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Das Herz -  Die Todesursache Nummer 1 bei Frauen

Herzkrankheiten gelten oft als Männerdomäne – doch Fakt ist: Jedes Jahr sterben mehr Frauen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als an allen Krebserkrankungen zusammen. Kardiologin Dr. Catharina Hamm spricht mir Jenny Knebel über diese unterschätzte Gefahr für Frauen und liefert lebensnahe Einsichten und Handlungstipps. In diesem Blogbeitrag fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse zusammen und zeigen dir konkret, was du für dein Herz tun kannst.

Warum Herzgesundheit für Frauen unterschätzt wird

1. Geschlechterlücken in Wahrnehmung & Forschung

  • Dr. Hamm erzählt, dass Frauen oft überrascht sind, wenn ihnen ein Herzinfarkt bestätigt wird.
  • Historisch nahm die Medizin Frauenkörper weniger ernst, und Forschung war jahrzehntelang männlich dominiert.
  • Frauen schildern Symptome oft anders (z. B. diffuse Beschwerden statt ausgeprägter Brustschmerzen), was zu Fehldiagnosen führen kann.

2. Tatsächliche Risiken & Statistik

  • Ein Drittel aller Herzinfarkte bei Frauen passieren vor dem 60. Lebensjahr.
  • Frauen haben häufiger eine höhere Sterblichkeitsrate nach Herzinfarkt als Männer, vermutlich auch durch verzögerten Zugang zur Diagnose.
  • Vor der Menopause schützt Östrogen in gewissem Maße die Gefäße — mit dem Hormonabfall steigt das Risiko für Bluthochdruck, Gefäßversteifung, etc.

Herzgesund leben – praktische Tipps & wissenschaftliche Hintergründe

1. Vorsorge & Diagnostik

  • Check-up ab 35
    Mindestens Blutbild, Lipide, Blutzucker, EKG beim Hausarzt
    Um frühe Risikofaktoren zu erkennen, bevor Symptome auftreten
  • Familiäre Herzerkrankungen beachten
    Immer erwähnen, wenn nahe Verwandte schon früh Herzinfarkt hatten
    Erhöht das persönliche Risiko
  • Risikofaktoren-Analyse
    Blutdruck, Cholesterin, HbA1c (Langzeitblutzucker)
    Grundlage für individuelle Präventionsmaßnahmen

2. Ernährung & „Superfoods“

  • Die von Dr. Hamm empfohlene DASH-Diät (niedriger Natriumgehalt, viel Gemüse, Vollkorn, wenig gesättigte Fette) gilt in der Herzmedizin als bewährtes Modell.
  • Rote Beete wird oft als „Supergemüse“ genannt: Studien deuten darauf hin, dass ein moderater Saftkonsum (z. B. 200 ml) helfen kann, den Blutdruck um wenige mm Hg zu senken.
  • Viel Obst und Beeren liefern Antioxidantien, die Gefäßzellen schützen können.
  • Salzreduktion ist zentral: Ein Zuviel kann Wasser zurückhalten und Blutdruck steigen lassen. Zielwert in vielen Empfehlungen: ca. 5–6 g Kochsalz pro Tag (der Durchschnitt liegt deutlich höher).

3. Bewegung & Krafttraining

  • Ziel: mindestens 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche plus 2–3 Krafttrainingseinheiten.
  • Insbesondere Krafttraining hat laut Dr. Hamm einen starken Einfluss auf Langlebigkeit – in Studien war der Effekt auf die Sterblichkeitsrate teils größer als reines Ausdauertraining.
  • Mit dem Alter — insbesondere nach der Menopause — verlieren Frauen Muskelmasse. Der Muskelerhalt ist zentral für Stoffwechsel, Herz-Kreislauf-Gesundheit und allgemeines Wohlbefinden.

4. Stress, Psyche & Lifestyle

  • Langfristiger Stress — etwa durch Belastungen im Privatleben oder Alleinerziehenden-Situationen — kann über hormonelle und entzündliche Wege das Herzkreislaufsystem beeinflussen.
  • Dr. Hamm betont, dass in unteren sozialen Schichten Herz-Kreislauf-Erkrankungen häufiger auftreten — oft durch eingeschränkten Zugang zu guter Prävention.
  • Strategien wie Achtsamkeit, ausreichender Schlaf, soziale Unterstützung, Pausen und Auszeiten sind keine „Luxusmaßnahmen“, sondern Teil einer herzgesunden Lebensweise.

5. Therapie & Medikation

  • Wenn sich Ablagerungen (Plaques) in Gefäßen zeigen, lassen sie sich meist nicht vollständig rückgängig machen — Ziel ist, sie zu stabilisieren (z. B. durch Lebensstil + medikamentöse Therapie).
  • Entscheidend ist, das Risiko eines Platzen der Plaque (und damit eines Herzinfarkts) zu senken.
  • Deshalb: konsequentes Management von Blutdruck, Blutfetten, Blutzucker, ggf. Medikamente nach ärztlichem Urteil.

Take Aways  

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bei Frauen oft unterschätzt — viele Symptome werden anders wahrgenommen.
  • Ein frühzeitiger Check-up (ab etwa 35) ist sinnvoll, um individuelle Risikofaktoren zu erkennen.
  • Ernährung nach dem DASH-Ansatz, weniger Salz, viele Antioxidantien (z. B. aus Beeren) können unterstützend wirken.
  • Krafttraining ist besonders wichtig für Frauen — es wirkt metabolisch und stabilisierend auf das Herz-Kreislauf-System.
  • Langfristiger Stress und psychosoziale Faktoren haben echten Einfluss auf das Herz — nicht unterschätzen!
  • Plaques können nicht komplett verschwinden, aber ihr Risiko kann durch Lebensstil und Therapien reduziert werden.
  • Herzpflege ist Lebenspflege: Wenn du dein Herz schützt, stärkst du zugleich deine Langlebigkeit.

Mehr erfahren im healthwise Podcast von sunday natural

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Dr. Catharina Hamm ist Fachärztin für Kardiologie und Innere Medizin mit Zusatzqualifikationen in Notfallmedizin, Sportkardiologie und Gendermedizin. In ihrer Praxis Cardio.Hamm in Bad Nauheim widmet sie sich der ganzheitlichen Herzgesundheit – mit besonderem Fokus auf die Herz-Kreislauf-Erkrankungen von Frauen.

Ihr zentrales Anliegen ist es, die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Kardiologie stärker ins Bewusstsein zu rücken. Sie zeigt, dass Frauenherzen anders schlagen – sowohl in Symptomen als auch in Risikoprofilen – und dass diese Unterschiede in der Diagnostik und Therapie oft zu wenig berücksichtigt werden. Ihr Ansatz ist präventiv orientiert: Herzgesundheit beginnt für sie nicht erst bei Krankheit, sondern mit Aufklärung, Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung und hormoneller Balance.

In ihrem Buch „Save your Heart – Starte deinen Weg in ein herzgesundes Leben“ verbindet sie medizinisches Fachwissen mit praktischen Empfehlungen, die zeigen, wie jeder Mensch aktiv zur eigenen Herzgesundheit beitragen kann. Dr. Hamm steht für eine moderne, patientenzentrierte und geschlechtersensible Kardiologie, die Prävention, Lebensstil und individuelle Medizin miteinander vereint.

Mehr zu Dr. Catharina Hamm: https://www.cardio-hamm.de/

33 Herz - Todesursache No.1 bei Frauen. Mit Dr. Catharina Hamm

[Dr. Catharina Hamm] (0:00 - 0:25)
Ein Drittel aller Herzinfarkte bei Frauen geschehen vor dem 60. Lebensjahr und ungefähr die Hälfte aller Herzinfarkte bei den Männern vor dem 60. Lebensjahr.

Also es ist keine Oma- und Opa-Erkrankung, gerade wenn man bedenkt, dass wir alle ja auch mit 60 heutzutage eigentlich noch total jung sind. Wir werden alle älter. Also das heißt, diese Erkrankung merkst du oft nicht und das ist so ein bisschen das Trügerische, vor der wir auch am meisten Angst haben, weil die halt im Endstadium halt tödlich ist.

[Jenny Knebel] (0:25 - 1:16)
Herzlich willkommen zu HEALTHWISE, dem Gesundheitspodcast, präsentiert von Sunday Natural. Ich bin Jenny Knebel und wir erkunden gemeinsam, was es bedeutet, gesund zu sein. Wir sprechen über Themen wie Ernährung, Mental Health, Beauty und über Frauengesundheit.

Immer mit einem weisen Blick auf das, was uns wirklich gut tut. Hallo ihr Lieben, wir sprechen heute über ein sehr wichtiges Thema, das leider bei unserer Gesundheit viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt und ich möchte mit einer krassen Statistik starten. Jedes Jahr sterben mehr Frauen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen als an allen Krebserkrankungen zusammen.

Trotzdem hat jede Frau mehr Angst vor Brustkrebs als vor einem Herzinfarkt. Frauen-Herz-Gesundheit, das ist ihr Herzensthema, muss man sagen, buchstäblich. Herzlich willkommen, liebe Dr. Katharina Hamm. Schön, dass du da bist.

[Dr. Catharina Hamm] (1:17 - 1:18)
Hallo, liebe Jenny. Ich freue mich hier zu sein.

 

[Jenny Knebel] (1:18 - 1:42)
Herzlich willkommen hier im HEALTHWISE-Podcast. Du bist Kardiologin, noch ein Wortspiel, aber das war gar nicht geplant. Du hast ja das Thema Frauen-Herz-Gesundheit zu Herzen genommen, muss man sagen.

Wann wurde dir bewusst, dass da bei uns Frauen, was dieses Thema angeht, einfach zu wenig Bewusstsein, zu wenig Awareness da ist?

[Dr. Catharina Hamm] (1:42 - 2:32)
Also in meiner täglichen Arbeit als Kardiologin widerfährt mir das eigentlich jeden Tag, dass die Awareness bei Frauen zu gering ist. Ich hatte tatsächlich irgendwann vor sieben, acht Jahren so einen Knackpunkt, da habe ich angefangen als interventionelle Kardiologin im Herzkatheter-Labor auch Eingriffe zu machen, sprich Herzinfarkte akut zu versorgen. Und da ist mir oft aufgefallen, dass die Frauen erstens immer massiv geschockt waren davon, wenn man ihnen gesagt hat, das war ein Herzinfarkt, weil sie immer dachten, was, ich als Frau, ich dachte, das kriegen Frauen gar nicht.

Und zweitens waren die Frauen irgendwie immer total schlecht dran, denen ging es viel schlechter, die sind auch häufiger mal gestorben und das hat mich so ein bisschen schockiert. Dann habe ich gemerkt, die haben das gar nicht auf dem Schirm, die haben Herzgesundheit irgendwie nicht auf dem Schirm. Und dann habe ich mich weiter mit dem Thema befasst und bin zu den ganzen Geschlechterunterschieden tatsächlich gekommen in der Kardiologie.

[Jenny Knebel] (2:33 - 2:46)
Woran liegt es, dass das eigentlich so ein männerbehaftetes Thema ist und sage ich mal, dass so ein Herzinfarkt bei Frauen eher oft auch abgetan wird oder man gar nicht auf die Idee kommen könnte, dass wir Frauen auch sowas haben könnten?

[Dr. Catharina Hamm] (2:47 - 3:45)
Nun, da muss man so ein bisschen zurückgehen tatsächlich in die Historie und es war tatsächlich so, dass jahrelang der sogenannte Bikini-Approach galt für die Frauengesundheit, da dachte man tatsächlich, die hauptsächliche Gesundheit spielt sich an den reproduktiven Organen ab, also Brust und quasi die gynäkologischen Erkrankungen. Frauenherzgesundheit war lange Zeit kein Thema, natürlich vor 200 Jahren oder auch noch vor 100 Jahren. Wir wurden ja nicht so alt, oft sind die Frauen natürlich viel früher gestorben, oft im Wochenbett oder an Infektionserkrankungen gestorben Anfang des letzten Jahrhunderts und waren einfach auch, sind zu jung gestorben, um überhaupt Herzerkrankungen zu entwickeln.

Somit dadurch, dass wir immer älter werden, entwickeln wir natürlich auch mehr Herz-Kreislauferkrankungen und dazu kommt, dass natürlich auch jahrelang die gesamte Forschung und Medizin ein sehr männerdominiertes Fach war und somit tatsächlich Frauen weder als Patientin noch als Forscherin oder Medizinerin irgendwie was zu sagen hatten tatsächlich.

[Jenny Knebel] (3:46 - 4:24)
Was ich auch spannend finde, Katharina, ich habe gestern interessanterweise einen Post gesehen von einer Mutter bei Instagram, das war auf so einem Frauen-Account, wo es viel um Frauenthemen, Mama-Themen und so weiter ging und die gesagt hat, sie hatte einen Hirntumor und wurde von dem Arzt über Jahre hin immer abgetan als sie haben Stress, sie sind müde, passt schon alles, man sich nicht verrückt und die jetzt eine große Kampagne gestartet hat und sagt, ich wurde nicht ernst genommen, weil ich eine Frau bin.

Ist das ähnlich auch beim Thema Herzgesundheit, dass Frauen da oft einfach nicht ernst genommen werden, aus welchen Gründen auch immer?

[Dr. Catharina Hamm] (4:24 - 6:11)
Das ist tatsächlich so und ich weiß nicht genau, warum das so ist, aber ein Punkt ist auf jeden Fall, Frauen reden etwas mehr, wenn sie ihre Symptome beschreiben, also wenn man ganz platt, wenn ich jetzt einen Patienten frage, haben Sie Brustschmerz? Ja. Punkt.

Wenn ich die Frau frage, haben Sie irgendwie hier so einen Brustschmerz? Ja, aber es zieht auch hinten im Kopf so ein bisschen, dann habe ich das und die beschreibt viel mehr und dadurch, es gibt so eine Studie, die tatsächlich gezeigt hat, wir hören 18 Sekunden zu als Ärzte und dann unterbrechen wir die Patienten das Ärztemal und wenn die natürlich jetzt über 18 Sekunden durchredet und die bringt uns so ein bisschen auf die falsche Fährte und dann können wir das nicht mehr einordnen und ich glaube, dass das viel tatsächlich mit der Kommunikation zu tun hat. Wir wissen zum Beispiel auch spannenderweise, dass Ärztinnen auch die Symptome der Frauen ernster nehmen als Ärzte, also dass Frauen können einfach besser zuhören und wir schaffen es vielleicht auch so ein bisschen, die wesentlichen Dinge rauszupicken, wohingegen ein männlicher Arzt häufiger vielleicht einfach mal genervt ist und einfach nach 10 Sekunden sagt, die redet so viel, die kann ja überhaupt nichts am Herzen haben, die ist einfach total psycho.

Und das sehe ich natürlich auch wirklich, es passiert jede Woche wieder in der Klinik, dass Patientinnen kommen, die ihre Beschwerden schon seit Wochen haben und die einfach immer nur als psycho abgestempelt wurden und das ist wirklich, das ärgert mich und das macht mich nahezu fast, also das treibt mich wirklich um und es tut mir auch wirklich total leid, weil das kostet den Frauen gesunde Lebensjahre, Herzmuskelzellen und im Zweifel auch das Leben, wenn das so ist und sicherlich ist nicht jedes Zimperlein ein Herzinfarkt, aber wir Ärzte müssen mal lernen, wieder zuzuhören und Frauen beschreiben die Symptome halt oft anders, das ist halt einfach Fakt und das ist halt nicht nur bei den Herzerkrankungen so, sondern wie du sagst, häufig auch bei anderen Erkrankungen so.

[Jenny Knebel] (6:12 - 6:43)
Aber super spannend, das überhaupt mal von dieser Seite zu beleuchten und auch, dass es Menschen gibt wie dich, die sich dem Thema annehmen, weil auch, ich muss gestehen, bevor wir gesprochen haben, war das Thema bei mir jetzt nicht unbedingt auf dem Radar und wenn ich ehrlich bin, habe ich mich auch tatsächlich noch nie um mein Herz gekümmert oder habe mal überhaupt überlegt, muss ich das mal irgendwie testen lassen, gibt es Dinge, die ich einnehmen muss oder was ich nicht machen darf, also da geht es bestimmt auch vielen von euch so, die gerade zuhören, deswegen finde ich es schön, dass wir heute darüber sprechen.

[Dr. Catharina Hamm] (6:43 - 6:44)
Also zum Frauenarzt gehst du jedes Jahr, oder?

[Jenny Knebel] (6:45 - 7:52)
Ja, aber auch da muss ich sagen, bin ich sehr nachlässig, tatsächlich so in den Schwangerschaften hat man das, habe ich immer gesagt, habe ich so meine Besuche ausgereizt und danach denk mal, jetzt habe ich das erstmal weg, aber auch das, muss man sich tatsächlich einen Kalender eintragen, ja.

Früher habe ich immer bei meiner Mutter gesagt, Mama, das musst du doch alles machen, musst doch mal zum Arzt und regelmäßig und meine Mutter hat auch immer gesagt, ja macht sie uns jetzt so keine Zeit und muss arbeiten und Kinder und alles so und man ertappt sich ja in vielen Dingen dann oft wieder, so wie auch die Eltern, ne, so und jetzt hat man selber, merkt man selber, dass man einfach wenig Zeit hat und schiebt sich als Frau oder Mutter dann oft auch hinten an, ja, hinter alle, also meine Kinder haben alle U-Untersuchungen, der Mann war auch beim Arzt, ja die Eltern, der Hund war beim Tierarzt, der Hund war beim Tierarzt, so erst letzte Woche wieder, aber was ist eigentlich mit mir, da hast du recht und ich finde auch spannend, du hast eine ganz interessante, nennen wir es mal, ja, Sichtweise mitgebracht und zwar aus den 70er Jahren, ich lese mal vor, das ist wirklich, also da habe ich echt gedacht, okay krass, das war wirklich so, Frauen wurden in den 70er Jahren sogar dafür verantwortlich gemacht, dass Männer einen Herzinfarkt bekommen, warum?

[Dr. Catharina Hamm] (7:53 - 8:42)
Das ist tatsächlich wirklich schockierend, als ich das auch das erste Mal gelesen habe, als ich zu dem Thema, habe ich ja natürlich sehr viel recherchiert und das war tatsächlich so, dass wirklich renommierte medizinische Fachjournale, wirklich, das sind die hochrangigsten, wo wir alle drin publizieren wollen und die haben tatsächlich wissenschaftliche Arbeiten geteilt, wo drin stand, dass die Frau mitverantwortlich ist für den Herzinfarkt beim Mann, weil wir Frauen einfach zu viel von den Männern fordern im Haushalt und es gab zum Beispiel in den 60er Jahren auch spezielle Kochkurse für Frauen in den USA, die dann quasi für den Liebsten spezielle Kost zubereiten sollten, damit die Herzgesundheit noch besser gepflegt wurde für ihn, also wie gesagt, die Herzgesundheit manifestierte sich quasi nur beim Mann, aber bei der Frau selber überhaupt gar nicht, wir sind also quasi auch so vielleicht ein bisschen erzogen worden, dass das gar nicht unser Thema ist.

[Jenny Knebel] (8:43 - 9:07)
Toll, dass du auch so Hintergründe mitbringst, auch historisch, weil man versteht dadurch so ein bisschen mehr vielleicht auch, warum der Stand jetzt so ist, wie er eigentlich ist. Jetzt wollen wir natürlich wissen, Katharina, was sind die häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die uns Frauen betreffen oder wie merke ich denn jetzt, wenn ich jetzt hier so sitze, würde ich jetzt behaupten, mir geht es gut, würde ich es überhaupt merken, wenn mit meinem Herzen was nicht stimmt?

[Dr. Catharina Hamm] (9:07 - 11:16)
Ja und nein, kommt auf die Erkrankung tatsächlich drauf an, also die häufigste Erkrankung, die wir generell haben in der Herzmedizin ist die sogenannte koronare Herzerkrankung, das sind quasi, wenn sich nach und nach so Ablagerungen in den Gefäßen bilden, also wenn wir verkalken quasi, sage ich immer und dieser Prozess fängt tatsächlich schon viel früher an, als die meisten denken, weil der tut nicht weh, wenn sich in unseren Gefäßen Cholesterin und Entzündungszellen einlagern über Jahre hinweg, das merken wir nicht, wir merken erst, wenn das Ganze quasi sich in einem Herzinfarkt äußert oder wenn die Verengung so hochgradig ist, dass das Blut nicht mehr richtig fließt in den Herzkranzgefäßen und wir wissen zum Beispiel auch ganz spannend aus Daten von gefallenen Soldaten, dass die wurden dann obduziert aus dem Vietnamkrieg und so weiter, hat man wirklich große Untersuchungen gemacht, das waren natürlich jetzt hauptsächlich Männer, die haben schon mit 20, 25 tatsächlich erste Ablagerungen, also man sagt ja immer, Herzerkrankung ist so Krankheit von Oma und Opa, aber tatsächlich ein Drittel aller Herzinfarkte bei Frauen geschehen vor dem 60. Lebensjahr und ungefähr die Hälfte aller Herzinfarkte bei den Männern vor dem 60. Lebensjahr.

Also es ist keine Oma und Opa Erkrankung, gerade wenn man bedenkt, dass wir alle ja auch mit 60 heutzutage eigentlich noch total jung sind, wir werden alle älter. Also das heißt, diese Erkrankung merkst du oft nicht und das ist so ein bisschen das Trügerische, vor der wir auch am meisten Angst haben, weil die im Endstadium halt tödlich ist. Dann gibt es natürlich noch weitere Erkrankungen, die jetzt gerade wenn du das als Frau ansprichst, wir Frauen merken häufig so mit Eintritt der Wechseljahre, dass es ein bisschen anfängt zu holpern und zu stolpern, Herzstolpern, da ein Extraschlag, dann ist natürlich dann das Vorhofflimmern, was jetzt nicht mit den Wechseljahren zusammenhängt, aber Herzrhythmusstörungen werden allgemein hin, auch je älter wir werden, häufiger das merken wir und dann gibt es natürlich noch Erkrankungen des Herzmuskels, wie zum Beispiel Herzmuskelentzündung war in der Corona-Pandemie ein ganz breites Thema, da hatte jeder Angst vor einer Herzmuskelentzündung.

Die merken manche und merken manche halt auch nicht, das kann total trügerisch sein, weil die Symptome oft nicht so eindeutig sind, eine Luftnot, Herzstolpern, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, das können alle Symptome sein, ist aber halt jetzt nicht so eindeutig, Herz zuzuordnen.

[Jenny Knebel] (11:18 - 11:22)
Sind diese Erkrankungen, die du gerade aufgezählt hast, bei Männern und Frauen gleich?

[Dr. Catharina Hamm] (11:23 - 12:02)
Nee, tatsächlich ist es so, dass die Corona-Herzerkrankungen, von der ich schon gesprochen habe, also die pathologischen Einlagerungen in die Gefäße, die nachher den Herzinfarkt auch machen, da ist es so, Männer haben das häufiger, also in der Statistik bekommen Männer häufiger eine KAK, wir Frauen sind auch vor der Menopause noch ziemlich gut davor geschützt, aber tatsächlich trotzdem, auch wenn wir Frauen seltener eine KAK oder einen Herzinfarkt bekommen, sterben wir frappierenderweise häufiger dran, also unsere Sterblichkeit ist höher an einem Herzinfarkt, eben wegen der ganzen Sachen fehlende Wahrnehmung und so weiter. Deshalb sind Herzerkrankungen, also gerade diese Erkrankung ist bei Männern häufiger, aber bei Frauen häufig dann fast bösartiger, kann man sagen.

[Jenny Knebel] (12:03 - 12:20)
Gibt es denn auch Themen, zum Beispiel bei uns Frauen, ist ja immer gerade so, wenn die Wechseljahre anstehen oder man mittendrin ist oder vielleicht auch schon durch ist, das Thema Hormone ist ja, sagen wir mal, auf viele Krankheiten auch ausweitbar, ist das auch etwas, was bei der Herzgesundheit bei Frauen mit reinspielen kann?

[Dr. Catharina Hamm] (12:20 - 13:26)
Ja, ein Grund, warum wir eben später auch Ablagerungen an den Gefäßen entwickeln und insgesamt weniger koronare Herzerkrankungen haben, ist sicherlich, dass wir, ich sage immer unseren Slow-Aging Hero Östrogen haben, der uns wirklich tatsächlich vor der Menopause ziemlich gut vor Herzerkrankungen schützt, weil viele denken auch immer nur, Östrogen ist nur irgendwie Brüste und Geschlechtsorgane, aber tatsächlich hat ja jede Zelle irgendwie Östrogenrezeptoren und so auch das Herz und auch die Blutgefäße und Östrogen hat da wirklich ganz tolle Effekte, die man sich eigentlich nur wünschen kann, das macht nämlich die Gefäße total geschmeidig und weit und das ist zum Beispiel auch einer der Gründe, warum wir nach der Menopause, also Postmenopausal häufiger Bluthochdruck bekommen, weil die Gefäße nicht mehr so smooth und geschmeidig sind, weil uns das Östrogen eben fehlt.

Natürlich ist auch der Aging-Prozess einfach durch das Alter natürlich, der dazukommt, aber wir haben es schon vor der Menopause eigentlich ganz gut mit den Hormonen. Ich sage immer, wie so oft im Leben, wir wissen Dinge oft erst zu schätzen, wenn wir drohen, sie zu verlieren. Also somit, oft denken wir erst darüber nach, wie toll das ist, dass wir das haben, wenn wir schon so irgendwie durch ein bisschen fast durch sind mit dem Thema.

[Jenny Knebel] (13:26 - 14:07)
Ich hatte gestern ein Telefonat mit einer lieben Bekannten und die hat mir erzählt, dass ihre Mutter leider ins Krankenhaus musste, sehr akut, auch wegen Herzproblemen und wir hatten jetzt auch noch mal gesprochen heute Morgen und da hat sie mir die ganze Geschichte mal erzählt, weil ich fand das jetzt auch sehr spannend mit Bezug auf das Gespräch heute mit dir. Und da ging es um das Thema Diabetes. Also die Mutter hatte lange Diabetes und irgendwie hat es auch keiner so wirklich ernst genommen.

Sie selbst hat zwar schon so ein bisschen drauf geachtet, aber auch nicht so richtig. Ja, es passt schon alles irgendwie und dann war das wirklich wie ein Schlag. Da gibt es auch keine Vorankündigung.

Ist das auch etwas, was du in deiner Arbeit beobachtet hast, dass das zusammenspielt?

[Dr. Catharina Hamm] (14:08 - 14:53)
Ja, also Diabetes zählt ja zu den Hauptrisikofaktoren für Herzerkrankungen oder gerade auch für diese Ablagerung in den Gefäßen und Diabetes ist ein bisschen auch wie Herzerkrankung, merken wir halt lange Zeit lang nicht, weil auch die Symptome tatsächlich total subtil sein können. Aber der Diabetes entwickelt sich ja auch über Jahre. Der fängt mit einer Insulinresistenz an, schon zehn Jahre vorher und eigentlich könnte man da so früh so gut eingreifen, wenn man halt gewisse Werte kontrolliert am Lifestyle arbeitet.

Und gerade der Diabetes ist zum Beispiel für die Frauen noch ein viel, also ist schwerer gewichtet als Risikofaktor, also stetigt die Frauenherzen sogar noch mehr als die Männerherzen. Deshalb sollten wir dringlichst vermeiden, Diabetes zu kriegen. Ist wirklich einer quasi unserer Hauptfünfrisiken fürs Herz.

[Jenny Knebel] (14:53 - 15:17)
Das ist so ein bisschen Status Quo jetzt gerade, wo wir sind und wenn wir dich hier heute haben, Katharina, wollen wir natürlich auch wissen, was können wir jetzt konkret wirklich tun für alle, die sich, wie ich jetzt auch ein bisschen ertappt fühlen und sagen, ach du lieber Gott, da habe ich mich ja noch nie drum gekümmert und das ist ja auch deine Mission. Kümmert euch Leute, zumindest guckt mal, wie ihr gesundheitlich aufgestellt seid. Gibt es Untersuchungen, die wir Frauen regelmäßig durchführen sollten?

[Dr. Catharina Hamm] (15:18 - 17:29)
Ja, eine spezielle Herzvorsorge gibt es ja in dem Sinne eigentlich gar nicht. Also ich weiß, wir haben gerade mit der Fachgesellschaft, der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, haben wir tatsächlich versucht, sollte jetzt das neue gesunde Herzgesetz auf den Weg gebracht werden, zusammen mit Karl Lauterbach. Aber anscheinend wird das jetzt blockiert von den Krankenkassen, weil die sagen, es ist alles irgendwie Wahnsinn.

Es kostet natürlich Geld. Die wollten eigentlich Checkup-Untersuchungen mit 35, 40 und 50. Wollten, dass man Blutwerte mehr kontrolliert.

Aber natürlich sagen die Krankenkassen, Prävention muss schon viel früher stattfinden. Haben sie auch natürlich recht, weil die können ein Live-Selfie machen. Aber trotzdem, ich fände es natürlich persönlich super, wenn man niederschwellige Angebote hätte und Herzchecks machen würde.

Weil ich sage immer, wer sucht, der findet. Und deshalb empfehle ich aber jetzt jedem zum Beispiel den Checkup ab 35. Den gibt es von der Krankenkasse bezahlt.

Da werden Laborentnahmen, also wird Blut abgenommen. Im Idealfall wird noch ein EKG geschrieben. Vielleicht wird manchmal sogar noch ein Belastungs-EKG gemacht.

Das ist aber auch nicht immer standardmäßig dabei. Und das macht der Hausarzt in der Regel. Und der bespricht mit dir dein individuelles kardiovaskuläres Risiko.

Der fragt dich deine Risikofaktoren ab, die es gibt. Und schätzt das so ein bisschen ein. Das ist schon mal, finde ich, eine gute Sache.

Und das sollte jeder mit 35 auch wahrnehmen, weil das wird auch viel zu wenig wahrgenommen. Natürlich ist ja auch immer unterschiedlich, wie mit den Werten dann umgegangen wird, die erhoben werden. Aber ich sage immer, ich habe mal so einen guten Spruch, ich sage immer, spätestens als Frau, wenn du vorm Kosmetikregal stehst und so instinktiv zu Anti-Aging-Produkten greifst, dann solltest du deine Werte wissen.

Und dazu gehört, deinen Blutdruck solltest du kennen. Du solltest deine Cholesterin-Werte kennen. Idealerweise noch mit dem Lipoprotein-a, noch so einem speziellen Marker.

Du solltest deinen Blutzucker-Langzeitwert kennen. Das sind quasi so die drei Basics. Du solltest natürlich dir auch im Klaren darüber sein, was ist in meiner Familie?

Gibt es irgendwie familiäre Risiken? Wir wissen natürlich auch, eine gewisse Genetik ist dabei. Wenn Vater, Mutter schon früh am plötzlichen Herztod, sprich vor dem 60.

Lebensjahr, am plötzlichen Herztod oder Herzinfarkt verstorben sind oder einen Herzinfarkt früh hatten, das hat auch einen Einfluss auf deine Gesundheit. Und da ist es einfach so, je besser, je früher wir die Awareness haben, desto besser.

[Jenny Knebel] (17:30 - 17:58)
Weil du es gerade ansprichst mit familiären Vorerkrankungen auch oder Parallelen. Ich finde ja immer, aber das ist vielleicht auch so eine Denke noch von früher, die ich eben so im Kopf habe, ist einfach Herzinfarkt, da wird immer gesagt, der hatte Stress oder die, der gestresste Manager, psychische Belastung, gestresst, zu viel Arbeit, ist nie runtergekommen. Das geht eigentlich immer so einher.

Viele andere Komponenten werden oft gar nicht aufgelistet.

[Dr. Catharina Hamm] (17:58 - 18:21)
Du musst dir überlegen, was Stress mit deinem Körper macht. Stress reguliert gewisse Hormonsysteme hoch, die letztendlich dazu führen, dass dein Blutdruck ansteigt, dass sich aber auch dein Blutzuckerspiegel schlechter verhält und dass dein Herzschlag erhöht ist. Und all das hat wieder einen Einfluss auf dein Risiko für Herzerkrankungen, weil das alles drei, weder einen hohen Blutdruck, noch einen hohen Puls, noch hohe Blutzuckerspiegel markt dein Herz, markt deine Gefäße.

[Jenny Knebel] (18:22 - 18:57)
Ist es denn so, weil wir ja immer darüber sprechen, dass wir heutzutage alle irgendwie gestresst sind, ob das jetzt berufstätige Männer und Frauen sind, ob das Mütter und Väter sind, die zu Hause mit den Kindern sind, was ja nun auch jetzt nicht gerade, sagen wir mal, zur Entspannung beiträgt. Ich habe auch mal gelesen, wie da der Puls auch hochgeht bei Kindern, wenn die da, sage ich mal, Rambazamba machen. Also es gibt ja die verschiedensten Punkte im Leben, wo man auf unterschiedliche Arten gestresst ist.

Und irgendwie sind wir ja in der heutigen Gesellschaft gefühlt alle immer gestresst. Ist es auch etwas, das dazu führt, dass immer mehr Menschen kranke Herzen bekommen?

[Dr. Catharina Hamm] (18:58 - 20:42)
Ja, also die Psyche spielt wirklich eine unglaublich große Rolle. Also ich kann da auch einen schönen Fall aus der Klinik berichten. Ich hatte wirklich eine sehr junge Patientin, die war noch jünger als wir beide.

Und die hatte wirklich einen richtigen klassischen Herzinfarkt. Das hat natürlich auch ewig gedauert, bis sie an der richtigen Stelle ankam bei uns. Weil natürlich auch wieder alle gesagt haben, die spinnt.

Und ich habe keinen Risikofaktor gefunden, gar nichts. Also ich habe wirklich, ihre Laborwerte waren super. Ich habe auch noch, es gibt ja noch frauenspezifische Risikofaktoren, alles nichts.

Aber dann hat sie mir nachher halt erzählt, ich hatte drei Jahre lang den Stress meines Lebens wegen Trennung, Scheidung und so weiter. Das vergisst man manchmal, was das psychisch, gerade wenn du dann noch als Mutter alleinerziehend bist, irgendwie auch finanziell wirklich Sorgen hast. Also das sind wirklich Sachen, wenn das über Wochen und Jahre besteht und du dauernd gestresst bist, ist das natürlich schlecht fürs Herz.

Aber ich sage mal so, ich glaube, wir sind alle irgendwie gestresst, aber wir haben ganz gute Coping-Strategien und können das ganz gut kompensieren, weil wir ja doch auch mal wieder durchatmen können, mal irgendwie in Urlaub fahren und so. Aber es gibt halt Menschen, die können sich das nicht leisten und die sind, ja, das ist, Herzerkrankung ist ja auch so ein bisschen so eine soziale Geschichte. In den unteren sozialen Schichten ist es tatsächlich so, dass natürlich, da gibt es noch mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weil das hat auch viel mit Zugang zum Gesundheitssystem und Bewusstsein für Herzerkrankungen, unbewusste Lifestyle-Entscheidungen zu tun.

Und da vergessen wir häufig, was da der Stress halt in mir auch bewirkt auf Dauer. Aber ich glaube, die Herzerkrankungen haben jetzt nicht zugenommen, weil wir alle gestresster sind, sondern weil wir ungünstigen Lifestyle haben.

[Jenny Knebel] (20:43 - 20:47)
In vielen, sagen wir mal, Punkten im Leben ja tatsächlich.

[Dr. Catharina Hamm] (20:47 - 21:21)
Genau, ich meine, die heutige Gesellschaft macht es uns ja total schwierig. Also es ist ja schwierig. Wir sind alle dauergestresst.

Es werden ungesunde, tendenziell ungesunde Lebensmittel beworben. Dazu sind wir, haben wir soziale Medien, die uns tendenziell vom Schlaf abhalten und uns tendenziell unzufriedener machen, weil wir immer sehen, da ist jemand, der noch höher, weiter, besser springt und wir uns schlecht fühlen dadurch. Also ich glaube, es ist tatsächlich total schwierig.

Es ist in der heutigen Zeit vielleicht noch wichtiger, eine stabile, gesunde Psyche zu haben. Das ist vielleicht das, was ich jetzt damit sagen will, weil ich glaube, es ist nicht unbedingt einfacher geworden.

[Jenny Knebel] (21:22 - 21:58)
Ja, absolut. Das hast du eigentlich schön zusammengefasst. Mental Health ist ja auch ein ganz, ganz großes Thema und man sieht ja auch, was das tatsächlich für einen Impact auf Gesundheit, Körper, Psyche und so weiter hat.

Also da bin ich bei dir. Lass uns noch mal weiterreden. Was können wir tun, Katharina?

Wir haben eben schon angesprochen, welche Untersuchungen kann man durchführen lassen, um da zumindest mal zu schauen, geht es mir gut. Welche Rolle spielt die Ernährung? Du hast Superfoods mitgebracht, wo du sagst, die sind speziell für die Herzgesundheit.

Da tut man auf jeden Fall schon mal was Gutes.

[Dr. Catharina Hamm] (21:59 - 23:22)
Genau. Also wie gesagt, jeder sagt ja, gesunde Ernährung ist wichtig, aber wir Kardiologen, wir lieben eine spezielle Ernährungsweise, die heißt die DASH Diät, das ist übersetzt die Dietary Approach to Stop Hypertension. Das ist im Prinzip eine mediterrane Ernährungsweise, die habe ich oft geübt, die tatsächlich Limits für den Salz und für den Alkoholkonsum quasi auferlegt. Und das ist so die Ernährungsweise, die wir generell als Kardiologen propagieren, die gesund ist.

Und dann gibt es natürlich tatsächlich noch ein paar Superfoods. Also ich persönlich habe so ein Lieblingsgemüse, die Rote Beete. Alle, die mir auf Insta folgen, wissen das auch.

Die sind schon völlig genervt, weil Rote Beete wird überall mit reingemixt, weil Rote Beete wirklich was total Tolles macht. Die bewirkt, dass sich unsere Gefäße erweitern, die Muskulatur besser durchblutet wird. Und wenn du zum Beispiel mal auf den Marathon fährst, musst du mal gucken, in den ganzen Supermärkten drumherum oder Shops ist überall Rote Beete Saft ausverkauft, weil die durften sich alle mit Rote Beete, weil das auch die Leistungsfähigkeit verbessert und die Regeneration beschleunigt und so weiter.

Also Rote Beete ist wirklich ein super Tipp. Zum Beispiel 200 Milliliter Rote Beete Saft pro Tag senken deinen Blutdruck um vier bis fünf Millimeter Hg. Das ist wirklich ganz gut.

Es ist so fast wie eine Tablette im Prinzip. Problem ist halt der Geschmack auf Dauer wahrscheinlich, aber Rote Beete auf jeden Fall super. Und wir lieben alles, was so dunkle Farben hat.

Auch Beeren sind super, Fruits, Heidelbeeren, Himbeeren haben alle tolle antioxidative Eigenschaften, die super für unsere Gefäße und fürs Herz sind.

[Jenny Knebel] (23:23 - 23:31)
Don'ts. Du hast eben schon gesagt, Salz. Das hat mich ein bisschen überrascht, weil eigentlich man spricht immer über Zucker.

Aber spannend finde ich, dass du jetzt auch Salz sagst.

[Dr. Catharina Hamm] (23:32 - 24:39)
Tatsächlich gibt es auch eine super Studie, die letztes Jahr, glaube ich, veröffentlicht wurde, dass alleine im Jahr 2019 über 120.000 Menschen an falscher Ernährungsweise gestorben sind, vorzeitig gestorben sind. Sprich, wenn du dich schlechter ernährst, stirbst du früher. Und die Hauptfehler sind tatsächlich, dass zu wenig Vollkornprodukte gegessen werden und dass zu viel Salz gegessen wird.

Tatsächlich. Und Salz haben viele gar nicht so auf dem Schirm. Man guckt eigentlich immer auf den Zucker.

Der Ausspruch, du bist das Salz in meiner Suppe, heißt ja auch wieder so, wie wichtig das Salz den Deutschen ist, die Prise Salz obendrauf. Aber was bedeutet zu viel Salz für unsere Gefäße, für unser Herz? Salz zieht tatsächlich quasi Wasser in die Gefäße rein.

Dadurch hast du mehr Druck in den Gefäßen und einen erhöhten Blutdruck. Und deshalb ist es auch gerade für Menschen, die zu Bluthochdruck neigen oder hohen Blutdruck haben, total wichtig, auf ihren Kochsalzkonsum zu achten. Weil tendenziell essen wir alle viel zu viel Salz.

Wir sind versalzen. Wir sollten eigentlich so fünf bis sechs Gramm pro Tag zu uns nehmen. Der Durchschnittsdeutsche, der nimmt so zehn bis zwölf Gramm zu sich.

 

[Jenny Knebel] (24:40 - 24:41)
Oh, da ist er schon drüber.

[Dr. Catharina Hamm] (24:41 - 24:42)
Zum Beispiel isst du Sushi regelmäßig?

[Jenny Knebel] (24:42 - 24:42)
Ja.

[Dr. Catharina Hamm] (24:43 - 24:48)
Wusstest du, wie viel Salz ist in einem Esslöffel Sojasauce?

[Jenny Knebel] (24:48 - 24:48)
Sag mal.

[Dr. Catharina Hamm] (24:48 - 24:59)
Ungefähr die Hälfte des Tagesbedarfs tatsächlich.

In einem Esslöffel Sojasauce. Das empfehle ich auch. Also ich kaufe tatsächlich nur salzreduzierte Sojasauce, weil das ist wirklich krass.

 

[Jenny Knebel] (24:59 - 25:00)
Ah, die gibt es auch.

[Dr. Catharina Hamm] (25:01 - 25:08)
Das ist ein guter Markt. Gibt es das inzwischen?

Finde ich super. Einfach nur salzreduzierte Sojasauce.

[Jenny Knebel] (25:08 - 25:26)
Die Asiaten machen das ja immer so. Mir hat mal jemand erzählt, also eigentlich gibt es da gar nicht Sojasauce. Die sagen immer, ihr macht das doch alles so geschmacklich gleich.

Es schmeckt doch alles nur noch eigentlich nach Sojasauce. Und das stimmt tatsächlich. Schmeckt ja eigentlich kein Fisch mehr raus, keine Sachen, die eingerollt sind.

Es schmeckt eigentlich alles nur nach Sojasauce.

[Dr. Catharina Hamm] (25:26 - 25:56)
Und ich habe einen Bekannten, der hat Bluthochdruck. Und er hat gesagt, immer wenn er Sushi isst, dann in der Nacht fühlt er sich überhaupt nicht gut. Und der hat Bluthochdruck.

Und dann haben wir tatsächlich durch so eine Langzeitblutdruckmessung festgestellt, dass der, wenn der abends seinen Sushi badet, in drei Liter Sojasauce, dass der nachts einen Blutdruck von 160, 170 gehabt hat. Das war total interessant. Und das wissen halt viele nicht.

Und Kochsalz sparen klingt halt total unsexy. Wenn man eine salzarme kostet, klingt total traurig. Klingt so nach ohne Geschmack.

[Jenny Knebel] (25:57 - 26:03)
Aber es gibt ja auch extra Salz, also quasi so Bluthochdrucksalz. Bluthochdrucksalz. Ja, super.

[Dr. Catharina Hamm] (26:03 - 27:12)
Brauchst du eine super Marketingkampagne? Habe ich dir eben schon erzählt. Sollte, finde ich, auch in jedem Haushalt stehen.

Zum Nachsalzen super. Da ist quasi ein Drittel des Natriumchlorids durch Kaliumchlorid ersetzt. Jetzt sagen viele, das schmeckt so ein bisschen metallisch.

Ich schmecke tatsächlich den Unterschied. Muss ich zugeben. Nicht.

Selbst meine Kinder nehmen das für ihr Frühstücksei und merken das nicht. Und das gibt es auch in Studien untersucht. Hat wirklich einen super Einfluss auf den Blutdruck, weil das senkt den Blutdruck und reduziert Schlaganfälle tatsächlich.

Also es gab gerade in Asien benutzen ja Salzen, die auch sehr viel. Und denen wurde Kaliumsalz in so einer Kohorte gegeben. Und die hatten dann 14, 15 Prozent niedrige Schlaganfallrate und niedrigen Blutdruck als die, die normal weiter das normale Salz gegessen haben.

Ich weiß gar nicht, warum das bei uns nicht so propagiert wird, dieses Kaliumsalz. Aber natürlich gibt es auch tolle andere Alternativen. Man kann mit Kräutern super würzen.

Man kann sich so einen Selleriesalz selber machen mit getrocknetem Sellerie. Wenn man keine Allergie hat gegen Sellerie jedenfalls, gibt es auch andere tolle Möglichkeiten. Aber ich finde, gerade Bluthochdruckpatienten, die freuen sich immer von mir, wenn sie diesen Tipp bekommen.

Weil viele wissen das gar nicht, weil du findest es auch nicht in den Supermärkten.

[Jenny Knebel] (27:12 - 27:55)
Das stimmt tatsächlich. Und ich glaube es ist ja auch immer, wenn man ehrlich ist, kennen viele auch bestimmt, da fühlt man sich ertappt. Der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier.

Also wenn ich immer so salze und so viel salze, dann mache ich das, weil es mir schmeckt. Aber ich glaube, also ich habe das zum Beispiel mal gemacht, wir haben auch mal eine Kur gemacht, eine Darmsanierung. Da durfte auch nicht viel gesalzen werden.

Da dachte ich erst, um Gottes Willen, das Eides schmeckt überhaupt nicht. Und jetzt durch die Kinder salze ich auch weniger oder vergesse es manchmal, ehrlich gesagt, weil es dann irgendwie schnell gehen muss. Alle schreien schon essen.

Und dann sitze ich am Tisch und merke, oh, habe ich irgendwie vergessen. Und jetzt habe ich ein paar Mal gemerkt, also ich mache es gar nicht mehr. Und es schmeckt nicht komisch.

Ich glaube, man muss es eine Zeit einfach aussetzen. Das hat ja auch was mit dem Geschmackssinn zu tun. Genau, das ist ja wie beim Zucker.

[Dr. Catharina Hamm] (27:55 - 28:30)
Wenn du mal zuckerfrei lebst und damit da was Süßes isst, hast du ja auch das Gefühl, das ist ja super süß. Und so ist es, glaube ich, mit dem Salz auch. Also mir geht es inzwischen sogar so, wenn ich Baguette esse oder sowas.

Das ist ja so der Klassiker. Gerade im Brot und Backwaren ist ja ganz viel verstecktes Salz drin. Dann denke ich mir, das ist ganz schön salzig.

Früher habe ich mir noch gesalzene Butter immer drauf gemacht. Das kann ich, also ich kann das tatsächlich gar nicht mehr. Ich weiß nicht, ob das vielleicht auch sich mit dem Alter verändert hat.

Aber letztendlich, die Gerichte schmecken ja auch gut, wenn man gar nicht so viel Salz hat. Dann kommt der Eigengeschmack. Das ist ja wie mit dem Zucker.

Da kommt so ein bisschen der Eigengeschmack vom Gemüse viel mehr durch, wenn man dem nicht jetzt so eine Salzhaube obendrauf macht.

[Jenny Knebel] (28:30 - 28:34)
Und die Franzosen haben ja aufs Baguette schon reagiert.

[Dr. Catharina Hamm] (28:34 - 28:43)
Tatsächlich, die haben die Franzosen backen ihr Baguette seit letztem Jahr mit weniger Salz, weil sie auch gemerkt haben, wir müssen irgendwie diese Seuche von Bluthochdruck in den Griff kriegen. Wow.

[Jenny Knebel] (28:44 - 29:11)
Ein großes Thema bei der Gesundheit ist natürlich auch immer Sport, Katharina. Jetzt könnte man natürlich immer sagen, ja gut, also gesunde Ernährung ist super, ein bisschen Sport treiben ist auch super. Das kann man ja so grundsätzlich als Haube überall obendrauf setzen.

Gibt es denn, ich sag mal, bestimmte Übungen, die für unser Herz, also sollen wir dann auch noch Ausdauersport machen, der uns auch noch hochpuscht? Oder sind eher entspannte Übungen wie Yoga besser? Also was könntest du da raten?

[Dr. Catharina Hamm] (29:11 - 31:31)
Ja, Bewegung ist ja einer der wichtigsten Themen für die Herzgesundheit neben der Ernährung, die leider viel zu wenig beherzigt werden. Also statistisch gesehen bewegen sich in Deutschland nur 40 bis 44 Prozent aller Menschen so, wie sie sich bewegen sollten pro Woche, nämlich 150 Minuten pro Woche. Also da haben wir noch ordentlich Luft nach oben, würde ich sagen.

Und natürlich sagt jeder Arzt immer den Patienten, bewegen sie sich. Aber meine Erfahrung ist, sie brauchen konkrete Anweisungen, was sie machen sollen. Ich finde wirklich ein riesen Game Changer für unsere Frauengesundheit ist zum Beispiel das Krafttraining, weil wir brauchen unsere Muskulatur, unsere Muskelmasse.

Das ist quasi die Apotheke der Frau, sage ich immer, unsere Muskulatur. Und wir müssen sie wie beim essen, eine gemischte Platte ist am besten. Also von allem etwas, ein bisschen Kardio, Krafttraining, gerne auch was Entspannendes, Yoga, Pilates, Meditation, aber auch gerne mal ein bisschen Hittraining, also so hochintensives Training.

Ist natürlich der Idealfall, schafft keiner pro Woche das alles. Also wenige schaffen das pro Woche zu absolvieren, musst dich nicht schlecht fühlen. Aber ich finde das immer noch ein Motivator.

Aber gerade, was man halt wissen muss, wir Frauen verlieren aktiv Muskelmasse. Schon ab dem 35. Lebensjahr pro Jahr verlieren wir Muskelmasse.

Ab 50 dann, wenn Östrogen weg ist, weil Östrogen ist tatsächlich unsere Anabolika, unser Testosteron, unser muskelaufbauendes Hormon. Und wenn wir das dann verlieren, dann verlieren wir noch mehr Muskelmasse. Und dem müssen wir tatsächlich quasi, da müssen wir angreifen und dagegen anarbeiten.

Und deshalb ist Krafttraining so wichtig, weil es erhält uns die gesunde Muskelmasse, weil die Muskelmasse auch wichtig ist für, ich sage mal, unser Schutzpanzer, nach innen und nach außen, weil die Muskulatur produziert ganz tolle Substanzen, wenn sie bewegt wird. Sogenannte Myokine, das sind so Muskelheilstoffe, sage ich immer. Und die haben ganz tolle Effekte auf den gesamten Körper.

Verbessern deinen Zuckerstoffwechsel, deinen Fettstoffwechsel. Deine Psyche dafür ist natürlich auch total wichtig. Das macht wirklich ganz viel an der Psyche.

Aber auch fürs Herz ist das total wichtig. Verbessert die Durchblutung, es sprießen kleine neue Gefäße durch die Reize und so weiter. Also somit Krafttraining ist wirklich, finde ich, somit der Game Changer.

Je älter wir werden, desto wichtiger wird Krafttraining.

[Jenny Knebel] (31:32 - 31:48)
Sehr, sehr spannend. Und mal wieder vielleicht auch für euch da draußen so, dass man sagt, okay, komm, jetzt packen wir es mal an. Weil das ist auch genau wie beim Essen mit allem.

Man muss einfach mal den ersten Step machen und dann ist man da auch drin. Ich fühle mich jedes Mal gut, wenn ich Sport mache. Aber es ist auch jedes Mal mein Gedanke, dass ich denke, ich schaffe es nicht.

[Dr. Catharina Hamm] (31:48 - 32:39)
Es gab da auch eine ganz tolle Frauenstudie letztes Jahr. Oder eine tolle Studie, nicht eine Frauenstudie, aber eine große Studie, die gezeigt hat, dass wir Frauen sogar noch effektiver sind beim Sport, dass wir sogar noch weniger Sport machen müssen und mehr davon profitieren als Männer. Und bei uns hat sich tatsächlich herausgestellt, dass für uns zwei bis drei Einheiten Krafttraining pro Woche für die Sterblichkeit, die Gesamtsterblichkeit, also die Wahrscheinlichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu versterben, mehr sinkt, als wenn wir sechs Stunden pro Woche joggen gehen.

Also diese Marathon-Läufer, das ist alles schön. Aber kannst du dann immer sagen, also ich mache zwei bis drei Mal pro Woche Krafttraining. Ist auch in Ordnung.

Ist sogar besser tatsächlich. Also tatsächlich zwei bis drei Mal pro Woche Krafttraining hat die Sterblichkeit um über 50 Prozent reduziert, wohingegen sechs Stunden Cardio machen, wirklich jeden Tag eine Stunde joggen gehen. Was ja zeitaufwendig ist, finde ich, ist nicht so effektiv.

 

[Jenny Knebel] (32:39 - 32:42)
Jetzt hast du mich. Morgen geht's los.

[Dr. Catharina Hamm] (32:42 - 32:44)
Sehr gut. Dann kann ich jetzt gehen.

 

[Jenny Knebel] (32:45 - 33:40)
Mission für heute schon mal erfüllt. Vielleicht seht ihr es auch so. Tolle Ansichten hast du mitgebracht Katharina.

Auch eine Statistik noch von dir. Ein Großteil aller Herzerkrankungen wäre vermeidbar. Longevity ist Herzgesundheit.

Wir haben es ja so ein bisschen eben schon angesprochen, was man alles in seinem Lifestyle optimieren kann. Ja, wir wollen ja auch nicht mit dem erhobenen Zeigefinger. Wir wollen ja einfach nur Tipps mitgeben und der eine oder andere kann sich mal da anknüpfen oder sagt, das passt für mich.

Longevity ist immer ein großer Begriff, der natürlich auch immer mehr kommt, der aber auch, wie ich finde, unfassbar wichtig ist und der auch lange so ein bisschen unterm Radar geflogen ist. Das war immer so ein bisschen nach dieses neumodische Longevity. Longevity in Kombination mit Herzgesundheit.

Wie können wir gesund altern mit einem gesunden Herzen?

[Dr. Catharina Hamm] (33:41 - 35:22)
Ja, Langlebigkeit ohne Herzkreislaufgesundheit geht halt nicht. Also die Faktoren, die sich positiv auf unser Herzkreislaufsystem auswirken, wirken sich halt auch auf die Langlebigkeit positiv aus. Und dazu zählt halt die Vermeidung von Risiken.

Und ich sage immer 60 bis 70, also wahrscheinlich sogar noch mehr, gerade aller vorzeitigen Herzerkrankungen wäre wirklich vermeidbar durch einen gesunden Lifestyle, durch Vermeidung von zu hohen Blutzuckerspiegeln, durch einen gesunden Cholesterinspiegel, der nicht zu hohes LDL-Cholesterin ist. Dann spielt natürlich auch ganz viel Entzündung. Wir sprechen ja mal von Inflammaging, also die Mikroinflammation, die auch in den Gefäßen drin ist, die tatsächlich auch für die Ablagerung verantwortlich ist.

Die beeinflusst sowohl unser Herzkreislaufsystem als auch die Langlebigkeit. Und oxidativer Stress und die ganzen Vorgänge. Das hat wirklich viele gemeinsame Komponenten.

Die gute Sache ist, wenn du Herzpflege machst, machst du gleichzeitig was für deine Longevity, weil es wirklich für alles gleichzeitig gut ist. Und gerade die Vermeidung der Hauptrisiken, ich sage mal wirklich Rauchen. Raucherinnen leben im Schnitt 13 Jahre weniger als Nichtraucherinnen.

Das ist das Allererste. Trotzdem rauchen immer noch so viele. Und auch wenn es weniger wird, aber die fangen jetzt alle an mit diesem Vaping Device, die sind auch nicht gut für unsere Gefäße.

Und das werden wir in ein paar Jahren sehen, wie sich das langfristig auswirkt. Und es ist irgendwie auch eine Einstiegsdroge. Aber wirklich rauchen sollte man lassen, wirklich den Diabetes vermeiden.

Mit der körperlichen Aktivität kann man wirklich so viel machen. Sport hat so einen großen Einfluss, weil es eben diese ganzen Risikofaktoren auch gut trifft. Man verhindert halt, dass der Blutzucker zu hoch ist.

Man verhindert, dass man zu hohen Blutdruck kriegt.

[Jenny Knebel] (35:23 - 35:36)
Was ist mit Alkohol? Weil es gibt ja diese schöne Aussage, da weiß man nicht, ob sich die jemand irgendwann mal schön geredet hat oder ob es dafür wirklich so ein fundiertes Wissen gibt. So ein Glas Rotwein am Abend, der ist sogar für die Gesundheit gar nicht so schlecht.

[Dr. Catharina Hamm] (35:36 - 36:27)
Ja, da muss ich mich jetzt total enttäuschen. Und leider schmeckt dir heute Abend dein Glas Rotwein nicht mehr, wenn ich dir jetzt sage, dass diese Studie längst überholt ist und wir tatsächlich wissen, dass das Glas Rotwein nicht die Herzgesundheit fördert. Das war leider eine bisschen selektierte Patientenkohorte, an der das halt untersucht wurde.

Ja, weil das sind die in den oberen sozialen Schichten, die jeden Abend ihr Glas Rotwein getrunken haben, verglichen mit halt, also die ist nicht mehr aussagekräftig, leider die Studie. Und wir wissen tatsächlich, dass fürs Herz am besten kein Alkohol ist. Und natürlich kannst du dann ein Glas Wein trinken, aber dann red dir bitte nicht ein, du machst damit Herzpflege.

Also dann ist es Genuss. Das ist okay, weil ich bin, also jeder trinkt, also ich trinke auch gerne ab und zu mal ein Glas Wein. Und zumindest wissen, was man tut und wie mit allem im Leben in Maßen.

Genau, weil jeder Tropfen tatsächlich sowohl schlecht für die Longevity ist, als auch für unser Herzkreislaufsystem.

[Jenny Knebel] (36:29 - 36:45)
Zum Thema Behandlung. Wenn jetzt jemand feststellt, okay, ich war beim Arzt, habe diese Untersuchung gemacht, meine Werte sind nicht so gut, meine Gefäße fangen an zu verkalken, vielleicht gerade noch am Anfang oder schon auch fortgeschritten. Was kann man tun?

[Dr. Catharina Hamm] (36:47 - 37:59)
Ich würde so gerne immer sagen, manche fragen mich dann, kann ich einen Entkalker schlucken? Sag ich, es wäre super, wenn wir quasi in unsere Waschmaschine so einen Entkalker reingeben. Und es gibt wirklich Leute, die schon Zitronensäure genommen haben und sowas, weil sie dachten, sie entkalken davon.

Das ist wirklich ein schwieriges Thema. Das Problem ist, die Ablagerung, die man dann hat, die wird man nicht wieder komplett los. Aber man kann sie sehr gut stabil halten, auch durch Lifestyle.

Natürlich gibt es dann auch entsprechend Medikamente, die diese Ablagerung stabil halten. Das entscheiden wir dann immer je nachdem, wie diese Ablagerungen sind. Weil das Problem an den Ablagerungen ist ja nicht, dass das irgendwie unschön aussieht, wenn da eine Ablagerung ist.

Und ich sehe das quasi mit dem Ultraschall, zum Beispiel die Halsschlagader, da kannst du ja gut schallen. Dann siehst du da die Ablagerung, sieht nicht schön aus. Ist aber nicht das Problem, sondern das Problem ist, dass die halt auch aufreißen können, sowohl hier als auch am Herzen.

Und wenn die sich aufreißen, dann kommt es zum Herzinfarkt oder zum Schlaganfall. Somit muss man halt sehen, dass man diese Ablagerung stabil hält. Und es gibt enorm viele Menschen, die nehmen, sage ich immer, diese Ablagerung mit ins Grab, ohne darin zu sterben.

Also man kann damit trotzdem noch alt werden. Aber spätestens dann muss man wirklich den Lifestyle ändern und eventuell sogar auch noch halt Medikamente schlucken.

[Jenny Knebel] (37:59 - 38:08)
Das heißt, das, was sich angesammelt hat, bleibt erstmal also so richtig, sagen wir mal, rückwirkend, kann man die Gefäße gar nicht mehr entkalken.

[Dr. Catharina Hamm] (38:09 - 39:41)
Nee, deshalb sage ich immer, Herzgesundheit beginnt eigentlich schon im Kindesalter, eigentlich schon im Mutterleib beginnen. Ja, weil das müsste eigentlich schon Basic Science für werdende Mütter sein, weil da beginnt schon die Herzgesundheit von deinem ungeborenen Kind, beginnt schon im Mutterleib. Da wird es schon geprimed.

Die ganze Epigenetik, die wir noch haben, die wir jetzt gar keine Zeit haben zu besprechen, das ist super spannend auch. Und je früher du anfängst, Herzpflege zu machen, dann kannst du wirklich gut verhindern, dass du gar keine Ablagerung hast. Wir wissen, dass es Bevölkerungsgruppen auf der Welt gibt, wie es gibt so Cimane Indianer, das ist so eine indigene Bevölkerungsgruppe, die am Amazonas lebt.

Und die erfreuen sich wirklich einer extrem guten Herzgesundheit. Die haben aber natürlich einen Lifestyle abseits der Zivilisation, die jagen und sammeln, bewegen sich zehn bis zwölf Stunden pro Tag. Die sammeln Beeren, die leben in guten sozialen Gemeinschaften, sind füreinander da.

Und die hat man tatsächlich, die haben Kardiologen natürlich alle schon untersucht und in CTs gelegt, um zu gucken, ob irgendwo Ablagerungen sind. Die sind tatsächlich total gesund. Da gibt es keinen Diabetes und die haben kaum Ablagerungen.

Der einzige Problem ist, dass sie an Infektionserkrankungen sterben. Deshalb werden die nicht wie die Centenarians quasi 100, sondern die sterben dann halt mit 80, aber die sind ablagerungsfrei. Da siehst du halt, was du machen kannst.

Sie sind zwar genetisch gesegnet mit niedrigen Cholesterinwerten, aber der Lifestyle spielt halt eine riesige Rolle. Wenn du jeden Tag, wir sitzen im Schnitt sieben bis zehn Stunden und die jagen halt sieben bis zehn Stunden. Und du gehst halt zu Rewe fünf Minuten oder zehn Minuten oder lässt sie sogar nach Hause liefern, dann musst du gar nicht mehr raus.

[Jenny Knebel] (39:42 - 40:04)
Es ist alles zu bequem, das stimmt tatsächlich. Was ich auch spannend finde, du hast einen interessanten Vergleich, da muss ich so ein bisschen schwunzeln, Haut versus Herz. Weil wir ja gerade so ein bisschen dabei sind, auch was kann man tun oder wo kann man auch ein bisschen sensibilisieren, das Bewusstsein schaffen für dieses Thema.

Und das hast du eigentlich ganz schön definiert. Wo ist da der Zusammenhang?

[Dr. Catharina Hamm] (40:05 - 41:02)
Ja, letztendlich ist unsere Haut strahlt, auch wenn unser Herz gesund ist. Und man weiß, dass vorzeitige Risikofaktoren wie Bluthochdruck und hohes Cholesterin machen sich auch an früheren Falten und Alterungsprozessen an der Haut tatsächlich sichtbar. Zum Beispiel weiß man auch, dass wenn Männer ganz früher, also vor dem 30.

Lebensjahr, graue Haare bekommen, haben die tatsächlich auch mehr Risikofaktoren, mehr Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte. Also tatsächlich unser Äußeres ist ein ganz guter Spiegel von unserem Inneren, heißt es ja auch immer. Und irgendwie ist halt Skincare immer sexier als jetzt Herzgesundheit.

Das klingt immer so nach Rheumadecke, ich weiß es auch nicht. Aber letztendlich spielt alles zusammen. Und auch das natürlich, was du dir in dein Gesicht schmierst, hat auch einen Einfluss darauf.

Thema Mikroplastik oder noch andere endogenen Disruptoren, die es ja gibt, die wir uns dann in unsere Haut reinschmieren und die tendenziell aufgenommen werden können von deinem Körper. Also das ist eigentlich auch ein total interessantes Thema.

[Jenny Knebel] (41:03 - 41:15)
Und ich meine noch den Vergleich. Darauf wollte ich eben auch noch anspielen. Aber das ist auch super spannend, was du sagst.

Wie lange wir uns mit dem Thema Beauty beschäftigen und wie viel wenig wir uns eigentlich mit dem Thema Herz beschäftigen?

[Dr. Catharina Hamm] (41:15 - 42:01)
Angeblich, anhand einer repräsentativen Umfrage hat ergeben, dass jede Frau durchschnittlich 40 bis 50 Minuten vor dem Spiegel steht und sich um ihr Äußeres kümmert. Und das finde ich schon, im Vergleich dazu, dass nur 40 Prozent das schaffen, 150 Minuten Sport oder Bewegung pro Woche zu machen, finde ich das einen ganz schönen Kontrast. Dass uns das Äußere irgendwie doch extrem wichtig ist und das Innere oft vernachlässigt wird.

Und das Gute ist aber, wenn du was fürs Innere tust, dann hast du auch einen schönen Glow, sage ich immer nach dem Sport. Das ist, ich glaube, das macht ja auch super Durchblutung. Da sprießen kleine Blutgefäße in der Haut und dann siehst du rosig aus.

Und somit, Herzpflege ist Hautpflege.

[Jenny Knebel] (42:02 - 42:49)
Aber vielleicht auch da jetzt dieses Bewusstsein zu haben, dass man Sport auch nicht macht, weil man es machen muss. Ich glaube, das ist auch ein ganz großer Schritt da in die richtige Richtung. Oder dass man sich nicht so ernähren muss, weil es irgendjemand sagt oder wieder irgendwo geschrieben hat, sondern dass man wirklich weiß, okay, ich tue mir selber da was Gutes und meiner Familie.

Ich glaube, wenn man, und das ist ja auch dein Thema, dass du einfach sagst, für dieses Thema Frauenherzgesundheit, Herzgesundheit muss einfach viel mehr Aufklärung passieren. Und deswegen toll, dass du da bist. Das ist, glaube ich, einfach etwas, woran angeknüpft werden muss.

Was würdest du dir dieshingehend noch wünschen? Also passiert da noch zu wenig bei uns in Deutschland, auf der Welt? Fängt das jetzt gerade an, kommt das ins Rollen?

Ich meine, dein Thema ist es seit vielen, vielen Jahren und natürlich auch beruflich.

[Dr. Catharina Hamm] (42:49 - 44:43)
Ich habe schon das Gefühl, dass wir gesundheitsbewusster werden und dass das so ein bisschen in den Fokus gerät, weil natürlich allein auch durch die sozialen Medien sind wir alle vernetzter und hören dann, keine Ahnung, Mutter von der ist gestorben. Oder also man hört viel mehr und macht sich dann vielleicht noch doch mal mehr Sorgen um seine Herzgesundheit. Insgesamt finde ich, läuft die Awareness noch ein bisschen unterhalb des Radars und ich würde mir natürlich wünschen, dass wir eine konsequente Herzvorsorge hatten mit 50 oder 55, um einfach zu verhindern, dass wir so eine hohe Krankheitslast haben.

Und natürlich würde ich mir auch wünschen, dass wir viel früher anfangen, Prävention zu machen, nämlich im Kindesalter, dass es normaler ist, noch mehr Sport in der Schule zu haben, dass gesunde Ernährung für jeden zugänglich ist, dass es nicht so teuer ist, dass sich das jeder leisten kann. Und weil wie gesagt, wenn du dich im Kindesalter, wenn du im Kindesalter schon übergewichtig bist, das hat auch einen Einfluss auf deine Herzerkrankung schon im mittleren Lebensalter, wirklich zwischen 40 und 60. Und somit, da wünsche ich mir noch viel mehr, es muss ganz großflächig halt irgendwie sein.

Und da hängen wir noch so ein bisschen hinterher. In Deutschland schneiden wir nicht besonders gut ab, in Relation, was wir für unser Gesundheitssystem ausgeben und wie unsere Lebenserwartung ist, sind wir ziemlich schlecht im europäischen Vergleich. Wir haben eines der besten Gesundheitssysteme und wir kümmern uns um alle, die in den Brunnen gefallen sind, extrem gut, aber wir verhindern nicht, dass sie in den Brunnen fallen.

Und da würde ich mir viel mehr Prävention wünschen, dass man frühzeitig die Leute dazu aufruft, dass halt die Werte kontrollieren. Jetzt haben wir natürlich das Dilemma, dass die Krankenkassen nicht zahlen wollen irgendwie flächendeckend. Die sagen eher immer natürlich nur von denen, wo es nötig ist, wo was in der Familie ist.

Aber ich sage halt, ich habe da eine andere Sichtweise, weil ich so oft sehe, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist und das wirklich schlimme Schicksale sind, die man verhindern könnte.

[Jenny Knebel] (44:44 - 45:01)
Du kämpfst und brennst auf jeden Fall für das Thema, Katharina. Vielen, vielen Dank. Wir haben viel gelernt von dir.

Wer jetzt sagt, möchte ich gerne mehr wissen, das ist auch genau mein Thema oder damit habe ich mich noch nie beschäftigt, möchte ich aber machen. Es gibt bald ein Buch auch von dir, heißt?

[Dr. Catharina Hamm] (45:02 - 45:14)
Das heißt Save Your Heart, also passend zu dem Thema, wo ich letztendlich über einen herzgesunden Lifestyle aufkläre, wo alles, was wir eigentlich auch so besprochen haben, noch ein bisschen ausführlicher drinsteht.

[Jenny Knebel] (45:14 - 45:25)
Viel recherchiert hast. Du stapelst jetzt sehr tief, sehr viel geforscht hast, recherchiert hast, deine Familie musste viel auf dich verzichten. Es ist wirklich ein Herzensprojekt, wenn ich jetzt mal in die Presse springen darf.

 

[Dr. Catharina Hamm] (45:25 - 45:29)
Ja, das stimmt. Liebe Jenny, danke, dass du das gesagt hast. Danke, dass du das gesagt hast.

[Jenny Knebel] (45:29 - 45:29)
Ich weiß, dass du es selbst nicht machst.

[Dr. Catharina Hamm] (45:29 - 46:06)
Es ist wirklich mein Herzensprojekt, weil ich finde, das fehlt immer noch, dass man sowas mal nachlesen kann. Ich glaube, dass es einem viel Awareness gibt und ich hoffe, dass es vielen Frauen hilft. Es erscheint am 27.12., ist ein super Geschenk vor Weihnachten, kann man dann in den Weihnachtsferien lesen. Ja, ich würde mich natürlich freuen, wenn die Frauen noch aufgeklärter sind und wissen, was sie zu tun haben. Da habe ich auch noch mal erklärt, welche Vorsorgeuntersuchung wann und was macht Sinn. Sind Sportprogramme mit dabei?

Welchen Sport soll ich machen? Wie viel? Sind Übungen dabei?

Ist ein Trainingsplan sogar mit dabei zum Runterladen? Also da hast du dann keine Ausrede mehr, Jenny.

[Jenny Knebel] (46:07 - 46:13)
Habe ich jetzt schon nicht mehr. Ich bin into it. Catharina Hamm, vielen, vielen Dank.

Alles Gute für dich.

[Dr. Catharina Hamm] (46:13 - 46:14)
Danke für die Einladung.

 

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