers ernst nehmen und mit Achtsamkeit essen.
Jennifer Witte betont: Nicht Wissen, sondern unterbewusste Muster und Emotionen steuern unser Essverhalten zu 90–95 %.
Emotionen und Kindheitserfahrungen prägen unser Essverhalten
Von klein auf lernen wir, Emotionen mit Essen zu verknüpfen:
- Süßigkeiten als Trostpflaster oder Belohnung.
- Das berühmte „Teller leer essen“ als Pflichtgefühl.
- Besondere Anlässe wie Geburtstage sind oft mit „ungesundem Essen“ verbunden.
Diese frühen Prägungen wirken bis ins Erwachsenenalter nach – häufig unbewusst.
Stress und Heißhunger verstehen
Stress beeinflusst unser Essverhalten auf hormoneller Ebene:
- Das Stresshormon Cortisol hemmt die Fettverbrennung und steigert die Lust auf schnelle Kohlenhydrate.
- Schlafmangel und Erschöpfung verstärken Heißhunger auf Süßes.
- Abends fällt oft die Anspannung ab – viele kompensieren Erschöpfung dann mit Snacks.
Praktischer Tipp: Eine kurze Atemübung vor dem Essen kann helfen, vom Stressmodus in den Entspannungsmodus (Parasympathikus) zu wechseln.
Achtsamkeit als Schlüssel
Wer bewusst isst, nimmt nicht nur Geschmäcker intensiver wahr, sondern auch das eigene Sättigungsgefühl.
- Vor dem Essen: einen kurzen Check-in machen („Esse ich aus Hunger oder aus Emotionen?“).
- Während des Essens: langsamer essen, gründlich kauen, Handy und TV beiseitelegen.
- Nach dem Essen: reflektieren, wie sich der Körper anfühlt.
So entsteht ein besseres Körpergefühl und langfristig mehr Balance.
Diäten versus Intuition
Viele Diäten scheitern, weil sie auf Verboten und Selbstkritik beruhen.
Intuitives Essen dagegen basiert auf:
- Selbstwertschätzung statt Selbsthass.
- Neugier und Freude an gesunder Ernährung.
- Nachhaltigen Gewohnheiten, die ins Leben passen.
Jennifer Witte beschreibt es so: „Der Unterschied ist, ob ich meinen Körper bekämpfe – oder ob ich ein Team mit ihm bilde.”
Soziale und kulturelle Einflüsse
Auch unser Umfeld spielt eine große Rolle:
- In einer „Health-Bubble“ fällt gesunde Ernährung leichter.
- Im Freundeskreis, wo Currywurst Standard ist, braucht es mehr Bewusstsein.
- Kulturelle Traditionen (z. B. Fastenzeiten) prägen unser Essverhalten stark.
Statt andere zu belehren, empfiehlt Jennifer Witte, selbst als Inspiration zu wirken – ohne Druck oder Dogmatismus.
Praktische Strategien für den Alltag
- Mentales Training: Visualisiere neue Routinen und positive Essentscheidungen.
- Skala für Hunger & Sättigung: Zwischen „leicht hungrig“ und „angenehm satt“ bleiben.
- Vielfalt auf dem Teller: Unterschiedliche Geschmacksrichtungen erhöhen die Zufriedenheit.
- Alternative Strategien: Statt Schokolade bei Traurigkeit z. B. eine Atemübung oder Spaziergang wählen.
Take Aways
- Essen ist mehr als Nährstoffaufnahme – es ist emotional, sozial und kulturell geprägt.
- Stress, Schlafmangel und alte Gewohnheiten fördern Heißhunger auf Süßes.
- Achtsamkeit und Atemübungen helfen, den Parasympathikus zu aktivieren und bewusster zu essen.
- Diäten scheitern oft an Verboten – Selbstwertschätzung ist nachhaltiger.
- Intuitives Essen bedeutet, Körpersignale zu beachten und Genuss zuzulassen.
Mehr erfahren im healthwise Podcast von sunday natural
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Jennifer Witte ist eine erfahrene Coachin für Ernährung, Achtsamkeit und Persönlichkeitsentwicklung, die seit über zehn Jahren Menschen auf ihrem Weg zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden begleitet. In ihrer Arbeit verbindet sie körperliche, mentale und emotionale Aspekte, um nachhaltige Veränderungen zu ermöglichen. Neben klassischer Ernährungsberatung setzt sie auf Mentaltraining, Psychologie, Atemarbeit und Techniken wie die Arbeit mit dem inneren Kind. Ihr Ziel ist es, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern Menschen dabei zu unterstützen, ein achtsames und selbstbestimmtes Leben zu führen. Programme wie „Leicht – Dein Abnehm-Kompass“ helfen Teilnehmenden, eine gesunde Beziehung zu ihrem Körper und ihrer Ernährung zu entwickeln, während spezielle Stressmanagement-Angebote zu mehr innerer Ruhe beitragen.
Mehr zu Jennifer Witte: https://www.instagram.com/jennifer__witte/
087 Intuitives Essen. Mit Jennifer Witte
[Jennifer Witte] (0:50 - 1:10)
Wir sagen da immer ganz gerne so das Beispiel, dein Körper ist kein Mülleimer, weil schlussendlich behandeln wir unseren Körper in dem Moment ja wie den Mülleimer. Dann ist die Frage, soll es jetzt in den Müll wandern oder soll es in meinen Körper wandern? Und das hilft vielen Personen so zu verstehen, so möchte ich mich ja auch nicht behandeln, auch wenn es natürlich eine gute Intention ist kein Essen wegzuschmeißen.
[Nils Behrens] (1:11 - 2:12)
Herzlich Willkommen zu HEALTHWISE, dem Gesundheitspodcast präsentiert von Sunday Natural. Ich bin Nils Behrens und in diesem Podcast erkunden wir gemeinsam, was es bedeutet gesund zu sein. Wir tauchen ein in Themen wie Medizin, Bewegung, Ernährung und emotionale Gesundheit.
Immer mit einem weisen Blick auf das, was uns wirklich gut tut. Essen ist viel mehr als nur Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Belohnung, Erinnerung und manchmal auch ein Ventil für Emotionen, die wir anders nicht ausdrucken können.
Warum greifen wir in stressigen Momenten zur Schokolade, obwohl wir wissen, dass es langfristig nicht gut für uns ist? Und weshalb prägen uns unsere frühesten Erfahrungen mit Essen unser Verhalten bis ins Erwachsenenalter? Mein heutiger Gast ist Jennifer Witte, Ernährungsberaterin und Expertin für die emotionale Bedeutung des Essens.
Sie beschäftigt sich intensiv mit der Frage, warum unser Essverhalten so stark von unseren Gefühlen geprägt ist. Von Kindheitserfahrungen über Stress bis hin zu unbewussten Mustern. Mit ihrem ganzheitlicher Herangehensweise hilft sie Menschen dabei, ihr Verhältnis zum Essen neu zu definieren, ohne auf Verbote und starre Regeln angewiesen zu sein.
Und deswegen sei ich herzlich willkommen, Jennifer Witte.
[Jennifer Witte] (2:12 - 2:15)
Ich freue mich hier zu sein. Danke für die Einladung, Nils.
[Nils Behrens] (2:15 - 2:19)
Jennifer, ist das Sonntagsfrühstück bei dir emotional auch belegt?
[Jennifer Witte] (2:19 - 2:41)
Auf jeden Fall. Ich denke, dass es auch nicht etwas Schlechtes, emotional zu essen, solange wir es paaren mit körperlichem Hunger. Das heißt, dass wir nicht nur aus emotionalen Gründen essen.
Ernährung und Essen ist ja auch etwas Soziales, was ich sehr schön finde und was nicht wegfallen sollte. Gleichzeitig ist es die Frage, ob es eben nur emotional ist oder auch aus körperlichem Hunger. Und bei mir ist es definitiv auch emotional besetzt.
[Nils Behrens] (2:42 - 2:51)
Schön, schön. Hast du denn eine eigene Geschichte, die dein Verhältnis zum Essen geprägt hat? Gab es so einen Schlüsselmoment in deinem Leben, der deine Sichtweise verändert hat?
[Jennifer Witte] (2:51 - 3:48)
Ja, es gab mehrere. Einer, der mir direkt einfällt, ist, ich habe in einer Arztpraxis für Ernährungsmedizin gearbeitet. Dort mein duales Studium gemacht und dort Personen immer vermessen.
Das heißt, die Körperzusammensetzung gemessen, den Stoffwechsel gemessen. Und dort waren einerseits Personen, die stark übergewichtig waren, Personen, die magersüchtig waren, die stark untergewichtig waren und Personen, die in Anführungsstrichen den perfekten Körper hatten. Und ich habe mich dann immer ausgetauscht mit denen und gemerkt, dass die eine Gemeinsamkeit hatten, nämlich, dass sie ihren Körper gehasst haben.
Egal, wie sie im Außen aussahen. Und das war für mich, das weiß ich noch ganz genau, es gab mehrere Schlüsselmomente, aber das war für mich so ein riesiger Aha-Moment, dass Ernährung schlussendlich nur ein Spiegel von anderen Lebensbereichen ist und man nicht unbedingt von außen sieht, was eine Person innen bezüglich Ernährung fühlt und dass es so wichtig ist, schlussendlich, was wir im Innen fühlen bezüglich Ernährung.
[Nils Behrens] (3:48 - 3:52)
Das heißt also, auch selbst die perfekt definierten Leute haben ihren Körper gehasst?
[Jennifer Witte] (3:52 - 3:55)
Habe ich auf jeden Fall so wahrgenommen in den Gesprächen dort, ja.
[Nils Behrens] (3:55 - 4:23)
Ja, ganz interessant. Also ich habe die Erfahrung auch gemacht, dass ganz häufig insbesondere Menschen, die sehr viel Sport machen, sehr viel darauf achten, dass die dann immer noch so diese Kleinigkeiten dann doch immer noch so sehr belassen. Obwohl man sagen würde, auf den ersten Blick, Mensch, da ist doch alles super.
So, dass man dann sagt, ja, aber hier so dieses ganz kleine bisschen, diese Minirolle hier nochmal so oder dieser ganz kleine Muffin-Top oder wie auch immer, sage ich mal so, was man jetzt damit bezeichnen möchte, dass das dann doch immer noch stört.
[Jennifer Witte] (4:23 - 4:45)
Total, total. Und solange wir nicht mit der Innenwelt arbeiten, wird das auch immer so bleiben. Egal, ob wir 10, 20, 30 Kilo abnehmen, das ist dann vielleicht eine kurzfristige Fassade, die sich besser anfühlt, aber sobald dann etwas dazwischen kommt, fühlen die Personen sich dann häufig nicht mehr gut genug und als wäre der Körper gut, so wie er ist.
[Nils Behrens] (4:46 - 5:01)
Ja, sehr spannend. Ich hoffe, wir kommen da gleich nochmal drauf, wie man dann da vielleicht ein besseres Verhältnis zu finden kann. Inwieweit beeinflussen dann Kindheitserfahrungen und unser späteres Essverhalten?
Das heißt, gibt es dabei Rollen, die vielleicht familiäre Gewohnheiten oder Rituale auch mitbestimmen?
[Jennifer Witte] (5:01 - 6:25)
Ja, also jede Person hier wird von der Kindheit bezüglich Ernährung beeinflusst. Das ist auch ganz normal und ja auch nicht unbedingt etwas Schlechtes. Und teilweise sind das Situationen, die wir auch vielleicht negativ oder positiv in Erinnerung haben.
Zum Beispiel so ein Klassiker ist, wenn ein Kind schreit, dass dann vielleicht das Kind die Erfahrung gemacht hat, du bekommst was Süßes, wenn du ruhig bist. Das heißt, dass wir die Emotionen, Wut, Traurigkeit, was auch immer das Kind damals gefühlt hat, nach und nach in unserem Unterbewusstsein gespeichert haben mit, okay, das muss ich mit Essen unterdrücken und dann bin ich gut genug. Es können aber auch eigentlich positive Dinge sein, beziehungsweise die eigentlich gut gemeint waren, wie zum Beispiel in vielen Familien ist es so, dass Süßigkeiten und Zucker keinen Platz im Haus haben, was ich so ein bisschen kritisch teilweise sehe, weil meistens wollen wir das dann ja erst recht.
Aber die Intention dahinter ist ja gar nicht unbedingt eine schlechte. Und dann am Geburtstag, Kindergeburtstag, vielleicht gibt es dann besonders viel Süßes und so wird auch dieser besondere Tag Liebe, wenn ich im Mittelpunkt stehe, vielleicht mit besonders ungesundem Essen assoziiert. Und so ist auch hier dieses Muster vielleicht entstanden, wenn ich geliebt werde, wenn ich gut genug bin, dann gibt es ungesundes Essen.
Also ganz, ganz viele Möglichkeiten. Oder auch tatsächlich, dass unsere Eltern oder eine enge Beziehungsperson uns das einfach vorgelebt hat, weil die es auch nicht anders gelernt hat.
[Nils Behrens] (6:26 - 6:55)
Ich weiß genau, was du meinst. Also ich habe es auch schon häufiger im Podcast erzählt, dass sich dieses Tellerleer-Essen ist bei mir wirklich so tief drin. Und ich habe das versucht und glaube ich auch erfolgreich nicht an meine Tochter weitergegeben.
Und es war aber tatsächlich so, dass ich dann, wenn sie dann irgendwie ihren Teller nicht leer gegessen hat, wie ich dann mich echt innerlich zusammenreißen musste und dass ich dann auch wirklich merkte, wie ich dann beim Abräumen auf dem Weg sozusagen zum Mülleimer dann teilweise dann doch noch einen Teil davon gegessen habe, nur weil es mir einfach so schwer fiel, das dann wegzuschmeißen.
[Jennifer Witte] (6:55 - 7:14)
Ja, wir sagen da immer ganz gerne so das Beispiel, dein Körper ist kein Mülleimer, weil schlussendlich behandeln wir unseren Körper in dem Moment ja wie den Mülleimer. Dann ist die Frage, soll es jetzt in den Müll wandern oder soll es in meinen Körper wandern? Und das hilft vielen Personen so zu verstehen, so okay, nee, so möchte ich mich ja auch nicht behandeln, auch wenn es natürlich eine gute Intention ist, kein Essen wegzuschmeißen.
[Nils Behrens] (7:15 - 7:32)
Ja, hundertprozentig. Und ich finde das eigentlich eine ganz gute Geschichte. Wir hatten einen Kollegen in meiner letzten Firma, den haben wir auch immer das Hausschwein genannt, weil er im Zweifelsfall immer alles noch genommen hat, was die andere nicht aufgegessen hat.
Also von daher will man, ich glaube, man will weder das Hausschwein noch der Mülleimer sein.
[Jennifer Witte] (7:32 - 7:34)
Vermutlich eher nicht, wenn man darüber nachdenkt.
[Nils Behrens] (7:34 - 7:51)
Lass uns mal über das Thema Essen so auch als emotionalen Anker sprechen. Du hast es eben gerade schon ein bisschen angesprochen, dass viele Menschen neigen dazu, in stressigen oder emotional belasteten Situationen zu bestimmten Lebensmitteln zu greifen.
Kannst du da vielleicht noch ein bisschen tiefer mal reingehen?
[Jennifer Witte] (7:51 - 8:56)
Ja, also Stress ist auch hormonell zu erklären. Das heißt, es ist nicht rein emotional. Also zum Beispiel, wenn wir weniger geschlafen haben oder generell wenig Erholungspausen haben, dann wird ja auch mehr von dem Hormon Kortisol ausgeschüttet.
Und oder generell ist unser Energietank nicht so voll. Und was gibt uns schnell Energie? Vor allem schnelle Kohlenhydrate.
Da braucht der Körper sich nicht so lange mit Verdauung zu beschäftigen. Und tatsächlich helfen auch Kohlenhydrate, den Kortisol Spiegel kurzfristig ein bisschen zu senken. Das heißt, man darf immer schauen, was steckt da jetzt genau hin?
Das ist nicht ganz schwarz-weiß zu betrachten. Das ist ein Faktor beim Thema Stress. Wir spüren unseren Körper auch weniger.
Und emotional ist es so, so wie ich in den Beispielen schon genannt habe, dass wir eben sehr tief verankerte Automatismen haben in uns, in unserem Gehirn, je nachdem, was wir für Erfahrungen gemacht haben, dass wir, ja, ohne darüber nachzudenken, zu Schokolade greifen am Abend, weil wir es schon immer so gemacht haben oder weil wir uns dann, weil wir gelernt haben, so nicht die Traurigkeit spüren zu müssen oder was auch immer wir fühlen.
[Nils Behrens] (8:57 - 9:29)
Ich finde gerade dieses Thema Heißhunger auf Süßes in solchen Situationen wird einem ja aber auch sehr viel vorgelebt. Das heißt also, wenn ich mir überlege, in wie vielen amerikanischen Filmen oder Serien man das immer, also insbesondere den amerikanischen kenne ich es immer so, dass die dann meistens dann, wenn irgendwas ganz Trauriges passiert, dann sieht man die immer mit diesen großen halben Liter Bottichen, entweder von Ben & Jerrys oder Hagen daz, und wie sie dann da mit der großen Esslöffel dann quasi das in sich reinschieben. Das ist natürlich etwas, wo man sagt, okay, wenn das die amerikanischen Vorbilder machen, dann scheint das ja auch zu helfen.
[Jennifer Witte] (9:30 - 9:48)
Ja, also es ist sehr vielschichtig. Einerseits natürlich durch Medien, Filme, so wie du es gerade genannt hast, aber auch, weil in vielen Köpfen so drin ist, so eigentlich sollte ich ja nicht so viel essen und meistens das, worüber man nachdenkt, worauf man den Fokus richtet, das ist dann das, was wir schlussendlich machen.
[Nils Behrens] (9:49 - 10:03)
Was glaubst du, woher es kommt, dass wir so ein Heißhunger auf Süßes insbesondere am Abend auch haben? Das heißt also, ganz häufig ist es ja so, dass Menschen diesen Jipper auf was Süßes haben, nachdem sie eine Mahlzeit beendet haben.
[Jennifer Witte] (10:04 - 11:05)
Ich betrachte immer gerne die körperliche, mentale und emotionale Ebene, weil es natürlich auch so ist, wenn wir unseren Körper tagsüber nicht richtig versorgt haben. Hier auch das Thema Blutzuckerspiegel war ja schon öfter in deinem Podcast. Dann ist es natürlich auch so, dass wir vermehrt Lust auf Süßes und Kohlenhydrate haben, wenn der Körper nicht richtig versorgt wurde.
Aber es gibt auch viele Personen, die an sich den Körper in Anführungsstrichen richtig versorgt haben und trotzdem eben, wenn sie nach Hause kommen, Heißhunger haben oder dann nach der Mahlzeit noch was Süßes brauchen. Und das liegt oft eben daran, dass zum Beispiel nach der Arbeit alles abfällt und dann plötzlich wir spüren, ich bin ja ganz schön erschöpft oder ich bin gerade nicht mit mir verbunden. Und was hilft uns eben, das nicht zu fühlen?
Beziehungsweise wir kompensieren es dann mit Essen, um es nicht zu fühlen. Und gerade am Abend sind wir meistens ein bisschen weniger in diesem Funktioniermodus, fahren ein bisschen runter und damit wir es eben nicht fühlen, greifen wir zu den Süßigkeiten, um uns kurzfristig besser zu fühlen.
[Nils Behrens] (11:05 - 11:56)
Welche Rolle spielt also das ganze Thema Konditionierung? Ich will dir mal ein Beispiel sagen. Bei mir ist es so, dass ich in einer Wohnung in Hamburg war es dann fast egal, also als ich noch komplett in Hamburg gewohnt habe, war es immer fast egal, wann ich nach Hause kam, ob ich um 17 Uhr oder um 20 Uhr nach Hause kam, weil man kam nach Hause sozusagen nach dem Tag und dann hatte man Hunger.
Weil man gewohnt war, wenn man nach Hause kommt, dass es dann Essen gibt. Klingt jetzt so komisch, also irgendwie war ich auch an der Zubereitung mit beteiligt. Trotzdem, dass dann die Nahrungsaufnahme beginnt.
Jetzt ist es so, bei mir in meiner Wohnung hier in Berlin, ist es so, dass ich, ich würde mal sagen, zu 90 Prozent der Abende mich abends mit Leuten verabrede und dann essen gehe. Das heißt, da habe ich diese Konditionierung gar nicht. Das heißt, bei mir ist es so, wenn ich in meiner Berliner Wohnung nach Hause komme, bin ich halt nicht gewohnt, dass es da Essen gibt.
Deswegen ist es nicht so, dass ich dann nach Hause komme und Hunger habe. Verstehst du ein bisschen, worauf ich hinaus möchte?
[Jennifer Witte] (11:56 - 12:57)
Total. Also Konditionierung spielt eine ganz große Rolle und das muss auch dann in dem Sinne nicht unbedingt emotional sein. Weil natürlich das, was wir gewohnt sind zu machen, das ist tief in uns verankert.
Wir werden ja etwa zu 90 bis 95 Prozent von unserem Unterbewusstsein gesteuert. Und so ein klassisches Beispiel ist, je nachdem, was wir morgens automatisch als erstes machen, vielleicht irgendwie auf Toilette oder die Zähne putzen mit welcher Hand, da denken wir ja gar nicht drüber nach. Das heißt, das ist einfach so stark in uns trainiert, dass das automatisch abläuft.
Und klar, bei Konditionierungen ist es auch so, wenn dieser Trampelpfad ganz oft gegangen wurde und sich das so tief in unserem Gehirn verankert hat, naja, wenn ich nach Hause komme, automatisch, was ist da der erste Griff? Oder zum Essen oder was kommt da als erstes in mir auf, was ich machen möchte? Das Essen.
Das heißt, teilweise ist es auch etwas, was schlussendlich wie so ein Muskel neu trainiert werden kann. Also wo es einfach darum geht, neue Erfahrungen zu machen und dadurch das dann auch aufzulösen.
[Nils Behrens] (12:57 - 13:05)
Ist es denn nicht auch genau genommen vielleicht auch so, dass dieser süße Geschmack nach dem Essen vielleicht auch etwas ist, was vielleicht antrainiert und konditioniert ist?
[Jennifer Witte] (13:05 - 13:25)
Kann auf jeden Fall sein, klar. Also da darf man immer schauen, was jetzt wirklich die Hintergründe sind. Also wie gesagt, wir gehen das immer körperlich, mental und emotional an.
Und bei manchen Personen ist es auf jeden Fall einfach die Gewohnheit. Und was man dann machen kann ist, also wir können uns dann ja sagen, okay, ich sollte das nicht mehr machen und ich sollte jetzt dieses Süße nach dem Essen nicht mehr essen.
[Nils Behrens] (13:25 - 13:27)
Ich denke nicht jetzt an einen rosa Elefanten.
[Jennifer Witte] (13:27 - 14:04)
Genau, genau. Und was wir dann machen vielleicht, du hast dich da garantiert auch schon mal mit auseinandergesetzt, ist, dass wir quasi über mentales Training Personen visualisieren lassen, dass sie nach Hause kommen zum Beispiel abends und eben nicht zur Schokolade greifen und einfach satt und befriedigt sind. Und unser Gehirn kann ja nicht unterscheiden zwischen etwas, was wir uns vorstellen und das, was im echten Leben passiert.
Und das heißt, das ist in der Regel für Personen leichter wirklich diese Konditionierung aufzulösen, weil sie eben nicht mit dem Kopf die Entscheidung treffen müssen und stark sein müssen, sondern das schon vorher trainieren und das dann mit mehr Leichtigkeit passiert.
[Nils Behrens] (14:05 - 14:26)
Ich finde das ganz interessant. Wir haben hier bei Sunny zum Beispiel auch so ein Spray, das heißt Sweet Guard. Und das ist eben halt so ein bitteres Spray sozusagen, was man dann, wenn man dann wirklich fertig ist mit dem Essen und dann zu sich nimmt, dass man danach dann diese Lust auf Süßes einfach weg ist, weil man so einen bitteren Geschmack im Mund hat.
Also dass es auch gar nicht mehr passen würde. Hast du mit deiner Arbeit auch Erfahrungen gemacht?
[Jennifer Witte] (14:26 - 14:41)
Habe ich noch nicht. Aber ich habe die Erfahrung, also jetzt mit dem Spray oder mit Bittertropfen habe ich mich jetzt noch nicht so viel beschäftigt. Aber je mehr Vielfalt wir in unserer Ernährung haben, auch bezüglich Geschmacksrichtungen, desto befriedigter sind wir in der Regel langfristig.
[Nils Behrens] (14:42 - 14:51)
Ach, interessant. Das heißt also immer nur das gleiche Richtung, gleiche Essen oder sowas, das führt nicht zu einer hohen Befriedigung, sondern wirklich die Vielfalt.
[Jennifer Witte] (14:51 - 14:57)
Genau, es ist manchmal so kurzfristig, dass wir denken, ach ja, ich mag aber XY gerne, aber langfristig nicht unbedingt.
[Nils Behrens] (14:57 - 15:17)
Aber ich möchte noch mal auf dieses Thema Belohnung und Trost zurückkommen. Du hast es angesprochen, das ist etwas, was wir eben von Kindheit auf haben. Das heißt also entweder, dass wir hingefallen sind und dann erst mal was Süßes bekommen oder dass wir was Tolles gemacht haben und was Süßes bekommen.
Das sind ja schon sehr alte Glaubenssätze. Wie erfolgreich seid ihr da in eurem Programm, diese Glaubenssätze auch aufzubrechen oder wie schafft ihr das?
[Jennifer Witte] (15:18 - 17:08)
Ja, ich habe es gerade schon grob angesprochen und das ist mentales Training. Das heißt, wir werden ja gesteuert von unserem Unterbewusstsein 90 bis 95 Prozent. Und du hast es schon gesagt, wir wissen, dass die Schokolade am Abend nicht gut ist.
Das ist jetzt kein Wissen, was Personen nicht bewusst ist. Das heißt, es bringt jetzt nicht noch 20 weitere Bücher zu lesen, um das beste Ernährungswissen zu bekommen, sondern die meisten Personen, die jetzt nicht in dem Bereich arbeiten wie wir, die dürfen eher schauen, was leitet mich denn da wirklich. Und in der Regel sind es ja Konditionierungen und emotionale Erfahrungen, und was wir dann machen ist, einerseits kann es helfen, zu schauen, woher kommt das denn.
Aber es muss gar nicht immer unbedingt herausgefunden werden, okay, meine Mutter hat XY gemacht oder meine Lehrerin in der achten Klasse hat mir XY gesagt. Das brauchen wir nicht unbedingt, um das aufzulösen, weil wenn wir wieder dieses Trampelfahrt-Beispiel nehmen, wenn wir einen neuen Weg gehen und das immer wieder trainieren, dann bildet sich ja auch ein neuer Muskel. Das heißt, wir können das auch so ein bisschen überschreiben.
Wenn es aber auch Emotionen sind, die da drinstecken, und eben nicht nur Konditionierungen, also zum Beispiel Traurigkeit, Wut, dann sehe ich es schon als sehr wichtig an, tatsächlich auch mit den Emotionen zu arbeiten, weil wenn die einfach nicht angesehen werden, dann klopfen die immer weiter an und dann finden wir andere Kompensationsstrategien. Dann greifen Personen vielleicht eher zum Alkohol nutzen, vielleicht auch Sport, um das zu unterdrücken, was auch immer es bei Personen sein mag. Aber wenn es wirklich emotionale Gründe hat, dann sehe ich es schon als sehr wichtig an, zu schauen, okay, ich führe jetzt gerade Traurigkeit und bei den meisten Personen geht es erstmal darum, einerseits sich dessen bewusst zu werden und Schritt für Schritt etwas mehr in die Akzeptanz zu gehen.
Das heißt, es ist okay, dass ich gerade traurig bin. Das heißt nicht direkt dahin zu springen, und jetzt fühle ich mich leicht, sondern erstmal diesem Gefühl auch Raum zu geben.
[Nils Behrens] (17:09 - 17:20)
Okay, das heißt also, mehr auf seine Emotionen zu hören und dann quasi den nächsten Schritt der antrainierten oder wie auch immer, Folge sozusagen dann nicht gleich zu folgen.
[Jennifer Witte] (17:20 - 17:33)
Genau, beziehungsweise wir können ja auch alternative gesunde Strategien entwickeln. Also zum Beispiel, wenn wir Traurigkeit spüren oder Wut spüren, stattdessen eine neue Strategie zu entwickeln, die uns aber hilft, zum Beispiel eine Atemübung, die uns mehr in den Körper bringt.
[Nils Behrens] (17:33 - 17:37)
Okay, also nicht statt der Schokolade eine Paranuss essen, sondern, okay.
[Jennifer Witte] (17:38 - 17:39)
Genau.
[Nils Behrens] (17:39 - 17:41)
Gut, einfach mal grundsätzlich das Thema Essen aufbrechen.
[Jennifer Witte] (17:41 - 17:41)
Ja.
[Nils Behrens] (17:43 - 17:55)
Sehr gut. Wenn wir jetzt mal bei dem Thema Diäten sind, viele, also ich meine letztendlich sind die meisten Diäten sind zum Scheitern verurteilt. Wie ist denn da quasi das Thema der emotionalen Aspekte dann berücksichtigt?
[Jennifer Witte] (17:56 - 19:05)
Ich glaube, das ist mit der größte Grund, weshalb Diäten scheitern, also auf vielen Ebenen natürlich. Aber das ist jetzt dieses klassische Beispiel. Personen brauchen in der Regel nicht noch mehr Wissen.
Das ist auch hilfreich, keine Frage. Aber um jetzt so tief verankerte Muster aufzulösen, ist es wichtig, dass auch eine Lebensweise oder eine Ernährungsumstellung mit einer Intention von Neugier intrinsisch erfolgt. Und wenn Personen Diäten machen, dann, okay, kann man natürlich in Frage stellen, dass die häufig sehr strikt sind, der Körper vielleicht nicht richtig versorgt wird.
Aber meistens wird das mit einer Energie gemacht, die gegen den Körper ist. Also die meisten Personen wollen abnehmen, weil sie sich selbst so hassen. Und meiner Erfahrung nach muss der Shift passieren.
Ich möchte abnehmen, weil ich mich selbst wertschätze. Ich möchte eine Ernährung, wähle eine gesunde Ernährung, weil ich mich selbst wertschätze. Und das ist eine ganz andere Energie.
Und die meisten Personen treffen eben oder setzen sich Neujahrsvorsätze, möchten abnehmen, weil sie sich selbst aktuell überhaupt nicht mögen und hoffen, dass sie dann gut genug sind. Aber aus dieser Energie funktioniert das meistens nicht.
[Nils Behrens] (19:05 - 19:06)
Und aus welcher Energie funktioniert das?
[Jennifer Witte] (19:07 - 19:40)
Also wenn wir das wirklich aus einer Wertschätzung uns gegenüber sehen. Also wenn wir erst einmal so reinhorchen, stopp, wie habe ich denn bisher meinen Körper behandelt? Wie sind denn meine Gedanken?
Wie ist es mir gegenüber? Und dann waren eben, oh, vielleicht nicht so positiv. Wahrscheinlich wird es eher funktionieren, wenn ich das zusammen mit mir mache, diesen Weg.
Wenn ich ein Team mit meinem Körper bin. Wenn ich wirklich mir leckere, bunte Mahlzeiten zubereite, weil ich mir wichtig bin, weil mir meine Gesundheit wichtig ist. Also aus so einer Intention von Liebe versus Angst nenne ich das immer.
[Nils Behrens] (19:41 - 20:13)
Ganz interessant. Ich hatte es gestern, gestern war Sonntag, also die Folge wird ja nicht an einem Montag rauskommen, wo wir aufnehmen. Aber gestern war Sonntag und da habe ich dann bei Instagram einen Freund gesehen, der hatte dann ganz stolz gepostet, dass er jetzt bei so einem neuen Dönerladen ganz fancy in Berlin ist.
Ein anderer Freund hat mir gezeigt, hat mir ein Bild von einer Currywurst geschickt. Also das eine Instagram, das andere mal richtig aktiv geschickt. Also du siehst, dass Menschen dann schon manchmal auch ein Mitteilungsbedürfnis haben, dass sie jetzt gerade hier Cheat Day machen.
[Jennifer Witte] (20:14 - 20:14)
Ja, ja.
[Nils Behrens] (20:15 - 20:20)
Ja, warum würden sie es sonst tun? Warum sollte ich es sonst bei Instagram posten beziehungsweise erst dann ein Currywurstbild an Freunde schicken?
[Jennifer Witte] (20:21 - 20:23)
Und das sind sonst Personen, die ...
[Nils Behrens] (20:23 - 20:23)
Gesund erleben.
[Jennifer Witte] (20:23 - 20:25)
Ah ja, okay. Deutlich gesünder leben.
[Nils Behrens] (20:26 - 20:37)
Und wie ist denn das, also wie siehst du denn da drauf? Also wie blickst du denn da drauf? Weil rein von dem Punkt, den du jetzt gerade da beschreibst, ist das ja dann eindeutig keine Wertschätzung dem Körper gegenüber.
[Jennifer Witte] (20:39 - 22:08)
Nein. Also ich glaube, genau das ist der Punkt. Man kann sagen, Currywurst ist gleich schlecht und eine gesunde Mahlzeit ist automatisch Wertschätzung.
Ich hatte letztens gerade ein Gespräch auch mit einer Klientin, die auch gesagt hat, ich habe so lange irgendwie keine Süßigkeiten mehr gegessen, das ist mir so leicht gefallen. Und jetzt hatte ich eine Woche, nachdem ich krank war, wo ich wirklich nicht anders konnte, als die Süßigkeiten zu essen. Dann hat sie gesagt, ich wusste das und ich hatte diese Unterhaltung in meinem Kopf.
Und dann habe ich sie gefragt, okay, wer hat in dem Moment die Entscheidung getroffen? Dein Kopf oder dein Körper? Und dann meinte sie, ja, mein Kopf.
Und dann hat sie gemerkt, okay, wenn wir diese Unterhaltung in unserem Kopf haben, dann ist es meistens schwierig, wirklich darauf zu verzichten, in Anführungsstrichen. Dann habe ich sie aber gefragt, wie würde sie es machen mit ihrem Kind, wenn das Kind jetzt irgendwie was Süßes wollte? Und sie meinte, na ja, an sich möchte sie schon unterstützen, dass das Kind eine gesunde Ernährung verfolgt, aber wenn das etwas Schokolade möchte, ist das auch okay.
Und ich glaube, das ist genau der Punkt, uns selbst diese Wertschätzung auch entgegenzubringen, dass es jetzt nicht perfekt immer gesund sein muss, sondern eine Currywurst kann gerne gegessen werden, solange das nicht gemacht wird, weil ich jetzt gut genug war die Woche oder weil ich sonst verzichtet habe, sondern wenn wir wirklich spüren, ich kann das genießen, ich integriere meine Sinne, dann denke ich, ist das völlig fein. Das ist wieder die Frage, was ist wirklich die Intention dahinter?
[Nils Behrens] (22:08 - 22:17)
Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt, weil ich finde, wenn man dann tatsächlich der Meinung ist, sich das jetzt mal, ich will jetzt nicht sagen, gönnen zu können, aber trotzdem.
[Jennifer Witte] (22:18 - 22:18)
Sagen aber viele.
[Nils Behrens] (22:18 - 22:45)
Ja, aber wenn man jetzt einfach mal grundsätzlich sagt, es ist jetzt einfach mal so, weil es irgendwie auch tief verankert ist oder keine Ahnung, welche Gründe auch dafür da sind. Ich finde, dann sollte man auch es dann wirklich machen und genießen, weil das Schlimmste ist doch, dass man es dann isst und sich danach dann schlecht fühlt, weil ganz ehrlich gesagt, das ist ja Loose-Loose. Da hast du dann wirklich was wahnsinnig Ungesundes in deinen Körper reingetan und dann fühlst du dich auch noch schlecht danach.
Where is the winner?
[Jennifer Witte] (22:46 - 23:06)
Total, 100 Prozent. Und genauso, wenn wir das Ganze umdrehen, es bringt nichts, die ganze Zeit sich gesund zu ernähren, wenn man sich aber innerlich gestresst fühlt und die ganze Zeit über die Currywurst nachdenkt, weil unsere Gedanken und unsere Stressgefühle, die machen ja auch etwas mit unserem Fettstoffwechsel und generell natürlich mit unserer mentalen Gesundheit. Also man kann es auf beiden Ebenen auf jeden Fall sehen.
[Nils Behrens] (23:07 - 23:28)
Wir wissen ja alle aus dem Beziehungsleben, dass Love und Hate sehr dicht beieinander liegen können. Trotz allem finde ich natürlich das Thema, dass du deinen Körper hasst, wie du es jetzt sagst, hin zu ich liebe und akzeptiere meinen Körper wieder so, wie er ist, um ihm dann was Gutes zu tun, das stelle ich mir trotzdem schon vor, dass das Pendel da ganz schön stark in die andere Richtung schwingen muss.
[Jennifer Witte] (23:28 - 24:31)
Ja, und ich bin auch kein Fan davon, direkt zu sagen, ich liebe mich selbst, weil hier auch wieder unser Gehirn sagt dann aber, das stimmt aber nicht, also da erzählst du dir aber eine Lüge. Das heißt, ich halte jetzt nichts davon, sich vor den Spiegel zu stellen und plötzlich zu sagen, ich liebe mich, weil wenn eigentlich ein anderes Programm in unserem Unterbewusstsein läuft, dann funktioniert das nicht. Aber was den Unterschied macht, ist immer mehr auch in die Beobachterperspektive zu wechseln und wahrzunehmen, ah, okay, unterstütze ich mich jetzt gerade oder nicht?
Und auch gar nicht unbedingt immer die Intention zu haben, dass jeder Tag jetzt Leichtigkeit und Liebe ist, sondern wahrzunehmen, okay, ich spüre heute Traurigkeit und das ist okay. Ich habe mich nicht ganz an meinem Vorhaben gehalten und das ist okay, aber morgen mache ich weiter. Also sich nicht so sehr zu identifizieren mit einem bestimmten Bild, wie wir uns sehen oder sehen möchten.
Also ich glaube, das ist dann schlussendlich langfristig automatisch die Antwort, dass wir uns mehr Wertschätzung entgegenbringen, aber das ist jetzt nicht das, was direkt morgen starten muss.
[Nils Behrens] (24:32 - 24:55)
Achtsamkeit ist ja auch eine der Antworten, die ihr auch ja ein bisschen in eurem Programm mit integriert habt. Und es ist ja auch nachgewiesener Weise so, dass Leute, die achtsamer essen und in einem entspannteren Zustand die Mikronährstoffe besser aufnehmen können und in der Regel meistens auch besser auf ihren Körper hören und auf ihr inneres Sättigungsgefühl. Gibt es da eine Technik oder eine Empfehlung von dir, wie wir bewusst achtsamer essen können?
[Jennifer Witte] (24:56 - 25:38)
Ja, also erst einmal finde ich es hilfreich, vielleicht auch so ein kleines Check-in vor dem Essen zu machen. Wie körperlich hungrig bin ich gerade, um erst einmal generell wahrzunehmen, esse ich gerade, weil ich aus emotionalen Gründen etwas brauche oder aus körperlichen Gründen. Und wenn Personen dann spüren, nee, ich habe körperlichen Hunger, finde ich es immer eines der besten Tools tatsächlich die Atmung, weil unsere Atmung im Austausch mit unserem Gehirn ist und relativ schnell auch den Parasympathikus, das heißt unser Entspannungssystem, aktivieren kann.
Das heißt einfach eine sanfte Atmung in den Bauch macht schon einen großen Unterschied und ist schon dieser kleine Moment, den wir brauchen, um diesen Automatismus zu unterbrechen. Wir brauchen jetzt gar nichts Großes machen.
[Nils Behrens] (25:39 - 26:05)
Ja, ich finde es ganz interessant. Ich hatte den Professor Michaelsen hier, den Fastenpapst hier aus Berlin, der hat mir mal gesagt, es bringt auch schon total viel, sein Ohrläppchen zu massieren, weil es auch da der Parasympathikus aktiviert wird. Und ich mache das ab und zu auch in Nicht-Essen-Situationen, sondern einfach, wo ich denke, so Mensch, es tut gut, jetzt mal einen Augenblick so ein bisschen runter zu kommen.
Das heißt also an alle HörerInnen da draußen, wenn ihr das jetzt gerade hört, könnt ihr euch einfach mal ein bisschen massieren und dann könnt ihr uns noch entspannter zuhören, hoffentlich.
[Jennifer Witte] (26:06 - 26:06)
Sehr gute Idee.
[Nils Behrens] (26:07 - 26:50)
Sagen wir mal die Rolle des Umfeldes. Inwiefern beeinflusst das soziale Beziehung und unser Umfeld generell das Essverhalten? Ich fand das ganz interessant.
Ich habe ja lange Zeit für den Lanserhof gearbeitet und dann ist ein Kollege von mir, der dann gewechselt hat, hat dann gesagt, Wahnsinn, man merkt dann erstmal, in was für einer Health-Bubble man dann so drin ist, weil man dann sieht, dass die Currywurst mit Pommes dann eher zum Normalstandard im sonstigen Umfeld bei seiner neuen Firma dann so ist, dass zugegebenermaßen im Lanserhof-Umfeld sehr selten bis, ich glaube, gar nicht vorgekommen ist, dass jemand zumindest irgendwie, dass er eine Mittagspause hatte. Also erzähl doch mal ein bisschen was, weil letztendlich kann ich ja nicht nur, weil ich jetzt quasi euer Programm dann joine, dann alle meine Freunde und Familie austauschen.
[Jennifer Witte] (26:50 - 27:37)
Ja, also keine Frage. Unser soziales Umfeld beeinflusst uns und je nachdem, was wir für Angebote haben, hat das auch einen Einfluss auf unsere Entscheidungen. Also wie du schon sagst, wir sind jetzt in so einer Health-Bubble, aber wahrscheinlich würden wir jetzt plötzlich ab morgen umgeben sein von Personen, die eher ungesündere Entscheidungen treffen.
Selbst wenn wir ein starkes Mindset haben, wahrscheinlich würden wir uns auch ein kleines bisschen anpassen. Das heißt, es ist auf jeden Fall etwas, was auf jeden Fall mit rein spielt. Ich bin immer ein Fan davon, sich selbst als Inspiration zu sehen.
Also wenn wir andere verurteilen, wird sich niemand ändern. Ich war früher noch in meiner Jugend oft so dogmatisch und habe versucht, Personen so ein bisschen zu sagen, was gesund sein könnte. Und das ist immer nach hinten losgegangen.
[Nils Behrens] (27:37 - 27:39)
Total, macht beim Essen auch total schlechte Laune.
[Jennifer Witte] (27:39 - 28:29)
Genau, also wenn wir Personen sagen so, oh, das was du isst, ist aber nicht gut, dann wollen Personen erst recht nichts mehr mit uns zu tun haben und bestimmt nicht aus einer guten Intention ihre Ernährung gesünder gestalten. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn wir wirklich für uns diese Entscheidung treffen, und das ist halt echt das Allerwichtigste, schlussendlich diesen Weg für uns zu gehen und das mit einer Energie von Inspiration machen, dann werden andere auch langfristig inspiriert. Und dann fragen Personen, sag mal Nils, wieso hast du denn morgens eigentlich so viel Energie?
Was machst du denn da? Hingegen, wenn du reinkommen würdest und sagen würdest, ja kein Wunder, dass ihr keine Energie habt, ich war nämlich heute beim Sport, dann wird wahrscheinlich niemand sagen, oh von Nils möchte ich jetzt was lernen. Ich glaube das kommt ganz natürlich, wenn Personen spüren, dass wir dahinter stehen.
[Nils Behrens] (28:30 - 29:11)
Ja, das ist ganz interessant. Ich habe das im Augenblick gerade mit dem Thema Alkohol, dass ich quasi seit Jahresbeginn so gut wie nichts trinke, so gut wie nichts weiter ausführen, aber du merkst halt einfach wirklich, wie viele Menschen jetzt in meinem Umfeld das auch quasi drüber nachdenken, über ihren Alkoholkonsum und was sie damit machen. Also das ist ganz interessant, genau das, weil I don't judge, also ich sage ja zu niemanden, ey mach das mal nicht mehr so, wir sehen das eher, dass ich trotzdem auf die Feiern gehen kann und trotzdem Spaß haben kann ohne.
Und das ist wirklich ganz interessant, was das so auslöst bei den anderen und genau eben halt ohne, dass ich da irgendjemanden bezeugen möchte.
[Jennifer Witte] (29:12 - 29:34)
Und ich glaube tief in uns möchten wir auch gesund leben. Und wenn wir getriggert werden von Sachen, dann sagt es ja immer mehr über uns aus. Aber wenn wir damit nicht verurteilt werden, sondern vielleicht auch weiter inspiriert werden, genauso wie du gesagt hast, dann Schritt für Schritt denken wir vielleicht auch über unsere Gewohnheiten drüber nach und ob das jetzt wirklich förderlich ist.
[Nils Behrens] (29:34 - 29:43)
Wenn wir mal das Thema Stress, wir haben es schon das eine oder andere Mal jetzt angesprochen, auch im Zusammenhang mit dem Parasympathik-Ursam und allem drum und dran. Welcher Zusammenhang besteht inzwischen chronischem Stress und unserem Stoffwechsel?
[Jennifer Witte] (29:44 - 29:51)
Ein großer tatsächlich. Also einerseits du sprichst jetzt das Thema Stoffwechsel an, du hattest ja auch Daniela Kielkowski in deinem Podcast, bei ihr habe ich gelernt.
[Nils Behrens] (29:52 - 29:55)
Ach, okay. Herzliche Grüße gehen an dieser Stelle raus.
[Jennifer Witte] (29:58 - 30:37)
Das ist ein Thema, was ich auch als sehr wichtig ansehe. Und wenn Personen gestresst sind, das haben wir dort auch immer in den Messungen gesehen, selbst wenn die sich gesund ernährt haben, dann hat die Fettverbrennung oft nicht richtig funktioniert. Was unter anderem daran liegt, dass eben Cortisol die Fettverbrennung hemmt und wenn wir über einen längeren Zeitraum gestresst sind, dass das natürlich einen Einfluss hat auf unseren Fettstoffwechsel, wie ich gerade gesagt habe.
Und auch wenn wir gestresst sind, spüren wir generell weniger unsere Sättigung, spüren weniger unser Hungergefühl und auch was unserem Körper gut tut. Unsere Verdauung arbeitet weniger gut.
[Nils Behrens] (30:39 - 31:03)
Eine sehr gute Freundin von uns, die hat lange Zeit in Monaco gelebt und dann eben halt sehr französisch geprägt gewesen. Und das ist wirklich auch diejenige, die man wirklich als letztes mit dem Essen fertig ist. Also es ist dann wirklich so, ich würde überhaupt nicht sagen, man isst fast doppelt so lang wie der Rest des Tisches.
Und das ist ja auch schon etwas, um diese Ruhe zu haben, dieses sich Zeit lassen. Ist das auch ein Teil eures Programms?
[Jennifer Witte] (31:03 - 31:56)
Ja, auf jeden Fall. Also die wenigsten Personen essen leider aktuell einfach, indem sie nur essen. Also die meisten nutzen noch das Handy nebenbei, lassen vielleicht den Fernseher laufen, essen auf dem Weg.
Und ich glaube, dass es so mit die Medizin, die wir brauchen, um ohne eben Regeln und Verbote mehr Entscheidungen zu treffen, wo wir ganz natürlich von innen heraus spüren, was unserem Körper gut tut oder nicht. Und das ist auf jeden Fall ein elementarer Bestandteil und hört sich erstmal für Personen häufig gar nicht so gut an, weil es ist ja angenehmer, mit wenig Zeit zu essen kurzfristig für Personen. Aber sehe ich als den Game Changer an, dann haben wir auch immer wieder miterlebt, dass dann ganz automatisch gemerkt wird, die Schokolade schmeckt mir ja eigentlich gar nicht gut.
[Nils Behrens] (31:56 - 32:55)
Total, total. Ich kenne das immer so von diesem Lanserhof-Prinzip, so mit 30 bis 50 mal kauen, wenn man dann anfängt, das dann so wieder in der Alltagswelt zu machen. Ich werde das nie vergessen.
Einer ist jetzt auch schon wirklich wahrscheinlich 15 Jahre her. Dann bin ich aber nochmal so, nach so einem Aufenthalt hatte ich dann gedacht, okay, jetzt hatten die da so Landjäger. Und das war so was, was ich so früher auch so schön mit so Bergurlauben und dann so oben auf dem Gipfel dann irgendwie so ein Landjäger-Essen und sowas verbunden habe.
Und dann gab es die da zu kaufen. Da dachte ich, ach Mensch, so einen schönen Landjäger jetzt mal essen. Und wenn du den anfängst 30 bis 50 mal zu kauen, dann wird das sowas Ekelhaftes im Mund, ehrlich gesagt, wo du wirklich dann auch dem mal im Blick dann merkst, dass das keine Wertschätzung deinem Körper gegenüber ist.
Also das ist wirklich so, sorry to blame Landjäger jetzt hier an dieser Stelle, aber es ist wirklich jeder, der mal genau das tut, dass er mal wirklich so 30 bis 50 mal etwas kaut, was für eine Qualität hat, wird spätestens da feststellen, dass das etwas ist, was man eigentlich gar nicht in seinem Körper haben möchte.
[Jennifer Witte] (32:56 - 33:03)
Total. Und egal, was man isst, man spürt auch schneller, dass man satt ist und wie viel man von der Nahrung wirklich braucht.
[Nils Behrens] (33:04 - 33:09)
Hast du noch weitere Strategien, die hilfreich werden, um so tief verwurzelte, ungesunde Essgewohnheiten aufzulösen?
[Jennifer Witte] (33:09 - 34:25)
Ja, also wir nutzen eben immer gerne wirklich das mentale Training. Zum Beispiel wir haben unterschiedliche Audios für unterschiedliche Tagessituationen, für morgens nach dem Aufstehen, für zwischendurch beim Spazierengehen, abends vor dem Schlafen gehen. Und unsere TeilnehmerInnen setzen sich dann hin, vielleicht schon morgens, und hören dieses 10-minütige Audio an und stellen sich vor, wie sie durch den Tag gehen, was für Entscheidungen sie treffen.
Und das klingt so banal, aber es macht wirklich so einen Riesenunterschied, ob man jetzt aus dem Bett fällt und einfach in dem alten Automatismus und Stress direkt losgeht oder wie man einer Person vielleicht mit einem Lächeln begegnen möchte, wie man Ernährung als etwas sehen möchte, was nicht irgendwie eine Last ist, was man jetzt irgendwie verfolgen muss und ändern muss, sondern von innen heraus. Das heißt, das ist auf jeden Fall etwas, was einen riesigen Faktor spielt in unserem Programm, im Leichtprogramm.
Und wir nutzen aber auch das Thema Ernährungslehre, aber eben nicht auf so einer Ebene, du musst jetzt XY machen, sondern wir kombinieren das dann damit, dass auch das mit einer Leichtigkeit und positiveren Energie verbunden wird.
[Nils Behrens] (34:25 - 34:40)
Nehme ich mal die positive Energie auf und wir hatten jetzt schon gesagt, dass man eben halt in Stressreaktionen häufig dann eben halt zu gewissen Dingen greift. Würdest du denn auch sagen, dass eine Umstellung der Ernährung, eine gesündere Ernährung, dann auch wiederum umgekehrt eine positive Einfluss auf unsere mentale Gesundheit hat?
[Jennifer Witte] (34:41 - 35:15)
Ja, auf jeden Fall. Also Ernährung beeinflusst ja auf vielen Ebenen, wie wir uns fühlen, welche Hormone ausgeschüttet werden, unsere Darmgesundheit, es gibt ja auch die Darmhöhenachse. Also klar, das kann man auch auf dieser Ebene sehen, dass viele Personen auch gestresst sind und das erlebe ich ganz ehrlich auch sehr häufig, weil der Körper einfach nicht richtig versorgt wird, weil ständig Insulin ausgeschüttet wird, es zu Blutzuckerschwankungen kommt, weil generell dem Körper nicht genug Energie gegeben wird.
Also klar, ganz klar, wenn der Körper besser versorgt ist, dann fühlen wir auch weniger Stress.
[Nils Behrens] (35:16 - 36:14)
Ich hatte heute Morgen, ich wollte auch mal was präsentieren, da habe ich dann auch was zum Thema Fasten heute Morgen erzählt und da hat mich ein Kollege, wir haben ja hier irgendwie über 40 Nationen beisammen, die hier arbeiten, und da sprach mich einer an, der jetzt gerade im Ramadan ist und der sagte dann eben halt auch so, das bedeutet dafür, morgens Sonnenaufgang, Sonnenuntergang gar nichts zu sich zu nehmen.
Also besonders hart finde ich die Tatsache, dass die auch nicht mal Wasser trinken dürfen, also wirklich gar nichts, gar nichts. Und da ist ja dann quasi auch ein kultureller Hintergrund, der weiß eben halt, dass das etwas ist, was er jedes Jahr um eine bestimmte Zeit macht. Und inwieweit sind denn solche kulturellen Einflüsse etwas, mit dem ihr dann auch im Rahmen eures Programms bei der Beratung eurer Mandanten zu kämpfen habt?
Also das Fastenprogramm ist jetzt vielleicht ein schlechtes Beispiel, aber ich würde sagen, grundsätzlich gibt es ja gewisse kulturelle Einflüsse und Traditionen, die mit Sicherheit da auch eine Rolle spielen.
[Jennifer Witte] (36:19 - 36:59)
Das ist etwas, was uns auch oft unterscheidet, weil wir jetzt nicht diejenigen sind, die sagen, es gibt jetzt den einen Weg oder nur die vegane Ernährung oder nur eine Ernährung, die genau so aussieht, sondern dass wir schlussendlich Personen einen Rahmen geben, aber Menschen dann selbst spüren können, was mache ich jetzt damit, zu welchen Zeiten ungefähr esse ich, was für Lebensmittel wähle ich. Also ich würde sagen, bei uns ist der Unterschied, dass wir nicht so genau vorgeben, so genau hat es auszusehen, sondern bei einer Person sieht es so aus und bei einer anderen Person sieht es so aus, also dass es da wirklich individuelle Unterschiede geben kann.
[Nils Behrens] (36:59 - 37:03)
Inwieweit würde unser Essverhalten auch Teil unserer Identität und Selbstdefinition sein?
[Jennifer Witte] (37:05 - 37:41)
Ich glaube, das ist tatsächlich nicht zu unterschätzen, auch wenn wir häufig denken, dass Ernährung uns gar nicht so sehr beeinflusst. Ein klassisches Beispiel ist natürlich ein bisschen extremer ist, wenn Personen sich zum Beispiel vegan ernähren, dass die sich stark identifizieren oder auch Personen in dem Freundeskreis haben, die sich eben ähnlich ernähren. Also das ist auf jeden Fall etwas, was jede Person, glaube ich, einmal stärker hinterfragen darf, wer bin ich denn, wenn ich mich jetzt nicht so ernähren würde und wo halte ich vielleicht doch noch an irgendwelchen Regeln fest, die eigentlich von außen kommen, aber mir gar nicht unbedingt gut tun.
[Nils Behrens] (37:42 - 38:05)
Nicht gut tun, nochmal den Punkt aufzunehmen, wir haben zwar schon über Currywurst gesprochen, aber wenn wir jetzt wirklich über das Thema Schuldgefühle, dass du das häufig zurückgespielt bekommst, dass Menschen dann eben danach dann auch Schuldgefühle haben, vielleicht in zweiter Hinsicht sagen, sie sind gescheitert. Viele sagen, ich habe heute schon so viel Scheiß gegessen, jetzt ist es auch egal. Gibt es da auch konkrete Tipps, die du vielleicht mit unseren HörerInnen hier teilen könntest?
[Jennifer Witte] (38:06 - 39:11)
Also Tipp Nummer eins ist, würde ich sagen, zu schauen, dass man Lebensmittel weniger wirklich in gut und schlecht verurteilt. Also häufig sagen ja auch Personen es gibt gute und schlechte Kohlenhydrate, ich bin ein riesiger Fan davon, wirklich die kleinen Nuancen dazwischen zu sehen, also wieder die Farben dazwischen zu sehen, weil zum Beispiel auch Thema Kohlenhydrate, wenn es kombiniert wird, ist es was ganz anderes wieder oder je nachdem, welche Menge gegessen wird und so ist das auch bei anderen Lebensmitteln. Also mehr und mehr schauen, was sind denn die kleinen Nuancen dazwischen, die ich vielleicht jetzt nicht sehe.
Und Thema Schuldgefühle, klar, ist natürlich ganz groß und gerade Personen, die abnehmen wollen, da wird es Rückschläge geben. Das ist schon vorher auch zu erlauben, es wird zu Rückschlägen kommen, aber der Unterschied ist eben, wie Personen mit diesen Rückschlägen umgehen. Sehen sie das jetzt als etwas, ja okay, jetzt ist sowieso alles egal oder sehen sie das als Lernkurve, ah ja interessant, was hat denn dazu geführt, dass ich nicht bei mir war und diese Entscheidung getroffen habe, weil das Rückschläge kommen ist ganz normal und die Frage ist immer, wie viel Gewicht geben wir dem.
[Nils Behrens] (39:12 - 40:01)
Wobei ich finde ja auch tatsächlich, ich habe das bei einem Freund von mir, der sich über die Jahre immer weiter hoch gegessen hat. Der ist dann auch von 130 Kilo dann mal auf 120 Kilo runtergegangen und das war für ihn total, hat ihn total glücklich gemacht, dass er 10 Kilo verloren hat. Ehrlich gesagt, es ist aber leider so, dass es nicht von außen alle sagen, oh Mensch, hast du abgenommen, weil letztendlich bleibt er eben halt eine Person of Weight. Und das ist natürlich schon total frustrierend, wenn du dann erstmal diese 10 Kilo, die gehen bei solchen Gewichtsklassen, dann schon sehr schnell, aber dann kommt häufig das erste Plateau und dann denkt man so, okay, wo bleiben die schnellen Erfolge und dann verlassen sie häufig auch ihr Programm wieder.
Wie geht man damit um?
[Jennifer Witte] (40:03 - 41:23)
Also einerseits, indem man auch wirklich den Stoffwechsel richtig versteht und sich fragt, ich kenne jetzt natürlich die Hintergrundinformationen deines Freundes nicht, aber viele Personen kommen ja auch zu einem Plateau, weil die tatsächlich die Kalorien zu stark reduziert haben und eine Gewichtstabilisierungsphase zwischendurch, wenn 10 Kilo abgenommen wurden, sehe ich als relativ wichtig an, um auch wieder zu trainieren, wie man das Gewicht hält, weil die meisten Personen sehen das so als Sprint an die Abnahme, aber einerseits reguliert der Stoffwechsel sich dann runter, wenn man die ganze Zeit nur den Fokus auf Abnahme hat, andererseits ist es auch für die mentale Gesundheit, wichtig mal einen Monat zu haben, wo man jetzt nicht nur den Fokus abnehmen hat. Also da würde ich einerseits schauen, also wurde der Stoffwechsel richtig versorgt, aber dann natürlich auch hier wieder das Thema Emotionen. Wie blicke ich mir gerade selbst entgegen oder mache ich jetzt meinen Erfolg nur davon abhängig, was die Zahl auf der Waage sagt oder erinnere ich mich daran, dass ich aber diese Woche meine Gewohnheiten verfolgt habe, dass ich mir was Gutes getan habe und habe mich nicht mehr an, aber das vergessen viele und sie schauen die Zahl auf der Waage an und vergessen, dass eigentlich dieser gesunde Topf der Gewohnheiten gefüllt wurde und das ist ja schlussendlich das, was zählt langfristig, um zum Ziel zu kommen.
[Nils Behrens] (41:24 - 41:37)
Menschen, die bei euch im Programm sind, sind das denn Leute, die in der Regel tatsächlich man als übergewichtig bezeichnen würde oder sind das dann auch Leute, die, wo wir eben schon sagten, die dann im Zweifelsfall einfach so einen letzten Feinschliff, eine letzte Optimierung haben wollen?
[Jennifer Witte] (41:45 - 42:12)
Wir haben wirklich alles, wir haben glaube ich inzwischen schon über 270000 TeilnehmerInnen. Mit dem Leichtprogramm inzwischen schon über 10000 , das wurde letztes Jahr erst gelauncht und da haben wir wirklich einerseits stark übergewichtige Personen, andererseits auch Personen, die sich angesprochen fühlen von der Idee, eben nicht mehr ständig Kalorien zu zählen, auf Ernährungsvorgaben zu achten und die aus einer Essstörung kommen und da einfach mehr Leichtigkeit finden möchten und vielleicht ein paar Kilo abnehmen möchten.
[Nils Behrens] (42:12 - 42:20)
Und wie läuft denn so ein Programm ab? Also, wenn ich jetzt diesen Podcast höre und sage, meinst du, Jennifer, das klingt ja alles super, das mache ich jetzt so, was passiert dann?
[Jennifer Witte] (42:21 - 42:25)
Ja, also wir nehmen jetzt mal als Beispiel dieses Leichtprogramm.
[Nils Behrens] (42:25 - 42:26)
Genau, ich möchte jetzt das Leichtprogramm.
[Jennifer Witte] (42:28 - 43:36)
Dann startest du erst einmal damit, genauer zu verstehen, was ist dein Ist-Zustand und bekommst das erste Mentaltraining. Das heißt, es ist so ein Power-Audio, wo man einmal sich bewusst wird, was man alles für Glaubensätze bezüglich des Themas essen hat. Also die meisten denken ja, abnehmen ist schwer oder ich bin ein hoffnungsloser Fall, was auch immer Personen dafür Hintergründe haben, also sich dessen erst einmal bewusst zu werden.
Und dann gibt es unterschiedliche Phasen, das ist die körperliche Ebene, das heißt, dass wir auch wirklich schauen, okay, was unterstützt auch Blutzuckerschwankungen, die nicht so extrem sind? Wie wird der Stoffwechsel generell unterstützt? Aber das Ganze paaren wir dann immer mit dem mentalen Training, mit den Audios.
Das sind, glaube ich, 31 Steps, 31 Videos. Und zu jeder Phase gibt es dann immer so ein Audio, quasi ein Wake-Up-Audio oder ein Einschlaf-Audio oder ein Power-Audio, ein Aktiv-Audio zum Spazierengehen. Das heißt, dass wirklich in unterschiedlichen Alltagssituationen das Wissen trainiert werden kann und nicht einfach nur über die Videos konsumiert werden kann, sondern wirklich innen ankommt.
[Nils Behrens] (43:37 - 43:43)
Gut, also habe ich jetzt soweit verstanden. Ich habe quasi dann die verschiedenen Mental-Trainings, die dann eben halt über die Videos sind.
[Jennifer Witte] (43:44 - 43:46)
Die Mental-Trainings sind über Audios quasi.
[Nils Behrens] (43:46 - 43:52)
Oder Audio. Dann habe ich Video und allen drum und dran. Und das alleine führt schon dazu, dass ich intuitiver esse?
[Jennifer Witte] (43:52 - 44:23)
Ja, auf jeden Fall. Also, das macht ja schon einen Riesenunterschied, mehr Bewusstsein da reinzubringen und zu hinterfragen, weshalb esse ich dann wirklich mehr Bewusstsein beim Essen mit einzubringen. Dann haben wir auch unterschiedliche Tools, die in den Alltag integriert werden können, wie zum Beispiel einen checkin vor dem Essen.
Okay, möchte ich jetzt was essen, um mich anders zu fühlen emotional oder weil ich körperlich hungrig bin. Und diese unterschiedlichen Tools, klar, die bewirken unglaublich viel.
[Nils Behrens] (44:23 - 44:38)
Okay, und was würdest du denn aber sagen, wenn ich jetzt hier rausgehe, treffe jetzt einen Kollegen dann auf der Straße und dann sage ich du, ich habe gerade einen Podcast über intuitives Essen aufgenommen, so Elevator-Pitch, dann sagt er, was ist denn intuitives Essen? Wie würdest du es denn dann tatsächlich definieren?
[Jennifer Witte] (44:39 - 45:09)
Die meisten Personen halten sich an starren Ernährungsregeln und Diäten, um abzunehmen. Und intuitive Ernährung bringt Personen zurück, die eigenen Körpersignale wahrzunehmen, zu essen, wenn wir körperlich hungrig sind und mit dem Essen aufzuhören, wenn wir angenehm satt sind. Und alleine durch dieses Bewusstsein treffen wir von innen heraus Entscheidungen, die automatisch dazu führen, dass wir oft weniger essen oder mehr von den Lebensmitteln, die uns wirklich gut tun und uns besser fühlen und Gewicht verlieren.
[Nils Behrens] (45:11 - 46:04)
Okay, und das Thema Konditionierung, ich komme, sorry, wenn ich nochmal wieder darauf zurückkomme, ich stelle es mir gerade vor, ich bin heute Mittag in Borchardt verabredet und ich habe leider dieses Problem, dass ich als Hamburger früher nicht so häufig da war wie jetzt als Berliner und deswegen ist dieser Laden mit mir komplett verbunden, dass wenn ich da bin, irgendwie ein Schnitzel bestellen muss. Das ist das als Beispiel.
Ich bin heute Mittag verabredet und komme da rein und dann merke ich auf einmal wieder...wenn ich jetzt kein Schnitzel bestelle, habe ich einen Neid, Neid habe ich nicht wirklich, ich bin kein neidischer Mensch, aber weißt du, denke ich, wenn ich an ein Schnitzel denke, ach, warum hast du das nicht bestellt? Wie hilft mir jetzt euer Programm, das nicht zu tun?
[Jennifer Witte] (46:05 - 46:10)
Ich glaube du bist jetzt nicht so ein klassischer Fall… Aber deshalb jetzt mal die Frage an dich, wie fühlst du dich denn, nachdem du das Schnitzel gegessen hast?
[Nils Behrens] (46:10 - 46:40)
Kommt drauf an. Tatsächlich, ich bestelle normalerweise immer nur die kleine Portion und das wurde mir dann neulich mal mit der Aussage, hier einmal das Seniorenschnitzel serviert, seitdem bestelle ich mir nur noch die normale Version, weil ich nicht nochmal ein Seniorenschnitzel serviert bekommen möchte, aber nein, abgesehen davon ist es so, dass wenn ich das normale Größe esse, dann fühle ich mich insofern eigentlich nicht so zu, es ist mir zu groß, aber ich muss ja den Teller leer essen. Die kleine Portion ist eigentlich genau das, mit der ich mich dann sehr gut fühle und eigentlich sehr happy bin.
[Jennifer Witte] (46:41 - 47:39)
Genau, und ich glaube, das ist der Punkt. Viele Personen denken, intuitive Ernährung bedeutet immer, vorher genau zu wissen, was einem gut tut, aber schlussendlich ist das Körperfeedback danach viel wertvoller, also sich selbst auch besser kennenzulernen. Und wenn du schon sagst, bei dir ist immernoch die Herausforderung… der Teller muss aufgegessen werden.
Genau, dann würde ich sagen, weil dieses Schnitzel, so wie es klingt, bringt dir so viel Glücksgefühle an sich, da denke ich, ist es der falsche Ansatz, jetzt was anderes von der Karte zu bestellen, wenn bei dir eher der Punkt ist, auf die Portionsgröße zu achten. Und da würde ich wirklich immer schauen, was ist es bei einer Person, die gerade vor mir sitzt, was hilft der wirklich? Und bei dir würde ich jetzt sagen, okay, wir würden das Thema auf die angenehme Sättigung zu achten noch ein bisschen mehr vertiefen und vielleicht bestellst du dir noch zusätzlich einen Salat oder was auch immer.
[Nils Behrens] (47:39 - 47:39)
Mache ich sowieso.
[Jennifer Witte] (47:41 - 48:30)
Und dann denke ich mir, also gerade für so eine aktive Person, angenommen du wärst jetzt nicht aktiv oder stark übergewichtig, dann darf man das nochmal ein bisschen anders betrachten, aber bei dir würde ich sagen, okay, achte ein bisschen mehr auf dein Sättigungsgefühl und enjoy your Schnitzel. Und bei einer anderen Person würde ich schauen, wie oft kommt das denn vor und was sind da wirklich die Beweggründe. Und je nachdem, was die Beweggründe sind, kann es dann Sinn machen, wirklich nochmal die Konditionierungen anzuschauen.
Manchmal ist das ja auch so bei Personen wie der Thema soziales Umfeld, dass sie Angst haben, irgendwie unbewusst nicht dazu zu gehören, wenn sie was anderes essen und dann darf man da hinschauen. Aber schauen, wie fühle ich mich hinterher und wenn das Gefühl hinterher an sich positiv ist, dann Schritt für Schritt das Ganze angehen und auch entspannt sehen.
[Nils Behrens] (48:30 - 48:34)
Hast du denn ein Hack für mich zum Beispiel, dann bin ich dann auch mehr leer zu essen.
[Jennifer Witte] (48:36 - 49:12)
Stell dir mal so eine Skala vor von Hunger und Sättigung. Links hast du Hunger und rechts hast du Sättigung. Und wir wollen weder zu hungrig sein, noch zu vollgestopft.
Und das Ziel ist es wirklich, in der Mitte mehr zu essen. Wir nennen das Ganze Essspektrum. Und das hilft vielen Personen.
Das heißt, die sehen diese Skala vor sich, die ich dir mal nach diesem Podcast zeigen. Und die machen dann wirklich regelmäßig so ein Check-in mit sich und schauen, wo bin ich denn jetzt gerade auf der Skala.
[Nils Behrens] (49:12 - 49:13)
Also vorm Essen, während des Essens?
[Jennifer Witte] (49:14 - 49:49)
Beides. Beides. Also das Ziel ist es quasi zu essen, wenn wir leicht hungrig sind und bei angenehmer Sättigung mit dem Essen aufzuhören.
Und bei dir würde ich sagen, dass du dann quasi regelmäßig, sagen wir mal, viele von uns haben so ein Armband, dann erinnern sie sich da dran. Das hast du jetzt nicht. Aber dich wirklich fragst, okay, wie ist gerade mein Sättigungsgefühl, wenn ich einmal in meinen Magen reinspüre.
Und das Ziel ist es eben, angenehm satt zu sein. Und dich vielleicht auch zu erinnern an den Satz, möchte ich jetzt der Mülleimer sein oder ist der Mülleimer eigentlich der wahre Mülleimer?
[Nils Behrens] (49:50 - 50:13)
Okay. Gut. Sehr gut.
Sehr gut. Kannst du ein paar Beispiele aus deiner Praxis teilen, wo die Menschen quasi durch Veränderung ihres Essverhaltens, sich verändert haben? Welche ist für dich sehr erfolgreich waren? Also was ist so eine Geschichte, die du hier teilen magst?
Also ich meine bei zigtausende Geschichten ist es natürlich schwierig, aber nichtsdestotrotz, vielleicht hast du irgendetwas, wo du sagst, Mensch, das hat dich berührt, das hat dich bewegt oder das ist etwas, wo du besonders stolz drauf warst?
[Jennifer Witte] (50:14 - 51:19)
Ja, ich hatte gerade vor ein paar Wochen ein Interview mit einer Monika und Monika hat mit mir geteilt, dass sie 40 Jahre eine Essstörung hatte und die ganze Zeit in diesem Pendel war und wirklich viel ausprobiert hat. Sie meinte, es gab nichts, was sie nicht ausprobiert hat. Und dann hat sie das Leichtprogramm absolviert.
Wir hatten dieses Interview, weil sie quasi so ein Testimonial war und gesagt hat, ich möchte unbedingt meine Geschichte teilen. Und sie hatte 13 Kilo abgenommen, ihr Wohlfühlgewicht erreicht. Aber sie meinte, eigentlich ist das Gewicht ganz egal, denn was der große Unterschied ist, ist, dass der Pendel schwingt nicht mehr so hin und her und sie trifft Entscheidungen aus ihrem Körper heraus und nicht, weil ihr Körper jetzt anders sein muss, die Freiheit, die sie gewonnen hat.
Und das finde ich eigentlich mit die schönsten Geschichten, wenn Personen auf uns stoßen, ist es meistens ja, die möchten abnehmen, aber eigentlich dann zu merken, sie haben abgenommen, aber eigentlich ist die Zahl auf der Waage dann egal.
[Nils Behrens] (51:20 - 52:07)
Die Zahl auf der Waage ist egal, das finde ich interessant, denn bei mir ist es so, meine Muskelmasse weiter aufzubauen. Ich bin im letzten halben Jahr, signifikant schwerer geworden ist. Das heißt also, meine Waage zeigt mir im Grunde eigentlich, also per Definition, per BMI wäre ich jetzt schon in der Kategorie deutlich übergewichtig, was ich eben halt weiß, dass ich es nicht bin, wenn ich mich im Spiegel anschaue, aber es liegt eben tatsächlich daran, dass ich meinen Fokus gerade eher auf das Thema Muscle Gain als abnehmen dann habe. Ich merke aber auch dadurch, dass ich tatsächlich meine Waage weniger benutze, weil ich merke, dass ich schwerer werde.
Nichtsdestotrotz, ich fühle mich ja gut damit, aber inwieweit spielt die Waage in eurem Programm eine Rolle?
[Jennifer Witte] (52:10 - 52:58)
Eher eine untergeordnete Rolle, weil wir zum Beispiel auch Umfänge empfehlen zu messen und Umfänge sagen meistens ja noch mehr, auch wie sich die Körperzusammensetzung ändert im Vergleich zu einer Waage, weil auf der Waage siehst du eben nicht, ob du Muskulatur aufgebaut hast oder ob du Fett abgenommen hast, sondern du siehst eben nur dieses finale Gewicht oder auch, ob es Wassereinlagerungen gibt.
Klar, das Gewicht, gerade bei stark übergewichtigen Personen, sollte natürlich nach unten gehen und das ist jetzt auch etwas, was da mit rein spielt, aber ich finde es ganz wichtig, das jetzt nicht als alleinigen Fokus zu sehen, ob man jetzt erfolgreich war, ob man schlussendlich, ob der Körper sich verändert hat oder nicht. Also ich würde sagen, es ist nicht da, um den Erfolg zu messen.
[Nils Behrens] (52:58 - 53:02)
Also lieber dann Umfänge zu messen, zum Beispiel Bauchumfang, Tailenumfang, solche Sachen?
[Jennifer Witte] (53:02 - 53:11)
Genau, oder wer kann, es ist natürlich auch eine Bioimpedanzanalyse hilfreich, wo man das nochmal genauer sieht und dann auch wirklich sieht, wie sich die Körperzusammensetzung verändert.
[Nils Behrens] (53:12 - 53:20)
Sehr gut. Wir kommen schon zur letzten Frage. Welchen ersten Schritt empfiehlst du jemanden, der sein emotionales Essverhalten reflektieren und verbessern möchte?
[Jennifer Witte] (53:21 - 54:16)
Ich würde sagen, frag dich, aus welchen Gründen du isst. Also nimm dir wirklich ein Blatt Papier und schreib dir einmal den ganzen Tag über auf, auch wenn das jetzt vielleicht anstrengend klingt, aus welchen Gründen isst du? Isst du gerade, weil du dich gestresst fühlst, weil du traurig bist, weil du gar nichts fühlst oder isst du, weil du wirklich körperlich hungrig bist?
Und die Situation, wo du siehst, ich esse eigentlich gar nicht, weil ich körperlich hungrig bin und vielleicht hast du auch noch keine Idee, was für ein Gefühl dahinter steckt – und das ist auch völlig fein. Aber schau dir die Situation, in der du nicht aus körperlichem Hunger isst, schau dir die mal genauer an. Und da würde ich auf jeden Fall empfehlen, zum Beispiel Achtsamkeitspraktiken zu integrieren, zum Beispiel stattdessen mal auszuprobieren, eine Atemübung zu machen, um eben den Gefühlen und auch dem Körper mehr Raum zu geben und weniger in diese Strategie von Unterdrückung mit Essen zu kommen.
[Nils Behrens] (54:17 - 54:25)
Sehr gut, sehr gut. Ich habe zwar gesagt, es wäre schon die letzte Frage, aber mich würde trotzdem den Zusammenhang interessieren. Ist Snacking eigentlich bei euch erlaubt?
[Jennifer Witte] (54:27 - 54:33)
Klar, wenn es aus körperlichem Hunger ist und es kommt natürlich auf den Snack drauf an, aber erlaubt in dem Sinne ist tatsächlich erstmal alles.
[Nils Behrens] (54:33 - 54:41)
Erlaubt ist erstmal alles. Das heißt, es müssen nicht zwingend nur drei Mahlzeiten und vier Stunden Pause und keine Ahnung was sein, sondern es ist das, was körperlich verlangt wird.
[Jennifer Witte] (54:41 - 54:41)
Genau.
[Nils Behrens] (54:42 - 54:43)
Dann habe ich es verstanden.
[Jennifer Witte] (54:45 - 54:46)
Herzlichen Glückwunsch.
[Nils Behrens] (54:46 - 54:48)
Vielen Dank für das Gespräch. Ich hoffe, unsere HörerInnen auch.
[Jennifer Witte] (54:49 - 54:51)
Danke dir, Nils. Hat viel Spaß gemacht.
[Nils Behrens] (54:54 - 54:56)
Hast du eigentlich ein Lieblingssupplement?
[Jennifer Witte] (54:57 - 55:01)
Ich würde sagen, Omega-3 ist mein Lieblingssupplement.
[Nils Behrens] (55:01 - 55:02)
Weil?
[Jennifer Witte] (55:02 - 55:16)
Weil ich mich vegan-vegetarisch ernähre und entsprechend keinen Fisch esse. Klar könnte ich jetzt irgendwie, Algen essen ist eher schwieriger. Deshalb ist es wichtig, darauf auch zu achten.