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Informationen zur Podcastfolge Nr. 105 über besseres Essverhalten mit Dr. Yael AdlerInformationen zur Podcastfolge Nr. 105 über besseres Essverhalten mit Dr. Yael Adler

Was am Ende zählt: Warum der Tod zum Leben gehört

Der Tod: ein Thema, das viele lieber verdrängen. Dabei birgt die Auseinandersetzung mit dem Ende des Lebens einen unschätzbaren Schatz: Klarheit darüber, was wirklich zählt. In Folge #051 des Healthwise-Podcasts von Sunday Natural, moderiert von Nils Behrens, spricht der Berliner Bestatter und Autor Eric Wrede über seine radikale berufliche Wendung, eine neue Abschiedskultur und darüber, wie der Tod uns lehrt, das Leben in seiner Tiefe zu begreifen.

 

Der Tod als letzter Akt der Liebe

Eine Beerdigung ist nicht nur Pflicht oder formales Ritual, sie kann ein letzter Akt der Zuwendung sein. Wrede sieht darin einen integralen Bestandteil der Trauer, der Heilung ermöglicht und hilft, das Leben danach wieder neu zu ordnen. Der Abschied wird so Teil der Beziehung und nicht nur ihr Ende.

 

Vom Musikmanager zum Bestatter: Eric Wredes Weg

Eric Wrede war erfolgreich in der Musikindustrie, als er sich mit Anfang 30 die Frage stellte: Was will ich eigentlich vom Leben? Der Gedanke, Bestatter zu werden, kam ihm, wie er sagt „zwischen Raststätte und Radiogespräch“. Doch er ließ sich davon nicht los. Heute führt er mit „Lebensnah Bestattungen“ ein Unternehmen, das für moderne, empathische und individuelle Abschiede steht.

 

Sein Buch "Auf leben und Tod"

Was wirklich bleibt: Die Essenz der Gespräche mit Sterbenden

In seinem Buch „Auf Leben und Tod“ sowie im gleichnamigen Podcast spricht Wrede mit Menschen über das Sterben, aber auch über das Leben davor. Dabei kristallisieren sich wiederkehrende Themen heraus:

- Einsamkeit im Alter ist gefährlicher als viele körperliche Erkrankungen.

- Ungeklärte Konflikte sind oft das, was Menschen am Ende am meisten bereuen.

- Beziehungen zählen mehr als Status oder Leistung.

- Authentizität ersetzt Maske und Fassade, nicht erst am Lebensende.

Mehr erfahren im healthwise Podcast von sunday natural

Trauer als Kompetenz  und was wir daraus lernen können

Trauer ist nicht Schwäche, sondern eine Ausdrucksform von Liebe. Der Verlust eines Menschen kann uns sensibler machen, für andere, für uns selbst. Studien belegen: Wer bewusst trauert, entwickelt mehr Empathie. Wrede plädiert dafür, Trauer als soziale Fähigkeit in den Schulunterricht zu integrieren, nicht nur im Hinblick auf den Tod, sondern auch bei Trennungen, Jobverlust oder gesellschaftlichem Wandel.

 

Eine neue Abschiedskultur: Persönlich, ehrlich, nachhaltig

Die „klassische“ Bestattung mit starrer Zeremonie und schwarzer Krawatte weicht mehr und mehr individuellen, lebendigen Formen des Abschieds. Dazu gehören persönliche Trauerreden, Musik mit Bedeutung, gemeinsame Rituale und auch die Frage nach ökologischer Verantwortung: Muss es wirklich der Eichen-Sarg sein? Gibt es nachhaltige Alternativen?
Wredes Motto: „Ich mache das gerne, weil ich diesen Menschen geliebt habe.“

 

5 Learnings für ein bewussteres Leben

1. Sprich über den Tod, solange du lebst. --> Die Angst wird kleiner, wenn wir sie teilen.

2. Gestalte deinen Abschied selbst. --> Bestimme, was dir wichtig ist, vom Lied bis zur Atmosphäre.

3. Vergeude keine Zeit mit Konflikten. --> Versöhnung schafft Frieden, für beide Seiten.

4. Erkenne, was du loslassen musst. --> Abschied ist oft ein Anfang in Verkleidung.

5. Lebe radikal ehrlich, dir selbst und anderen gegenüber. --> Weniger Maske, mehr du.

 

Fazit: Warum wir anfangen sollten, über das Ende zu reden

Das Leben schuldet mir nichts“, sagt Eric Wrede. Vielleicht ist das die ehrlichste, befreiendste Erkenntnis. Wenn wir den Tod nicht länger als Gegner sehen, sondern als Teil unseres Weges, verändert sich alles: Wie wir lieben, wie wir arbeiten, wie wir leben und wie wir gehen.

 

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Eric Wrede ist Bestatter, Autor und Gründer von Lebensnah Bestattungen. Nach vielen Jahren in der Musikbranche entschied er sich für einen radikalen Neuanfang und fand in der Begleitung von Trauernden seine wahre Berufung. Heute steht er für eine moderne, persönliche Bestattungskultur, die Nähe, Authentizität und individuelle Rituale in den Mittelpunkt stellt.

Mit seinen Büchern und seinem Podcast The End bringt er die großen Fragen rund um Tod, Trauer und Abschied in die Öffentlichkeit. Er zeigt, dass der Umgang mit dem Ende nicht nur schmerzhaft, sondern auch heilsam, verbindend und voller Menschlichkeit sein kann. So prägt Eric Wrede eine neue Haltung zum Abschiednehmen: ehrlich, berührend und zutiefst lebensnah.

[Eric Wrede] (0:50 - 1:09)
Und das ist glaube ich der große neue Gedanke, der da ist. Die Bestattung zu machen ist nicht eine Last, sondern es ist eigentlich so ein letzter Akt der Liebe. Und eigentlich schon ein ganz, ganz elementarer Teil des Trauerns, der mir dabei hilft danach wieder klar zu kommen.

[Nils Behrens] (1:09 - 2:21)
Herzlich willkommen zu HEALTHWISE, dem Gesundheitspodcast präsentiert von Sunday Natural. Ich bin Nils Behrens und in diesem Podcast erkunden wir gemeinsam, was es bedeutet gesund zu sein. Wir tauchen ein in Themen wie Medizin, Bewegung, Ernährung und emotionale Gesundheit.

Immer mit einem weisen Blick auf das, was uns wirklich gut tut. Das Thema Tod und Trauer wird in unserer Gesellschaft oft vermieden und als Tabu behandelt, obwohl es jeden von uns betrifft und ein natürlicher Teil des Lebens ist. Doch gerade die Auseinandersetzung mit dem Lebensende kann uns helfen, bewusst zu leben und herauszufinden, was am Ende wirklich zählt.

Eric Wrede ist Bestatter und Autor, der nach einer erfolgreichen Karriere in der Musikindustrie eine radikale berufliche Wendung vollzog, um sich seiner Firma Lebensnahbestattung für eine neue, offene Abschiedskultur einzusetzen. In seinem Buch Auf Leben und Tod, Gespräche über das, was am Ende wirklich bleibt und dem begleitenden Podcast The End beleuchtet er das Thema Sterben und Trauer aus verschiedenen Perspektiven und gibt Raum für persönliche Geschichten und Denkanstöße. In seiner Arbeit möchte er das Tabu-Thema rund um das Lebensende brechen und Menschen ermutigen, bewusst über den Abschied und das, was wirklich zählt, nachzudenken.

Deswegen sage ich herzlich willkommen Eric Wrede. Schön, hier zu sein.

[Eric Wrede] (2:21 - 2:22)
Hallo Nils.

 

[Nils Behrens] (2:23 - 2:28)
Eric, denkst du an Sonntagen mehr über den Tod nach als an anderen Tagen? 

[Eric Wrede] (2:29 - 2:49)
Nein, ganz gewiss nicht, sondern wahrscheinlich ist es, wenn ich Glück habe, ist der Sonntag mein Freitag und ich habe keinen Telefondienst und dann denke ich über, also ich bin sehr gut darin, das Thema zu suspendieren und es nicht immer permanent mit mir herumzutragen. Ich glaube, das ist auch wichtig, um damit gut umgehen zu können, zu sagen, bis dahin ist das ein Thema in meinem Leben und da schalte ich ab.

[Nils Behrens] (2:49 - 2:58)
Ein Thema in deinem Leben wurde es ja sozusagen selbst gewählt. Du hattest ja eine wirklich gute Karriere in der Musikszene und dann hast du auf einmal quasi diesen Wechsel vollzogen. Was hat dich dazu gebracht?

[Eric Wrede] (2:59 - 7:04)
Ach, ich bin eigentlich totales Sonntagskind, bin immer in Sachen reingefallen. Also die Jobs kamen eher zu mir, als dass ich mich wirklich für irgendwas entscheiden durfte und das für mich Entscheidende war, dass ich so mit 30 irgendwann anfing zu sagen, naja, was möchtest du jetzt machen, wenn du mal irgendwann 40, jetzt bin ich 45, wenn du 60 bist und ich habe mich nicht als den Typen gesehen, der immer noch Leuten erzählen möchte, was der heiße neue Shit im Musikbereich ist und habe dann angefangen langsam zu überlegen, sagen wir mal, was kannst du, was möchtest du, was kannst du vor allen Dingen nicht und was willst du nicht und habe so eine Liste angefangen und bin erstmal auf keine Antwort gekommen. Fürs nochmal Psychologie studieren war ich zu faul, die Tischlerlehre war es dann auch nicht und ich habe das so ein bisschen von mir weggeschoben und merkte aber so im Arbeitsalltag, boah, ich bin schon mal motivierter aufgestanden und das zog sich dann durch und letztendlich kam mir die Idee, also wer kommt auf die Idee, Bestatter zu werden, also wenn du da nicht aus der Familie kommst oder eine von den Büchern, die ich geschrieben habe, gelesen hast, normalerweise haben die Leute damit wirklich, wirklich wenig zu tun und bei mir war es ein Gespräch mit jemandem, der im Radio von der unglaublichen Zuwendung zu diesem Beruf erzählte und ich war am Autofahren und konnte so check, check durch meine Liste gehen und musste dann wirklich auf der Autobahn auf die Raststätte fahren und mal kurz innehalten, weil das war jetzt nicht die Antwort, dass du Bestatter wirst und komme nachts an und gehe, weil ich lange unterwegs war, lege mich ins Bett neben meine damalige Freundin und so im Einschlafen sage ich das noch zu ihr, sag mal, was ist denn, wenn ich Bestatter werde und ich weiß bis heute nicht, was sie gedacht hat, ich habe nur ihren sehr verstörenden Blick gesehen und glaube ich dachte so, hast du gesoffen, hast du Klebstoff geraucht, ich weiß es nicht und dann setzte sich dieser Gedanke fest, ich war aber unter uns gesagt, noch zu feige, den Schritt wirklich zu tun also so dieses, verlass mal deine Comfortzone, du hast ja deinen Job, das läuft und du erwischst dich bei dem Gedanken, was wäre, wenn das jeder macht, wenn jeder der sagt, ich möchte unbedingt sinnerfüllt arbeiten, dann würden wir irgendwann sehr viele Berufe vielleicht nicht mehr haben und habe mich erst mal nicht getraut und dann war es die schwere Erkrankung von einem Freund, also da wusste ich noch nicht, dass der daran sterben wird, die mir letztendlich so diesen Nackenschlag gegeben hat und gesagt hat, was wartest du, du bist knapp über 30, hast keine Verantwortung für andere, wenn du denkst, dass der Bereich, der Bereich ist, der dich erfüllen wird, warum läufst du nicht los und das war, dann stand ich da, habe auf mein Sparbuch geguckt und dachte mir, okay, ein Jahr halte ich jetzt durch, jetzt mache ich mich mal auf den Weg und gucke, wie kriege ich das gebacken und bin dann Bestatter abgelaufen und meinte, ob ich bei Ihnen ein Praktikum machen kann und glaub mir, 9 von 10, nein, wahrscheinlich 10 von 10 machen dir die Tür vor der Nase zu und hatte dann das große, große Glück, dass ein toll arbeitendes, aber sehr, sehr klassisches Haus mich hat mitarbeiten lassen und ich dort herausfinden durfte, kann ich das, was ich da mache, falle ich vielleicht auch einfach nach hinten um, wenn ich meinen ersten Verstorbenen sehe und durfte dabei aber auch ganz doll lernen, warum Sachen im Bereich des Abschiednehmens so laufen, wie sie bis jetzt gelaufen sind und dass vieles von dem, was da passiert ist, häufig einfach sehr an Bedürfnissen vorbei stattfindet und das war was, was mich von Anfang an sehr erstaunt hat, wie weit diese Welten teilweise auseinanderliegen, das, was Menschen, die jemanden verlieren, brauchen und das, was ihnen auf der anderen Seite angeboten wird und da hat sich sicherlich auch durch Hilfe von uns und von vielen anderen, die da Veränderungen mit reinbringen, in den letzten 10 Jahren zum Glück massiv was getan.

[Nils Behrens] (7:05 - 7:15)
Ja, ist total spannend, wie du das erzählst. Also, ich bin jetzt gerade etwas motiviert, weil du sagst, du hast das im Radio gehört, das neue Radio ist ja heute Podcast und wer weiß, vielleicht hört irgendjemand den Podcast jetzt gerade und denkt, ich werde jetzt auch Verstatter.

[Eric Wrede] (7:16 - 7:54)
Ich glaube mir, das passiert häufiger, als du denkst. So häufig wie ich auch nach dem ersten Buch schreiben von Menschen, die dieses Berufsfeld nicht auf dem Zettel hatten, für die das irgendwie so angegraut und alt war, die sagten, ey, ich finde das jetzt spannend, da sind ja Menschen, die nicht aussehen wie Versicherungsvertreter, da sind Menschen, die eine andere Sprache sprechen, da sind Menschen, die was verändern wollen, ich will da auch hin. Das war schon ernst genommen, dass es relativ viele Leute gibt, die, glaube ich, motiviert durch mich und uns, also ich muss auch mal als Team sprechen, den Weg in diesem Bereich gefunden haben und da so ein bisschen als, ich sage es mal im positivsten Sinne, junge, wilde Sachen hoffentlich verbessern.

[Nils Behrens] (7:54 - 8:10)
Ja, ich finde auch, also wir hatten meinen Cousin, der ist vor ein paar Jahren verstorben, da hatten wir auch eine Grabrednerin, das war wirklich so anders und so toll. Also ich finde, das ist tatsächlich, also da ist noch Luft für Veränderungen, muss man wirklich so sagen.

[Eric Wrede] (8:10 - 8:53)
Da ist auch viel Luft nach oben und ich weiß nicht, ich erkläre es immer am besten daran, das gibt im Amerikanischen den Begriff, Marketing, unwanted services. Unwanted services sind nicht nur Sachen, die du nicht möchtest, dass die als Dienstleistung in deinem Leben sind, sondern auch Dienstleistungen und am Ende sind wir ein Dienstleister, von denen du nicht wusstest, dass sie dir guttun. Und das ist, glaube ich, der große neue Gedanke, der da ist, die Bestattung zu machen, ist nicht eine Last, sondern es ist eigentlich so ein letzter Akt der Liebe und eigentlich schon ein ganz, ganz elementarer Teil des Trauerns, der mir dabei hilft, danach wieder klar zu kommen.

[Nils Behrens] (8:53 - 10:11)
Ja, ganz interessant. Wir hatten jetzt gerade im Urlaub, da war ich mit zwei, drei Freunden unterwegs, und da haben wir dann auch mal dieses Thema Albums mal aufgemacht und da haben wir dann auch gemerkt, wie dann sozusagen unser Zugang jeweils zu diesem Thema auch ist. Und ich, toi, toi, toi, hatte jetzt bisher in meinem gleichaltrigen Umfeld noch nicht so viele Beerdigungen, also genau genommen sind es eigentlich drei.

Und ich fand, dass insbesondere bei zwei von denen, wo das wirklich direkt aus dem Freundeskreis war, muss ich wirklich sagen, auch fast schade, weil da sehr viele Menschen zusammenkamen, mit denen man befreundet ist, mit denen man sich gut versteht und allem drum und dran. Und eigentlich diesen Moment der Zusammenkunft gar nicht so nutzt, wie man ihn eigentlich gerne nutzen würde. Verstehst du, was ich meine?

Also ich finde, man hat dann irgendwie so diese Trauer auf der einen Seite, natürlich, selbstverständlich so, aber ich glaube, ehrlich gesagt, dass man so wenig Freude gleichzeitig dazu lässt, also zumindest habe ich es bisher so empfunden, was ich persönlich mir jetzt sozusagen von meiner Beerdigung nicht wünschen würde. Ich würde denken, dass wenn meine, also ich hoffe, dass es noch lange dauert, ich habe ja vor, 120 zu werden, aber ich glaube, wenn es dann doch ...

[Eric Wrede] (10:11 - 10:41)
Medizinisch ist das, glaube ich, genau die Grenze, die man erreichen kann. Ich denke darüber nach, was du gerade sagst, ich weiß vom Gefühl her ziemlich genau, was du meinst. Es ist schwer auszudringen, es ist ein Moment von ganz vielen Emotionen.

Also du kommst mit ganz viel Liebe an den Ort. Also natürlich ist da dieses, Trauer ist ja nicht traurig sein, Trauer ist ja was, ich bin zugewandt. Am Ende ist Trauer die nicht ganz so gern gesehene Schwester von, da hast du jemanden geliebt.

[Nils Behrens] (10:42 - 10:42)
Absolut.

[Eric Wrede] (10:42 - 12:46)
Und in dem Moment, wo ich mich dafür entscheide, dass Nils ein Freund in meinem Leben wird und ich mit dir 20 Jahre marschiere, entscheide ich mich dafür, genauso wie du, dass einer von uns beiden sich verabschieden wird vom anderen irgendwann. Entweder weil die Freundschaft ändert oder weil einer von uns beiden vorher stirbt. Und wenn ich das mir immer wieder sage, heißt das nicht, dass ich weniger traurig bin, aber ich gehe mit einem anderen Gefühl an die Situation.

Und das ist, glaube ich, das, was eine gute Beerdigung aufnehmen kann. Also das, was du gerade beschreibst, dass du danach rausgehst. Und ich habe das mit meinen Kolleginnen immer wieder, wie sich Leute schämen, vermeintlich und so kommen, so ganz leise.

Ich weiß das, aber das war schön. Und das ist was, was ich ganz, ganz bewegend finde. Und was mich dann aber eher umtreibt, ist, ich sehe diese Menschen, die da so unglaublich auch achtsam und liebevoll miteinander aufeinandertreffen und denke immer, boah, brauchen wir diese Scheiße, das Sterben, damit wir das rauslassen können?

Können wir nicht irgendwie einen Schalter Feuer finden, dass ich meinem Freund Nils sagen kann, wie doll ich ihn wertschätze, wie klasse das ist, mit ihm befreundet zu sein, ohne dass ich an deinem toten Bett sitze. Das kriege ich auch nicht immer hin. Das klingt sehr, sehr toll und groß.

Aber ist das bis heute, und ich mache es jetzt ja ziemlich genau zehn Jahre, und so die Klischee-Fragen, die immer kommen, wie schafft man das? Das ist total einfach. Den Fakt des Sterbens kann ich nicht ändern.

Da bin ich nicht reich genug und nicht schlau genug. Aber ich sehe so viel Zusammenhalt in Freundeskreisen, so viel Liebe. Also wenn ich mal überdrüssig der schlechten Nachrichten draußen bin, dann schaue ich auf meine Arbeit.

Da ist einfach ganz viel Tolles und Emotionales. Und natürlich ist da auch viel Traurigkeit. Aber für mich bleibt die Traurigkeit einfach ein Ausdruck von etwas Positivem.

[Nils Behrens] (12:46 - 13:16)
Ja, und da will ich so ein bisschen drauf hinaus. Weil letztendlich, ich habe gerade mit dem einen Freund, mit dem Bernd, der mal gestorben ist, da viele, viele gute Momente einfach wirklich gehabt. Viele gute Geschichten, also wirklich so, wo man einfach sagt, Mensch, weißt du noch, so.

Und ich habe so das Gefühl, diese Weißt du noch Momente, sind ja sehr lustige Momente häufig dann auch so in dem Zusammenhang. Und irgendwie finde ich, wäre es schöner, wenn es auch akzeptierter wäre, dass man dann immer bei diesem nachträglichen Zusammensitzen auch darüber lachen kann.

[Eric Wrede] (13:16 - 13:43)
Ich glaube, dass das funktioniert. Das ist total interessant. Also gerade das gemeinsame Lachen ist eine Sache, die aufgeht.

Aber ich mache das an einem Beispiel fest, weil du das gerade so schön mir bis hinlässt. Ich habe total gebraucht, das bei meiner Oma zu verstehen. Mein Opa ist gestorben.

Meine Oma, immer wenn das Thema auf den kam, ging ihr Gesicht runter.

[Nils Behrens] (13:43 - 13:43)
Ja.

[Eric Wrede] (13:43 - 14:08)
Also ganz betrübbelt. Das war ihre Form der Erinnerung. Weil ich glaube, die hat geglaubt, nur wenn wir um ihn traurig bleiben, verschwindet der nicht.

Um dann irgendwann ganz langsam zu lernen, dass sie mit diesem permanenten Runterziehen eigentlich dafür sorgt, dass ich zum Beispiel als Enkel sage, boah, dann möchte ich mit dir aber weniger über Opa sprechen. Und irgendwann fingen wir aber an, die guten Geschichten rauszuholen.

[Nils Behrens] (14:09 - 14:09)
Ganz genau.

[Eric Wrede] (14:09 - 14:55)
Und sie merkte dann dabei, ach warte mal, die vergessen den ja gar nicht, die halten den total in Ehren. Und das ist ein ganz toller Lernprozess und man darf einfach auch nicht vergessen, bei vielem, was sich in diesem Abschied nehmen oder im Bereich des Abschied nehmen ändert, da war eine Generation, Nils, die hat mehr Tod erlebt, als ich jedem wünsche. Dass die Schwierigkeiten haben, mit dieser Thematik umzugehen.

Also sprich mit den Kindern, die irgendwie in den 20er, 30er Jahren geboren sind, die haben alle engste Familienmitglieder im Krieg verloren. Für die war das kein Thema, mit dem möchte ich mich auseinandersetzen. Und da kommen einfach auch gesellschaftliche Strömungen gerade zum Tragen.

Also ich weiß nicht, welcher Jahrgang bist du?

[Nils Behrens] (14:55 - 14:55)
73.

[Eric Wrede] (14:57 - 15:53)
Ich bin sieben Jahre jünger.

Wir gehen nochmal eine Generation weiter. Die Babyboomer, die mit nicht nur einem Glücksversprechen, aber auch mit seinem Ich gehe psychologisierend an Sachen ran, groß geworden sind, für die das normal war, dass man sich Prozesse stellt, dass man Sachen vielleicht auch nicht so hinnimmt, wie sie sind. Und wichtiger noch, eine Generation, und da hoffe ich, dass ich dafür nicht auf die Mütze bekomme, die sich selber was wert ist, also eine Selbstwertschätzung da ist.

Das habe ich ganz häufig beobachtet, gerade bei den Menschen, die jetzt hochaltrig sind, 80, 90, 100, die sich selber nicht wertschätzen. Also auch im Sinne von ihres Abschiedes, wo ganz schnell die Geschichte kommt, das interessiert keinen. Also wenn du über deine Beerdigung sprichst, dann planen wir irgendwas, wo möglichst alle Freunde sind.

 

[Nils Behrens] (15:53 - 15:54)
Und Spaß haben.

[Eric Wrede] (15:54 - 15:57)
Und ich sehe eine goldene Skriptur von dir, so in der Mitte.

[Nils Behrens] (15:58 - 15:59)
Ich weiß genau, was du meinst.

 

[Eric Wrede] (16:01 - 16:25)
Und das ist was, was ich spannend finde. Und diese beiden Welten clashen aber miteinander. Und das ist mein Arbeitsalltag, dafür zu sorgen, dass meine Oma, während sie mit mir über die Beerdigung meines Opas spricht, versteht, der ist mir was wert.

Und für den darf auch was passieren. Und das ist Teil meiner Erinnerung. Und es ist keine Mühe, das zu machen.

Ich mache das gerne, weil ich den geliebt habe.

[Nils Behrens] (16:26 - 16:57)
100 Prozent. Ich würde gerne mal, ich glaube, wir kommen sowieso gleich nochmal auf das Thema, ich würde gerne mal die Brücke schlagen zu dem Buch, was du jetzt eben veröffentlicht hast. Und der Titel des Buches ist Auf Leben und Tod.

Gespräch über das, was am Ende bleibt. Und da hast du ja verschiedene Menschen interviewt. Und was würdest du jetzt so sagen, nachdem du das gemacht hast, nachdem du auch die verschiedenen Podcasts gemacht hast, nachdem du jetzt zehn Jahre in der Branche bist, wie hat sich deine eigene Antwort auf diese Frage im Laufe der Jahre entwickelt?

[Eric Wrede] (17:00 - 18:55)
Boah, jetzt hasst du mich. Ich glaube nicht, dass irgendjemand die Antwort hat, die verändert sich, glaube ich, die ganze Zeit. Und ich glaube, dass man auch nicht, ganz schwierig, ich keine Antwort geben kann, die für andere gültig ist.

Das ist eine ganz große Gefahr bei der Thematik. Was das Ziel von allem, was wir machen oder was ich mache, immer ist, dass Menschen in einen Diskurs gehen. Dass das, was du beschreibst, dass du mit deinen drei Freunden da sitzt und ihr sprecht, das ist das, was ich möchte.

Und wir haben diesen Podcast, jetzt muss ich lügen, vor fünf, sechs Jahren angefangen. Und am Anfang dachte ich, da wird keine Sau kommen. Also wer möchte mit mir über den Tod sprechen?

Ich musste echt keinen zweimal bitten zu kommen, weil, und das ist das Schöne, ich glaube, es gibt dieses Tabu gar nicht, sondern es gibt eher eine Ohnmacht, darüber zu sprechen. Und je normaler ich das vormache, umso lieber kommen die Leute. Ich kann dir erzählen, was in den Gesprächen am meisten nachgeheilt hat in mir.

Ich kann dir sagen, es gab ein Gespräch, den werden die Berliner wahrscheinlich kennen, das ist Hario Schumacher, der ist ein Kolumnist hier, der sich sehr doll mit dem, wie möchte ich eigentlich im Alter leben, beschäftigt hat. Und ich weiß, dass das in mir privat total nachgeklungen hat, weil der irgendwie eine Seite eingeschlagen hat. Da ging es ganz viel darum, was sind eigentlich die schlimmsten Treiber im Alter dafür, dass es dir nicht gut geht.

Und er konnte dir medizinisch sagen, nee, das ist nicht der Tropfen Alkohol, den du trinkst. Und das ist vielleicht auch nicht die eine Zigarette, die du noch rauchst, sondern das ist Einsamkeit.

[Nils Behrens] (18:55 - 18:55)
Absolut.

 

[Eric Wrede] (18:56 - 20:12)
Das ist der größte Risikofaktor, der darüber hinauswächst. Und da habe ich mich so doll angefangen, mich zu beschäftigen. Und ansonsten haben wir zumindest in der Auswahl, die jetzt ins Buch gekommen ist, versucht, so einen Gesprächsbogen zu finden zu jedem Themenfeld.

So davor zu spirituellen Fragen, zu Umweltfragen, zu medizinischen Fragen. So immer einen dabei zu haben, um das Gespräch noch mal Revue passieren zu lassen. Und haben es immer noch mal ausgeschmückt mit Informationen, die im Gespräch selber dann gefehlt haben.

Und es ist auch gar nicht dafür, glaube ich, gedacht, das durchzulesen, sondern einfach eher sich so den einen Teil rauszunehmen und zu sagen, ach, was erzählt denn der Hirschhausen da, weil der sich gerade sehr mit Nachhaltigkeit beschäftigt? Oder was macht Judith Holofernes von Wir sind Helden? Was erzählt die über Spiritualität und Buddhismus?

Und da ist, glaube ich, so ein bunter Kanon aus. Am Ende geht es aber immer darum, zu zeigen, guck mal, wir sprechen sehr entspannt darüber. Da ist kein pastoraler Ton und jeder hat so seinen Punkt, den er findet.

Aber wie gesagt, das, was am meisten in mir persönlich nachgehört, ist dieses, ich muss mich jetzt mit Mitte 40 damit beschäftigen, wie mein Alter aussehen soll, damit es nachher nicht scheiße wird.

[Nils Behrens] (20:13 - 20:38)
Dann lass es doch mal reingehen in die Gespräche. Also du hast eben Hario Schumacher schon erwähnt. Hario Schumacher ist ja bekannt für einen wirklich guten Humor.

Also man kennt ihn vielleicht von Apokalypse und Filterkaffee, wo er regelmäßig auch immer zu Gast ist. Ich habe damals ihn das erste Mal entdeckt für mich. Da hatte er eine Kolumne beim Spiegel, die hieß Achillesferse.

Da ging es tatsächlich um eine Laufkolumne. Und da hat er mir sehr häufig aus der Seele gesprochen, muss man wirklich so sagen.

[Eric Wrede] (20:38 - 20:38)
Du bist ein Läufer.

[Nils Behrens] (20:38 - 21:18)
Ja, ja, Läufer, Läufer, Läufer. Ich habe auch siebenmal einen Marathon mitgelaufen. Er hat dieses Thema da auch häufiger thematisiert.

Und von daher, wenn man regelmäßiger Läufer ist, sondern jemanden dann wirklich mal so über alle Themen, die Läufer so beschäftigen, also wie viel einen Schuh wiegt oder was macht man, wenn einem auf einmal die Notdorf mitten auf einer Strecke überkommt Ich bin kein Läufer, deswegen habe ich es nie, aber ich habe sie immer wahrgenommen. Ja, unfassbar lustig, unfassbar lustig. Sehr punktet der Typ, ja.

Genau. Und von daher auch sehr eloquent, muss man dabei sagen. Aber welche Gedanken über das Alterswerden, sage ich mal, haben dich denn da besonders bewegt und inspiriert?

[Eric Wrede] (21:18 - 25:37)
Der hat ein Buch geschrieben, das heißt Restlaufzeit, glaube ich. Oh, ich hoffe, das war jetzt nicht falsch. Ne, der heißt Restlaufzeit, wo er sehr schaut, wie sehen eigentlich Lebensmodelle aus.

Und danach hat er das aufgenommen, was wir beide gerade schon hatten, nämlich, dass wir beide zusammen alt werden, ist eine Lüge. Einer von uns wird vorher sterben und das gilt auch für Paare. Und wenn man sich das einmal eingestanden hat, kommst du schnell an den Punkt, okay, ich muss mein Leben so organisieren, dass ich möglichst weiterhin Freunde habe.

Wie schaffe ich das? Und wir haben angefangen, über ein Modell zu spinnen. Das kann ich dir sagen, ich nenne es mal so ein bisschen Alterssozialismus, nämlich, der eine hat das kleine Häuschen an der Ostsee, der andere hat das, also es ist in meinem Part wahrscheinlich das Seegeboot im Mittelmeer.

Und die Orte sind alle so, dass man dort zusammen mit Freunden sein kann. Und du bewegst dich frei zwischen diesen Orten, um, solange du das körperlich schaffst, nicht einzurosten und vor allen Dingen immer einen Austausch zu geben. Wenn dein Partner, also ich bin ein bisschen älter als meine Frau, im Zweifel sterbe ich vorher, damit die nicht vereinsagt, weiß die, okay, da gibt es unseren Freund Cornelis, der hat das Häuschen an der Nordsee, da kann ich hinfahren, da kann ich besuchen.

Und überall gibt es gewisse Grundvoraussetzungen, darüber diskutieren wir gerade. Überall sollte ein Auto stehen, das man benutzen kann. Jeder hat auch unterschiedliche Vorstellungen von Ordnung.

Und das ist etwas, was im Freundeskreis gerade echt doll besprochen wird, wie wir da zusammen ein Modell finden können, weil alle sind jetzt so irgendwo zwischen mir und dir vom Alter. Und alle sehen das auf sich zu, Corn, und die schieben das natürlich in einem Arbeitsalltag, den wir haben, weg. Aber ich kann dir versprechen, wenn du mit 45 anfängst, darüber nachzudenken, ist es zu spät.

Zu spät. Dann wirst du dieses Modell nicht mehr angegriffen bekommen. Jetzt kann ich sagen, wir bleiben mal bei dem Fall mit dem Freund Cornelis, Cornelis, das Häuschen, was du von deiner Mutter irgendwann erbst, bau das doch bitte so aus, dass es vielleicht als Urlaubsort funktioniert, aber pack das doch mal jetzt schon in diesen Plan mit rein.

So, okay Eric, dein Boot muss so aussehen, dass da zwei Pärchen drauf schlafen können, ohne sich zu stören. Und ich kann dir sagen, wir reden jetzt seit bestimmt, wann war Harjo da, es ist drei Jahre her, ich liege meinen Freunden seit drei Jahren im Nacken mit diesem Gespräch, und wir sind jetzt da, dass wir alle gesagt haben, jeder hat mal lang genug darüber nachgedacht, was sind die Bedenken. Hat der eine vielleicht die Idee zu sagen, der möchte eine Basis haben, von der er aus reisen kann, und der andere sagt, ich möchte immer unterwegs sein, ich will gar keine Basis haben.

Und das sind Prozesse, die dauern länger, das ist nichts, wo du sagst, jetzt, da gibt es ja auch nichts Vorgeschriebenes. Und ich glaube, dass man diese Sachen einfach dann vorbereiten muss, und wichtiger noch ist, alle gehen ja zu unterschiedlichen Zeitpunkten, also mein Freund, der 1970 geboren ist, geht wahrscheinlich zehn Jahre vor mir in eine Situation, wo er vielleicht weniger arbeiten möchte, und das aber trotzdem dafür bereit zu halten, oder sich einfach zu überlegen, mit welchen Menschen kann ich das? Würde ich Nils jeden Tag ertragen für zwei Wochen, oder geht ihm meine Unordnung, und mir geht dein Frühaufstehen auf den Sack, also mit wem kann ich mich da abgleichen?

Und ich glaube, dass wir uns einig sind, die Marotten und das, was uns auf die Nerven geht, wird mit dem Alter eher mehr, und dementsprechend muss man da sehr klar miteinander sprechen, was möchte man. Und das haben wir bis jetzt relativ gut gemacht, aber das ist ja monothematisch, also das war einer der Punkte, die mich total bekommen haben aus den Gesprächen, deswegen ist es auch nochmal ins Buch reingegangen, ansonsten hat, glaube ich, wirklich jedes Gespräch in mir irgendwas ausgelöst, und wichtiger noch, Nils, du kannst sehen, wenn du anfängst, und das ist, glaube ich, das Schöne an diesem Thema, wenn du über alt werden, sterben, Tod sprichst, dass so Hüllen fallen. Da brauchst du nicht mit Plattitüden kommen, sondern alle erzählen ehrlich miteinander. Also ich weiß, Sebastian Fitzek war da.

[Nils Behrens] (25:37 - 25:45)
Dazu muss ich ganz kurz, bevor du es sagst, ich finde dieses Eingangszitat so schön, was auf meinem Grabstein stehen soll, vielleicht mal eine Handynummer.

[Eric Wrede] (25:50 - 26:14)
Wir haben ein ganz tolles, intimes Gespräch gehabt, und heute ist es so common sense, der hat damals das erste Mal von seinem Kinderbuch erzählt, das war noch gar nicht draußen, und dann merkte er dabei, ich habe mich gerade verblabbert, weil der so in einem intimen, guten Moment war, und ich glaube, dass das, was ist, was all diese Gespräche eint, du bist gut in dem Moment, und du brauchst keine Barriere, du brauchst kein Bullshit.

[Nils Behrens] (26:14 - 26:26)
Ich finde, was bei den Fitzek-Gesprächen interessant ist, er spricht ja auch über das Thema Schicksalsschläge und wie man damit umgehen kann. Ist das etwas, was bei dir resoniert hat? Oder magst du es vielleicht mal kurz teilen für unsere Hörer?

[Eric Wrede] (26:29 - 26:33)
Also was mich an Fitzek am meisten ist ja der Humor, den er an vielen Stellen hat.

[Nils Behrens] (26:33 - 26:33)
Total.

[Eric Wrede] (26:33 - 27:19)
Und wie er dann, also zumindest es mir erklärt hat, ging es um Erben. Also was ist, wenn er jetzt sehr, sehr früh verstirbt und gerade große Künstler dann vielleicht nicht wollen, dass ihr Nachlass noch verwertet wird, und der relativ klar meint, ey, Eric, vielleicht bin ich am Ende durchgebrannt, oder die einzige Möglichkeit für meine Frau und meine Kinder noch zu ernähren ist, die letzten Gedichte oder Texte, die ich geschrieben habe, irgendwie noch rauszuhauen. Dann soll sie das machen, und ich fand das so unglaublich sympathisch von dem, der erfolgreichste deutsche Autor, wie unglaublich wenig wichtig der sich nimmt.

Und das glaubt man dem im Gespräch. Das ist nicht anbiedernd. Der ist so.

[Nils Behrens] (27:19 - 27:56)
Nein, nein, der ist so. Also ich war sowohl mal bei einer Lesung bei ihm, die wahnsinnig lustig ist, das erwartet man ja nicht bei einem Autor, der so viel über Tod und Thriller und keine Ahnung was dann schreibt. Und ich habe mich mal länger mit ihm auch tatsächlich auf einer Veranstaltung unterhalten, weil ich glaube, ich habe fast alles von ihm gelesen.

Du bist der Fitzek-Profi. Ich bin ein Fitzek-Profi. Früher gab es ja mal so Sendungen, wo Leute ein tiefes Wissen einfach so haben, und ich hatte da ein relativ tiefes Wissen und habe ihm dann auch genau gesagt, welche Bücher ich gut fand und welche ich nicht so gut fand.

Ich glaube, das wollte er gar nicht hören.

[Eric Wrede] (27:56 - 29:12)
Jetzt muss ich mich total outen. Das darf er, glaube ich, nicht sehen. Ich glaube, ich habe nicht ein einziges Fitzek-Buch gelesen.

Okay, krass. Aber ich bin auch überhaupt kein Krimi-Leser, muss ich zu meiner Stelle sagen. Dein Name ist Thriller, keine Krimis.

Krimis und Beides überhaupt. Also meine Frau total, ich null. Und deswegen konnte ich aber, glaube ich auch, also ich weiß nicht, als ich das bei den KollegInnen erzählte, ich habe den Fitzek im Podcast.

Ich konnte total entspannt reingehen. Das war eigentlich schön. Und wie gesagt, er ist einfach, und ich glaube, das ist was, was du gerade erzählst, nämlich, dass jemand wie der, der vermeintlich sehr auf der Sonnenseite des Lebens steht, im besten Falle mit dem, was er erzählt, in den Zuhörern was auslöst, dass die auch anfangen, bei sich darüber nachzudenken und zu verstehen, weißt du was, das eint uns doch alle.

Also egal, ob du weißer Multimillionär bist wie ein Fitzek oder ob du Otto Schmidt bist aus Brühl, sich zu überlegen, was sind meine Bedürfnisse, was könnte vielleicht gut sein, wenn sowas passiert, wie dass jemand Enges stirbt. Das wird jeden treffen. Das ist der größte Trend, den wir haben.

Es trifft jeden. Ich kann es dir versprechen.

[Nils Behrens] (29:13 - 29:40)
Ja, also Leben kommt hier keiner raus. Das ist definitiv so. Ich würde gerne noch über zwei, drei weitere Gespräche hier reden.

Das eine fand ich wirklich sehr interessant, dass du mit der Antilopengang gesprochen hast, eben halt über das Thema Depression und Suizid. Da sind wir jetzt wieder deutlich dichter an dem Thema Tod. Ist es dir wichtig, diese schwierigen Themen auch mit einzubringen, wenn es ums Lebensende geht?

[Eric Wrede] (29:45 - 31:53)
Ich versuche da, wo ich es kann, nicht Wissen zu tun. Und das ist gerade beim Thema Suizid der schwierigste Bereich, wenn man so schnell verleitet ist, das Gefühl zu haben, man weiß irgendwas über den Bereich. Und deswegen fand ich das so schön, also für die, die es nicht wissen, die Antilopengang, alte Hip-Hop-Band und ein Urmitglied, das wussten glaube ich auch alle Depressionen und hat sich da in das Leben genommen und wie die weitergemacht haben, nicht weil, sondern trotzdessen und damit auch nie hinter den Berg gehalten haben und wichtiger noch, einen total sensiblen Umgang miteinander gefunden haben. Das hast du in diesem Gespräch so toll gemerkt, wie die genau darauf achten, wie es dem anderen gerade geht.

Und ich glaube, dass das zum Beispiel eine der häufigsten Sachen, die so nach Suiziden passieren ist, dass Menschen sich schuldig fühlen, was ja auch nochmal eine Form von Gewaltakt ist. Ich fühle mich schuldig, weil ich vielleicht nicht doll genug da war. Und ich hatte letztens das schöne Gespräch mit jemandem, wo sich jemand suizidiert hat.

Und ich habe die Logik gemacht, also nee, du weißt was, wahrscheinlich war der länger da, weil du da warst. Der hat durchgehalten, weil du da warst. Und das ist so eine ganz große Aufgabe, Menschen aus dieser Schuld rauszuholen.

Das erzählen die auch toll in diesem Gespräch. Und ich kann dir sagen, durch private Erlebnisse, für mich ist Suizid auch ein Thema. Das merke ich auch bei der Arbeit.

Also es gibt, kann ich dir sagen, das kann ich auch mit den Kolleginnen immer wieder haben, jeder hat so seinen neuralgischen Punkt. Und Suizid ist ein Punkt, wo ich zum Beispiel doll aufpassen muss, dass ich Menschen nicht dazu auch ermutige, wütend zu sein, auf den, der sich da suizidiert hat. Weil das so ein Gefühl war, was ich, als es bei mir im Leben war, hatte.

Und da musste ich lange dran arbeiten, dass ich da nicht so eine Art Ersatzhandlung vornehme, womit nämlich das passieren würde, was ich plötzlich tue, als wenn ich wüsste, was richtig ist. Das weiß ich aber gar nicht.

[Nils Behrens] (31:54 - 32:56)
Ja, es ist interessant, wie du das ansprichst. Also ich hatte es tatsächlich bei mir im Studium, also einer meiner besten Freunde aus dem Grundstudium, der war, ich habe es lustigerweise jetzt auch gerade auf dieser gleichen Reise dann erzählt, dass es wahrscheinlich einer der für mich mit wichtigsten, prägendsten Menschen in dieser Phase war. Und der dann eben halt quasi nach dem Studium sich eben halt auch das Leben genommen hat.

Und auch das wiederum gleichzeitig für mich sehr viel sensibler gemacht hat, was dieses ganze Thema Depression grundsätzlich betrifft. Also der hatte eben halt dann eben halt eine Depression und ich habe es damals, ich weiß gar nicht, es ist gar kein Vorwurf, den ich mir selbst mache oder sowas, aber ich habe es so nicht erkannt. Und ich glaube, nichtsdestotrotz ist es mich heute anders auf a, die Krankheit im Allgemeinen, aber b, auch den Zustand von Freunden im Speziellen, aber auch bei mir selbst, was solche dunklen Gefühle betrifft, einfach verändert hat.

[Eric Wrede] (32:56 - 33:57)
Aber da kann ich dir sagen, das gab vor zwei Jahren, also vielleicht kannst du ein bisschen die Show-Notes mitpacken, eine tolle Studie in Würzburg, wo die genau das gemacht haben. Die haben sich mal zwei Gruppen genommen, eine Gruppe Trauernder und eine Gruppe Depressiver, um zu gucken, was macht dieser Prozess, weil die Symptome teilweise sehr ähnlich sind. Und für mich am einprägendsten waren vor allem natürlich die Ergebnisse bei den Trauernden, die alle genau das beschreiben, was du gerade erzählst.

Der Prozess des Trauerns und des Akzeptierens, dass jemand gestorben ist, hat sie sensibler gemacht. Ich will nicht sagen zu besseren Menschen, aber sie sind empathischer geworden, sie haben verstanden, wie sich andere fühlen oder verstehen das besser. Und ich glaube, deswegen ist Trauer als Kompetenz so wichtig, weil das dazu führt, dass ich empathisch weiß, wie geht es Nils, wenn es ihm nicht gut geht, weil ich weiß, wie es ist, wenn es einem nicht gut geht und ich lasse das zu.

[Nils Behrens] (33:57 - 34:00)
Ich würde gerne mal zum nächsten Punkt wiederkommen.

[Eric Wrede] (34:00 - 34:01)
Du hast Profitum.

[Nils Behrens] (34:01 - 34:02)
Nein, entschuldige.

[Eric Wrede] (34:02 - 34:03)
Nein, du bist super.

[Nils Behrens] (34:03 - 34:30)
Es liegt so ein bisschen daran, weil ich finde wirklich, dass dieses Thema für mich nicht nur persönlich ein sehr sensibles Thema ist, sondern auch für die ein oder anderen Hörer, dass die jetzt auch so eine kleine Triggerwarnung vor die Folge machen. Und deswegen würde ich tatsächlich, ich habe mir zwei weitere Gespräche rausgesucht, die ja eher für Humor stehen. Also Eckart von Hirschhausen, du hast ihn schon angesprochen, der über nachhaltiges Sterben spricht.

Erklär uns doch mal, was ist denn bitte nachhaltiges Sterben?

[Eric Wrede] (34:30 - 37:00)
Eckart, ich weiß nicht warum, Eckart und mein Leben, wir treffen uns andauernd wieder an völlig absurden Stellen wieder und ich schätze seinen Humor sehr und seit ein paar Jahren ist er ja sehr dabei, mit seiner Stiftung auf Umweltthemen zu gucken. Und ich sehe, wie in den letzten zehn Jahren das auch, also was wir von Anfang an versucht haben, so sauber wie möglich zu arbeiten, dass das mittlerweile auch auf einer breiteren Basis ankommt, dass man verstanden hat, okay, so ein Eichensarg, der sehr langsam gewachsen ist, ob es den wirklich braucht und ob das jetzt das Nachhaltigste ist. Am Ende geht es immer darum, so einen Abgleich zu finden.

Ich kann jetzt ja nicht total super nachhaltig sein, weil es geht immer noch um Menschen, die beerdigt werden, aber zu gucken, wie ich mich so sauber wie möglich in dem Kosmos bewegen kann, ist schon spannend. Und natürlich ist Eckart einfach ein spitzen Erzähler, der mich auf jeden Fall regelmäßig wegwirft, aber der war ja, deswegen mag ich den so, weil in jedem Witz von dem, der ist ja nicht platt, kommt irgendwas sehr Ernstes um die Ecke und er schafft es über Humor Menschen mit Themen, deren sie vielleicht überdrüssig sind. Also will ich gerade noch was von Umweltschutz hören, in Zeiten, wo draußen Kriege sind.

Dann kriegt er mich mit Humor, das finde ich gut. Ja, und was ich eher interessant fand bei dem, wie der Gen Ende eigentlich erzählt, dass selbst er, ich glaube, seine Großeltern haben so eine Fluchtgeschichte, die kommen aus dem Ostraum, glaube ich, ich will jetzt nichts Falsches sagen, und wie viel Haltung der zum Beispiel in religiösen Handlungen findet. Also eine Sache, die ich bei dem nicht erwarte.

Da ist dieser hochgebildete Doktor, der total aufgeklärt und sagt, nee, du, wenn es scheiße wird, finde ich auch im Glauben einfach Heilung, Hilfe, Rituale mit Kirchenliedern. Da hat er mich wirklich mitbekommen und natürlich mit dem kannst du sehr, sehr, sehr gut lachen. Die Schwierigkeit, der ist ultraschnell.

Also du siehst einfach so, der ist, glaube ich, immer 10% weiter schon als du im Kopf und du denkst, okay, ich versuche noch zu verstehen, wo du gerade bist. Deswegen sind die Gespräche mit dem immer sehr, sehr aufregend. Danach denkst du, ah, so fühlt sich das an, wenn ich einen Marathon gelaufen bin.

[Nils Behrens] (37:01 - 37:15)
Es ist ja wirklich interessant bei diesen sogenannten Blue Zones, da wo die Menschen eben halt überproportional alt werden, da ist das ja wirklich fast unisono, dass die alle an eine in Anführungsstrichen höhere Macht glauben. Das heißt also, da ist es dann.

[Eric Wrede] (37:15 - 37:16)
Das wusste ich nicht.

[Nils Behrens] (37:16 - 38:10)
Ja, die sind also wirklich überwiegend sehr religiös. Und von daher glaube ich schon, also ich habe das ja in diesem Podcast schon sehr häufig erwähnt, bei mir ist es so, dass ich diesen tiefen Glauben habe, everything happens for a reason. Es gibt einen Grund dafür, dass wir beide uns heute hier gegenüber sitzen und dass wir jetzt heute über den Tod reden.

Und deswegen ist das ja auch eine Art von höherer Macht, an die ich dann in diesem Zusammenhang glaube. Und deswegen ist es, glaube ich, also mir persönlich hilft es sehr gut, damit mit Rückschlägen so besser umgehen zu können. Und genauso, glaube ich, ist dieser religiöse Ansatz, dieses Glauben an eine höhere Macht, Glauben an Gott dann in dem Fall, wie es bei den Blue Zones dann eben der Fall ist.

Also gerade die Kalifornier, die sind ultra religiös, also man wundert sich, warum gerade in Kalifornien da eine Ecke ist, wo die Leute so wahnsinnig lange leben. Und was mir eigentlich sonst nicht so unbedingt damit einhergeht. Aber ja, also das ist wirklich so.

[Eric Wrede] (38:10 - 40:25)
Ich weiß das, also deswegen bin ich gerade überrascht, aber das finde ich total spannend, weil ich weiß, dass Menschen mit einer Form von Glauben, mit Verlusten besser umgehen. Das kann man nachweislich sehen. Ich tue mir immer schwer, weil ich so ein altes atheistisches Ostkind bin, das also da quasi alles an Nichtglauben mitgegeben bekommen hat.

Ich musste mir das so ein bisschen erarbeiten und das auch für mich zulassen. Ja, also weil ich aus einer sehr humanistischen Familie komme, die das, glaube ich, auch sehr doll einfach abgelehnt hat. Und das aber, du hast vorhin gefragt, was ich so in den Jahren gelernt habe, die ich das jetzt mache.

Und ich bin so wertfrei geworden, was das angeht. Also während ich vielleicht mit Anfang 30 meine Augenbraue hochgezogen hätte, wenn mir Nils mit 50 erzählte, ich glaubte an was, sag ich heute, nee, der zieht doch aus Kraft. Und who am I to judge?

Dennoch, und das ist dann auch Teil meiner Arbeit, ich muss schon aufpassen, dass Verklärung nicht zu Schäden führt. Absolut, was mit Religion ja häufig dann auch einhergeht. Das ist ein ganz dünnes Feld und ich kann dir sagen, ich musste das leider mehr als einmal mit Eltern thematisieren.

Kinder sind nicht doof. Und wenn du Kindern sagst, der Mensch ist krank, ist gestorben, ist jetzt im Himmel, dann kommen die öfter die Idee, dann möchte ich auch krank werden. Und das sind Sachen, wo du schon sehr gut hinschauen musst, was macht etwas mit dir und dann kommst du aber wieder an den Punkt, die Eltern haben diesen Glauben gefunden, den hilft der, der hilft dem Kind vielleicht gerade gar nicht.

Und das schaffen sie nicht zu abstrahieren. Und das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt, denn wenn mein Glaube mich daran hindert, die Realität anzunehmen, nämlich ich muss mein Leben jetzt ohne diesen Menschen bewältigen, dann wird es schwierig, weil das aber dazu führt, dass ich denke, der hat vielleicht weniger gelitten oder es gibt einen Weg danach, den der gegangen sein könnte, dann kann ich das total gut tragen.

[Nils Behrens] (40:26 - 40:35)
Total gut tragen kann man auch das Gespräch mit Anke Engelke, die über Trauerreden redet und der Umgang mit dem Verlust durch Humor.

[Eric Wrede] (40:35 - 42:04)
Das war mein schwierigstes Gespräch von allen. Kein Witz, ich habe einen ganz dollen Tinnitus, seitdem ich denken kann. Und ich brauche ein Geräusch zum Einschlafen. Frag mich nicht warum, seitdem ich 15 bin, laufen die Simpsons.

Auf einem Kopfhörer und dann schlafe ich nach zwei Minuten ein. Mittlerweile ist Anke Engelke die Stimme von Marge Simpson. Das heißt, ich schlafe seit Jahren mit Anke Engelke auf dem Ohr ein und jetzt saß die vor mir und ich musste mich zwischendurch immer wieder, du bist jetzt nicht müde Eric, du bist jetzt nicht, es ist so ein Automatismus gewesen.

Und die war da ja im Rahmen, die hat so eine ganz tolle Serie, ich weiß gar nicht, für irgendeinen Streamer gemacht, wo sie frische Witwe wird, piefkige Bestattung entdeckt und jetzt anfängt Trauerreden zu machen und die Urne von ihrem Mann klaut. Das ist phänomenal und ich weiß gar nicht, wie die Serie angekommen ist, aber das war für mich auch nochmal ein Zeichen, wir haben ganz am Anfang des Gesprächs gehabt, dass sich was ändert, dass sich ein großer Streamer traut, dieser Thematik mit einem Drama-Komödie sich dem zu nähern, das finde ich einen großen Schritt, das hätte es in den 80ern nicht gegeben. Da hätte irgendein Redakteur gesagt, das können wir nicht machen.

Und ich bin froh, dass dadurch Sachen losgetreten werden.

[Nils Behrens] (42:05 - 42:09)
Es gibt doch auch so eine andere Bestattungsserie, wie heißen die, Ten Feet Under?

[Eric Wrede] (42:10 - 42:17)
Six Feet Under. Es ist so lustig, weil natürlich jeder, der mich kennt, immer gefragt hat, ich habe das nie gesehen.

[Nils Behrens] (42:17 - 42:17)
Ich habe es auch nie gesehen.

[Eric Wrede] (42:17 - 43:04)
Und ich habe die ganzen DVDs zu Hause. Aber du kannst gucken, es gibt in der Schweiz eine Serie, ich glaube der Bestatter, der ist ja so ein Kripo-Mensch, der dann so nebenbei immer Morde entdeckt. Was Six Feet Under nährt sich aber wenig, dieser Thematik, da geht es glaube ich eher um das Absurde im Bestatter-Alltag, von dem, was ich da mitbekommen habe.

Und das ist bei der Geschichte mit Anke eine andere und auch zu verstehen, das fand ich so toll, was hat sie so schön erzählt, wie viel Respekt die auch vor diesem Thema hatten, weil sie gemerkt haben, ey, wir haben hier die Chance, über Sterben und Bestattungen eine Serie zu machen. Wenn wir das verbocken, wird es die nächsten zehn Jahre nicht mehr passieren. Und das hat man im Gespräch schön gemerkt, wie alle so merken, oh warte mal, wir machen hier gerade Pionierarbeit.

[Nils Behrens] (43:05 - 43:25)
Ich würde gerne nochmal wieder zu dir, deinen Erfahrungen statt so ein bisschen anzapfen, jetzt mal losgelöst von den Gesprächen, also nicht ganz losgelöst, aber wo würdest du sagen, welche Momente oder Einsichten aus den Gesprächen haben deine Sicht auf das Sterben und den Tod am meisten verändert? Es gibt ein Gespräch, was es nicht ins Buch geschafft hat. Okay, herauskommt es.

[Eric Wrede] (43:25 - 44:16)
Nein, aber das gibt es als Podcast, musst du sagen. Da geht es eher um die Biologie des Sterbens, wo ich lernen durfte, oder andersrum, ich durfte für das ZDF eine Reise machen zum Thema Nahtoderfahrung und habe dort verschiedene Menschen kennenlernen dürfen. Das heißt, Blick in die Ewigkeit hieß der Film, oder der Dokumentarfilm.

Und da ging es ganz viel um die Biologie des Sterbens. Und wir können mittlerweile relativ gut sagen, dass der letzte Übergang bei einem natürlichen Tod, dein Körper hat ein Programm, dass es dir nicht schlecht gehen wird. Und das ist etwas, was zumindest dem alten Hypochonder in mir, der glaube ich sehr groß ist, und der ist doller geworden durch meine Arbeit.

 

[Nils Behrens] (44:16 - 44:17)
All right.

[Eric Wrede] (44:17 - 44:43)
Naja, ich höre ja nie Geschichten, wo jemand sagt, aus den Kopfschmerzen ist nichts Schlimmes geworden. Ich höre ja immer nur Geschichten, wo jemand sagt, die Kopfschmerzen waren etwas ganz Beschissenes.

Aber zu verstehen, dass unser Körper weiß, wieso dieser letzte Übergang sehr sanft passiert, das war etwas, was mich doll beruhigt hat. Also ich habe Angst vor dem Sterben, ich habe Angst vor dem Kranksein, aber zu wissen, dass dieser letzte Schritt, der wird gut.

[Nils Behrens] (44:44 - 44:58)
Das ist auf jeden Fall beruhigend, würde ich sagen. Also völlig aus der Frage. Wenn du aber auf die unterschiedlichen Menschen, Geschichten in deinem Buch zurückblickst, gibt es Gemeinsamkeiten, die sich der Antwort auf die Frage, was am Ende zählt, wirklich herausstellen?

[Eric Wrede] (44:59 - 46:11)
Das müsste ich wahrscheinlich so ein Stapel mit so Kalendersprüchen rausziehen, weil am Ende führt das, das ist das Spannende bei allem, vor dem man Angst haben könnte, zu einer ganz großen Entspannung. Also sich selber Sachen bewusst werden. Alle Gespräche führen darauf hinaus, dass jemand sich etwas bewusst wird.

Und das eint, egal wie unterschiedlich die Themen sind. Der eine beschäftigt sich mit, wie möchte ich im Alter leben? Der andere hat buddhistische Totenrituale.

Alle haben so einen, in der Dramaturgie würde man sagen, rolling character, die verändern sich dabei und merken, sich damit auseinanderzusetzen, macht was Gutes mit mir und nichts Schlechtes. Und ich glaube, das ist so das größte Learning, was man mitgeben kann. Das wird nichts Schlimmes passieren, wenn ich abends zu meinem Freund Nils sage, ich bin traurig, weil mein Opa gestorben ist.

Ja, das ist schon drei Jahre her. Im besten Falle macht mein Freund Nils sein Herz auf und erzählt mir was ähnlich Schönes. Und das sind die Lernkurven, die eigentlich ganz klein sind, aber das alltägliche Leben um ein Vielfaches angenehmer und besser machen, weil ich nehme dich mehr wahr und ich nehme mich mehr wahr.

[Nils Behrens] (46:12 - 46:30)
Das, was du damit ansprichst, ist ja in gewissem Maße eigentlich eine gewisse Offenheit sozusagen, die Maske abzulegen. Also das wäre, wenn ich das so richtig interpretiere, auch eine deiner Empfehlungen, dass man sagt, okay, komm, nimm deine Maske nicht erst ab, wenn du am Sterbebett bist, sondern heute auch schon mit 45, 43?

[Eric Wrede] (46:30 - 47:23)
Ja, oder versuch Situationen zu finden, in denen ich die Maske abnehmen kann. Also was brauche ich vielleicht, um meine Maske runterzulassen? Das fällt uns allen schwer und das verstehe ich.

Nur der berufliche Alltag erwartet was von dir. Also ganz viele Situationen im Leben erwarten ja Masken und das ist auch völlig in Ordnung. Das hat was mit gesellschaftlichem Zusammenleben zu tun.

Aber sich zu fragen, wann kann ich das fallen lassen? Und ich sehe es immer, gerade in meinem männlichen Freundeskreis, wenn ich sehe, wie die härtesten Typen mit ihren Kindern umgehen, wo ich denke, guck mal da, Maske, weg, super. Nimm das und versuch es auf andere Sachen zu transportieren.

Oder andersrum, ich erlebe, das kennst du eher bei männlichen Freunden, wenn du Jungs, die sonst sehr hart tun, einmal in dieser weichen Situation erlebt hast, sind die danach anders. Und das ist was Gutes, weil sie einmal gelernt haben, nee, warte mal, das passiert ja gar nichts, wenn ich meine Maske mal runterlasse.

[Nils Behrens] (47:24 - 47:45)
100 Prozent, 100 Prozent. Kommen wir mal, weil eigentlich diese Frage wirklich, und da sind wir jetzt noch dichter in den Kalendersprüchen dran, aber die Regrets, wenn es wirklich darum geht, so was ist das, wo du das Gefühl hast, das ist so das, was die Leute am Sterbebett eigentlich am häufigsten bereuen, hast du da auch, also kommt man da auf das Gleiche, was alle Kalendersprüche sagen?

[Eric Wrede] (47:50 - 48:58)
Ich habe ja in den meisten Fällen mit Menschen zu tun, die jemanden verloren haben. Natürlich habe ich häufig auch Gespräche mit Menschen, die wissen, dass sie sterben, aber die, mit denen ich spreche, sind in der Bewusstseinssituation schon da, dass die häufig, und das ist eigentlich das, was am meisten trägt, angefangen haben, ihre Konflikte mal aufzulösen. Und das ist das, also was nützt der kurze Streit, den wir beide mal hatten, der dazu führt, dass wir ein Jahr lang nicht miteinander reden, im Verhältnis zu kommen, wir lassen fünf gerade sein.

Und ich weiß, einer der Gäste im Podcast, einer der ersten, ich glaube, die Aufnahme gibt es gar nicht mehr, war Henning Wieland von den H-Blocks. Und der erzählte, wie wichtig es für den war, ans Sterbebett seiner Mutter zu kommen und das mitzuerleben. Und er erzählte, Eric, danach war eins anders.

Ich habe mit jedem meiner Freunde mindestens ein Jahr mal nicht gesprochen zwischendurch. Ich habe so eine Konflikte nicht mehr, weil ich weiß, es kann morgen vorbei sein. Ich versuche, Konflikte zu lösen.

Und ich glaube, das ist so, neben dem "Ich habe zu viel gearbeitet Quatsch" ist das eher das, wo du merkst, das treibt Menschen um, die wissen, dass sie sterben.

[Nils Behrens] (48:59 - 49:13)
Ich möchte konfliktfrei von dieser Erde gehen. Okay, wenn ich dann jetzt da mal anschließe, dass du dann eigentlich mal die Learnings für dich rausnimmst, hast du irgendwie ein Ritual oder eine neue Routine in dein Leben integriert, die dich daran erinnert, was am Ende wirklich zählt?

[Eric Wrede] (49:15 - 50:09)
Mein Ritual ist echt No Bullshit. Ich erzähle kein Bullshit. Es gibt so wenig, was ich bereue.

Wenn ich was nicht möchte, mache ich es nicht. Und wenn ich was möchte, mache ich es. Und das war sicherlich als Anlage vorher auch schon da.

Und ich rede jetzt bewusst eher über das Privatleben. Die Radikalität, mit der das teilweise passiert, hat dann schon mit dem Beruf zu tun. Also ich werde...

Du kannst dir sicher sein, wenn du mein Freund bist, dann möchte ich, dass du mein Freund bist. Dann ist das nicht irgendeine Freundschaft, die ich am Leben halte, weil man sich eben kennt. Ich weiß gar nicht, wie viel davon wirklich bewusst passiert.

Ich neige eher dazu, Sachen auszusortieren und zu sagen, das brauche ich in meinem Leben gar nicht. Also gar nicht im Negativen. Das ist Ballast.

Das hält mich ab von Sachen, die mir noch wichtiger sind.

[Nils Behrens] (50:10 - 50:38)
Also du bleibst dir selbst treu. Also da sind wir doch wieder sehr dicht an der keine Maske. Finde ich sehr schön.

Wenn man jetzt so schaut, was du für eine Kommunikation machst mit deinen Büchern, mit deinem Podcast und allem drum und dran. Du versuchst ja im Grunde eigentlich dieses Thema Abschiedskultur in eine neue Richtung zu bringen. Was wäre sozusagen dein größter Wunsch in Sachen Veränderung, was dieses ganze Thema Trauer und Abschiedskultur bewirken würde?

[Eric Wrede] (50:38 - 51:35)
Dass das Teil des Curriculums in der Schule wird. Wie verabschiede ich mich von Sachen? Gar nicht nur in Bezug auf Trauer, sondern grundsätzlich.

Weil ich glaube, dass die Kompetenz, sich von Sachen zu verabschieden, eine der wichtigsten Kompetenzen ist, die wir haben können. Im Sinne von, ich werde Berufe haben, die mich vielleicht verlassen, weil ich gefeuert werde. Die Gesellschaft wird sich verändern.

Vielleicht traue ich mich eher, neue Antworten zuzulassen. Im Sinne von, es wird weitergehen und wir sehen gerade Zeiten draußen, wo Menschen Parteien hinterherlaufen, die ihnen versprechen, es wird wieder so wie früher. Wo du sagen musst, mit einer gesunden Trauerkompetenz würdest du verstehen, es wird nie wieder wie früher.

Ich glaube, dass das Teil des Bildungskanons werden muss. Wie lasse ich Sachen hinter mir? Also im guten Sinne.

Wie kann ich mich von Sachen verabschieden? Wie kann ich lernen, der nächste Schritt wird auch ein guter?

[Nils Behrens] (51:37 - 51:48)
Gibt es einen persönlichen Wunsch, den du an deinen eigenen Abschied hast, der sich vielleicht auch im Laufe der Gespräche verändert hat? Es soll schnell gehen.

[Eric Wrede] (51:48 - 52:45)
Nein. Du meinst, es ist mein Sterben, es soll schnell gehen. Ne, da hat sich nicht viel verändert.

Ich möchte, dass die gefälligst alle zusammenkommen. Ich will, dass die auch... Die sollen traurig sein.

Ich möchte noch ein bisschen zunehmen. Die sollen mich tragen. Ich möchte nicht verbrannt werden.

Aber das mache ich jetzt schon. Ich sorge jetzt schon dafür, dass Menschen zusammenkommen. Das mache ich mit meinem Tod dann auch nochmal.

Aber jetzt sage ich auch schon, Leute, wir essen alle zusammen. Hier wird gekocht. Kommt vorbei.

Das soll sich, glaube ich, da weiterführen. Und ich habe wirklich wenig Wünsche, weil ich gelernt habe, es gibt welche, die müssen damit umgehen, dass ich verstorben bin. Und die möchte ich möglichst wenig einengen und habe denen so ein, zwei Sachen mitgegeben.

Also auf meinem Grabstein ist keine Handynummer, da steht halt drauf Ich habe gelebt. Ausrufezeichen. Und damit hat sich zumindestens, was so Schuldfragen angeht, wenig aufgetan.

Nämlich Leute, dieses Leben schuldet mir nichts.

[Nils Behrens] (52:46 - 53:09)
Toll, toll. Also ich finde, bewundernswert, ehrlich gesagt. Also ich denke auch, dass das etwas ist, in der heutigen Zeit, was unbewusst wahrscheinlich viele Leute wahrscheinlich entweder neiden oder aber vielleicht auch fast gar nicht glauben können, dass man so ohne Maske unterwegs ist und dass man eben halt so authentisch auch dabei ist.

Weil ich glaube, das Thema Authentizität doch etwas ist, was in der heutigen Zeit auch viele verloren haben.

[Eric Wrede] (53:10 - 54:16)
Ich habe keine Ahnung, ich habe gerade letztens ein Gespräch mit einem Freund gehabt, wo das auch nochmal so um soziale Medien, nicht, dass ich soziale Medien nicht nutze, aber dieses das Leben schuldet mir nichts. Kannst du dir auch umdrehen und sagen, du, jeder denkt, das Leben schuldet ihm was und er hat das Beste verdient. Und das zu verstehen, also nö, nö, es geht nicht um verdienen, es gibt keine, also da bin ich wieder um, es gibt keine höhere Macht.

Das, was in meinem Leben passiert, im besten Fall habe ich die Wachheit gehabt, durch Türen durchzugehen, die sich aufgemacht haben oder ich habe es mir erarbeitet oder ich habe wie du es gerade so, die richtigen Situationen gesehen. Ich habe es verstanden, mit Nils eine Idee zusammen zu haben und das ist eine Kraft, die aus mir herauskommt. Ja und im besten Fall entstehen daraus ganz viele tolle Sachen und das ist glaube ich was, was ich als Bewusstsein bei mir durchzieht.

Was ich so auch meiner Tochter mitgegeben habe, machen, bewegt dich, weil solange du dich bewegst und anders glaubst, jetzt klinge ich wie im Kalender, weil Stehenbleiben wäre so das Schlimmste, was passieren kann.

[Nils Behrens] (54:17 - 54:19)
Ich glaube nicht daran, dass alle Kalendersprüche schlecht sind.

[Eric Wrede] (54:19 - 54:31)
Nein, die haben ja auch immer eine ganz tiefe Wahrheit in sich, man ist nur so verleitet bei so Themen wie Tod und Sterben, bist du schnell bei diesen Sprüchen und merkst so, Scheiße, der ist wahr, das ist ja eher das, was man da meint.

[Nils Behrens] (54:32 - 55:05)
Ja, es ist leider so, aber deswegen komme ich auch tatsächlich zu meiner letzten Frage und ich möchte einfach, was würdest du, du hast es eben so schön angesprochen, ich wünsche dir, dass es eigentlich schon in der Schule angesprochen wird, aber die meisten von unseren HörerInnen werden nicht mehr zur Schule gehen jetzt gerade, das heißt, für die ist es zu spät, was möchtest du denen jetzt nochmal auf den Weg geben, damit sie das Thema Abschied, vielleicht der eine oder andere hat jemanden schon verloren oder aber wird in Zukunft mit Sicherheit jemanden verlieren, was gibst du denen mit, was gibst du denen mit, dass es vielleicht leichter wird?

[Eric Wrede] (55:05 - 56:13)
Das, was ich vorhin erzählt habe, der größte Lernprozess ist, wenn ich aufmache, macht der andere auch auf und nicht alle Menschen haben das Glück, Menschen zum Reden zu haben, das muss man einmal sagen, aber was ich vorhin meinte ist, wenn ich mich ganz kurz und das ist schwer, ich mich traue Nils beim Bier abends zu sagen, wie es mir gerade geht oder was gerade los ist, entweder bist du ein Arsch, woran ich nicht glaube, aber wenn du mein Freund bist, machst du auch auf und es wird eine gute Rückmeldung geben und das ist was, was ich nur mitgeben kann und drüber reden macht Sachen vielleicht nicht besser, aber nimmt einem das Gefühl, dass man mit Ängsten alleine ist. Denn das ist nochmal, es trifft alle, egal wie schlau, reich, schön du bist, die Scheiße haben wir alle an der Hufe und das eint uns und im besten Falle kann man da gemeinsam durchaus stärker werden, wenn du anfängst drüber zu sprechen und deswegen bin ich hier bei dir, weil im besten Falle hören das Menschen, die jetzt zu Hause sitzen und sagen, Schatzi, das möchte übrigens ich, wenn ich mal sterbe und Schatzi sagt, oh mein Gott und die reden drüber und wenn das getan ist, bin ich schon total happy.

[Nils Behrens] (56:14 - 56:44)
So ein ähnlicher Ausfluss war bei uns, ich hatte dann einfach die Frage gestellt, welcher Song soll auf eurer BRD umgespielt werden und das ist wirklich für so einen Deep Talk Opener an so einem Dinner Gespräch ziemlich gut, weil man sehr schnell von dem Song auf den Rest der Ausstattung kommt. Welcher Song würde dann laufen bei dir? Naja, ich hatte ja schon gesagt, die Leute sollen Spaß haben bei mir und ich glaube, es gibt keine Party, wo man mich an den DJ-Pult lässt, wo nicht Fatboy Slim Praise You läuft und von daher muss natürlich Praise You von Fatboy Slim laufen.

[Eric Wrede] (56:45 - 56:47)
Da kann man noch gut zu über den Friedhof laufen.

[Nils Behrens] (56:48 - 56:48)
Total.

[Eric Wrede] (56:49 - 56:50)
Ich sehe es kaum.

[Nils Behrens] (56:51 - 56:59)
Vielen Dank für das Gespräch.

Dankeschön, Nils.

Sag mal, hast du Supplements eigentlich, die du für ein längeres Leben nimmst?

[Eric Wrede] (57:00 - 57:25)
Nee, ehrlicherweise nicht. Ich gehöre zu den Leuten, die das zum Winter mache ich Kuren. Also für mein Immunsystem und ich habe das Gefühl.

Ich habe das Gefühl, je älter ich werde, umso mehr brauche ich die. Und da gibt es Supplements, die ich, die meine Frau organisiert. Guck mal Eric, diesen Winter.

[Nils Behrens] (57:26 - 57:26)
Sehr gut. Sehr involviert

[Eric Wrede] (57:26 - 57:27)
Weil sie möchte, dass ich noch lange da bin.

[Nils Behrens] (57:27 - 57:56)

Ich werde versuchen, deine Frau zu unterstützen.

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