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Informationen zur Podcastfolge Nr. 105 über besseres Essverhalten mit Dr. Yael AdlerInformationen zur Podcastfolge Nr. 105 über besseres Essverhalten mit Dr. Yael Adler

Lust ist kein Zufall – Über Libido & Intimität

Lust kommt nicht einfach so – und schon gar nicht in Langzeitbeziehungen. Die bekannte Sexualpädagogin, Speakerin und Autorin Gianna Bacio räumt im Gespräch mit Host Nils Behrens im Healthwise Podcast mit Mythen auf und zeigt, wie wir Intimität bewusst fördern können. Dabei spricht sie offen über die Rolle von Selbstliebe, Kommunikation und kleinen Alltagsmomenten, die große Wirkung auf unser Liebesleben haben.

 

Lust ist kein Selbstläufer

Zu Beginn einer Beziehung sind Hormone und Verliebtheit oft der Motor für Leidenschaft. Doch mit der Zeit nimmt die spontane Lust ab – völlig normal, wie Gianna betont. Der Schlüssel liegt darin, aktiv für Anziehung zu sorgen, statt darauf zu warten, dass Lust „einfach passiert“.

Ihr Tipp:

- Akzeptieren, dass Phasen geringerer Lust normal sind.

- Gezielte Zeitfenster für Intimität schaffen – auch wenn das bedeutet, Sex zu „terminieren“.

 

Selbstliebe als Basis für erfüllte Sexualität

Selbstbefriedigung ist für Gianna kein Ersatz, sondern eine wichtige Grundlage für partnerschaftliche Sexualität. Sie hilft, den eigenen Körper kennenzulernen, Vorlieben zu erkennen und diese mit dem Partner zu teilen.

Dabei gilt: Sich bewusst Zeit nehmen, ohne Leistungsdruck, und den Körper einfach neugierig erkunden – auch jenseits ohne Ziel.

 

Kommunikation – der wahre Lust-Booster

Über Sex zu sprechen, fällt vielen schwer, weil es in unserer Gesellschaft leider nach wie vor ein Tabuthema ist und auch bspw. in der Schule im Aufklärungsunterricht seltenst thematisiert wird.

Giannas Rat:

- Nicht im Bett beginnen zu reden, sondern in entspannter Atmosphäre, sich bewusst Zeit nehmen, um über die Bedürfnisse im Bett zu sprechen.

- Ich-Botschaften verwenden („Mir gefällt es, wenn…“).

- Um etwas Lockerheit in das Gespräch zu bringen können Hilfsmittel wie Fragekarten genutzt werden, um Gespräche spielerisch zu starten.

- So wird aus einem heiklen Thema ein leichtes, verbindendes Gespräch.

 

Mehr erfahren im healthwise Podcast von sunday natural

Kleine Gesten, große Wirkung

Intimität beginnt nicht an der Schwelle zum Schlafzimmer. Auch im Alltag sollte man mehr Aufmerksamkeit und Berührung einzubauen:

- Augenkontakt beim Zähneputzen

- Händchenhalten beim Spaziergang

- Gemeinsam kochen ohne Ablenkung

- Das Handy bewusst beiseitelegen

 

Solche Momente schaffen Nähe und halten die Verbindung lebendig.

 

Mythen entzaubert

Gianna bricht mit hartnäckigen Irrtümern:

- Lust muss nicht spontan entstehen – sie lässt sich bewusst fördern.

- Männer haben nicht automatisch mehr Lust als Frauen.

- Sex ist mehr als Penetration – jede Form von Intimität zählt.

Take Aways

- Lust ist keine Laune der Natur, sondern kann aktiv gestaltet werden.

- Selbstliebe und Körperbewusstsein sind die Basis erfüllter Sexualität.

- Offene Kommunikation stärkt Vertrauen und Intimität.

- Kleine, bewusste Gesten im Alltag wirken stärker als du denkst.

- Mythen über Sexualität schaden beiden Partnern – Aufklärung ist der Schlüssel.

 

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Gianna Bacio ist Sexualpädagogin, Autorin und eine der bekanntesten deutschen Sexfluencerinnen. Mit klarer Sprache, Humor und viel Empathie gelingt es ihr, Tabus rund um Sexualität aufzubrechen und ein großes Publikum für Aufklärung zu begeistern. In ihren Büchern Hand drauf! und Love Your Sex, auf der Bühne mit „Sexfluence Live“ sowie in Podcasts und TV-Formaten inspiriert sie zu mehr Offenheit, Selbstbewusstsein und einem entspannten, selbstbestimmten Umgang mit Liebe und Sexualität.

[Gianna Bacio] (0:00 - 0:28)

Ich glaube, das Schwierigste ist halt, dass wir so viele Mythen glauben, wie zum Beispiel, dass Lust einfach spontan kommt. Das ist halt Bullshit, ehrlich gesagt. Also das ist halt was, was am Anfang einer Beziehung ganz gut funktioniert, weil da halt diese Verliebtheitsphase ist.


Wir sind ja so im richtigen Rausch von Hormonen und deswegen haben wir dann eine große Anziehung auch der anderen Person gegenüber. Aber das lässt halt mit der Zeit nach. Darüber wird aber relativ wenig geredet, dass das halt eigentlich total normal ist.


[Nils Behrens] (0:28 - 1:54)

Herzlich willkommen zu HealthWise, dem Gesundheitspodcast, präsentiert von Sunday Natural. Ich bin Nils Behrens und in diesem Podcast erkunden wir gemeinsam, was es bedeutet, gesund zu sein. Wir tauchen ein in Themen wie Medizin, Bewegung, Ernährung und emotionale Gesundheit.


Immer mit einem weisen Blick auf das, was uns wirklich gut tut.


Sexualität ist mehr als Technik oder Timing. Sie ist Kommunikation, Körpergefühl und ein Spiegel unserer Beziehung zu uns selbst.


Und trotzdem reden wir kaum darüber, obwohl genau das der Schlüssel zu mehr Nähe, Lust und Verständnis sein kann. Gianna Bacio ist Sexualpädagogin, Speakerin, Autorin und bekannt als Stimme für moderne, tabufreie Aufklärung rund um Lust, Körper und Beziehung. Mit ihrer Mischung aus wissenschaftlicher Expertise und nahbarer, humorvoller Art, erreicht sie über Social Media um ihre Live-Shows ein Millionen Publikum. Immer mit dem Ziel, mehr Leichtigkeit und Selbstbestimmung in unser Liebesleben zu bringen.


Ihr Motto, Sex darf Spaß machen, Wissen schützt und Reden ist das beste Vorspiel. Und deswegen sage ich, herzlich willkommen, Gianna Bacio.

Ja, liebe Gianna, ich habe ja immer eine Sonntagsfrage, mit der ich diesen Podcast beginne.


Und ich hatte mir lange überlegt, was die Sonntagsfrage für Dich hier ist. Mal sehen, wie gut mir die Frage gelungen ist. Mal sehen, wie Deine Antwort dazu ist.


Also, wie sieht für Dich der perfekte Sonntag aus? Einer, der nicht nur erholsam ist, sondern, bei dem du dich vielleicht auch auf eine sinnliche, intime Weise mit dir selbst beschäftigst.


[Gianna Bacio] (1:54 - 3:30)

Ja, das ist eine sehr gute Frage. Also, es zeigt ja einfach so ein bisschen, dass das Leben ein nicht Wunschkonzert ist, ne? Und was wir uns komplett wünschen, das muss ja nicht unbedingt erfüllt werden.


Also, ausschlafen, das, wäre schon mal richtig gut. Wenn ich ausschlafen könnte, dann könnte schon mal der perfekte Sonntag beginnen. Dann würde ich erst noch so ein bisschen im Bett liegen bleiben und mal so den Tag begrüßen.


Dann gäbe es irgendwann ein leckeres, nährstoffreiches Frühstück. Und ich würde dann wahrscheinlich, ah ne, andersrum. Ich würde erst mal zum Sport gehen und danach Frühstück tun.


Und würde, auch wenn es ja so ein bisschen sinnlich ist, würde ich mich danach auch, weil ich gehe ja vorher nach draußen in die Natur. Mich in die Natur verbinden, barfuß rumlaufen, spazieren gehen. Ich würde also auf jeden Fall mit dem rausgehen.


Dann sind wir ja, weiterhin beim Wunschkonzert. Dann würde ich noch eine richtige tolle Massage bekommen. Ich würde also auch alle Sinne anregen.


Hätte dann auch schon das Duftöl, Massageöl dabei. Dann, ich esse auch so gerne. Dann gäbe es natürlich dann auch lecker Essen.


Und dann, ich merke eben schon, dass ich den ganzen Sonntag jetzt nicht komplett alleine verbringen würde. Also, ja, dann gäbe es hoffentlich auch noch ein schönes Vorspiel und Nachtspiel und ein Hauptspiel. Das wäre für mich so der perfekte Sonntag.


[Nils Behrens] (3:31 - 3:43)

Ausgezeichnet, ausgezeichnet. Wie ist es denn generell? Also du bist ja jemand, der sehr offen, sage ich mal so, über Themen redet, die normalerweise anderen Leuten dabei rot werden.


Wie bist du zu dem Thema grundsätzlich gekommen?


[Gianna Bacio] (3:44 - 4:46)

Also, ich glaube, was mich schon immer umtrieben hat, war so eine Neugier dem Thema gegenüber. Ich habe das schon in meiner Vergangenheit mit Freundinnen super gerne und oft darüber geredet. Ich wollte zumindest immer darüber reden.


Manche, die das gar nicht wollten. Andere waren die das schon. Die habe ich mir dann rausgepickt.


Und die mussten dann mit mir darüber sprechen. Und dann, nachher, dass ich wirklich das auch bei der Kamera gemacht habe, über das Thema Sex zu sprechen, das kam eher so zufallsmäßig zu mir. Ich habe damals bei einem kleinen TV-Sender irgendwie moderiert und dann eine andere Person gefunden, die eben schon so einen Aufklärungskanal hatte.


Und wir haben uns dann zusammengetan und haben so das Aufklärungsteam auf YouTube damals gebildet. Das war 2011. Und ja, also ich glaube einfach, dass ich da schon immer den Themen gegenüber neugierig war und kein Problem hatte, darüber zu sprechen.


Aber ich habe die Ausbildung als Sexualpädagogin und alle darauffolgenden Ausbildungen erst danach gemacht. Aber erst mal war so, nee, ich habe Bock darüber zu sprechen. Ich habe das nur hobbymäßig gemacht.


Und das ist dann so groß. Und nachher ist es mein Beruf geworden. Das hätte ich damals halt niemals gedacht.


[Nils Behrens] (4:47 - 5:20)

Ich habe eine sehr spannende Erfahrung gemacht. Mir wurde dieses Thema, wir hatten eine Freundin schon zum Thema Arrestment Coaching und als mir das Thema das erste Mal angeboten wurde, hatte ich das mal abends in so einer Runde, wir saßen in Berlin im Sowerhaus, hatte ich das so mal gedroppt. Und da waren zwei Frauen dabei, die ich eigentlich fast gar nicht kannte und die waren auf einmal sehr mitteilungsbedürftig.


Und dann merkte man auf einmal, das Thema resoniert. Einmal, ich lebe halt in Hamburg, in Berlin, da war ich in Hamburg, war in der gleichen Woche auf einer Dinnerparty, Leute, die ich eigentlich besser kannte und habe das Thema auch mal gedroppt. Da wurde sehr schnell das Thema gewechselt.


[Gianna Bacio] (5:22 - 5:25)

Ich komme aus Köln, ist es nicht mehr.


[Nils Behrens] (5:28 - 5:39)

Und deswegen frage ich nochmal, hast du eine Einschätzung dazu, warum es uns so schwerfällt, über so ein Thema, was ja so eine Bedeutung hat, einig darüber zu sprechen, offen darüber zu sprechen?


[Gianna Bacio] (5:40 - 6:23)

Wir sind ja total geprägt. Also geprägt von unseren äußeren Umständen. Und in der Schule bereitet uns da ja keiner wichtig drauf vor.


Ich sage immer, we are oversexed, but under fucked. Also wir sehen ja Sexualität zwar überall, auf den Plakaten überall, brennt sie uns in unser Gehirn ein, aber wir sprechen da sehr wenig darüber. Zumindest das, was uns wirklich bewegt.


Und das macht total viel mit uns. Das macht natürlich vor allem die Scham aus, die wir heute haben. Auch die ganzen Mythen, die rund um das Thema Sexualität dann kursieren.


Und das finde ich total schade. Man muss es eben, finde ich, ein ganz gutes Gegengewicht geben, dass wir da uns auch trauen, über unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu sprechen.


[Nils Behrens] (6:25 - 6:51)

Ja, 100 Prozent. Ich fand das ganz interessant, das mit der Sidney, da hat sie dann gesagt, ihr perfekter Sonntag wird ihr Thema Selbstliebe. Und damit meinte sie auch eine körperliche Selbstliebe sozusagen.


Auch da gibt es etwas, wo du sagen würdest, das sagt unser Zugang zum Thema Selbstbefriedigung, sage ich mal so. Also welche Aussage treffen wir da drüber, wenn wir eben halt über solche Themen reden...


[Gianna Bacio] (6:51 - 6:52)

Das musst du nochmal genauer erklären...


[Nils Behrens] (6:52 - 6:55)

Was verrät es über uns, sage ich mal so.


[Gianna Bacio] (6:57 - 8:11)

Ja, super viel. Also genau, weil wir eben geprägt sind, haben viele da schon das Gefühl von Scham und oft auch Schuld in sich und trauen sich vielleicht nicht, sich selbst zu berühren oder machen das eher schnell, mechanisch, also mit so einem Ding von ich habe ja ein gewisses Ziel im Kopf. Aber dass wir uns auch einfach mal ziellos berühren, dass wir in Verbindung kommen mit unserem Körper, das machen wir relativ wenig, weil wir ja auch so geprägt sind, dass wir von der Gesellschaft eher von außen bewertet werden und wir bewerten uns auch ganz viel von außen und das führt dann eher so zu diesem von außen, was ja bei Eigenformen ist dieses von innen, von innen fühlen und das machen wir eher wenig und deswegen fällt es da vielen auch total schwer, über das Thema Selbstbefriedigung zu sprechen und natürlich die Prägungen der letzten tausend Jahre, die mit dazu geführt haben, die katholische Kirche war leider stark zu sagen, Selbstbefriedigung oder Masturbation ist etwas Schlechtes, das sollt ihr nicht machen. Da gab es ja richtige Pamphlete und Kreuzzüge, die dagegen unternommen wurden, dass sich Menschen eben nicht selbst angefasst haben und das wirkt immer noch nach.


[Nils Behrens] (8:11 - 8:17)

Würdest du denn da sagen, dass der Raum für Selbstbefriedigung auch in einer glücklichen, erfüllten sexuellen Beziehung trotzdem da ist?


[Gianna Bacio] (8:18 - 8:58)

Ja, unbedingt. Ja, voll. Das ist eigentlich die Grundlage, finde ich.


Also es ist eigentlich sowas wie die Basis und darauf kann eine gemeinschaftliche Sexualität aufbauen. Ich glaube, einige haben Angst irgendwie davor, dass es das wegnehmen könnte oder dass es dann vielleicht sowas wie Fremdgehen ist, Pornokonsum ist ja dann auch nochmal so ein Thema, wenn das genutzt wird zur Masturbation, dass das etwas Schlechtes ist. Aber grundsätzlich ist es ja etwas, was uns auch mit uns selbst verbindet, was uns in Erregung führt und wo wir auch ganz viel über uns selbst lernen können, wie wir angefasst werden wollen, wo wir etwas spüren in unserem Körper, ist ja auch total unterschiedlich und das können wir im besten Fall auch einer anderen Person weitergeben.


Also ich finde, es hat nur Vorteile.


[Nils Behrens] (8:59 - 9:11)

An der anderen Person weitergeben ist eigentlich ein sehr gutes Stichwort für meine nächste Frage. Was würdest du empfehlen? Sind so die ersten Schritte, um mit dem oder der Partnerin mal über seine persönlichen Bedürfnisse und sexuelles Verlangen zu sprechen?


[Gianna Bacio] (9:11 - 10:42)

Ich glaube, der erste Schritt wäre, das gar nicht im Bett an sich zu tun, also nicht beim Sex darüber zu sprechen, zumindest nicht die großen Dicke anzusprechen, sondern eben außerhalb des Bettes, vielleicht ganz oder bestenfalls in einer entspannten Atmosphäre bei einem Kaffee, dass man darüber gemeinsam spricht und von sich zu sprechen. Also nicht, du machst ja immer so und das finde ich scheiße, sondern ich fände es total schön, wenn wir mal in Zukunft Stillete machen. Oder mir gefällt es immer voll gut, wenn du mich da und da berührst.


Oder was zum Beispiel auch eine ganz gute Formulierung ist, wie wäre es denn eigentlich mal, wenn wir... und dann könnte was folgen. Also generell ich- Botschaften zu senden, das eher außerhalb des Bettes zu machen, vielleicht auch das Ganze vorher anzusprechen und dann zu terminieren, also dass man sagt, hey, lass doch mal Dienstagabend um 8 Uhr darüber sprechen, das sind die Kinder im Bett, da machen wir genug Zeit, dass wir darüber sprechen können.


Ja, weniger Vorwürfe machen, sondern eher von sich aussprechen und konstruktiv bleiben. Und der Spaß darf natürlich auch dabei nicht fehlen, also deswegen finde ich es zum Beispiel auch ganz gut, wenn es total schwer fällt, darüber zu reden, vielleicht das irgendwie mit Hilfe zu machen, also mit Hilfe von Spielkarten oder so, dass man ins Gespräch kommt, dass man gar nicht von sich selbst direkt redet, sondern das steht ja jetzt da auf der Karte, also frage ich dich, magst du eigentlich Analsex oder so?


[Nils Behrens] (10:43 - 10:53)

Das finde ich lustig, bei den allerersten Kontakten, die ich witzigerweise mit deinem Account machte, waren diese Spielkarten, das heißt, die wurden mir irgendwie in meine For-You-Page eingespielt, warum auch immer?


[Gianna Bacio] (10:55 - 10:57)

Du weißt, wer dein Alghoritmus füttert.


[Nils Behrens] (11:01 - 11:03)

Aber die gibt es also nicht mehr, oder?


[Gianna Bacio] (11:03 - 11:36)

Die gibt es jetzt so nicht mehr, das hat wirtschaftliche Gründe des Unternehmens gehabt, mit dem ich da zusammengearbeitet habe, aber die Idee finde ich, voll klasse, deswegen konzipiere ich gerade eben auch wieder so ein Karten-Spiel, weil das total ankam, die Leute, die sagen ja auch, ah cool, endlich kann ich da mal leichter ins Gespräch kommen, endlich haben wir mal so eine spielerische Art und Weise, dass es dann nicht immer gleich diese Ernsthaftigkeit und diesen Druck irgendwie hat, weil für Tüdelüs ist es ja auch total ein Mug aus, wenn sie hören, ich spiele jetzt heute Abend mit dir über Sex sprechen, und so ist es dann was total Lustiges und Leichtes.


[Nils Behrens] (11:36 - 11:45)

Jana, was würdest du denn empfehlen, wenn man generell merkt, dass die sexuelle Beziehung anfängt, sich so ein bisschen abzuschwächen? Was gibst du da den Paaren für einen Tipp, um wieder ein bisschen mehr zueinander zu finden?


[Gianna Bacio] (11:47 - 14:27)

Also erst mal ist, glaube ich, wichtig, sich da klarzumachen, dass das jetzt nicht ein Versagen ist oder irgendeine Schwäche der Beziehung, sondern, dass es was total Normales ist. Das geht den meisten so, dass die sexuelle Anziehung nachlässt, dass die Lust eventuell auch nachlässt und auch die Häufigkeit von Sex. Und dass man dann gucken darf, wie man weitermachen, dass man eben auch für sich verstanden hat, dass Liebe oder auch Lust etwas ist, für das man arbeiten darf.


Weil ich glaube, das Schwierigste ist halt, dass wir so vielen Mythen aufersessen sind, also dass wir so viele Mythen glauben, wie zum Beispiel, dass Lust einfach spontan kommt. Das ist halt Bullshit, ehrlich gesagt. Also das ist halt was, was am Anfang einer Beziehung ganz gut funktioniert, weil da halt diese Verliebtheitsphase ist.


Wir sind ja so im richtigen Rausch von Hormonen und deswegen haben wir da eine große Anziehung auch der anderen Person gegenüber. Aber das lässt halt mit der Zeit nach. Da wird aber relativ wenig geredet, dass das halt eigentlich total normal ist.


Und dann ist halt die Herausforderung, nach wie vor für diese Anziehung zu sorgen. Und das wäre auf jeden Fall mal total, wenn das viele verstanden haben, dass das erst mal total normal ist. Ja, und sich dann wieder Lust zu machen, sich auch Zeiträume dafür zu nehmen.


Also es fängt ehrlich gesagt immer eigentlich damit an, eine Mythen aufzumauern. Weil eben auch, dass man Sex ja auch terminieren kann. Also dass man sich da auch im Termin versetzt und sagt, wir haben bei mir zum Beispiel immer Freitag, sind wir Freitag, ist sexy time. 


Und was darüber das bedeutet. Ja, also wir haben Sex im Termin. Ja, weil das wirklich, ich denke halt immer so, vor allem wenn auch Kinder da sind, wie wahrscheinlich ist das bitte, dass bei zwei völlig verschiedenen Lebens- und Tagesabläufen und dann auch noch mit einem, das haben wir ja eben auch schon gehört, mit einem individuellen Zyklus und wir haben Stress, wir sind vielleicht, wir arbeiten und haben Kinder.


Also es ist einfach ja total viel, was uns ablenken kann. Wie wahrscheinlich ist es da, dass wir da beide auch noch zur gleichen Zeit Bock aufeinander haben. Die Wahrscheinlichkeit geht gegen Null.


Und das erleben wir auch viele in ihrem Alltag. Und deswegen finde ich es total legitim zu sagen, warum nicht Sex noch terminiert haben, wenn es ansonsten eben super unwahrscheinlich ist, dass wir Sex miteinander haben. Ja, das gehört aber damit dazu, sich von diesen gesellschaftlichen Vorstellungen zu lösen, dass Sex etwas so romantisches ist, was dann einfach die Lust kommt zu über, und so, ja wir fallen übereinander herein und reisen uns die Kleider vom Leib. Das ist halt vollkommen unrealistische, zumindest in der Langzeitbeziehung.


[Nils Behrens] (14:27 - 14:45)

Wir hatten ja mal die… im Podcast, die haben dann das rausgebracht, wenn man nicht mindestens alle 14 Tage Sex hat, dann stimmt irgendetwas nicht an der Beziehung. Dann fingen die… erstmal an nachzurechnen. Aber aufgesehen davon, würdest du auch sagen, dass man das zu einem Zeiträumen festmachen würde?


[Gianna Bacio] (14:48 - 16:05)

So würde ich das glaube ich nicht sagen. Ich glaube, dann ist auch mal die Frage, was ist denn eigentlich unsere Definition von Sex? Ich glaube, da habt ihr wahrscheinlich auch irgendwelche Bilder im Kopf, und für viele ist es ja dann so dieser Akt, wenn wir jetzt vom heterosexuellen Beziehung sprechen, den Akt der Penetration.


Das ist für viele Sex. Da muss man ja auch oft dazu sagen, das ist eigentlich nicht die erfolgreiche Strategie, um als Frau zum Beispiel zum Höhepunkt zu kommen. Da gäbe es aber ganz viele andere super Strategien, die viel besser funktionieren.


Aber genau, was könnte denn sonst eigentlich Sex sein? Und für viele ist ja gar nicht so sehr der Sex an sich essenziell in einer Beziehung, sondern die Verbindung, die der Sex schafft. Also die Verbindung wäre dann eher artisch.


Und vielleicht kann man sich oder sowieso einfach komplett Ziele rausnehmen, sondern einfach, wir schaffen uns RAum und Zeit für Intimität. Und das kann ja auch bedeuten, dass wir uns gegenseitig massieren. Und das kann auch bedeuten, dass wir uns einfach nur nackt nebeneinander legen und uns anschauen oder uns was erzählen.


In meiner Welt kann Sex so viel mehr sein als eben dieser Akt der Penetration. Ich habe eben gesagt, Freitag ist bei mir Sexy Time. Das heißt aber nicht, dass da jetzt Penetration stattfinden muss, sondern es passieren sexy Dinge, die für mich als sexy gelten.


[Nils Behrens] (16:06 - 16:20)

Viele Leute sagen ja, ich habe Lust, aber ich habe keine Zeit. Und wie schafft man es dann, zwischen Stress, Kinder, To-Do-Listen und allem Drum und Dran, quasi da wieder zueinander zu finden? Würdest du schon sagen, terminieren ist da eine der Lösungen?


[Gianna Bacio] (16:21 - 17:32)

Das könnte eine Lösung sein. Und sich auch eben zu sagen, dass wir uns Zeit füreinander nehmen, also dass wir uns Zeit schenken. Weil ich glaube, Zeit ist eigentlich der wichtigste Faktor und wir räumen den dann vielleicht für andere Dinge ein und sagen, das ist jetzt aber irgendwie wichtiger, das muss jetzt voranstehen.


Aber das ist auf jeden Fall etwas Wichtiges. Und sich auch Aufmerksamkeit im Alltag zu schenken. Wenn wir jetzt erwarten, dass wir uns im Alltag relativ wenig berühren und auch gar nicht irgendwie richtig sehen, nur Absprache treffen, wie wir jetzt den Tag gestalten und dann aber erwarten, dass wir jetzt eben abends dann voll Bock aufeinander haben, ist auch das ehrlich gesagt unrealistisch.


Also auch im Alltag Aufmerksamkeit schenken, sich zu berühren. Vielleicht auch mal, wenn man sich jetzt im Flur begegnet, zu stehen bleiben, sich anschauen. Aha, ich sehe dich, signalisiere ich ja damit.


Oder auch so kleine, intime Momente, die vielleicht irgendwie voll banal jetzt klingen, aber wie, keine Ahnung, neben nebenander Zähneputzen und sich dabei im Spiegel irgendwie anzuschauen und einfach von früher eigentlich wieder aufleben lassen. Das verändern wir im Alltag gar nicht. Und das macht aber total viel aus, um wieder Intimität zu schaffen.


[Nils Behrens] (17:33 - 17:46)

Lustigerweise ist das meine nächste Frage. Was sind die unterstätztesten Alltagsmomente, die sexy sein können, die man quasi sie auf meiner Beziehung einbauen kann? Da hattest du ja schon gesagt, das sind die Augenkontakte, das sind wahrscheinlich grundsätzliche Möglichkeiten der Berührung.


Genau.


[Gianna Bacio] (17:48 - 18:53)

Ja, vielleicht auch wirklich mal bewusst miteinander zu kochen. Ich muss da jetzt mir auch gerade selber in die eigene Nase packen, dass ich mich da nicht darüber aufrege, dass da da alles irgendwie rumsteht, sondern ja, wirklich das dann mal diesen, das auch zu genießen, dass wir das jetzt gemeinsam machen. Oder auch mal ganz verrückt irgendwie einen Spaziergang zusammen machen.


Und dabei Händchen haltend herumlaufen, wenn man sich was erzählt. Eigentlich sind das oft so Sachen, die wir früher so selbstverständlich dann am Anfang einer Beziehung gemacht haben würden, dieser Verliebtheitsgasen, die wir aber mit der Zeit verlieren, weil eben der Alltag irgendwie dazwischen kommt und weil wir denken, andere Sachen sind wichtiger. Und was natürlich auch mit dazu gehört ist, und ja, auch Shame on me selbst, weil wir sind halt viel auch am Handy.


Also wenn man das auch mal weglässt, diese ganze Zeit, wie viel Raum und Zeit dann auf einmal bleibt, die man dann doch miteinander verbringen könnte. Also manches ist glaube ich auch so ein bisschen, habe ich mittlerweile das Gefühl, so vorgeschoben, weil ich eigentlich was habe, was ich zumindest für wichtiger halte als den Sex in der Beziehung. 


[Nils Behrens] (18:53 - 19:18)

Ja, Handy finde ich ein gutes Thema, weil früher haben wir gesagt, der größte Lust-Killer während dem Fernsehen im Schlafzimmer und da waren alle ihren Fernseher mit dabei. Also das ist ja das Problem, was man auf jeden Fall sehen muss. Wenn du jetzt sagen würdest, es gibt so einen Tipp, den du jetzt den Paaren auf den Weg geben würdest, damit sie mal wieder ein bisschen frischen Wind in ihr Beziehungsleben, in ihr Schlafzimmer kriegen würden, hättest du ja so einen und sagst, probier das mal aus, dann verändert sich was?


[Gianna Bacio] (19:19 - 19:42)

Ich glaube, das, was den größten Impact hätte, wäre, wirklich zu sprechen. Das ist aber schon für viele so, ja komm, sag mal so was Richtiges. Also auf jeden Fall erstmal darüber reden, über die eigenen Bedürfnisse, über die eigenen Wünsche zu sprechen.


Aber ich glaube, was auch viel bringen könnte, ist wirklich mal so ein Rollenspiel oder Rollentausch zu machen. Und damit meine ich jetzt nicht irgendwie...


[Nils Behrens] (19:42 - 19:43)

Umschnalldildo?


[Gianna Bacio] (19:44 - 20:47)

Ja, Umschnalldildo kann auch sein, dass man damit auch die Rollen tauscht. Ne, ich meine aber jetzt auch nicht so das typische, wie dass ich jetzt in Hundekostüm gehe und mich wieder da rummache und was, sondern ich meine das erst in der Körpertherapie macht man das auch häufig, da gibt es eine sogenannte Bossy-Massage, also dass ich ansage, wie ich jetzt berührt werden will. Also wir tauschen jetzt mal Rollen, dass ich dann wirklich mal komplett in die passive Rolle, in die aktive Rolle gehe.


Ich liege jetzt passiv da und du, also die andere Person darf das machen, was ich sage. Und das ist für viele so, so schwer und das macht aber so viel, wenn das jetzt nur aus mir alleine rauskommt, weil das fällt vielen total schwer. Die lassen eher mit sich machen, sagen dann hinterher, der Sex war scheiße oder der ist schlecht im Bett oder sowas.


Aber dass wir mit dazu beitragen können, dass es gut wird und dass wir ja selber auch sagen können, was uns gefällt, das verlieren wir halt auch häufig und das macht total viel aus. Also das meine ich mit Rollentausch, das mal ausprobieren.


[Nils Behrens] (20:49 - 20:55)

Wo ich jetzt schon so von Sex-Toys gesprochen habe, ist das etwas, was du grundsätzlich empfiehlst oder wie ist dein Zugang dazu?


[Gianna Bacio] (20:57 - 21:55)

Ich finde es auf jeden Fall gut oder eine Möglichkeit. Ich glaube, wenn man sich nur darauf verlässt, kann es irgendwann dazu führen, dass ich dann gar nicht mehr auf andere Arten zum Orgasmus kommen kann. Also ich denke jetzt gerade an den sehr starken Vibratoren, die einen Reiz auslösen, die eine Hand niemals hinkriegen würde. Und wenn man das jetzt dann nur macht, dann trainiert man seinen Körper darauf, dass man nur damit zum Wirken kommen kann. Das ist aber alles reversibel, also man kriegt keine Gedanken, wenn man es dann wieder weglässt, dann geht es aber auch wieder rückläufig.


Genau, deswegen glaube ich, dass das eine gute Möglichkeit ist, wenn man zum Beispiel effizient zum Höhepunkt kommen will, dass man das auf jeden Fall macht. Oder es gibt ja auch andere Toys, du hattest ja jetzt schon gesagt, kann auch eine super Möglichkeit sein, um in den Rolltausch zu gehen. Dass ein Mann das auch mal erlebt, wie ist das eigentlich, penetriert zu werden und was macht das eigentlich mit mir?


Das ist aber noch mal ein Thema für sich. Und dann geht es natürlich ganz viele andere Toys darüber hinaus. Aber ja, ich finde es auf jeden Fall eine Möglichkeit.


[Nils Behrens] (21:56 - 22:42)

Mir hat tatsächlich neulich beim Abendessen eine Freundin, die war hier auf Geschäftsreise und mir erzählt, dass sie schon total verzweifelt ist, weil sie ihren Womanizer vergessen hat. Und sagt eben halt, dass das für sie ein Problem ist. Dieses Gerät wurde ja mal wirklich aufgrund des Gender-Orgasmic-Gap gefunden, weil 65% der Frauen nicht zum Orgasmus kommen bei der Penetration.


Momentan sind es ja immer 99%. Also von daher, ich hätte da tatsächlich, wenn ich jetzt sozusagen wüsste, dass meine Partnerin da eben jemanden benutzt, dass ich dann sage, vielleicht genüge ich der dann ja auch gar nicht mehr. Also das ist glaube ich schon etwas, wenn man so ein effizientes Gerät hat, dass man dann irgendwann vielleicht als Mann so ein bisschen abfällt.


[Gianna Bacio] (22:44 - 23:37)

Ja, also ich glaube, wir können es halt immer viel abgucken von Toys auch. Das vielleicht eher als Möglichkeit zu sehen. Aber was macht denn dieses Toy eigentlich da genau, dass ich da so zuverlässig zum Höhepunkt komme?


Und es ist ja letztendlich, wenn wir jetzt mal bei dem Womanizer bleiben, eben so eine saugende Funktion, die der ja hat, was ja eigentlich nachgemacht ist vom Oralsex, ist es ja imitiert worden. Und das könnte man sich schon zunutze zu machen. Also genau, ich würde es vielleicht auch eher als Möglichkeit sehen und gar nicht unbedingt als Gefahr.


Da habe ich ja auch schon was von dem Begriff Penisnight gehört. Aber das ist halt, wenn wir uns bewusst machen, dass Selbstbefriedigung halt ja eine anständige Form der Sexualität ist und nichts, was die partnerschaftliche Sexualität negativ beeinflusst, dann ist es glaube ich völlig klar, dass das eigentlich keine Konkurrenz machen kann.


[Nils Behrens] (23:38 - 23:44)

Welche Mythen rund um Sexualität hörst du immer wieder und mit welchen würdest du gerne mal aufräumen oder beziehungsweise sie entzaubern?


[Gianna Bacio] (23:45 - 25:16)

Ja, wo fange ich an, wo höre ich auf? Also da geht es einfach so viel. Ich glaube, der erste Mythos, oder habe ich ja auch schon gesagt, also dass Lust immer total spontan passiert, das finde ich stimmt halt überhaupt gar nicht.


Sondern man darf ruhig gucken, wie bekomme ich eigentlich Lust, in welchen Situationen kriege ich Lust. Wenn ich zum Beispiel merke, mein Alltag, der Stress und wenn ich Kinder immer hier um mich habe, dann komme ich nicht in Lust. Ja, dann muss ich die Bedingungen ändern, damit ich jeder in lustvolle Situationen komme.


Dann, dass Sex immer spontan passieren muss. Dann ist noch so ein Mythos, dass auch Männer häufiger Sex wollen als Frauen. Das ist auch ein Mythos, stimmt so auch nicht und führt ja auch dazu, und das ist ja auch so die patriarchalen Strukturen, in denen wir leben, die tun beiden oder allen Geschlechtsamt ja nicht gut.


Das finde ich, da zeigt sich das auch wieder so wunderbar dran, weil wenn wir glauben, dass Männer immer mehr Lust haben, lastet ja auf Männern auch immer der totale Druck. Ich muss immer können, ich muss abliefern können, der muss immer stehen und so. Das ist ja auch Quatsch.


Erstmal hat man als Mann nicht immer Lust, der steht auch nicht immer wie eine Eins, der kann auch mal die Erektion verlieren. Und wenn wir uns davon auch mal lösen, merken wir auch so, wenn wir feministisch sind und wenn wir diese patriarchalen Strukturen ablegen, da kommen alle Geschlechter was davon. Ich frage mich ja immer, wie so fett es Männern eigentlich so stört, zu sagen, ich bin Feminist.


Das ist eigentlich, ja, zeigt sich auf jeden Fall in der Sexualität wie in ganz vielen anderen Bereichen, da finde ich aber ganz besonders deutlich.


[Nils Behrens] (25:17 - 25:22)

Was noch so, was fehlt in der heutigen Sexualerziehung oder beziehungsweise womit würdest du sofort aufhören?


[Gianna Bacio] (25:23 - 26:38)

Ja, gar nicht unbedingt aufhören, ich würde noch andere Sachen ergänzen. Also was wir in der Sexualerziehung lernen an Schulen ist ja, wie benutze ich ein Kondom? Also wie vermeide ich Schwangerschaft und wie vermeide ich Krankheiten?


Und dann vielleicht noch so grundsätzlich die Funktion, wie funktioniert eigentlich Sex oder das, was viele von Sex verstehen. Und was aber fehlt, ist zum Beispiel sowas wie Kondens. Wie kläre ich eigentlich einvernehmlichen Sex oder überhaupt Einvernehmlichkeiten?


Was ist das eigentlich? Wie sage ich eigentlich ja, wie sage ich nein? Das ist total wichtig und das wird uns aber gar nicht beigebracht und deswegen fällt uns das auch so schwer, nein zu sagen.


Das wäre zum Beispiel was, was super, super wichtig ist. Da natürlich über unterschiedliche Beziehungsmodelle zu sprechen, über unterschiedliche sexuelle Orientierung auch zu sprechen, da auch aufzuklären, Vielfalt zu zeigen, Diversität zu zeigen, das wäre mir total wichtig. Also das würde ich auf jeden Fall noch alles ergänzen.


Und dann natürlich das ganze Thema emotionale Intelligenz. Also wie zeige ich meine Gefühle? Wie merke ich eigentlich, was ich will?


Das sind eigentlich, finde ich, die Basics, die wir aber null an Schulen lernen. Das ist ja gar nicht speziell Sexualkunde im Unterricht, sondern ich finde, das gehört eigentlich als grundsätzliches Basic mit dazu.


[Nils Behrens] (26:40 - 27:31)

Viele von denen, insbesondere Gen-Z, haben ja dann das ganze Thema Sexualität, weil es eben halt so schlecht in der Schule erklärt ist, dann eben halt über entsprechende pornografische Plattformen auch gelernt und haben dadurch natürlich auch ein Bild vermittelt bekommen. Also ich sage jetzt mal so, viele Leute waren immer überrascht, dass eines nicht immer der Mann ins Gesicht der Frau ejakuliert. Das sind natürlich alles so Themen, die davorgelegt werden.


Was natürlich dann zum einen ein falsches Bild vermittelt, zum anderen aber glaube ich auch tatsächlich den Druck insbesondere dann auch wieder auf die Männer vielleicht in dem Fall erhöht. Auf der anderen Seite sind diese Filme ja alle darauf ausgerichtet, in erster Linie Lust für den Mann sozusagen zu zeigen, sage ich mal so und von daher wahrscheinlich auch wenig auf die Frau eingegangen wird. Wie würdest du jetzt sagen, geht man mit diesem Generationsproblem um?


[Gianna Bacio] (27:33 - 29:15)

Auch da würde ich nicht grundsätzlich sagen, dass wir jetzt Pornos verbieten müssen, das nicht. Aber dass wir besser auf Pornos vorbereitet sind, weil dass unsere Kinder und das Jugendliche damit in Kontakt kommen, das steht halt außer Frage. Die kommen halt jetzt schon sehr viel früher damit in Kontakt, als wir das früher noch sind.


Bei meiner Generation war es zumindest noch so, dass wir erst sexuelle Kontakte hatten und dann erst Pornografie konsumiert haben. So war die Reihenfolge. Weiß ich nicht, wie es bei dir war.


Wir sehen erst Pornografie und haben dann sexuelle Kontakte und das kann halt zu Herausforderungen kommen, so will ich es mal formulieren. Genau, die Frage ist halt, auf welchen Boden fallen diese Bilder? Weil sie sind natürlich sehr stark, aber wenn wir jetzt sowieso schon gelernt haben, also wenn wir sowieso einen Pornoführerschein eigentlich gemacht haben und wir haben gelernt, okay, das ist jetzt nicht die Wirklichkeit, die du da siehst.


Das ist schon extra drastisch dargestellt. Du siehst da in der Regel große Penisse, du siehst auch oft in den Mainstream-Pornos große Brüste und so. Das ist nicht die Realität.


Es gibt eben Diversität. Also wenn das jetzt auf so einen fuchtbaren oder dupen Boden fällt, dann ist Pornografie gar nicht per se schlecht, weil dann kann man das einordnen. Dann weiß man noch, okay, ich weiß, wie ich sie einsetze.


Ich nutze sie halt, um Erregung zu gewinnen und dann ist es eigentlich gar nicht so das Thema. Aber es gibt eben ja auch da Verhaltensauffälligkeiten in Bezug auf Pornografiekonsum und das ist eben vor allem dann, wenn wir nicht wissen, wie wir die Bilder eigentlich einordnen und wenn wir eben nicht die Aufklärung haben, dann wird es schwieriger.


[Nils Behrens] (29:15 - 29:20)

Was hast du persönlich durch deine Arbeit gelernt? Also sowohl Emotional als auch körperlich?


[Gianna Bacio] (29:22 - 30:21)

Also ich würde sagen, dass ich durch meine Arbeit vor allem viel besser gelernt habe, wie mein Körper funktioniert, übrigens auch wie mein Zyklus funktioniert und wo ich Berührung gut an meinem Körper finde, wo ich sie weniger gut finde. Ich habe viel mehr gelernt, auch Nein zu sagen. Das ist nach wie vor noch ein Struggle, aber I'm on my way.


Und genau, das spielt ja jetzt eigentlich schon direkt mit rein, so in die ganze metall- oder emotionale Sache. Also, dass ich noch mehr gelernt habe, zu dem zu stehen, was ich gut finde, dass ich das wichtig finde, dass ich es wichtig finde, über Sexualität zu sprechen und ja, dass wir nur so eigentlich die Scham überwinden können. Und ich will da als gutes Beispiel vorangehen und dass, ich glaube, letzten Endes ist alles, was wir machen, auch immer so zu einem gewissen Teil Therapie an uns selbst und mir hilft es auf jeden Fall total, dass ich über das Thema Sexualität spreche.


[Nils Behrens] (30:22 - 30:30)

Das bringt mich direkt zu meiner nächsten Frage. Gab es irgendwann mal eine Nachricht oder eine Begegnung, die dir besonders hängen geblieben ist, wo du jemanden vielleicht sehr geholfen hast?


[Gianna Bacio] (30:31 - 31:05)

Ja, also die Momente gibt es auf jeden Fall immer wieder. Ich glaube, wo ich selber so merke, wow, das hat ja jetzt echt einen ganz guten Impact, ist, wenn die Leute wirklich ins Gespräch miteinander kommen. Also, wenn ich dann Nachrichten bekomme wie wow, vielen Dank, dass du da so offen drüber sprichst und mit so einer Leichtigkeit jetzt fällt es mir auch viel leichter da mit meinem Partner oder mit meiner Partnerin drüber zu sprechen.


Und jetzt haben wir zum Beispiel kürzlich dann folgendes Gespräch gekürt und das war total hilfreich. Das finde ich, ist immer am krassesten, wenn ich die Nachrichten bekomme. Da denke ich immer so, krass, das funktioniert ja wirklich.


Ich kann es mir gar nicht erlauben.


[Nils Behrens] (31:06 - 31:46)

Ja, toll. Ich fand es ganz interessant, diese Offenheit darüber zu sprechen. Die Sidney, die bei mir im Podcast war, die hat zwei Kinder, der eines ist 14, voll in der Pubertät und der kommt irgendwie jeden Tag aus der Schule mit einem tausend Fragen.


Und ich weiß nicht, wie es euch geht, aber bei mir war es damals immer separat clinched, einfach, wenn ich dann so Filme geguckt habe mit meinen Eltern und da gab es, also wenn die sich schon geküsst haben, war es schon so. Aber wenn dann auch so sexy, da hatte ich immer noch ein schlechtes Gefühl, mit meinen Eltern zu gucken. Würde mich mal interessieren, also ich fand es sehr überraschend, dass sie das mit ihren Kindern so offen macht.


Sie sagte, das haben aber ihre Eltern auch schon so vorgelebt.


[Gianna Bacio] (31:47 - 31:47)

Okay.


[Gianna Bacio] (31:51 - 32:19)

Nein, meine nicht unbedingt. Also doch, meine Mutter, die tut dann auch manchmal total darauf mit, sie konnte darüber alles sprechen früher, aber mein Vater, der ist da auch total verklemmt und also das weiß ich auch noch, dass die Szenen immer super unangenehm waren, aber ich versuche da jetzt auch ein gutes Beispiel vor. Mein Sohn ist seit sechs Jahren alt und ich habe das Gefühl, der traut sich soweit alles zu fragen, aber der ist ja auch irgendwie umgeben von allen möglichen Büchern und Penissen.


[Nils Behrens] (32:23 - 32:34)

Ein interessanter Aussatz. Ich komme schon zu meiner letzten Frage. Was würdest du Menschen sagen, die das Gefühl haben, ich würde ja gerne über Sex reden, aber ich kann nicht.


[Gianna Bacio] (32:35 - 33:10)

Erstmal, dass es halt wohl verständlich ist, das geht den meisten von uns so und uns ist es halt völlig in die Wiege gelegt, dass wir darüber sprechen, sondern wir dürfen das lernen und dass es immer beim ersten Mal auch komisch sein wird. Das ist so wie das erste Mal Autofahren, alles was wir zum ersten Mal tun, fühlt sich erstmal super ungewohnt an und deswegen hilft es ja nur, wenn man das immer und immer wieder tut, damit man da ein gewohnteres Gefühl mitbekommt und dann wird es auch leichter, aber die Angst zu spüren, trotzdem machen wir vielleicht so der Tipp.


[Nils Behrens] (33:10 - 33:20)

Für alle, die mehr von Gianna hören wollen, dem sei nicht nur ihr Instagram-Account empfohlen, sondern auch ihre Bücher, sowie ihr Podcast, der heißt nämlich Hotstar. Vielen Dank, dass du da bist.


[Gianna Bacio] (33:21 - 33:21)

Danke.


[Nils Behrens] (33:28 - 33:30)

Was ist dein Lieblingssupplement?


[Gianna Bacio] (33:31 - 33:37)

Ja, also ich glaube, was ich nicht weglassen möchte, ist Eisen. 

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