

Kopf voll, Hirn leer? So findest du wieder Fokus und innere Ruhe
In unserer modernen Welt sind viele Menschen ständig online, immer erreichbar und dabei innerlich völlig erschöpft. Im Gespräch mit der Wirtschaftspsychologin und Bestsellerautorin Cordula Nussbaum wird klar: Wir leben im Dauerstress, oft ohne es zu merken. Ihr Buch „Kopf voll, Hirn leer“ liefert praktische Brainhacks für mentale Klarheit und mehr Resilienz, ganz ohne Selbstoptimierungswahn.
Reizüberflutung – Wenn das Gehirn auf Standby geht
Cordula Nussbaum beschreibt das Phänomen des „Brainfogs“, ein Zustand, der an einen Kater ohne Alkohol erinnert. Ausgelöst wird er durch eine permanente Überlastung durch digitale Medien, ständige Unterbrechungen und emotionale Reize. Das Gehirn schaltet auf Sparmodus, wir fühlen uns wie in Watte gepackt, kraftlos und unkonzentriert.
Ihr bestseller buch "Kopf voll, hirn Leer"


Die erste Hilfe gegen mentale Erschöpfung: Körper statt Kopf
Entgegen der weitverbreiteten Meinung, man müsse vor allem mental an sich arbeiten, betont Nussbaum die Bedeutung des Körperlichen: Ausreichend Wasser, frische Luft, Bewegung und Schlaf sind oft wirksamer als jeder Mindset-Tipp. Denn ohne körperliche Energie fehlt auch die mentale Klarheit.
Dopamin-Detox? Nur mit Maß und Ziel
Das Trendkonzept des „Dopamin-Detox“ – also der Verzicht auf alle reizintensiven Glücksmomente – hält sie für überzogen. Viel wichtiger sei ein bewusster Umgang mit Impulsen. Nicht alles sofort befriedigen, sondern bewusst genießen und auch mal aushalten, wenn das Belohnungssystem anschlägt.
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Konzentration ist trainierbar
Multitasking ist ineffizient – das bestätigen Studien ebenso wie der gesunde Menschenverstand. Cordula empfiehlt stattdessen das „Singletasking“: eine Sache nach der anderen, mit voller Aufmerksamkeit. Wichtig dabei: Reizquellen wie E-Mail-Benachrichtigungen oder offene Browser-Tabs aktiv minimieren. Und: Konzentration lässt sich trainieren – wie ein Muskel.
Emotionen und Wahrnehmung bewusst gestalten
Unsere Emotionen und früheren Erfahrungen färben unsere Wahrnehmung. Wer seine Trigger erkennt und reflektiert, kann besser mit Stress umgehen. Nussbaum nennt das „Mindside gewinnen“: Sich selbst besser verstehen, um neue Verhaltensmuster zu etablieren.
Resilienz – Wie du wieder aufstehst, wenn das Leben dich umhaut
Ein zentrales Thema ist auch die Resilienz, also die psychische Widerstandskraft. Cordula beschreibt neun Resilienzfaktoren – von Akzeptanz über Optimismus bis hin zur körperlichen Vitalität. Denn: Wer gut schläft, sich regelmäßig bewegt und nährstoffreich ernährt, hat mehr Power, um mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen.
Ernährung für mehr mentale Leistung
Cordula Nussbaum betont: Das Gehirn braucht Wasser, Sauerstoff, Glukose, Proteine und Mikronährstoffe. Besonders gefährlich für die mentale Leistungsfähigkeit sind starke Blutzuckerschwankungen nach zuckerreichen Mahlzeiten. Besser: natürliche, ballaststoffreiche Lebensmittel und eine ausgewogene Makronährstoffverteilung.
Take-Aways
- Mentale Erschöpfung ist oft ein körperliches Problem – Schlaf, Ernährung und Bewegung sind essenziell.
- Reizüberflutung kann zu „Brainfog“ führen – der Körper braucht bewusste Pausen.
- Multitasking ist ein Mythos: Wer sich auf eine Sache konzentriert, arbeitet besser.
- Emotionen sind interpretierbare Reaktionen – wer sie versteht, gewinnt Kontrolle zurück.
- Resilienz ist trainierbar – durch Reflexion, Achtsamkeit und körperliche Stabilität.
Produktempfehlungen von sunday natural
Cordula Nussbaum ist Bestsellerautorin, Speakerin und Expertin für kreatives Zeit- und Selbstmanagement. Mit ihrem unkonventionellen Ansatz zeigt sie, wie Menschen produktiver arbeiten und gelassener leben – ohne starre Methoden. Ihr Spiegel-Bestseller „Kopf voll, Hirn leer“ sowie über 20 weitere Bücher sind in acht Sprachen erschienen und sogar im Bordprogramm der Lufthansa vertreten.
Als gefragte Keynote-Speakerin, Podcasterin und Coach inspiriert sie ein breites Publikum. Ihr Podcast „Kreatives Zeitmanagement“ zählt zu den Top-Formaten im Bereich Wirtschaft & Karriere. 2022 wurde sie in die Hall of Fame der German Speakers Association aufgenommen. Mit ihrem Hintergrund in Kommunikationswissenschaft, Wirtschaftspsychologie und Cognitive Neuroscience verbindet sie fundiertes Wissen mit praxisnahen Impulsen für mehr Struktur, Klarheit und Lebensfreude.
[Cordula Nussbaum] (0:50 - 1:22)
Und deswegen ist mir in diesem ganzen Thema eben das Körperliche so wichtig auch geworden. Weil viele Menschen denken immer, ja mit Widrigkeiten besser umgehen zu können, um stressresistenter zu werden. Ich muss mental arbeiten, ich brauche da Psychokniffe.
Aber manchmal reicht es einfach ausreichend Wasser zu trinken, genügend Wasser zu trinken, eine Runde an die frische Luft zu gehen. Und zack gehst du mit Schwierigkeiten die auftauchen völlig anders um.
[Nils Behrens] (1:22 - 2:31)
Herzlich willkommen zu Healthwise, dem Gesundheitspodcast präsentiert von Sunday Natural. Ich bin Nils Behrens und in diesem Podcast erkunden wir gemeinsam, was es bedeutet gesund zu sein. Wir tauchen ein in Themen wie Medizin, Bewegung, Ernährung und emotionale Gesundheit.
Immer mit einem weisen Blick auf das, was uns wirklich gut tut. In unserer heutigen immer schneller werdenden Welt fühlen sich viele von uns ständig überfordert und abgelenkt. Als ob der Kopf voller Informationen und To-dos steckt, aber das Gehirn einfach nicht mehr mitmachen will.
Der permanente Reiz führt dazu, dass wir uns erschöpft, unkonzentriert und gestresst fühlen und der Wunsch nach mehr Klarheit und Fokus wächst. Cordula Nussbaum ist Wirtschaftspsychologin, Bestsellerautorin und Coach mit dem Fokus auf Zeitmanagement, persönliche Produktivität und Lebensglück. Als Expertin für das Thema Reizüberflutung und mentale Leistungsfähigkeit zeigt sie, wie wir auch in der modernen, hektischen Welt konzentriert und leistungsfähig bleiben können.
Mit ihrem Spiegel-Bestseller Kopf voll, Hirn leer bietet sie praxisnahe Tipps und Brainhacks, um den Herausforderungen der Informationsflut zu begegnen und wieder Klarheit im Kopf zu schaffen. Und deswegen sage ich herzlich willkommen Cordula Nussbaum.
[Cordula Nussbaum] (2:32 - 2:34)
Vielen Dank für die Einladung, freue mich, dass ich da sein darf.
[Nils Behrens] (2:34 - 2:45)
Ach liebe Cordula, ich bin sehr gespannt auf das Gespräch. Ich habe das Gefühl, den Inhalt dieses Podcasts, den können wir alle irgendwie brauchen. Und deswegen frage ich jetzt mal die erste Frage, sind deine Sonntage eigentlich auch komplett durchgeplant?
[Cordula Nussbaum] (2:46 - 3:29)
Nee, gar nicht. Also ich versuche es schon an normalen Wochentagen zu entzerren. Aber ich meine, das kennt jeder.
Wenn du arbeitest, auch wenn du Familie hast, du brauchst eine gewisse Taktung. Du brauchst eine gewisse Planung, um einfach diesem Cro der Anforderungen herzuwerden. Und ich bin so ein typischer kreativer Chaot, kreative Chaotin.
Können wir uns nachher auch gleich nochmal darüber unterhalten. Das heißt, ich liebe es, spontan zu sein, flexibel zu sein und deswegen wirklich Wochenenden maximal Freiraum zu lassen, um eben spontan, flexibel das zu tun, wo wir dann gerade Lust haben, sei es Unternehmungen oder sei es auch wirklich mal faul auf der Couch zu liegen, ein gutes Buch zu haben und einfach mal nichts zu tun.
[Nils Behrens] (3:30 - 3:37)
Sehr gut. Dein Buch heißt ja Kopf voll, Hirn leer. Wie oft hast du selbst das Gefühl, dass dein Kopf voll ist und wie gehst du denn damit um?
[Cordula Nussbaum] (3:39 - 5:08)
Das ist eine witzige Frage, weil viele Menschen denken immer, dadurch, dass ich mich halt permanent mit diesen Themen beschäftige, persönliches Glück, persönlicher Erfolg, Umgang mit Reizüberflutung, dass bei mir alles supi ist. Das war auch, wie ich zum Beispiel mein erstes Buch geschrieben habe, das Kopf voll, Hirn leer, das ist das 22. Buch.
Wie ich das erste geschrieben habe, das war 2004, da kam auch so immer diese Frage, ja, haben sie ihr Alter gut im Griff und ich habe mich dann immer bemüßigt gefühlt zu sagen, ja klar, bei mir alles super oder jetzt um auf deine Frage zu antworten, ja klar, bei mir ist immer alles bestens und ich habe meinen Kopf voll im Griff und immer alles supi tupi, aber das ist Quatsch. Und ich glaube, das ist auch ganz gut so, weil ich bin ein ganz normaler Mensch, ich bin berufstätige Mama, ich habe zwei Kinder, ich lebe in einer Partnerschaft, wir haben unseren Haushalt, wir haben unsere Verpflichtungen und auch bei mir ist es immer mal wieder so, dass mein Kopf brutal voll ist, ja, gerade, wenn neue spannende Themen anstehen. Und ich glaube, der einzige Vorteil ist dadurch, dass ich mich permanent mit diesem Thema beschäftige, mit Reizen, mit Aufgaben umzugehen, dass ich mich schneller vielleicht wieder sortieren kann, schneller wieder auf die Hacks zugreifen kann, um einfach mal meinen Kopf leer zu kriegen, mich selber zu sortieren, mich runterzufahren, Ruhephasen auch zu gönnen.
Aber auf der anderen Seite, logisch, geht es auch bei mir mal hoch her und manchmal ist der Kopf auch richtig, richtig voll, klar.
[Nils Behrens] (5:08 - 5:39)
Ich kann das total gut nachvollziehen. Bei mir denken ja immer alle, dass ich komplett nur gesund lebe und ehrlich gesagt auch ich habe so meine ein oder anderen Laster, sage ich mal so, die ich auch ab und zu mal nachgebe und ich bin trotz allem wahrscheinlich dann immer noch, ich sage mal so, die 80 Prozent passen schon und die anderen 20 Prozent gehören einfach zum Leben dazu. Von daher, ich kann das sehr gut nachvollziehen.
Hast du trotzdem eigentlich so einen speziellen Moment, der, ich setze jetzt einfach mal, Überforderung gehabt, die dich dazu gebracht hat, dieses Buch zu schreiben?
[Cordula Nussbaum] (5:41 - 7:08)
Also jetzt konkret dieses Buch nicht, aber ich kann dir gleich von einem anderen Moment erzählen. Dieses Buch kam tatsächlich zustande, weil ich viel in Seminaren unterwegs bin, viel Coachings habe, viel im Austausch mit anderen Menschen bin, privat sowieso im Austausch mit anderen Menschen und ich wirklich in den letzten Jahren gemerkt habe, dass dieses ständig erreichbar sein zu können, zu müssen, Social Media, Digitalisierung, dass wir damit so einen neuen Stressfaktor in unser Leben gelassen haben, geholt haben und dass zunehmend die Leute in die Knie gehen, weil sie sagen, ich habe überhaupt gar keine Phasen mehr, wo ich mal alles auslassen kann. Ich habe überhaupt gar keine Phasen mehr, wo ich mal wirklich mich erholen kann.
Und wenn wir darüber reden, wie wir gut mit uns umgehen können, mental, körperlich gut umgehen können, ist einfach dieser Punkt, uns das mal klarzumachen, dass wir in einer Welt der kompletten Reizüberflutung leben und jetzt lernen dürfen, damit umzugehen. Und ich selber merke es auch immer mal wieder, Handy, es zieht dich halt auch rein, selbst wenn du dir kognitiv vornimmst, ich tue jetzt nur kurz diese eine WhatsApp beantworten, es zieht dich rein, gibt auch gute Erklärungen dafür, können wir uns auch gleich nochmal darüber unterhalten und das ist so der Punkt, wo ich für mich selber auch merke, Ideen, Mechanismen anwenden, um mich selbst zu schützen.
[Nils Behrens] (7:09 - 7:30)
Ja, das Thema Reizüberflutung, das zieht sich ja wirklich durch dein gesamtes Buch auch so durch. Ich komme auch auf die Punkte gleich nochmal zurück. Nichtsdestotrotz, du hast auch in deinem Buch eines der ersten Themen, über das du sprichst, ist auch das Thema Brain Fog.
Und kannst du vielleicht mal für unsere Hörer erklären, was das genau ist und wie sich dann dieser Zustand auch auf unsere Leistungsfähigkeit auswirkt?
[Cordula Nussbaum] (7:31 - 9:13)
Brain Fog kannst du ganz gut erklären, wenn ihr zum Beispiel dir jetzt zuhört, ab und zu gern mal eine Party schmeißt und auf der Party vielleicht ein bisschen zu viel trinkt und dann merkst du am nächsten Tag, wenn du aufwachst, boah, ey, mein Schädel, ich fühle mich total benebelt, ich fühle mich echt irgendwie wie so ein Watte gepackt, schwierig gerade irgendwie mein Pensum, meinen Alltag zu stemmen. Und Brain Fog entsteht ohne Alkohol.
Entsteht dadurch, dass du total gestresst bist, dass du permanent unter Strom bist, dass du permanent beschallert wirst auf all deinen Kanälen. Und Brain Fog übersetzt heißt ja Gehirnnebel. Das heißt, ab einem gewissen Pensum von Reizen außen außen, aber auch außen innen, irgendwann mal schaltet unser Gehirn sozusagen in den Schutzmodus, legt wie so eine Nebeldecke, wie so eine Wolkenschicht sich auf deine Wahrnehmungskanäle.
Im Prinzip eine Schutzfunktion, aber im Erleben, so wie du einen Kater hast und überhaupt nicht richtig dich mehr sortieren kannst, ist dann auch die Auswirkung, dass wir mental so eingeschränkt sind, dass du wirklich das Gefühl hast, hey, ich bin ein Alien, der hier gerade auf einem völlig falschen Planeten unterwegs ist. Und wie gesagt, eigentlich eine Schutzfunktion vom Gehirn, aber wenn ihr das erlebt, definitiv ein Zeichen, so dieses in Watte gepackt sein, dieses ich spüre so eine Schicht zwischen mir und der Welt. Ein Hilfeschrei von unserem Körper, spätestens jetzt mal drauf zu gucken, was tust du überhaupt den ganzen Tag und wo kannst du für dich eine Schneise schlagen, Ruhe reinbringen.
[Nils Behrens] (9:15 - 9:47)
Ja, wirklich, ich habe das in einer sehr extremen Variante, hatte ich tatsächlich bei meiner zweiten Corona-Erkrankung gehabt. Da hatte ich auch diesen Brain Fog wirklich massiv, weil ich hatte nur den Virus, aber ansonsten wenig körperliche Anzeichen. Deswegen habe ich permanent weitergearbeitet und dann merkte ich wirklich so richtig, physisch wirklich so fast wie so ein Nebel dort aufgezogen ist.
Also wirklich, ich merkte auf einmal da oben in der Stirn, das funktioniert so nicht mehr. Aber in dem Fall war es jetzt ja tatsächlich der Virus. Du beschreibst ja eine Überlastung sozusagen des Gehirns.
Und gibt es Möglichkeiten, dass wir uns davor schützen können?
[Cordula Nussbaum] (9:49 - 10:49)
Also ich sage mal, Brain Fog, also wenn du wirklich so dieses Gefühl schon hast, das ist der größte Hilfeschrei, dann heißt es wirklich sofort agieren, dich sofort rausnehmen aus Reizeinwirkungen, dir Phasen der Ruhe schaffen. Und das kann auch ganz, ganz konkret bedeuten, auch wenn es manchmal schwierig ist, aber das nächste Wochenende bewusst mal zu sagen, wisst ihr was, ich könnte wieder irgendwo draußen rumspringen, könnte wieder irgendwas erleben, aber ich brauche jetzt einfach mal ein, zwei Stunden wirklich nur Ruhe. Und Ruhe heißt dann auch kein Handy, keine Musik hören, einfach mal versuchen, wieder die Kraft in deinem Körper zu entdecken, damit du eben dieses Gefühl abstellen kannst.
Schlafen wäre super, aber da geht es ja meistens schon los, da wir dann körperlich so durcheinander sind, dass ich auch noch nicht mehr richtig schlafe. Und da mit kleinen Schritten anfangen, kleine Phasen der Ruhe reinzubringen, kann so ein erster Schritt sein, aus diesem Brain Fog raus.
[Nils Behrens] (10:52 - 11:03)
Es ist ja schon so, dass die meisten Leute bei dieser Überlastung sehr schnell an die digitale Welt denken. Denkst du, dass die Technologie unser größtes Problem ist, oder meinst du, es gibt auch andere Faktoren, die unser Gehirn belasten?
[Cordula Nussbaum] (11:03 - 13:31)
Also wenn wir jetzt mal so gucken, die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten, können wir tatsächlich feststellen, dass Digitalisierung einer der größten Stressfaktoren geworden ist, einer der größten Belastungen auch für Gehirn und Körper. Warum? Weil per se ist ja Digitalisierung super.
Wir können rund um die Uhr mit der ganzen Welt in Kontakt sein, auch wir beide jetzt, Nils. Wir können hier im virtuellen Raum zusammenkommen. Ihr Hörerinnen und Hörer, ihr bekommt es digital, das Gespräch vermittelt.
Das heißt, Digitalisierung ist auf der einen Seite mega, weil es uns wirklich Möglichkeiten eröffnet. Auf der anderen Seite ist aber diese technische Verfügbarkeit, dass wir eben 24-7 einkaufen können, im Austausch mit der Welt sein können, Social Media uns angucken können, konsumieren können, für viele Menschen auch so ein Zwang geworden, der dazu führt, dass du halt dauernd irgendwo in Verbindung bist in der Welt, dass du dich schnell unterbrechen lässt, dass wir mittlerweile auch schon so einen inneren Zwang entwickelt haben, schnell mal nach dem Handy zu greifen.
Das heißt, es ist auf alle Fälle ein ganz massiver Faktor, den wir für uns mal angucken können. Wie gehe ich damit um? Insgesamt können wir aber sagen, dass andere Stressfaktoren wie zum Beispiel sich Sorgen machen.
Das haben die Menschen seit Jahrhunderten. Ich habe jetzt auch gerade aktuell ein Buch gelesen, was so Stressfaktoren in den letzten Jahrhunderten waren. Und zum Beispiel so dieses Thema, alles wird immer schneller, alles muss immer schneller passieren, das haben die Leute vor 100 Jahren auch sich schon beklagt.
Also das ist wirklich etwas, was sich durchzieht. Und gerade wenn du zum Beispiel dir Sorgen machst um die Gesundheit, um deine Zukunft, um liebe Menschen in deinem Umfeld, das ist tatsächlich noch ein größerer Stressfaktor, jetzt emotional, auch mit Wirkung auf den Körper, weil das halt auch nochmal eher von innen kommt. Und beim Handy kann ich noch sagen, okay, ich mache es halt mal aus, ich verstecke es halt mal, ich gucke mal nicht drauf.
Aber Sorgen dürfen wir nochmal einen anderen Umgang lernen. Und ich glaube, so hat jede Zeit auch größere Stressfaktoren und manche, die einfach immer da sind. Und wo jeder, jede von uns eben gucken kann, was ist es gerade bei dir, was hast du gerade das Gefühl, was überfordert dich, was nervt dich, was raubt dir Kraft, Energie oder auch Zeit und dann da gezielt anzusetzen.
[Nils Behrens] (13:31 - 13:53)
Du hast ja am Ende von den Kapiteln häufig auch, ich sage mal, so kleine Hacks, was man machen kann. Wollen wir vielleicht mal so, wir sind zwar noch nicht am Ende des Gesprächs, normalerweise kommen die Tipps immer erst am Ende, aber nichtsdestotrotz wollen wir vielleicht mal darüber sprechen, was denn so ganz konkrete Tipps sein könnten, wie wir uns im Alltag von dieser Informationsflut besser abgrenzen können.
[Cordula Nussbaum] (13:53 - 15:35)
Ja, also ich habe es Brain Hacks genannt, Wortkreation, einfach Life Hacks kennen viele von uns, einfach kleine, schnelle, umsetzbare Tipps. Und wenn wir jetzt gerade so auch reden, Thema Reizüberflutung, ich bin immer ein Fan davon, pragmatisch an die Themen ranzugehen, machbare Maßnahmen zu ergreifen. Und wenn ich jetzt nochmal die Idee von vorher aufgreife, das Brain Fog, was können wir tun, um rauszukommen.
Wenn ich sage, kling dich mal ein paar Stunden aus, sorg gut für dich, schau, dass du in deine Energie kommst, dann ist es für viele Menschen schon ein Riesenschritt, zu sagen, ja, würde ich ja gern, aber wie bitte komme ich da hin. Und deswegen fangt ruhig mal kleiner an. Das heißt, einer der Brain Hacks auch im ersten Kapitel von dem Buch Kopf voll, Hirn leer ist, zu sagen, guck mal, welche Reize du im Moment wahrnimmst.
Im Moment hörst du gerade das Gespräch von Nils und mir, ganz klar, aber guck mal, was nimmst du noch wahr. Sind es Hintergrundgeräusche, ein Klappern im Auto, wenn du vielleicht gerade fährst, was komisch ist, oder wenn du zu Hause sitzt, ist es der brummende Kühlschrank, ist es die surrende Lüftung von deinem PC, von deinem Laptop und guck dann mal, welchen Reiz kannst du so schnell wie möglich abstellen, ohne großen Aufwand, weil das jetzt auch gerade ein Reiz ist, den du gerade gar nicht brauchst. Brummender Kühlschrank, kann ich die Tür vielleicht zumachen, kann ich in einen anderen Raum gehen.
Also mit ganz einfachen Ideen, ganz einfachen Maßnahmen anzufangen, weil das gibt dir dann auch das Selbstvertrauen und die Power, auch größere Dinge in Angriff zu nehmen.
[Nils Behrens] (15:36 - 16:15)
Genau, du hast genau die richtige Seite gefunden, auf die ich gerade eingehen wollte, wunderbar, vielen Dank dafür. Ich würde damit mal zu dem nächsten Punkt übergehen, nämlich zum Dopamindetox. Dopamin ist ja sozusagen etwas, was uns die Glücksgefühle auslöst und wenn ich das richtig verstanden habe, dann ist es ja wirklich so, dass wir teilweise, wenn wir schon hören, dass wir eine WhatsApp-Nachricht bekommen, dass das für uns dann auch eine Art von Glücksgefühl auslöst.
Du gehst in dem Buch ja wirklich darauf ein, auf das Thema Dopamindetox und deswegen ist meine Frage, ist das nur ein Hype oder steckt auch wirklich was dahinter?
[Cordula Nussbaum] (16:15 - 20:01)
Ja, vielleicht, bevor ich die Frage konkret beantworte, nochmal ganz kurz der Hintergrund, was passiert. Ich habe vorher auch gesagt, es ist schwierig, das Handy zum Beispiel wegzulegen. Und ihr könnt euch immer überlegen, wenn in deinem Leben was Schönes passiert, irgendwas, was dir Freude bereitet, dann schüttet dein Körper Glückshormone aus, das kann Serotonin sein, Endorphine oder auch wenn es um Beziehungen geht, Oxytocin.
Körper schüttet diese Glückshormone aus und im nächsten Step schüttet dein Körper Dopamin aus und Dopamin ist unser sogenanntes Tu-Es-Wieder-Hormon. Zu sagen, ich habe einen tollen Abend gehabt mit einer Freundin, wir sind schön Abendessen gegangen, das Essen war lecker, wir haben tolle Gespräche gehabt. Sag Dopamin, Cordula, Nils, das war super, Tu-Es-Wieder.
Das heißt, Dopamin treibt uns an, ein bestimmtes Verhalten, was uns gut getan hat, zu wiederholen. Jetzt wiederhole ich es, schüttet mein Körper wieder Glückshormone aus, Dopamin und wir kommen so in diesen Modus rein. Jetzt war deine Frage gerade mit Dopamin-Detox.
Das heißt, viele Menschen sind mittlerweile so weit, dass sie von einem Glückskick zum anderen hetzen, fast schon wie so ein Hamsterrad. Es muss immer geil sein, es muss immer Action sein im Leben, es muss immer tolle Momente geben. Das heißt, irgendwann mal ist dein Körper so Dopamin-gesättigt, dass selbst noch mal eine Schippe obendrauf, noch mal irgendwas Tolles gar nicht mehr diesen Glückskick auslöst.
Dann machst du zwar lauter tolle Sachen in deinem Leben, fühlst aber nicht mehr diese Glückskicks, klar, weil du schon gesättigt bist. Jetzt kam vor ein paar Jahren ein Psychologe auf die Idee und hat einen Beitrag geschrieben. Er hat gesagt, guck dich mal an, bist du so jemand, der von einem Hai ins andere rennt und deswegen aus der Dopaminsättigung gar nicht mehr rauskommt, ergo dich gar nicht mehr glücklich fühlst, weil du völlig übersättigt bist, dann würde es total Sinn machen, mal Impulse ein bisschen zu zügeln.
Wenn du merkst, du hast einen Wunsch und sei es, ich stehe am Bahnsteig und habe Hunger und ich sehe den Automaten, wo die Süßigkeiten drin sind oder die Softdrinks drin sind, eben nicht sofort zu sagen, ich gebe jetzt diesem Impuls nach, ich befriedige das sofort, sondern zu sagen, diese Impulse mal ein bisschen auszuhalten, damit meinem Körper die Chance zu geben, Glückshormone, Dopamin auch wieder runterzufahren. Der hat diesen Artikel veröffentlicht und es wurde dann aufgenommen von vielen auch im Internet, ich nenne es jetzt mal ein bisschen böse, selbsternannte Erfolgsgurus, die dann abgeleitet haben, ihr müsst Dopamin-Detox machen, mit der Idee, du musst dir alles verbieten, was Spaß macht, du darfst ab sofort keine Pommes mehr essen, du darfst dies nicht, du darfst jenes nicht, du darfst jenes nicht, mit dem Ergebnis, was sie versprechen, dass du dann sozusagen deine Speicher leer machst und dann wieder normal agierst. Und da hat aber der Psychologe dann Stellung dazu genommen, hat gesagt, es geht nicht darum, dass wir uns jetzt alles verbieten, was Spaß macht, sondern es geht darum, diese Impulse ein bisschen zu steuern, ein bisschen zu kontrollieren, weil was würde denn passieren, wenn ihr euch jetzt alle verbieten würdet, Dinge zu tun, die Spaß machen? Du würdest grandios in eine Riesendepression unter Umständen reinrauschen, weil das kein natürliches Verhalten ist.
Und insofern, es ist ein Riesenhype, es wird suggeriert, mach das, verbiete dir alles, was dir Spaß macht, aber wie gesagt, der Urheber der Idee sagt ganz klar, tu das nicht, macht überhaupt gar keinen Sinn.
[Nils Behrens] (20:02 - 22:19)
Ja, ich kann beide Seiten sehr gut nachvollziehen. Also ich habe mal mit, ich weiß nicht, ob dir der Name Toto Wolff sagt, da war eben halt lange der Chef von Mercedes, von dem Formel-1-Team, und der hat ja, bevor Mercedes Formel-1-Chef da wurde, hatte er schon mal seine Firma verkauft, war da in Monaco gesessen und saß da unten an der Piscine, ich weiß nicht, wie er sich in Monaco auskennt, das ist ja diese eine Kurve, die man auch so sehr aus dem Formel-1-Rennen so kennt, hat sich gerade seinen Cappuccino bestellt und saß in der prallen Sonne und musste nicht arbeiten und hat auf einmal wirklich an diesem Cappuccino dieses Gefühl gehabt, wie todunglücklich er ist.
Und das ist genau das so ein bisschen, es war eine Mischung aus Bore-out, aber auch eben halt genau diese Aneinanderreihung von zu viel Glück sozusagen. Und daraufhin hat er eben halt gesagt, nee, er muss ja sein Leben nochmal verändern und nochmal andere Herausforderungen haben. Also von daher diesen Punkt kann man sehr gut nachvollziehen.
Ich finde aber auch auf der anderen Seite, wir haben jetzt ja schon das ein oder andere Buch zitiert und es gibt ja momentan einen Bestseller, der sich sehr lange hält, das sind die noch 25 Sommer von dem Stephan Schäfer. Der wiederum redet dann ja von seinem imaginären Bauern, den er da trifft, der tatsächlich dann sagt, dass er, als er eben halt merkt, dass er krank ist, dass es ihm sein höchstes Ziel ist, eben halt möglichst viele Glücksmomente zu sammeln. Und ich finde auch das, ehrlich gesagt, nach wie vor immer noch ist so mein persönliches Streben, dass ich einfach sage, bei mir sind es nicht zwingend Glücksmomente, sondern neue Momente.
Also ich bin immer sehr darauf aus, wirklich neue Impulse, neue Momente zu sammeln und finde, dass das einfach für mich immer etwas sehr Belebendes ist. Also von daher ist es dann vielleicht nicht, dass du es wieder Dopamin, sondern es ist eher, du hast neues Dopamin. Ich weiß nicht, ob da ein anderes Hormon ausgeschüttet wird.
Aber ich glaube tatsächlich, dass beides in dem Sinne recht hat, sage ich mal so. Also wahrscheinlich ist dieses Hetzen zu zu viel Glücksmomente tatsächlich das Falsche. Aber ich glaube hundertprozentig, das, was du ja auch sagtest und wie du ihn dann eben auch rauszitierst, dass es immer noch darum geht, sich wirklich schöne Momente zu schaffen, weil letztendlich sind wir Menschen nichts anderes als die Bündelung von unseren Erlebnissen.
[Cordula Nussbaum] (22:19 - 24:32)
Definitiv, absolut. Und das ist ein ganz wichtiger Punkt, sich diese Glücksmomente zu schaffen, ist ja auch schon wieder etwas Proaktives, was ich selber initiiere versus ich konsumiere. Wenn du durch Social Media nur durchscrollst, passiert ja genau das Gleiche.
Du siehst irgendwie ein nettes Video, ach cool, dann sagst du vielleicht, ich höre jetzt auf, ich gehe jetzt raus, ich mache die Timeline zu. Aber Serotonin, Dopaminmechanismus funktioniert und deswegen scrollen wir, wischen wir permanent weiter, können uns häufig gar nicht erklären, warum wir so festhängen in dieser Schleife. Ich habe festgestellt, bei vielen Menschen, wenn die mal erkannt haben, dass Dopamin praktisch dich dazu führt, weiter zu scrollen, obwohl ein Teil deines Gehirns schon sagt, jetzt höre halt endlich auf mit dem Schmarrn.
Schaff dir mal Glücksmomente wieder in der echten Welt, treffe mal Menschen wieder in echt. In dem Moment, wo die diesen Mechanismus durchblickt haben, können wir auch leichter aussteigen. Und Glücksmomente schaffen definitiv super wichtig, dafür sind wir auf der Welt.
Die Welt ist schön, zumindest größtenteils. Und dass wir eben auch aktiv diese Glücksmomente schaffen. Und wenn du jetzt zum Beispiel sagst, für dich ist ein Glücksmoment auch etwas Neues auszuprobieren, dann traue ich mir jetzt zu sagen, willkommen in der Welt der kreativen Chaoten.
Weil kreative Chaoten, die schütten tatsächlich Glückshormone aus, wenn wir Neues lernen dürfen, Neues erfahren, Neues ausprobieren. Ich habe denen in meinen Büchern Namen gegeben, der Igor Ideenreich, der einfach mal ausprobieren will. Der feststellt, da gibt es ein neues Hobby, da gibt es ein neues Buch.
Und dann schütten wir diese Glückshormone aus. Und das ist auch gut, wenn wir dem folgen. Und auf der anderen Seite uns aber auch klar machen, wir sind erwachsene Menschen, zum Erwachsenenalltag gehören auch mal blöde Aufgaben dazu.
Da muss man auch mal eine Steuererklärung machen, da muss man auch mal, keine Ahnung, irgendwelche Anträge, Formulare ausfüllen. Und es geht eben nicht darum, die Glücksmomente denen nachzuhetzen und zu denken, alles muss rosa-rotes Märchenschloss sein. Nee, es ist der normale Alltag.
Und gerade wenn wir da mal was Doofes gemacht haben, können wir das nächste Hoch auch wieder deutlich, deutlich schöner genießen.
[Nils Behrens] (24:33 - 25:22)
Total, total. Es gibt ja ganz viele von diesen Zeitmanagementsachen oder Ratgebern, die immer wieder sagen, eat the frog first. Also auf das, worauf man am wenigsten Lust an dem Tag hat, am besten gleich am Anfang setzen, weil dann hast du es hinter dir.
Und ich muss sagen, mit dieser Strategie schafft man es wirklich sehr, sehr gut, auch teilweise wirklich sehr unangenehme Aufgaben dann auch irgendwie wegzukriegen. Und gerade weil man morgens ja auch noch häufig am leistungsfähigsten ist, merkt man, dass es auch gar nicht so schlimm ist, ehrlich gesagt, in den meisten Fällen. Also von daher, nichtsdestotrotz, du gehst ja in deinem Buch auch darauf ein, dass Stress quasi unser Gehirn regelrecht ausschalten kann.
Das heißt, was würdest du denn als Rat jetzt noch mal für alle Zuhörer mitgeben? Wie können wir das verhindern, wenn wir uns einfach in stressigen Situationen befinden, dass sich dann quasi unser Gehirn verabschiedet?
[Cordula Nussbaum] (25:22 - 25:51)
Ja, ihr kennt das vielleicht. Was heißt es? Hirn schaltet aus.
Wenn ihr in eine stressige Situation kommt, kann, rein wissenschaftlich betrachtet, einer von drei Zuständen eintreten. Vielleicht habt ihr das schon mal gehört. Die drei Fs.
Stressmoment kommt. Ist auch uralt bedingt. Schon unsere Vorfahren, der berühmte Säbelzahntiger, wenn der herkommt.
[Nils Behrens] (25:51 - 25:53)
Warum ist es eigentlich immer dieser Säbelzahntiger?
[Cordula Nussbaum] (25:53 - 26:09)
Ja, das haben wir uns auch gefragt. Ich habe ihn bewusst nicht ins Buch eingepackt. Habe auch mit der Lektorin darüber diskutiert.
Es ist so abgegriffen. Aber manchmal ist der Begriff halt etabliert. Lass es ein anderes wildes Tier sein.
Eine andere Gefahrensituation.
[Nils Behrens] (26:09 - 26:28)
Wahrscheinlich liegt es daran, dass es nicht noch ein anderes so gefährliches Tier gibt, was jeder sofort kennt. Und jeder sofort dann auch mit der Steinzeit in Verbindung bringt. Wahrscheinlich ist es einfach das.
Aber gut, wir kommen vom Thema ab. Entschuldige, ich habe dich unterbrochen.
[Cordula Nussbaum] (26:28 - 28:13)
Macht nichts. Lass es das Mammut sein. Nein, völlig egal.
Biegt irgendwas ums Eck, du erschrickst. Entweder gehst du jetzt in den Fluchtmodus. Gerade wenn es ein Angriffstierchen ist, ist es häufig gut, die Füße in die Hand zu nehmen.
Du flüchtest. Du kämpfst. Wenn du mutig bist, wenn du auch ausgebildet bist dementsprechend, du stellst dich der Gefahr.
Oder dritte F, freeze. Du frierst total ein. Dieser Freeze-Moment ist für mich dieser Hirnleermoment.
Das kennt ihr vielleicht auch aus Prüfungen. Wo du sagst, eigentlich habe ich gut gelernt. Ich wüsste die Antwort.
Aber da oben totale Leere, total eingefroren. Manchmal merken wir es auch, wenn wir Menschen treffen und partout den Namen nicht mehr wissen. Und je mehr du dich stresst, auf den Namen zu kommen von deinem Gegenüber, desto mehr ist da oben alles wie weg.
Was kann helfen? Manchmal ist es tatsächlich die Vorbereitung. Was ich bei vielen Menschen festgestellt habe, auf bestimmte Dinge, auf bestimmte Situationen, können wir uns vorbereiten.
Beispielsweise, indem du dich fragst, was könnten so die Hindernisse sein? Was könnten so die Hürden sein? Bei einer Aufgabe, bei einer Situation, in die ich reingehe, sich mental schon mal darauf vorzubereiten, ist schon mal super, super wichtig.
Ich kenne das oft von Bewerbungsgesprächen, wo du sagst, was könnten denn für Fragen kommen? Oder wenn ihr im Vertrieb tätig seid, was könnten denn für Einwände kommen? Alles das, was ich so vorbereiten kann, hilft schon mal, Stress zu reduzieren.
Vorbereitung. Oder wenn es nicht klappt oder nicht hilft, ein Tipp, der immer hilft, ist Luft holen.
[Nils Behrens] (28:13 - 28:15)
Ah, da sind wir beim Atmen.
[Cordula Nussbaum] (28:15 - 29:04)
Genau. In dem Moment, wo ich merke, boah, völlig Leere, völlig, ich bin gerade kopflos, hirnleer, atmen, drei, vier, fünf Atemzüge und versucht, euch bewusst zu entspannen. Weil in dem Moment, wo die Spannung abfällt von uns, funktioniert Durchblutung vom Gehirn viel besser, Atmen versorgt unser Gehirn, unsere Zellen, unsere Neuronen viel besser.
Und bam, plötzlich ist die Lösung wieder da. Die Antwort ist wieder da. Der Name ist wieder da.
Ja, also Atmen ist so ein sensationelles Tool, möchte ich fast sagen. Du hast deinen Atem immer dabei. Wir vergessen es halt häufig, weil wir im Stress zumachen, kurzatmig werden, flach atmen und da bewusst zu sagen, einatmen, ausatmen, Stress, wegatmen.
[Nils Behrens] (29:05 - 29:49)
Finde ich super. Ich finde tatsächlich, ich bin ein großer Fan, immer wieder das Thema Atmung herauszustellen, weil es einfach die beste Möglichkeit ist, auf sein autonomes Nervensystem Einfluss zu nehmen. Und dann ist es eben nicht mehr ganz so autonom.
Also von daher ein Mega-Hack an dieser Stelle. Habe ich noch nicht drüber nachgedacht, werde ich aber auf jeden Fall, ich bin heute Abend auf einer Veranstaltung, ich bin mir ganz sicher, es werden wieder Menschen auf mich zukommen, die ich kennen sollte. Aber den Namen nenne ich einfach, ich versuche es mal mit der Atmung.
Mal sehen, was es bringt. Also danke jetzt schon mal dafür. Kommen wir doch mal zu dem Thema Emotionen.
Inwiefern spielen unsere Emotionen bei der Reizverarbeitung eine Rolle? Kann man seine Emotionen eigentlich auch gezielt steuern, so wie uns im Atmen? Und vielleicht, um ein bisschen weniger belastet zu sein?
[Cordula Nussbaum] (29:51 - 33:52)
Teil eins deiner Frage, welche Rolle spielen Emotionen bei Reizeinwirkung, Reizüberflutung? Sie spielen meiner Meinung nach die absolute Schlüsselrolle. Warum?
Emotionen ist etwas, das entsteht in uns. Du kannst dir vorstellen, über deine verschiedenen Wahrnehmungskanäle, Augen, Ohren, auch Schmecken, irgendwie kommen Informationen in deinem Körper an. Und jetzt passiert etwas Interessantes, weil dein Körper, dein Gehirn, bewertet sofort das, was gerade reinkommt.
Wie ist denn das? Wenn du jetzt zum Beispiel Kirchenglocken läuten am Sonntagnachmittag, und du verbindest Glockengeläut am Sonntagnachmittag, Mensch, das war schön in der Kindheit, da haben wir dann immer einen schönen Spaziergang gemacht, Glockenläuten ist für mich total positiv belegt, dann wirst du diese Kirchenglocken, die Leute positiv wahrnehmen, freust dich. Sind Kirchenglocken für dich negativ belegt, weil vielleicht immer am Sonntagfrüh um halb elf, du musstest in den Gottesdienst gehen, egal wie es dir ging, du musstest da hingehen, kombiniert dein Gehirn mit dem Reizglockengeläute, was total negativ ist.
Das heißt, die Emotionen, die freigesetzt werden, einmal positiv, einmal negativ, es sind immer die gleichen Kirchenglocken, aber es macht mit dir selber, mit unterschiedlichen Menschen, komplett andere Dinge. Und es ist wichtig, dass wir das mal verstehen, weil wir so oft sagen, ja, für meine Gefühle kann ich ja nichts. Das stimmt zum Teil, weil Gefühle entstehen ja erstmal, ob ich will oder nicht.
Was ihr aber auch machen könnt, zum Beispiel mal hinterfragen, wenn du merkst, bestimmte Menschen triggern dich an, bestimmte Bilder, bestimmte Situationen triggern dich an, wenn sie dich negativ antriggern, dann hast du mit hoher Wahrscheinlichkeit in deiner Vergangenheit mal negative Erfahrungen gemacht damit. Und das wäre jetzt so der Weg raus, Teil 2 deiner Frage, wie wir da auch mit Reizüberflutungsstress umgehen können, wenn ich jetzt sage, aha, jetzt verstehe ich, immer wenn ich den einen Kollegen auf dem Gang treffe, da geht mir das Messer in der Tasche auf, da würde ich am liebsten davonrennen, eigentlich hat der mir gar nichts getan, aber trotzdem, ich reagiere total. Wenn du in deiner Vergangenheit vielleicht einen Mathelehrer hattest, der genau so aussah und der dich immer fertig gemacht hat, dann transportierst du sozusagen die Erfahrungen aus der Vergangenheit, die färben deine Emotionen und damit beeinflusst es dein Verhalten.
Und das allein mal zu durchblicken, sozusagen mir zu überlegen, welche Erfahrungen färben hier meine Wahrnehmung, welche Erfahrungen färben meine Emotionen, kann für viele erwachsene Menschen, für gesunde erwachsene Menschen schon mal der Schritt raus sein, weil du jetzt sagen kannst, ah, verstehe. Deswegen triggert mich das an, deswegen verhalte ich mich auf die Art und Weise und ich bin immer ein großer Fan davon, zu sagen, Gefahr erkannt. Wenn ich weiß, wo Dinge herkommen, wie Dinge entstehen, haben wir als gesunde erwachsene Menschen viel leichter die Möglichkeit, unser Verhalten zu verändern und in eine Richtung zu bringen, wo du jetzt sagst, so, in meinem jetzigen Alltag, so möchte ich das ab sofort anders machen.
Ist keine Garantie, gehört auch ein bisschen Training dazu, aber ich nenne es in meinem Buch Mindsight-Gewinnen, also praktisch besser verstehen, was in unserem Oberstübchen passiert. Und viele Leserinnen und Leser haben mir seitdem geschrieben, dass allein dieses Verstehen, warum wir so handeln, wie wir handeln, schon bei denen die halbe Miete war, dieses Verhalten zu verändern in eine Richtung, wo sie sich heute wohler fühlen.
[Nils Behrens] (33:53 - 35:21)
Das ist total lustig, wie du das erzählst, weil ich habe da gerade so drüber nachgedacht, weil wir heute schon im Vorgespräch kurz über den Tegernsee gesprochen haben. Ich hatte da ja dieses Projekt, den Lanserhof mitzuentwickeln und da gab es eine Kollegin, die hat immer, wenn die mich gesehen hat, wollte die mir als erstes erzählen, was gerade nicht stimmt, sozusagen. Also wo noch Baumängel sind oder wo die Ausstattung nicht stimmt oder keine Ahnung was.
Und ich dachte immer so, ob die mich mit dem Facility Manager hier irgendwie verwechselt oder warum die mir das immer jedes Mal erzählt. Aber auf jeden Fall, irgendwie hat es mich dann tierisch genervt. Und dann habe ich aber irgendwann das für mich dann auch so umgedreht und dachte so, ha, guck mal, da vorne ist sie wieder, also habe ich mir innerlich gesagt, kommt gleich wieder mit genau dem Thema.
Und dann habe ich mich im Grunde gefreut, dass ich Recht hatte. Also ich war dann eigentlich eher, war es dann andersrum, dass ich theoretisch enttäuscht gewesen wäre, wenn sie es nicht gemacht hätte. Hat sie aber nicht, also die war sehr verlässlich, was das betraf.
Von daher war es dann tatsächlich so, ich will nur einfach sagen, ich habe es einfach für mich dann so umgedreht, dass ich mich eigentlich fast gefreut hatte, dass sie wieder mit diesen Themen dann so bei mir ankam. Also von daher kann ich die Situation sehr, sehr gut nachvollziehen. Nichtsdestotrotz, das was du beschreibst, ist ja im Grunde genommen eigentlich ganz gute Überleitung zu meiner nächsten Frage, weil du erwähnst in deinem Buch ja auch, dass unsere Wahrnehmung nicht immer der Realität entspricht.
Magst du vielleicht das mal ganz kurz auch nochmal für unsere Hörerinnen und Hörer erläutern?
[Cordula Nussbaum] (35:21 - 37:35)
Ja, also das, was ich jetzt gerade erklärt habe mit den Emotionen, färbt unser Verhalten und das geht sogar schon früher los, es färbt auch oder es beeinflusst auch, was du wahrnimmst. Also Wahrnehmung bedeutet ja, ihr wisst es, wir haben mehrere Sinnesorgane, wir haben die Augen, wir haben die Ohren, wir haben unseren Tastsinn, wir haben unseren Geschmackssinn, wir haben unseren Geruchssinn und jetzt könnte man ja sagen, unsere Augen, wenn zum Beispiel Nils und ich, wenn wir in einem Raum sind, wir sehen ja wohl das Gleiche. Ja, aber nicht alles, was wir sehen, kommt bei uns entsprechend auch im Gehirn an.
Das heißt, je nachdem auch zum Beispiel, greifst du es von vorher auf, welche Erfahrungen du hattest, welche Emotionen du mit etwas verbunden hast oder auch beispielsweise, was dich interessiert, was dich gerade beschäftigt, nimmst du völlig andere Dinge wahr als Menschen, die im gleichen Raum sind wie du. Da kann man direkt mal ein Experiment machen. Ja, wenn ihr jetzt gerade zuhört, schau dich mal um, vielleicht bist du in einem Raum drin, vielleicht bist du gerade unterwegs, im Auto vielleicht unterwegs, wo du gerade diesen Podcast hörst und jetzt guck dich mal um und stell dir vor, du bist ein Feuerwehrmann, eine Feuerwehrfrau, guck dich mal in dem Raum um mit den Augen eines Feuerwehrmannes, Feuerwehrfrau und dann guck dich mal um mit den Augen einer Mutter, eines Vaters und dann guck dich vielleicht mal um, du hast gerade den Facility Manager genannt, Nils, guck dich mal um mit einem Facility Manager Blick, Hausmeister, Putzgeschwader Blick und ihr werdet merken, sozusagen welche Brille du gerade aufsetzt, der Feuerwehrmann, der Feuerwehrmensch sieht überall Gefahr, oh da ist der Notausgang nicht beschildert, Mensch, wie könnte man das lösen, Mutter, Vater sehen wieder ganz andere Dinge, wenn ich Sachen putzen muss, das finde ich auch in Hotels immer so lustig oder in Designerwohnungen, die schauen super aus, sind aber total ätzend zu putzen, ja klar, weil quasi mit unterschiedlichen Blicken drauf geguckt wird,
[Nils Behrens] (37:36 - 37:38)
Function follows Form statt Form follows Function,
[Cordula Nussbaum] (37:38 - 39:41)
ja, genau, und das ist genau das, wie die Wahrnehmung, ich schreibe es in meinem Buch, auch eine Falschnehmung sein kann, weil wir zum Beispiel im gleichen Raum sind und ich sage dann, boah, das ist ja voll unsicher hier, da ist überhaupt gar kein Notausgang beschildert, ja und was machen wir denn jetzt hier, wenn es brennt, und der andere sagt, boah, das war so eine super Eventlocation, ja und die Akustik war toll, also wir nehmen dementsprechend auch völlig unterschiedlich wahr, so, was bringt es euch für euer Leben, auch für eure Gesundheit, mentale Gesundheit, körperliche Gesundheit, überprüf mal, ob deine Wahrnehmungen vielleicht Falschnehmungen sind, ja, wir sind dann drin auch im Thema Glaubenssätze, sagt euch vielleicht was, limitierende Überzeugungen, wir schleppen sozusagen immer auch die Brille mit, mit der ich erzogen bin, das können dann so Weisheiten sein, wie, wer A sagt, muss auch B sagen, Schuster bleibt bei deinen Leisten, ja, dass du zum Beispiel sagst, ich will mich beruflich nicht verändern, weil wer A sagt, muss auch B sagen, ja, ich muss das jetzt bis zur Rente durchziehen, in puncto Gesundheit, wenn du mal gelernt hast, alles, was unter 60 Minuten Bewegung ist, bringt sowieso nichts, ja, dann wirst du auch so durch dein Leben durchgehen, und das mal auf den Prüfstand zu stellen, dass diese Wahrnehmungen vielleicht Falschnehmungen sein können, kann einen deutlichen Unterschied machen, Stress auch reduzieren, gerade auch im Miteinander, ja, das Beispiel, was du gerade geschildert hattest, Nils, mit der Kollegin im Hotel, ich kann das wahrnehmen, die ist komisch drauf, ja, was will die dauernd von mir, ich kann mich antriggern lassen, kann innerlich voll in den Fight-Modus gehen, oder so wie du es eben gemacht hast, nee, jetzt freue ich mich schon drauf, ja, was wird Ihre nächste Frage sein? Wahrnehmung steuert einfach ganz entschieden, was bei uns ankommt, aber wir können es im Gegenzug genauso steuern, was wir wollen, was ankommen soll.
Weiß nicht, ob ich das jetzt gerade gut erklärt habe.
[Nils Behrens] (39:41 - 39:50)
Ich finde, das ist sehr gut erklärt, und ich möchte dieses Thema abschließen mit dem Zitat von der kleine Prinz, man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
[Cordula Nussbaum] (39:51 - 39:53)
Ja, schön, genau, ja.
[Nils Behrens] (39:54 - 40:28)
Ich mach mal die, also, ich finde, du hast es sehr gut erklärt, deswegen will ich in der Tat rüber zum nächsten Punkt, und das ist ehrlich gesagt mein Lieblingspunkt, und ich habe tatsächlich das Gefühl, dass das inklusive mir immer schlimmer wird, die Konzentration. Das heißt also, sich wirklich auf eine Sache zu fokussieren, fokussiert zu bleiben, und sich nicht ablenken zu lassen, das, finde ich, ist eine der größten Herausforderungen in unserer Zeit heutzutage. Hast du auch da A, kannst du es bestätigen, und B, hast du da vielleicht auch noch ein Hack für uns?
[Cordula Nussbaum] (40:28 - 41:33)
Ja. Also, ich kann es insofern bestätigen, dass zunehmend Menschen drüber klagen, dass sie sich nicht mehr konzentrieren können, dass es ungleich schwer ist, bei der Sache zu bleiben, den Fokus zu halten, wobei es natürlich, wie es immer auch ist, ganz viele Beispiele gibt von Menschen, die sagen, kein Problem, ich habe da meine Modi gefunden, überhaupt kein Problem, und das ist für mich genau der Punkt, die haben ihren Modus gefunden.
Weil, wenn ich das aufgreife von vorher, Digitalisierung, Erreichbarkeit 24-7, Essen rund um die Uhr verfügbar, wir haben in unserer westeuropäischen Kultur, wir haben ja ständig alles verfügbar, und das heißt du bist auch beispielsweise im Miteinander, du kannst auch permanent mittlerweile rausgerissen werden. Also Menschen, die in den Büros arbeiten, die kennen dieses Phänomen, du willst eigentlich gerade konzentriert arbeiten, steckt wieder Kollege, Kollegin, Kopf zur Tür rein, ja, Nils, hast du gerade mal schnell zwei Minuten Zeit für mich?
[Nils Behrens] (41:34 - 41:35)
Die dann 20 sind?
[Cordula Nussbaum] (41:35 - 46:07)
Genau, die dann 20 sind, das ist übrigens die größte Lüge, mittlerweile hast du kurz mal Zeit, vergiss es, 20 Minuten Minimum sind weg. Das heißt, wir sind schon auch so eine Gesellschaft von Störern und Störanfälligen geworden, was wirklich dieses permanente Gestörtwerden natürlich super schlecht für die Konzentration ist. Und das Interessante ist, man kann es mittlerweile auch belegen, durch wissenschaftliche Studien, dass wir tatsächlich unsere Aufmerksamkeitsspanne nicht mehr so lange halten können, wie noch vor ein paar Jahrzehnten.
Und es befeuert sich gegenseitig, vielleicht ist euch das schon mal aufgefallen, Werbeclips, Werbespots werden immer schneller geschnitten, Filme werden immer schneller geschnitten, guck dir mal einen Film an von 1970, da denkst du dir, boah, haben die eine Zeit gehabt, die Szene stundenlang auszubreiten, auch das wird immer schneller geschnitten. Mit Spotify zum Beispiel, wie es gekommen ist, hat sich massiv die Musikbranche verändert, oder die Musikart auch, früher gab es Songs, die haben ganz lange Intros gehabt, bis es damals zur Sache ging, die haben sich diese Zeit genommen, die haben sich diese Zeit gelassen, jetzt weiß man, wenn ich spätestens nach 10 Sekunden Intro irgendwas Massives reinknallt, sind die Leute weg. Das heißt, es ist wirklich auch in unserem Gehirn hat sich was verändert, aber das heißt nicht, dass wir dem Ganzen hilflos ausgeliefert sind.
Und das heißt für euch, wenn du so das Gefühl hast, das stimmt, ich kann schwer länger bei der Sache bleiben, das kannst du wirklich trainieren, dass du sagst, bei bestimmten Dingen, also erstmal schon mal Störungen abstellen, das ist mein absoluter Lieblingstipp, ob es im Büro ist oder auch zu Hause, dass du sagst, jetzt will ich wirklich mal eine Viertelstunde meine Ruhe haben, schaltet alles ab, was euch irgendwie rausreißen kann, mach die Türen zu, wenn du im Büro arbeitest, mach dieses Vorschaufenster-Pling, von den Mails aus, versteck dein Handy, also sorg dafür, dass Störquellen schon mal ausgeschaltet sind und dann kannst du schon gucken und trainieren, Fokus zu halten, längere Zeit zu halten und was dabei aber bitte super super wichtig ist, ihr kennt das vielleicht, wenn ihr schon mal versucht habt zu meditieren, in dem Moment, wo du dich auf deine Mathe setzt und sagst, ich konzentriere mich jetzt und ich halte den Fokus und ich werde frei im Kopf, zack zack zack, dann geht da oben das Gedankenkarussell los, die Gedanken schießen wie wie Rennautos durch den Kopf und dann fangen wir in der Regel an, uns zu ärgern.
Dann fangen wir an, uns selber zu schimpfen und jetzt bleibt doch mal konzentriert und hier der Tipp, schimpft euch nicht, weil Gedankenlehre kriegen wir nicht hin, also selbst Mönche, die seit Jahrzehnten meditieren, die sagen auch, ich krieg diese Gedankenlehre nicht hin, ja ich kann den Fokus halten, weil ich meine Aufmerksamkeit lenke. Das heißt, wenn Gedanken kommen, hol dich wieder zurück, setz einen schönen Gedanken in deinen Kopf, den du dann weiterverfolgst und wenn du schaffst mal 10 Sekunden Fokus auf den Gedanken zu halten, 10 Sekunden auf ein schönes Gefühl, auf ein schönes Geräusch, dann kannst du das auch wieder trainieren und wichtig dabei ist auch, macht euch nicht den Stress, ich weiß nicht, ob ihr das wisst, es gibt so verschiedene Stadien der Aufmerksamkeit, wir haben so diese ganz fokussierte, super wache Aufmerksamkeit, Konzentration, die ich brauche, wenn ich zum Beispiel arbeite, wir haben aber auch zum Beispiel ein Aufmerksamkeits- Konzentrations- Zustand, der nicht gerichtet ist, der sehr breit ist und das kennt ihr, wenn ihr auf der Autobahn zum Beispiel unterwegs seid und kein Verkehr ist und dann lässt du dich einfach treiben, du fährst dahin, du bist trotzdem fokussiert, aber du hast nicht diese permanente Wachheit, aber du weißt, wenn vor dir einer bremst, bist du da. Und ich glaube auch, das ist wichtig, dass wir uns das mal zugestehen, dass es nicht darum geht, jederzeit super wach, super fokussiert zu sein, sondern diese verschiedenen Aufmerksamkeits- Stadien auch mal zu spielen, zu zelebrieren und dann eben da, wo es passt, in den jeweiligen Zustand reinzugehen.
[Nils Behrens] (46:09 - 47:00)
Ja, ich kann das total gut nachvollziehen, wobei ich muss ehrlich gesagt sagen, dass ich schon beim schnellen Autofahren deutlich fokussierter bin als beim langen Autofahren. Auf jeden Fall Fakt, aber du hast recht, das ist natürlich mit Sicherheit anstrengender. Ich möchte mal ein Thema noch mal herausstellen, weil es eben halt auch in deinem Buch eben halt auch einen gewissen Platz einnimmt, ist das Thema Resilienz.
Und das Thema Resilienz ist ja, jetzt sage ich mal so, das grob vereinfacht, ist so ein bisschen unsere Widerstandsfähigkeit oder eigentlich ist es ja genau genommen kommt es ja aus der Materiallehre, wie gut wir wieder in unseren Ursprungszustand zurückkommen können sozusagen, wie ein Flummi nach einem Auffall wieder zurückgeht. Wie würdest du denn sagen, können wir unsere innere Widerstandsfähigkeit denn stärken, um eben halt besser mit dieser Reizüberflutung und mit dem Stress umgehen zu können?
[Cordula Nussbaum] (47:00 - 47:34)
Ja, also ihr könnt von mehreren Seiten kommen. Ich habe in meinem Buch mal verschiedene Faktoren der Resilienz zusammengetragen, im Prinzip neun, ich nenne es neun Faktoren der Resilienz. Da ist so ein Bereich, ich nenne es Basisbereich, wo wir wissen, rein mental kann es uns stärken, wenn wir zum Beispiel Dinge, die mir passiert sind, die ich nicht verändern kann, wenn ich die akzeptiere.
Wenn ich sage, ist jetzt doof, aber ist jetzt einfach, wie es ist. Das heißt, so eine innere Akzeptanz für viele Sachen.
[Nils Behrens] (47:34 - 48:07)
Ich bin Bahnfahrer, ich muss sehr viel akzeptieren. Wenn ich jedes Mal aufregen würde über jede Verspätung, also ich meine, ich kann mich eigentlich gar nicht daran erinnern, ich fahre jede Woche mindestens zweimal Bahn und ich würde jetzt behaupten, seltenst pünktliche Geschichten da gehabt und gerade die Strecke Hamburg-Berlin ist momentan so schon echt ein Abenteuerspielplatz, was das betrifft. Von daher, ich kann sehr gut nachvollziehen, wenn du es nicht ändern kannst, einfach zu sagen, ist halt jetzt so.
Ich glaube, was anderes bringt es nicht.
[Cordula Nussbaum] (48:07 - 48:08)
Das ist sau schwer.
[Nils Behrens] (48:09 - 48:19)
Ich habe dich spontan unterbrochen, weil ich genau diese Art von Gelassenheit etwas ist, was ich mir in den letzten Monaten aneignen musste.
[Cordula Nussbaum] (48:20 - 50:19)
Ja, genau. Wie du sagst, man kann es trainieren. Ich denke mal, Akzeptanz ist eines der schwierigsten auch, aber nützt ja teilweise auch nichts.
Kann ich mich selber zerfleischen, aber ist, wie es ist. Aber es ist, wie gesagt, nur ein Faktor. Dann gibt es so andere Faktoren, wie auch so ein bisschen Optimismus entwickeln zu können, eher das Positive im Leben zu sehen, eher das Positive im Alltag zu sehen.
Das heißt, mehrere mentale Anknüpfungspunkte. Aber einen Punkt, der zum Beispiel auch genau in dein Thema reingeht, Nils, ich habe es genannt, Vitalität ist für mich was rein körperliches, wo wir jetzt auch wissen, wenn du körperlich fit bist, wenn du ausgeschlafen bist, wenn du deine Erholzeiten hast, dann gehst du mit den Widrigkeiten im Leben ganz anders um, als wenn du so auf der letzten Rille daherkratzt. Das geht auch bei Kleinigkeiten los.
Wenn du in der Arbeit bist und dann will jemand was von dir und du magst eigentlich gar nicht, aber du willst heute Abend pünktlich Feierabend machen, du willst was Schönes mit deiner Familie machen, aber jetzt bist du eh schon angeschlagen, dann fällt es wahnsinnig schwer, Nein zu sagen, Grenzen zu setzen, bist du aber in deiner Kraft, in deiner körperlichen Kraft, fällt es uns sehr viel leichter, für uns einzustehen, für unsere Bedürfnisse einzustehen, Nein zu sagen, Grenzen zu setzen. Deswegen ist mir in diesem ganzen Thema eben das Körperliche so wichtig auch geworden, weil viele Menschen denken immer, ja, um mit Widrigkeiten besser umgehen zu können, um stressresistenter zu werden, ich muss mental arbeiten, ich brauche da Psychokniffe, aber manchmal reicht es einfach, ausreichend Wasser zu trinken, genügend Wasser zu trinken, eine Runde an die frische Luft zu gehen und zack gehst du mit Schwierigkeiten die Auftauchung völlig anders um.
[Nils Behrens] (50:21 - 50:53)
Ja, ich weiß genau, was du meinst. Du hast auch in deinem Buch einen Bereich zum Thema Multitasking und sagst eben halt, wie ineffektiv das ist und da war auch in der allerersten Folge von Healthwise unser gemeinsamer bekannter Volker Busch auch schon im Gespräch, der auch mal mit dem Mythos aufgeräumt hat, dass Frauen angeblich Multitaskingfähiger wären als Männer, was zumindest wissenschaftlich nicht bewiesen ist und deswegen erzähl doch mal, warum Multitasking so ineffektiv ist und idealerweise auch, wie wir den Übergang zum Singletasking schaffen.
[Cordula Nussbaum] (50:54 - 51:28)
Ja, also warum ist es ineffektiv? Ihr könnt euch vorstellen, wann immer du in deinem Alltag Dinge tust, die deine Aufmerksamkeit fordern, sind Teile deines Gehirns damit beschäftigt, diese Aufgaben zu lösen. So und wenn ich jetzt zum Beispiel sag, was ja viele von uns machen, du hängst in einem super langweiligen Videocall, Online-Meeting drin, ja du musst deine Nase da zeigen, es ist einfach wichtig, dass du da bist, aber es ist einfach super langweilig.
Was machen die mal?
[Nils Behrens] (51:30 - 51:44)
Das ist immer so lustig, ich muss jetzt schon lachen, weil ich kenne das von diesen, wir haben immer so Vorstellungsmeetings, weil wir im letzten Arbeitgeber gehabt haben, die immer online waren und wenn du dann immer permanent E-Mails von den Leuten dann bekommen hast, so und gar nichts mit dem Thema zu tun hast, merkst du, was die gerade in Wirklichkeit tun.
[Cordula Nussbaum] (51:44 - 53:01)
Ja, genau, das ist natürlich doof, wenn ich die dann gleich abschicke, also der Könner sammelt dann erstmal und schickt erst, wenn das Meeting vorbei ist, aber allein der Umstand, jetzt fange ich an, meine E-Mails zu beantworten, viele Menschen meinen, sie können das, ich kann hier gleichzeitig zuhören, ich kann aber auch gleichzeitig E-Mails machen, nee geht nicht, weil es ist die gleiche Region im Gehirn damit beschäftigt, Sprache, Kommunikation ist einfach ein Areal. Wo wir gut sind im Multitasking ist, wenn du Dinge tust, die völlig unterschiedliche Gehirnbereiche beschäftigen oder wo ich sage, du hast totale Routine, was gut funktioniert ist meinetwegen Bügeln und Fernsehschauen, wobei du bei beiden Sachen nicht wirklich super konzentriert bist, aber das geht schon, oder Radio hören und Autofahren haben die meisten von uns mittlerweile echt inhaliert, das heißt, wenn so niederschwellige Angebote sind, da können wir schon Dinge gleichzeitig machen, aber auch wieder guckt mal, wenn ihr dann zum Beispiel einparkt, was macht ihr aus? Die meisten Menschen machen das Radio aus.
Warum? Weil in dem Moment, wo ich mich konzentrieren muss, alles, was zusätzlich ins Gehirn reingeht, schön, danke, dass du das bestätigst.
[Nils Behrens] (53:01 - 53:22)
Nein, nein, ich hatte sogar ein Auto, das immer beim rückwärts einparken dann die Musik leiser gemacht hat, schon automatisch, also von daher das ist ein häufigstes Thema. Weißt du, was bei mir wirklich immer das massivste ist? Wenn ich telefoniere und dann parke, dann gehe ich aus dem Auto und gehe dann dahin, wo ich hingehen möchte, dann weiß ich immer nicht mehr, wo mein Auto steht.
[Cordula Nussbaum] (53:23 - 55:39)
Ja, zum Beispiel. Ganz genau. Wir können zwei Dinge, die die Aufmerksamkeit fordern, nicht parallel tun.
So, und jetzt war deine Frage, wie komme ich zum Singletasking? Probiert mal aus, also da, wo du auch sagst, das sind locker zwei Beschäftigungen, tatsächlich, das kann ich gut nebenher machen, weil es so niederschwellig ist, weil das eine das andere nicht großartig beeinflusst, weitermachen. Ich glaube, wirklich lernen tun wir es erst, wenn es anfängt weh zu tun.
Ja, wenn ich zum Beispiel merke, Meetings, ich beantworte die Mails nebenbei und ich haue da in die Mail einen riesen Fehler rein, der mir danach um die Ohren fliegt. Oder wenn im Meeting dann plötzlich doch das Wort an mich gerichtet wird und ich quasi mein Gesicht verliere, weil offensichtlich ist, dass ich die letzten fünf Minuten nicht zugehört habe. Also immer wenn es anfängt, das ist jetzt nicht ein schöner Mechanismus, aber manchmal lernen wir nur durch Schmerz, dann hören wir auf.
Und ich bin ja auch, ich mache ja jedem Blödsinn auch mit und ich war tatsächlich mal in einem Webinar mit dabei als Teilnehmerin und das war so fade und ich habe immer gehofft, dass es endlich mal besser wird. Also habe ich halt mit halbem Ohr zugehört, habe mit anderem Ohr, Hand, whatever, E-Mails gemacht und habe eine E-Mail bekommen, ich habe da gerade eine neue Kreditkarte zugeschickt bekommen gehabt, die du ja freischalten musst und dann kam die E-Mail, ja Frau Nussbaum, neue Kreditkarte ist da, bitte klicken Sie hier, um Ihre Kreditkarte freizuschalten, geben Sie den Code ein, blum, blum, blum. So, ich mache das alles und habe leider nicht geschnallt, da ist das eine Pishing, oder wie war das, Pishing Mail, Fishing Mail?
Fishing Mail war und dann haben die Banditen 5000 Euro vor meiner Kreditkarte abgebucht, das war tolles Lehrgeld, weg, genau und das war mein Lehrgeld, das war mein Lehrgeld, ich habe gedacht, ich kann das doch easy nebenbei, nein, ich konnte es nicht und seitdem, ich schwöre es dir, ich mache es nicht mehr nebenbei, weil erstmal es strengt unglaublich an, auf zwei Kanälen senden, empfangen zu wollen, plus eben auch noch solche Dummheiten, macht es nicht.
[Nils Behrens] (55:41 - 55:57)
Ja, anstrengend, ist wirklich ein guter Übergang, du sprichst in deinem Buch auch über Hochsensibilität und also besonders empfindsame Menschen, wie können die denn besser mit diesen Reizunterflutungen umgehen? Unterflutung, Überflutung, also du weißt, was ich sage.
[Cordula Nussbaum] (55:58 - 58:18)
Zu viel Reizsinn, ich war gedanklich schon in der Antwort drin, ich weiß, worauf du hinaus willst. Ja, was können die tun? Was ich festgestellt habe, bei vielen meiner Klienten und Klientinnen, allein dadurch, dass das Kind einen Namen hat, Hochsensibilität ist bei vielen schon viel Stress abgefallen, weil sie plötzlich merken, ich bin nicht im negativen Sinne überempfindlich, ich bin nicht komisch, wir messen uns ja dann auch immer gerne in unserem Umfeld, vergleichen uns dann immer gern und das sind natürlich Hochsensible häufig komisch. Wieso ist das jetzt so laut, die Musik ist doch gar nicht so laut.
Und in dem Moment, ich finde es großartig, da es jetzt auch viele gute Bücher gibt zu dem Thema, allein das mal zu wissen, doch das gibt es. Es gibt Menschen, die einfach viel feinere Antennen haben, die viel feinere sensorische Wahrnehmungen haben und die dürfen dann tatsächlich auch noch besser auf sich achten und zum Beispiel sagen bestimmte Situationen, ich setze mich denen gar nicht mehr aus oder ich weiß Konzerte, auch wenn es für die anderen Menschen normal Lautstärke ist, wenn ich merke, nach 10 Minuten, nach einer gewissen Beschallung kriege ich Kopfweh, dann entsprechend auch zu sagen, wie kann ich gut für mich schützen, wie kann ich diese Lautstärke, Gerüche, für mich einschränken. Bis hin dann auch zum Beispiel zu sagen, kompletten Rückzug, wenn ich jetzt den ganzen Tag draußen unterwegs war, viel auf mich eingeprettert ist, brauche ein Hochsensible deutlich mehr Rückzug, deutlich mehr Ruhe, um wieder runterzukommen, sich zu erholen. Das heißt jetzt bitte nicht, sich komplett aus dem Alltag zu verabschieden, also quasi komplett nur noch ins Kuschelbettchen zu gehen, weil eine gewisse Herausforderung hält euch natürlich auch wach, hält euch natürlich auch lebendig, aber hier ist sehr fein zu tunen, wie viel Impact tut dir gut und wo ist für dich die Grenze überschritten und bei Hochsensiblen ist die Grenze halt definitiv tiefer als bei Menschen, die eben nicht so feinfühlig wahrnehmen.
[Nils Behrens] (58:19 - 59:13)
Wir haben eine Freundin im Freundeskreis, wie das Wort Freundin schon so sagt, und die zum Beispiel kommt nicht mehr auf unsere Partys, sondern die sagt, du, lass uns lieber zu zweit treffen oder zu viert, aber ich kann das nicht mehr so. Also dieses genau viele Leute, viel Musik, alles drum herum, das möchte sie eben halt nicht mehr. Die möchte deswegen aber, genau wie du sagst, nicht jetzt so Einsiedlerin werden, aber die sagt, sie genießt das viel mehr, wenn man eben halt jetzt nur in einer kleinen Runde sich dann eben halt trifft, als dass sie jetzt sagt, dass da irgendwie 20, 30 Leute auf einmal da sind.
Ich finde, das ist ja auch eine gute Art, mit dem Thema umzugehen. Eine totale Überraschung in deinem Buch fand ich, dass Thema Ernährung auch da eine Rolle spielt. Magst du vielleicht das nochmal als vorletzte Frage teilen, inwieweit unsere Ernährung tatsächlich einen Einfluss auf unsere mentale Leistungsfähigkeit haben kann?
[Cordula Nussbaum] (59:14 - 1:01:50)
Wir haben es ja schon ein bisschen angerissen beim Thema Resilienz, dass eben Vitalität, alles, was so auf unsere körperliche Befindlichkeit einzahlt, super, super wichtig ist, um halt auch konzentriert zum Beispiel zu bleiben. Und allein, wenn ich mir jetzt angucke, Thema Ernährung, unser Gehirn funktioniert ziemlich simpel. Unser Gehirn braucht relativ wenig Stoffe, um leistungsfähig zu sein.
Das ist Wasser, das ist Sauerstoff, das ist Glucose, das sind dann auch noch Proteine, ein paar andere Geschichten. Und das fand ich zum Beispiel auch super interessant, dass mir viele Menschen erzählt haben, sie können sich zum Beispiel nicht mehr konzentrieren, können wahnsinnig schlecht den Fokus halten und dann redest du mal so, was isst du denn? Ja, und dann erzählen die halt und dann merkst du, das ist überhaupt gar kein Wunder, dass die sich nicht konzentrieren können, weil die einfach ihrem Körper, ihrem Gehirn nicht die Nährstoffe zur Verfügung stellen, die wir brauchen.
Und wenn ich jetzt sage, Glucose, denke ich bitte nicht an die Cola, zu sagen, ich ziehe mir einen Zuckersirup rein, dann hat mein Gehirn ja Glucose, ja, hat es kurzfristig, aber dann fällt halt der Blutzuckerspiegel extrem ab. Das heißt auch hier, wir hatten eingangs Thema Brain Fog, ist häufig zum Beispiel auch, wenn du zu zuckerhaltige Nahrungsmittel zu dir genommen hast, Blutzuckerspiegel fällt, fühlst du dich wie komplett im Nebel. Und allein das mal mitzudenken, dass unser Gehirn bestimmte Stoffe braucht, unser Körper ja sowieso, um gut leistungsfähig zu sein, performant zu können, das finde ich häufig das Einfachste von der Herangehensweise, es ist manchmal schwierig in der Umsetzung, weil unser Nahrungsangebot eigentlich totaler Überfluss ist, aber wir halt sehr stark industriell gefertigte Nahrungsmittel haben, stark verarbeitete Nahrungsmittel haben, die dann nicht das liefern, was der Körper braucht. Und wo wir auch sagen, eigentlich unsere Omas und Uromas, die haben es schon gut gewusst, es ist eigentlich ganz simpel, uns zu ernähren, wir müssen uns da teilweise nur noch mal rückbesinnen und zu sagen, ja das stimmt.
Und es muss jetzt nicht der Protein-Shake sein, der dann wieder total gezuckert ist und wo wieder irgendwelche Geschmacksverstärker drin sind. Ne, iss zwei, drei Eier, hast du genug Eiweiß zugeführt, genug Aminosäuren zugeführt und das mal anzustupsen, da werde ich auch nicht müde, zu sagen, es kann so simpel sein, aber ich muss mich halt wieder drauf bringen auf diese Idee.
[Nils Behrens] (1:01:52 - 1:02:45)
Ich finde das ganz gut, also wenn ich einfach an so die klassischen Teller aus meiner Kindheit, sei es von meiner Oma oder von meinen Eltern so denke, dann ist genau das, was du sagst. Da ist dann so ungefähr ein Viertel ist dann die Roulade gewesen, dann war ein Viertel Kartoffeln und die Hälfte waren dann noch die Bohnen dazu, sag ich jetzt mal so. Also das Gemüse, in welcher Form auch immer, aber tatsächlich ist das ja eigentlich immer noch das, was so man heute eigentlich immer noch als eine perfekte Tellerzusammensetzung sagen würde.
Also man sagt, die Hälfte sind wirklich so Gemüse, Ballaststoffe, ein Viertel Kohlenhydrate, ein Viertel Eiweiß und dann bist du eigentlich, sag ich mal sowas so ganz gut aufgestellt mit einer gewissen Varianz. Ja, toll. Meine letzte Frage.
Was ist die wichtigste Botschaft, die du deinen Leserinnen und auch unseren Hörern auf den Weg geben möchtest, um ihr Gehirn wieder frei zu bekommen?
[Cordula Nussbaum] (1:02:46 - 1:04:16)
Was ist meine wichtigste Botschaft? Wir haben ja jetzt viel besprochen. Ich glaube, die wichtigste Botschaft ist eine gewisse Achtsamkeit, sich selbst gegenüber zu entwickeln im Sinne von wieder mal lernen, reinzuspüren, was tut dir gut, was tut dir weniger gut.
Also dich zu lösen, wie Mann, Frau durch die Welt geht, zu gucken, was tut dir gut, was gibt dir Kraft und dann beispielsweise auch kleine, sofort umsetzbare Ideen anzuwenden. Ein paar hatten wir jetzt heute auch schon ein Gespräch drin, aber auch einer meiner Lieblingstipps ist es zum Beispiel, Pausen zu machen. Sie nehmen das ganz häufig wahr, dass Menschen sagen, ich will performen, ich will leistungsfähig sein, ich muss mich eng takten.
Wo wir aber gemerkt haben, oder eines meiner Lieblingssprüche ist, wenn du mehr schaffen willst, tue weniger. Im Sinne von, wenn du nur fünf Minuten Pause machst und mal drei Minuten, mal durchatmen, mal wirklich kurz die Augen zumachen, das schenkt euch so viel Kraft, gesund durchs Leben zu gehen, mit Widrigkeit, mit Stress umzugehen, reinzukommen in ein eher glückliches Tun. Also das vielleicht so als Abschlusstipp wahrzunehmen und dann mit ganz kleinen Hacks, mit ganz kleinen Pausen gut für dich zu sorgen.
[Nils Behrens] (1:04:17 - 1:05:33)
Das ist ganz witzig. Also ich hatte natürlich, als ich die Frage formuliert habe, sie mir ähnlich gestellt, wie ich sie denn jetzt nach der, nachdem ich das Buch gelesen habe, dann auch beantworten würde. Und ich finde es tatsächlich, dass das das ist, was sich so ein bisschen durchzieht, einfach zu reflektieren, wo man steht, zu gucken, was einen gerade stresst, zu schauen, ob man jetzt an der einen oder anderen Stelle eben halt tatsächlich auch etwas ändern kann und gewusste Pausen sich eben halt zu suchen.
Also das ist wirklich genau, also ich hätte es wahrscheinlich eins zu eins genauso wiedergegeben. Insofern komme ich damit direkt rüber. Wir haben jetzt wirklich auch nur einen Bruchteil dieses Buches angerissen.
Es sind sehr viele, sehr konkrete Tipps dabei. Es sind sehr viele Punkte, wo man auch noch mal genau in diese besseren Beispiele noch gehen kann, was, besser heißt bessere Beispiele, aber wo man in konkrete Beispiele gehen kann für das Thema Reflektion. Wir haben ganz viele Dinge nicht behandelt, wie die Mythen über das Gehirn.
Wir sind auch mal auch über verschiedene Konzentrationskiller, die in dem Buch bearbeitet werden. Du sprichst das Thema Belohnungssystem an und auch wie wir es in Anführungsstrichen hacken können. Also von daher, das Buch heißt Kopf voll, Hirn leer.
Es ist im Griff von unserem Verlag erschienen und von daher jetzt eine absolute Empfehlung, doch jetzt diesen Podcast als Anlass zu nehmen, auch dieses Buch zu lesen.
[Cordula Nussbaum] (1:05:34 - 1:05:35)
Danke dir von Herzen, Nils.
[Nils Behrens] (1:05:36 - 1:05:41)
Ich danke dir für dieses Gespräch und sage, schön, dass du da warst.
[Cordula Nussbaum] (1:05:42 - 1:05:44)
Danke, dass ich da sein durfte.
[Nils Behrens] (1:05:48 - 1:05:52)
Sag mal, hast du eigentlich einen Mikronährstoff, auf den du nicht verzichten möchtest?
[Cordula Nussbaum] (1:05:54 - 1:07:09)
Ne, tatsächlich nicht. Was ich schaue, ist wirklich über Nahrung viel zu mir zu nehmen und dann, wenn ich merke, irgendwo es hängt gerade, dann greife ich gezielt zu. Was fällt mir jetzt ein Beispiel ein?
Also ich bin ja immer ein großer Freund, dann eben auch eher natürliche Dinge zu nehmen. Was ich jetzt bei einer Freundin mitgekriegt habe, mit Johannisgraut zum Beispiel, jetzt dunkle Jahreszeit, wo ja bei vielen die Stimmung runtergeht, mit Johannisgraut was zu machen oder dann auch wirklich gezielt zu sagen, was braucht mein Körper vermutlich gerade, was ich eben nicht über die Nahrung aufnehmen kann. Bei uns in Bayern ist es dann manchmal auch ganz einfach, wenn du Sport gemacht hast, dann trinkst halt danach das alkoholfreie Weißbier.
Dann hast du wieder alle Nährstoffe aufgefüllt. Vermutlich, aber da kennst du dich ja viel besser aus, wie feinteilig man das dann tunen kann. Also da maße ich mir jetzt gar nichts an.
Ich bin da eher dann so der Ausprobierer. Vermutlich pfeife ich mir dann auch mal Zeug rein, wo du sagen würdest, Cordula, das hättest du jetzt echt schenken können. Das hat jetzt überhaupt nichts gebracht.
Aber ja, Weißbier geht immer.